Aufgrund der vor Kurzem herausgebrachten Folge vom Y-Kollektiv mit dem Titel "Sexpuppen mit kindlichen Zügen: Anreiz oder Präventionsmaßnahme für Pädophile?" habe ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht, wie ich selbst denn eigentlich zu der Thematik stehe.

Auf die rechtlichen Aspekte möchte ich in meinem Beitrag nicht allzu sehr eingehen, da hat sich Sirius schon einige Male in seinen Sonntagskisten soweit wie möglich zu geäußert. Ich möchte hier einmal ein wenig auf den Beitrag vom Y-Kollektiv selbst eingehen.

Schade finde ich, dass solche Reportagen fast immer von Menschen erstellt werden, die sichtbare Berührungsängste mit der Pädophilie haben. Das Erste was einem nämlich entgegenspringt ist der persönliche Schock und die Abscheu von Frau Schulz. Kindlich wirkende Sexpuppen – sowas darf es doch nicht geben. Klar, so denken sicher die meisten Zuschauer die auf dieses Video klicken, aber muss man das wirklich noch zusätzlich bestärken?

Darüber könnte man ja noch hinwegsehen – viele Menschen haben ihre Probleme mit der Neigung zu Kindern – aber die Journalistin scheint sich davon abgesehen auch kaum mit der Thematik als solches auseinandergesetzt zu haben.

Besonders hervorzuheben ist: Die gezeigten Puppen haben alle ein eindeutig erwachsenes Körperschema – etwas, das Pädophile überhaupt nicht anspricht. Das kann man gar nicht oft genug betonen.

Es wird hier also die Verbindung zur Pädophilie allein mit der Körpergröße, nicht mit dem Körperschema begründet. Die "Entrüstung" über die Körpergröße einiger Puppen (die wohl häufig auch praktischen Gründen geschuldet ist, wie der Hersteller an einer Stelle ebenfalls erwähnt), zeigt eher Frau Schulz' Unkenntnis der Sexbranche im Allgemeinen. Vielleicht hat sie aber auch bloß vergessen, dass nicht alle Frauen, wie sie, 1,80m groß sind...

Zierliche und kleine Körper mit großen Brüsten sind ein weit verbreitetes heutiges Schönheitsideal in der Pornoindustrie und dieses wirkt sich damit natürlich auch auf die heutigen Sexpuppen aus. Haarlos ist der heutige Standard, Schamhaare ansprechend zu finden gilt beinahe als Fetisch und zeigt sich in gesonderten Pornokategorien. Kindliche Gesichtszüge sind das was viele Männer anspricht – ganz ohne pädophil zu sein. Es weckt den Beschützerinstinkt und ist weit verbreitet. Von all den pseudo "Teen"-Kategorien ganz zu schweigen.

Insbesondere die gezeigten Puppen entsprechen zudem stark dem asiatischen Ideal, das immer mehr auch in Ländern wie Deutschland Anklang findet, aufgund der Beliebtheit der Anime/Mangaszene. Kindlich wirkende Kleidung, wie Schuluniformen (auch mit Accessoires wie Teddybären) sind z.B in Japan ebenfalls nicht ungewöhnlich. Diese Männer sind wohl kaum alle pädophil – da wären wir bei weit höheren Schätzungen als 1-2% Betroffene. Die gezeigen Puppen haben also so gar nichts mit Pädophilie zu tun und auch nur in wenigen Fällen mit Hebephilie.

Was genau will man mit dieser Reportage eigentlich erreichen...Betroffenheit? Mitleid? Mit wem – Puppen? Pädophilen? Neutrale Aufklärung ist es jedenfalls nicht und ich habe das Gefühl diese Dokumentation ist nur als weiteres Futter für den Ekel der Gesellschaft unserer Neigung gegenüber gedacht.

Der Verkäufer der gezeigten Sexpuppen, Manfred Scholand, wirkt auf den ersten Blick abgeklärt, (die Aussage, dass die pädophile Neigung eine Krankheit wäre, ignoriere ich hier mal...) und sagt zuerst auch, dass es ja besser wäre, wenn seine vermeintlich pädophile Kundschaft sich kindliche Puppen zu Nutzen macht anstatt sich an echten Kindern zu vergehen, rudert aber später als er sich noch einmal mit Frau Schulz trifft zurück und sagt: "Wenn jemand 'ne kindliche Puppe anfragt, bekommt er von uns ne Absage – Punkt."

Ob er wirklich auf gesetzliche Probleme stoßen würde, wenn er keine aufreizenden Bilder der Puppen auf seiner Website zeigen würde, wird in der Dokumentation nicht abschließend geklärt. Der Anwalt der im Video dazugeschaltet wird erklärt die rechtliche Lage was Fotos und auch die sexuelle Darstellung fiktiver Minderjähriger betrifft, nicht aber die Herstellung und den Handel mit den Puppen als solches.

Letztlich kann man es dem Händler natürlich nicht allzu übel nehmen, er hat Kundschaft und seinen Ruf zu verlieren, wenn er sich "zu" positiv zum Thema Pädophilie äußert.

Prof. Dr. Beier von "Kein Täter Werden" sagt in dem Video, dass die Erfahrung mit ihren Patienten bisher gezeigt haben, dass der Gebrauch solcher Puppen nicht zu einem erhöhten Risiko übergriffig zu werden führt. Somit ist sein darauf folgender Kommentar zur möglichen Verstärkung der Wahrnehmungsverzerrung und des aus klinischer Sicht gegebenen Risikofaktors eher überflüssig. Besonders, da anschließend direkt von Frau Schulz klargestellt wird, dass es "aus ethischen Gründen" keine Forschung dazu gibt, ob der Gebrauch solcher Puppen wirklich zu einem erhöhten Missbrauchsrisiko führt..

