Titelbild zu Buchbesprechung: Peter Schult – Besuche in Sackgassen
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Warum tue ich mir das eigentlich an? Diese Frage stelle ich mir mehr als einmal, während ich mich durch das 260 Seiten lange Büchlein arbeite, durch lange selbstgefällige Passagen eines Mannes, der zur Selbstreflexion unfähig zu sein scheint, Beschreibungen von sexuellen Handlungen an viel zu jungen Jugendlichen und einem überaus obszönen Gedicht mit dem Titel „Knabenliebe“, in dem selbstverständlich eine Erwähnung von Ganymed nicht fehlen darf. Die Antwort lieferte das Buch am Ende vielleicht selber, auf Seite 250: „Dabei hat Geschichte nichts mit Nostalgie zu tun, man muß wissen, woher man kommt, um seinen Standpunkt zu kennen, und nur, wer weiß, wo er steht, weiß, wohin er gehen muss.“ Besuche in Sackgassen ist, so sehr es auch wehtut das sagen zu müssen, ein durchaus relevantes Buch, wenn es darum geht die Geschichte der Pädophiliebewegungen zu verstehen. Es handelt sich um das Opus magnum eines ideologischen Vorkämpfers der Pro-Contact (Pro-C) Ideologie, also der Ansicht, dass sexuelle Handlungen mit Kindern und Jugendlichen nicht falsch sind und nicht verboten gehören. Diesen Begriff gab es seinerzeit natürlich noch nicht, sondern ist das Ergebnis einer Pädophilenszene, die erst Jahrzehnte später langsam erkennt, dass sexuelle Handlungen mit Kindern nicht in Ordnung sind, und in der sich den bislang dominierenden Pro-C Befürwortern eine immer größer werdende Fraktion an Anti-C Ablehnenden entgegenstellt.

Gegen den Angeklagten sprach auch, daß er völlig uneinsichtig ist. Er erklärte nämlich, er akzeptiere die vom Gesetz gezogene Altersgrenze von 18 Jahren für sich nicht. (Ausschnitt eines im Buch zitierten Gerichtsurteils)

Aber fangen wir von vorne an. Peter Schult war anarchistischer Aktivist, der in den 60er bis in die frühen 80er – Jahre innerhalb der linken und der Schwulenszene um München recht bekannt war. Als Journalist arbeitete er für das linksalternative Stadtmagazin „Blatt“, brachte auch eigene Zeitschriften heraus und schrieb als freier Autor Texte, die unter anderem in der taz und beim NDR publiziert wurden. Wenn sein Name heute kaum noch jemand kennt, liegt dies sicherlich auch daran, dass er sehr offensiv die Sexualmoral der BRD angriff, offen sexuelle Beziehungen mit männlichen Jugendlichen führte und mehr als einmal wegen Sexualstraftaten gegen Minderjährige inhaftiert wurde. All dies führte seinerzeit innerhalb der linken und Schwulenszene zu weitaus weniger Widerstand, als man heute gerne vermuten würde, sodass sich diejenigen, die sich damals mit ihm solidarisierten, heute diesen Umstand wohl gerne vergessen würden.

Ganz unkontrovers waren Schults Ansichten aber auch damals nicht, sie wurden zwar nicht einheitlich abgelehnt, aber immer wieder heftig diskutiert. Besuche in Sackgassen ist eine Antwort an die Kritiker Schults, in der er selbstgefällig und großspurig seinen sexuellen Werdegang resümiert, der vor allem aus Jahrzehnten des Missbrauchs von Jugendlichen bestand, für die Schult in der Spätphase seines Lebens auch im Gefängnis nicht eine Spur von Selbstkritik oder Schuldbewusstsein zeigte. Drei Jahre, nachdem Daniel Cohn-Bendit in seiner eigenen Autobiografie davon berichtet hatte, wie ihn fünfjährige Mädchen erotisch anmachten, was er später als „dumme Provokation“ abtat, veröffentlichte Schult im gleichen Verlag seine eigene offensive Provokation. Im Gegensatz zu Cohn-Bendit hat er die sexuellen Handlungen, von denen er berichtet, aber mit Sicherheit wirklich begangen. Für ihn war der Verkehr mit Jungen ein Akt politischen Widerstandes, er sah sich als Revolutionär an, der im Bett für die sexuelle Befreiung der Jugend aus der spießigen bürgerlichen Moral kämpfte.

Ich wehre mich gegen die Gesetze und gegen die Moral, die solche sexuellen Beziehungen verbieten. Ich rufe die Jugendlichen auf, sich gegen die Bevormundung durch Staat, Eltern, Schule, Kirche und Justiz zu wehren und für sich das Recht auf Entscheidungsfreiheit zu beanspruchen.

Dabei ist die Autobiografie aus historischer Sicht teilweise durchaus interessant. Schults Werdegang war ziemlich bewegt. Er schreibt von seiner Kindheit, in der er den Zerfall der Weimarer Republik und den Aufstieg der NSDAP miterlebte, und später als begeistertes Mitglied der Hitlerjugend Hitler persönlich die Hand schüttelte. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er in der Luftwaffe, durchstreifte danach in der Nachkriegszeit als Teil einer Jugendbande das Land, mit der er weiter gegen die Besatzungsmächte kämpfte und sich mit Diebstahl und Raubüberfällen über Wasser hielt. Nach einer kurzen Haft startete er ein bürgerliches Leben, heiratete und hatte einen Sohn. Gleichzeitig machte er politische Karriere unter anderem in der FDP, bis diese ein abruptes Ende fand, nachdem seine sexuellen Verhältnisse mit minderjährigen Jungs ans Licht gekommen waren. Er flüchtete danach in die Fremdenlegion und kämpfte im Algerienkrieg sechs Jahre für die Franzosen, bis er nach München zurückkehrte und sich dort in die aufkeimende Jugendkultur und die Studentenbewegungen der 60er Jahre integrierte. Jahre verbrachte er im Untergrund auf der Flucht vor der Polizei machte als Drogendealer „Karriere“.

Zwischen den Zeilen erhält man also Einblicke in spannende Epochen, erfährt von den Pogromen gegen die Juden, von den Luftangriffen der Alliierten auf Berlin, vom Leben im zerstörten Deutschland der Nachkriegszeit, vom Algerienkrieg, von der Hippiezeit und den musikalischen Revolutionen Dylans, der Stones und später Pink Floyd, von den Ostermärschen und den Protesten gegen den Springer-Verlag, und das von jemanden, der bei all dem selber dabei gewesen war. Leider treten all diese historischen Ereignisse in den Hintergrund, das Hauptthema des Buches sind die sexuellen Erlebnisse und Verhältnisse Schults, alles andere ist sekundär.

Auch außerhalb seiner Übergriffe an Jugendlichen weckt Schult nicht gerade viel Sympathie. Zeit seines Lebens war er immer wieder in schwerste Kriminalität verwickelt: Diebstahl, Raub, Drogenhandel, Freiheitsberaubung. Schon als Jugendlicher war er an der versuchten Gruppenvergewaltigung eines Mädchens beteiligt, die nur durch das zufällige Eintreffen eines Lehrers verhindert werden konnte. In der Nachkriegszeit wurde er von Verwandten aufgenommen, die er prompt ausraubte, und sich, nachdem dies aufgeflogen war, aus dem Staub machte und nie wieder blicken ließ. In seiner Ehe war er dauerhaft untreu, und dies sogar mit dem Bruder seiner Frau. Seinen Sohn wiederum sah er vor allem als Störfaktor, er wird in seiner Autobiografie mit kaum zwei Sätzen erwähnt – den meisten sexuellen Begegnungen, die er im Buch beschreibt, räumt er mehr Raum ein als seinem eigenen Sohn. All dies erzählt er im lässigen Plauderton und findet kaum ein Wort des Bedauerns.

Ich habe nie ein richtiges Verhältnis zu meinem Sohn gehabt, mich störte das Geschrei, die Aufregungen, die ganze Arbeit, die mit ihm zusammenhing, und ich war stets froh, wenn ich zu Tagungen, Kongressen oder Vorstandssitzungen fahren konnte, außerdem war ich ständiger Delegierter der baden-württembergischen FDP für die Bundesparteitage. Und plötzlich war auch wieder die Sehnsucht nach Jungs da, der Wunsch, mit ihnen zu schlafen, was nun natürlich schwieriger war als vorher.