Interessant wäre an dieser Stelle eine Diskussionsrunde zwischen den Beteiligten gewesen, alá "Hart aber fair". Das würde diese verloren wirkenden Aussagen von einzelnen Personen wie "dem Betroffenen" "dem Außenstehenden", "dem Therapeuten" etc. etwas lebhafter gestalten. Es wäre ein direkter Austausch möglich, um auf Fragen und Aussagen eingehen zu können.

Erstaunlich finde ich auch, wie hier darüber diskutiert wird, ab wann eine Puppe denn nun minderjährig aussieht, als handle es sich dabei um eine Person der man schaden könnte und die Rechte besitzt. Es geht hier immernoch um eine Puppe - ein lebloses Objekt, dessen einziger Zweck es ist gebraucht zu werden, zu genau dem Zweck den sein Besitzer wünscht. Man fragt schließlich auch nicht ob "erwachsene" Sexpuppen den Verkehr mit dem Besitzer wollen oder ob es sich hierbei um eine Vergewaltigung handelt, bzw. ob es den Wunsch nach einer echten Vergewaltigung verstärkt. Wäre vielleicht eine legitime Frage für die Zukunft, wenn solche Puppen kaum von echten Menschen zu unterscheidene Roboter wären und einen eigenen Willen und Gefühle besäßen...Aber ich schweife ab.

Zum derzeitigen Stand ist bei dieser Thematik Moral ins Spiel zu bringen jedenfalls das gleiche wie Mitleid mit gegnerischen Pixeln in einem Videospiel zu haben oder eine Holzfigur, die einem Menschen ähnelt, nicht verbrennen zu dürfen, "weil man dann ja bestimmt auch echte Menschen verbrennt".

Einig waren sich dann letzten Endes alle Beteiligten darin, dass so eine Puppe nicht "zu" kindlich aussehen darf. Die Doppelmoral dabei ist kaum zu übersehen, denn es gibt hier eigentlich bloß zwei mögliche Optionen:

Wenn der Gebrauch der gezeigten Puppen das Risiko für Missbrauch erhöht, dann wäre auch die Mischform, also "kleinere" Erwachsenenpuppen, die ein bisschen kindlich wirken, gefährlich - dazu braucht man aber zuerst mal wissenschaftliche Belege.

Oder sie erhöhen das Risiko für Missbrauch nicht - dann tun das aber auch wirkliche Kinderpuppen nicht.

Hier eine Unterscheidung zu machen ist sinnfrei und beweist, dass es dabei eigentlich um die ablehnende Haltung der pädophilen Neigung gegenüber geht und nicht um den Kinderschutz. Denn wenn es keinen Grund gibt etwas zu verbieten, denkt man sich eben einen aus ("Das verstößt gegen meine Moralvorstellungen, deshalb will ich nicht, dass es sowas gibt!"). Eine vermeintliche "Altersgrenze" für Gegenstände festzulegen ist absurd.

Ich persönlich denke, dass es recht unfair ist Pädophilen einerseits die Möglichkeit nehmen zu wollen, etwas in ihren eigenen 4 Wänden zu ihrer sexuellen Befriedigung zu nutzen das offensichtlich keinen Schaden an Kindern verursacht, mit der Begründung, dass es die Bereitschaft zum Missbrauch von Kindern erhöhen könnte, dies dann aber andererseits nicht beweisen zu wollen und/oder können.

Eventuell käme bei einer Untersuchung ja sogar heraus, dass es die Bereitschaft zu übergriffigem Verhalten senken kann. Dann wäre es doch fatal solche Puppen nicht legal anzubieten und "diese Leute damit in den Untergrund zu schieben", wie es der Verkäufer in der Reportage so schön ausgedrückt hat.

Was bei mir gefühlstechnisch zurückbleibt nach dieser Dokumentation ist, dass es wieder einmal nur darum geht, dass unsere Fantasien grundsätzlich falsch sind und sie aus einem persönlichen Ekelempfinden heraus abgelehnt werden. Die Vorstellung, dass jemand eine Puppe im Bett hat die wie ein Kind aussieht macht den Menschen Angst. Ob das die Lebensqualität pädophiler Menschen verbessern könnte, ist irrelevant - Hauptsache man verstößt nicht gegen die guten Sitten.

Abschließend möchte ich anmerken, dass es wohl den meisten Menschen sehr gut möglich ist zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Es ist die gleiche alte Debatte wie die zu gewaltverherrlichenden Videospielen oder Filmen. Ich bin deshalb der Ansicht, dass "richtige" Kindersexpuppen für den ein oder anderen Pädophilen eine gute Möglichkeit darstellen könnte, den sexuellen Anteil der Neigung zusätzlich zu ihren Fantasien zu leben, ohne damit einem echten Kind zu schaden und damit vielleicht sogar zu einem besseren Umgang mit sich und der Neigung führen kann.

Aber ich vermute, dies ist von den Meisten letzten Endes auch gar nicht gewollt. In den Köpfen vieler darf Scham und Schuld im Bezug auf die sexuellen Empfindungen der Pädophilie nicht abgebaut werden, da dies in ihren Augen das Risiko für sexuellen Kontakt zwischen Kindern und Erwachsenen erhöht. Der Gedanke, dass pädophil empfindende Menschen durchaus genauso dazu in der Lage sind zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden wie sie selbst, erscheint ihnen wohl einfach noch zu gewagt.