Nun also zu den sexuellen Begegnungen. Schult beschreibt sich selber als Päderasten, sein Interesse galt vor allem Jugendlichen. Was das genaue Alter angeht, bleibt er oft vage, lediglich an einer Stelle schreibt er, dass er für sich eine Altersgrenze von 14 Jahren akzeptiert, die er allerdings öfter auch mal unterschritt. Als sexuelles Schlüsselerlebnis beschreibt er den Oralverkehr mit einem 13-jährigen Jungen im Berliner Tiergarten, den er auf einer Arbeitsreise traf, während seine Frau mit seinem Sohn zu Hause wartete. Nach diesem Erlebnis „war es endgültig aus mit den Frauen“, und identifizierte sich seitdem als homosexuell. Zu dieser Zeit, in der er noch als Funktionär der FDP hohe Stellungen innehatte, traf er sich nur insgeheim mit Jungen, sammelte heimatlose Jugendliche auf oder nahm die Dienste von „Strichjungen“ in Anspruch – einmal direkt vor einen Termin mit dem Bundesjustizminister. Später, als er eine Wohnung in München hatte, nahm er regelmäßig Jugendliche bei sich zu Hause auf, die von zu Hause weggelaufen waren und zeigte sich mit ihnen teils offen in der Untergrundszene. Selbst im Kriegsgebiet in Algerien fand er während seiner Zeit in der Fremdenlegion zahlreiche Gelegenheiten, einheimische Jungen für Sex zu finden. Während er gleichzeitig die Handlungen des französischen Regimes stark kritisierte, beteiligte er sich selber an der kolonialen Ausbeutung der Bevölkerung. Das Buch ist voll von derartigen Widersprüchen, die Schult selber nicht zu sehen scheint.

Er ist 13 Jahre alt, hat einen Körper, wie gemalt, kein Härchen, kein Flaum, eine Haut, glatt und rein wie Marmor. Sein Vater zieht mit ihm von Stadt zu Stadt und lebt von seinen Liebeskünsten. Er versteht sie wie kein zweiter, wurde von klein auf dafür ausgebildet, aber ihn zu verstehen, ist unmöglich. Ich glaube, man kann 50 Jahre hier leben, ohne in die Psyche eines Arabers eingedrungen zu sein.

Die strafrechtliche Bewertung von Schults Taten ist nachträglich gar nicht so einfach, wie man vielleicht meinen könnte. Bis 1969 war homosexueller Geschlechtsverkehr grundsätzlich verboten, und Schult hat sich selbst dann strafbar gemacht, wenn er mal mit einem volljährigen Sex hatte. Selbst danach lag bis 1793 das Schutzalter bei Homosexualität bei 21 Jahren, und von da an bis 1994 bei 18 Jahren. Erst seit 1994 ist homosexueller und heterosexueller Geschlechtsverkehr gleichgestellt und es gilt ein einheitliches Schutzalter von 14 Jahren (mit Einschränkungen). Auch, wenn Schults Handlungen also zu seiner Zeit eindeutig strafbar waren (und er auch einige Male dafür bestraft wurde), ist dies nach heutiger Gesetzeslage nicht ganz so eindeutig.

Bei der Lektüre wird aber schnell recht eindeutig, dass Schult sich in mehrfacher Hinsicht moralisch verwerflich, und vermutlich nach heutiger Rechtslage auch strafbar verhalten hat. Da wären auf der einen Seite die Handlungen, die er mit 13-Jährigen durchführte, was auch heute als Kindesmissbrauch gewertet werden würde. Eine Zeit lang, in seiner bürgerlichen Phase, arbeitete er als Heimleiter in einem Jugendheim und verging sich dabei auch an Jugendlichen aus seiner Einrichtung, die ihm also als Schutzbefohlenen unterstanden waren. Mehrfach bezahlte er Jugendliche für Sex. Vor allem aber nahm er zahlreiche Jugendliche bei sich zu Hause auf, die kein (gutes) Zuhause hatten, zu dem sie zurückkehren konnten. Von einer Freiwilligkeit kann hier kaum die Rede sein, wenn die Jugendlichen von ihm abhängig waren und ohne ihn keinen Platz zum Schlafen oder nichts zu essen gehabt hätten. Schult selber gibt in einem seltenen Anflug von Selbstreflexion zu, dass ihn vor allem die vulnerablen Jungen anziehen, aber das verleitet ihn keineswegs dazu, auch sein Verhalten zu überdenken.

Bei mir kommt noch hinzu, daß ich eine ausgesprochene Schwäche für die von früh an mißhandelten Jugendlichen habe, die sich jeder sozialen Eingliederung widersetzen. „Normale“ Jungens reizen mich nicht. Es muß der Zug nach unten hinzukommen, das Entwurzeltsein, die kriminelle Ader, das große Abenteuer, die Leere. […] Hier liegt sicher ein pathologischer Zug, vielleicht auch ein dämonischer, aber vermischt mit echter Nächstenliebe.

Für mich ist Besuche in Sackgassen in erster Linie eine traurige Dokumentation darüber, wie sehr die BRD die Nachkriegsgeneration im Stich gelassen hat. Etwa zur gleichen Zeit, als Helmut Kentler in Berlin Jugendliche aus staatlich betriebenen Heimen mit Segnung des Senats an vorbestrafte Sexualstraftäter vermittelte, weil er der Meinung war, dass sexueller Missbrauch förderlich für ihre Entwicklung wäre, durchstreifte Peter Schult die Straßen Münchens auf der Suche nach heimatlosen Jungen, die er mit nach Hause nehmen und gegen sexuelle Gefälligkeiten eine Unterkunft anbieten konnte, und sah sich dabei als Befreier einer unterdrückten Jugend. Schult schien einen fast unerschöpflichen Vorrat an Jungen zu haben, die diesen Tausch bereitwillig eingingen, weil das Heim oder das Elternhaus, aus dem sie abgehauen sind, die schlechtere Alternative war, und sich niemand ernsthaft darum kümmerte, was mit den Jungen geschah. Auch, wenn sich die Schlinge um Schults Hals gegen Ende seines Lebens immer enger zog, konnte er lange Zeit weitestgehend ungehindert agieren, obwohl er sich hinterher auch nicht mehr wirklich versteckte. Hin und wieder wurde er zwar für ein paar Monate inhaftiert, nur um direkt nach der Haftstrafe dort weiterzumachen, wo er aufgehört hat, was er teils sogar großspurig im Gerichtssaal ankündigte.

Abends, als wir zu dritt vor dem Venezia sitzen, kommt noch ein Ausreißer an den Tisch und fragt mich, ob er bei mir schlafen könne. „Junge, meine Bude ist ja voll …“ ich zögere, da lächelt er und meint: „Wir kennen uns ja, ich habe schon mal mit Ihnen geschlafen.“ (Er sagt nicht etwa „bei Ihnen“.) […] Also nahm ich auch ihn noch mit, so daß nun drei Ausreißer bei mir wohnten. Als ich am nächsten Morgen von der Nachtschicht nach Hause kam, hielt plötzlich genau vor dem Haus der Streifenwagen vom 5. Revier neben mir, und einer der Bullen, der damals mit in meiner Wohnung war, beugte sich aus dem Fenster „Na, wieviele Ausreißer haben sie jetzt bei sich in der Wohnung?“ Ich sage „Wenn Sie es genau wissen wollen, drei.“ Da zieht er beleidigt seinen Kopf wieder ein und fährt weiter.

Peter Schult kann im heutigen Sinne nicht als pädophil bezeichnet werden. Sein Interesse galt nicht Kindern, sondern Jugendlichen und jungen Erwachsenen, er war also ephebophil, maximal hebephil. Dennoch sah er sich als Teil der Pädophilenszene, und sein Buch löste, wie er im Nachwort der 1982 erschienenen Ausgabe stolz verkündete, eine „bundesweite offene Diskussion über Pädophilie“ aus, die selbst in der FAZ und in Alice Schwarzers Emma geführt wurde. Hier zeigt sich, dass der Begriff der Pädophilie eine historische Wandlung durchgemacht hat und heute deutlich enger definiert ist als in den 70er und 80er Jahren, in denen mit dem Begriff auch oft ein sexuelles Interesse an Jugendlichen gemeint war und sich Menschen wie Peter Schult offen als pädophil bezeichneten, obwohl sie dies nach heutiger Verwendung des Begriffs gar nicht wären.

Bemerkenswert ist, dass das Buch zwar von Dutzenden sexuellen Beziehungen mit Jugendlichen berichtet, aber verhältnismäßig wenige Rechtfertigungen dafür enthält. Zwar lassen sich durchaus die üblichen Pro-C Argumente finden: es gehe um die sexuelle Befreiung Minderjähriger, meist seien sie es, die die Erwachsenen „verführen“ würden und nicht umgekehrt, und wenn daraus doch mal ein Schaden entstehen sollte, liege das nicht an den sexuellen Handlungen, sondern an der Reaktion der Gesellschaft darauf. Auch die häufig zitierten Grundpfeiler der Pro-C Ideologie, wie Wyneken, Blüher und die Päderasten im alten Griechenland, finden Erwähnung. Insgesamt nehmen diese Argumente und Rechtfertigungen aber wenig Raum ein. Schult scheint darauf zu vertrauen, dass seine Erzählungen von heimatlosen Jungs, die aus seiner Sicht völlig freiwillig zu ihm ins Bett kamen, ausreichen um den Leser davon zu überzeugen, dass seine sexuellen Handlungen moralisch nicht zu beanstanden seien und nur von bürgerlichen Spießbürgern verurteilt werden würden.

Dieser Ansatz wäre vielleicht wirkungsvoller, würde er diese Beziehungen nicht gleichwertig zu Fällen erzählen, in denen er als Jugendheimleiter mit seinen Schützlingen verkehrte, oder in Afrika Sex mit Kindern suchte, die von ihren Vätern zur Prostitution gezwungen wurden.

Ich habe auch keine Lust, mich etwa zu verteidigen, daß ich mit Jungens schlafe, ich greife vielmehr die Moral an, die dies verbietet und die für mich nicht nur verlogen ist, sondern auch bewusst mit Lügen argumentiert.

Schults Haltungen zum Schutzalter bleiben ambivalent. Zwar schreibt er auf der einen Seite, dass er ein Schutzalter von 14 Jahren für sich akzeptiert, was zumindest grob der heutigen Gesetzeslage entsprechen würde. Andererseits unterschritt er selber regelmäßig diese Altersgrenze. Man muss in andere Publikationen schauen, etwa in seine 1976 verfasste Kampfschrift „Für eine sexuelle Revolution - wider die linken Spießer!“, um zu erfahren, dass er zwar einerseits tatsächlich ein Schutzalter von 14 Jahren zu befürworten scheint („ich halte Jugendliche ab vierzehn Jahre für alt und reif genug, allein über ihre sexuellen Beziehungen zu entscheiden“), gleichzeitig aber auch zugibt, dass ihn zu dieser Einstellung seine „eigenen Bedürfnisse“ geführt haben, es aus sexualwissenschaftlicher Sicht seiner Ansicht nach keine Basis für diese Grenze gibt und er mit Bewegungen sympathisiert, die das Schutzalter grundsätzlich abschaffen wollen. Sprich: ihm reichte ein Schutzalter von 14, weil er selber vor allem auf Jungen ab 14 stand und somit alles hätte machen können, was es selber wollte, es hätte ihn aber auch nicht gestört, wenn das Schutzalter tiefer liegt oder gar nicht mehr existiert.

Überraschend ist aus heutiger Sicht außerdem, wie viel Solidarität Schult aus der linken und der Schwulenszene zuteilwurde, obwohl seine Verhältnisse zu Jungs teils ein offenes Geheimnis war. Im Nachwort beschreibt er, dass er in den frühen 80ern in mehrere unabhängige Jugendzentren in verschiedenen deutschen Städten eingeladen wurde, um dort mit Jugendlichen über Päderastie zu diskutieren. Hier scheint es noch einiges zu geben, was aufgearbeitet werden müsste.

Schult sah sich ebenso sehr als Schwuler, wie er sich als Päderast identifizierte. Noch 2006 wurde Besuche in Sackgassen im Männerschwarm-Verlag neu herausgegeben, und als Band 41 in die Bibliothek rosa Winkel aufgenommen, einer Sammlung schwuler Literatur. In dem hinzugefügten Vorwort des Historikers Florian Mildenberger resümiert dieser: „Dabei erfuhr Schult auch Solidarität, gerade von der Schwulenbewegung, die ihn als einen der Ihren ansah“. Außerdem: „Vertreter der Schwulenbewegung pochten darauf, daß die eigene Emanzipation nur Teil einer Reform des gesamten Sexualstrafrechts sein könne. Gemeinsam mit den Pädophilen machte man sich über die Verführungsthese lustig und wußte sich dabei einig mit verschiedenen linken und ökologischen Bewegungen.“ Natürlich darf man nicht pauschal alle heute lebenden Schwulen für diese bedrückende Solidarität verantwortlich machen und verurteilen, wie es etwa Vertreter:innen der AfD gerne tun. Zu bedenken ist aber, dass dies auch für heute lebende Pädophile gilt, insbesondere Anti-C Pädophile, die sich nie mit Schult und anderen, die wie er dachten und handelten, solidarisiert haben.

CC BY-SA

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1 Kommentar

Finde den Schlusssatz interessant. Die Anti-Cs haben sich nie mit den missbrauchsverharmlosenden Bewegungen in den 70ern und 80ern solidarisiert. Trotzdem kriegen sie heute den ganzen Hass ab, besonders von den Queers. Da habe ich so noch nicht drüber nachgedacht. Das kann man vielleicht auch als Versuch werten, von der eigenen Vergangenheit abzulenken und mit dem Finger auf andere zu zeigen. Demnach hätten die Queers absolut kein Interesse, ihre Vergangenheit wertfrei aufzuarbeiten - also über das hinaus, was schon an Aufarbeitung geschehen ist. Die LGBTQ-Bewegung wäre also in Teilen verbrannt (insbesondere natürlich diejenigen, die damals den Missbrauch mitzuverantworten hatten und sich heute dazu ausschweigen), während die MAP-Bewegung hingegen eine weiße Weste hat. Dabei muss es bleiben. Ich bin so naiv, zu hoffen, dass dann irgendwann mit der Anti-MAP-Rhetorik in den Medien Schluss sein muss, weil die Queers das Thema ja nicht ewig totschweigen können.

Sirius

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Mein Name hier ist Sirius – angelehnt an den Doppelstern im Großen Hund. Ich bin etwa Anfang 30, und studierter Informatiker. Seit meiner Jugend weiß ich, dass ich mich zu Kindern besonders hingezogen fühle. Und auch wenn der Umgang damit nicht immer einfach war, so hat es mich doch auch unter anderem zu meinem Rotkäppchen geführt, mit der ich in einer glücklichen Beziehung lebe. In meiner Freizeit versuche ich einen Beitrag zur Aufklärung über Pädophilie zu leisten, mache gerne Musik und verzweifle gelegentlich an der Gesellschaft.

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Kindesmissbrauch ist nicht gleich Pädophile. Im Fachartikel werden die Fälle an Kindesmissbrauch, die nicht auf das Konto pädophiler Menschen gehen, auf möglichst 50% heruntergespielt, obwohl man weiß, dass nur etwa 1/3 aller Fälle auf das Konto von Pädos gehen, weil sich Pädos gerade nach langfristigen Beziehungen sehnen und sexuelle Übergriffe das kaputtmachen. Nichtsdestotrotz wäre die Zahl selbst dann irrelevant, wenn 100% all dieser Taten auf das Konto von Pädos gingen. Die Zahl sagt nämlich genau gar nichts darüber aus, wer die Übergriffe begeht. Warum ist das so? Wir können annehmen, dass womöglich fast alle Frauenvergewaltigungen auf das Konto Teleiophiler geht, also auf das Konto von Leuten, die sich zu Erwachsenen hingezogen fühlen. Dennoch sagt auch das überhaupt nichts über teleiophile Menschen im Allgemeinen aus. Auch davon ein Risiko ableiten zu wollen, inwieweit jemand mit der teleiophilen Sexualpräferenz wahrscheinlich so eine Tat begeht, würde auf sehr wackeligen Beinen stehen. Man weiß, dass es von der Persönlichkeit eines Menschen abhängt, ob jemand einen Übergriff begeht und nicht von seiner Sexualpräferenz. Pädophile Menschen mit Kindesmissbrauch gleichzusetzen ist daher schlicht unzulässig und obendrein für Kinder gefährlich. Pädophile Menschen können nicht vernünftig sozialisiert werden und erträumen sich in ihrer Jugend normalerweise „liebevollen“ Kindersex, wenn sie unaufgeklärt sind, was nur mit Glück nicht dazu führt, dass sie Missbrauchabbildungen konsumieren oder gar selbst einen Übergriff begehen. Pro-Contacter können jetzt wieder leicht sagen, sie haben es doch schon immer gewusst, dass die Gesellschaft nicht differenziert zwischen Pädos, die Sex mit Kindern ablehnen und welchen, die das nicht tun. Solche Diffamierungen pädophiler Menschen stärken also die Pro-Contact-Ideologie, was wiederum zu potenziell mehr Übergriffen auf Kinder führt, weil Pro-C die Folgen solcher Übergriffe für Kinder verharmlosen. Alternativen, wie Zeichnungen und Puppen werden gleichermaßen verteufelt, was die Gefahr in sich bringt, dass es nicht wenigen Betroffenen egal sein wird, wenn ohnehin alles verfolgt und bestraft wird, wirklich auch für Kinder schädliche Materialien zu nutzen. Verfolgt werden mittlerweile nicht mehr nur Dinge, die Kindern schaden, sondern alles was mit der pädophilen Sexualpräferenz in Verbindung steht. Anstatt beispielsweise KI-Bilder als Chance gegen reale Missbrauchsabbildungen zu sehen, weil sie echte Materialien verdrängen können, belastet man die Behörden mit der Verfolgung solcher Materialien zusätzlich. Gleiches gilt alle anderen Alternativen, die nichts mit realen Kindern zu tun haben. Und das macht das scharfe Schwert unseres Staates der strafrechtlichen Verfolgung letztlich völlig grundlos stumpf und verbrennt zudem Unmengen an Steuergeldern, ohne dass es auch nur irgendwem etwas nutzt. Obendrein blendet man diejenigen, die hauptsächlich Kindesmissbrauch begehen, so ziemlich vollständig aus: Ersatzhandlungstäter. Die können sich hinter pädophilen Menschen hervorragend verstecken. Stigmaförderung ist damit Förderung von Leid auf allen Seiten. Unschuldige unserer Minderheit müssen nicht nur unter irrational harter Regulierung ihrer Sexualität leiden, die mittels frei verfügbarer Alternativen wie Zeichnungen und Puppen gar nicht sein müsste, sondern müssen sich zudem verstecken, weil sie mit Verbrechen anderer unausgesetzt, unreflektiert und unwidersprochen in Verbindung gebracht werden. Damit werden wir nicht nur angefeindet, sondern laufen permanent Gefahr, unsere soziale Existenz zu verlieren, wenn wir uns outen. Und auf der anderen Seite werden weiterhin Kinder missbraucht und Missbrauchsabbildungen konsumiert, weil Politik und auch solche Leute wie Prof. Dr. Dr. Beier nicht begreifen wollen, dass man das Problem nicht besiegen kann, indem man es allen Pädophilen und ausschließlich Pädophilen anlastet. Wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass es Herrn Beier nur um die Finanzierung seines Projektes geht, was, sollte es tatsächlich so sein, seine Intention in ein moralisch höchst fragwürdiges Licht stellt. Diese Akteure des Kinderschutzes lassen damit nicht nur Unschuldige verfolgen, indem sie pauschal alle Pädos verunglimpfen und verleumden, sondern sie fördern aus den vorgenannten Gründen auch noch selbst aktiv Kindesmissbrauch. Herzlichen Glückwunsch! Was die Überwachung von Smartphones und anderen Endgeräten betrifft, könnte das allenfalls die Verbreitung von Missbrauchsabbildungen ein wenig eindämmen, vorausgesetzt, Täter finden nicht Wege, das zu umgehen. Es würde gleichermaßen aber auch die Angst vor allem pädophiler Menschen erhöhen, überhaupt mit jemandem über die eigene Sexualität zu sprechen. Und depressive, einsame oder suizidale Pädos werden sich folglich ebenso noch weniger trauen, Hilfe zu suchen, wie es sich Leute potenziell nicht mehr trauen werden, sich an Stellen wie KTW zu wenden, die wirklich Sorge haben, Kindesmissbrauch zu begehen. Den Kindesmissbrauch selbst wird Überwachung zudem nicht eindämmen können. Dazu bräuchte es wohl die hier angesprochene Kamera in allen Schlafzimmern aller Bundesbürger:innen. Was so ein Generalverdacht für alle Menschen in Deutschland bedeutet, brauche ich wohl niemanden zu erklären. Hier werden Kinderschutz und Grundrechte gegeneinander ausgespielt, um die Finanzierung eines höchst fragwürdigen Präventionprojektes zu sichern. Wenn Herr Dr. Beier sich damit in der Allgemeinbevölkerung keine Freunde macht, sollte es ihn nicht wundern. Es bleibt zu hoffen, dass die Gesellschaft ihren Verstand gebraucht und gegen solche Akteure vorgeht, welche die Eliminierung von Grundrechten mit derartig fadenscheinigen Begründungen zu rechtfertigen sucht. Wer heute für Grundrechte kämpft, muss sich mittlerweile schon anhören angeblich Kinderschutz zu blockieren. Soweit sind wir schon. Und damit kann sich niemand mehr rausreden, dass Thema „Pädophilie“ gehe ihn oder sie nichts an. Denn nicht nur wir als Minderheit werden mit Kindesmissbrauch gleichgesetzt und verunglimpft. Die Vorstöße von Akteuren wie Prof. Dr. Dr. Klaus M. Beier betreffen längst alle Menschen unserer Gesellschaft. Positiv ist in der heutigen Zeit immerhin, dass jemand noch so viele akademische Titel haben kann - er wird trotzdem von der Gesellschaft hinterfragt und wird sich für Fehltritte erklären müssen, wenn die Gesellschaft das verlangt. Immerhin haben einige Menschen erkannt, was da läuft und wehren sich gegen solche Maßnahmen, die hier, nicht hinterfragt, als Universallösung angepriesen werden. Dann müssen solche Vorstöße gegen Freiheit und Menschenrechte eben wieder und wieder von den Gerichten gekippt werden. Am Tragischten ist, dass dieses ganze Theater den eigentlich Betroffenen nicht hilft: Es schützt weder Kinder vor sexuellen Übergriffen, noch Menschen unserer Minderheit vor Verunglimpfung, selbst wenn wir nichts mit Kindesmissbrauch und Missbrauchsabbildungen zu tun haben.
Es ist eindeutig, dass Herr Prof. Beier nicht das Wohlergehen von pädophilen Menschen im Sinn hat, sondern diese als kranke Menschen sieht, die nur durch die Therapie von KTW vom Kindesmissbrauch und dem Konsum von Missbrauchsabbildungen abgehalten werden kann. Ich dachte früher auch mal, er würde sich für die Entstigmatisierung von pädophilen Menschen einsetzen, aber nach diesem Podcast wird man definitiv eines besseren belehrt. Außerdem verbreitet Prof. Beier in diesem Podcast auch bewusst Unwahrheiten, z.B. dass es gesellschaftlich keine Sensibilität für Missbrauchsabbildungen geben würde. Nur dreht er wie die EU Kommission, die den Datenschutz genauso wenig interessiert hat wie ihn, den Spieß einfach um, in dem er denjenigen, die aus gutem Grunde die vom ihm geforderten Maßnahmen ablehnen, unterstellt, sie würden den Kinderschutz vernachlässigen. Jedenfalls ist auch deutlich geworden, dass Herr Prof. Beier mithilfe der KI die totale Überwachung eines jeden Smartphone-Nutzers fordert. Natürlich denkt er wahrscheinlich nur an Missbrauchsabbildungen und Grooming, aber dann werden darunter auch sicherlich auch völlig unbedenkliche Inhalte wie Kinder in Alltagssituationen darunter fallen. Dabei gäbe es auch Möglichkeiten, Missbrauchsabbildungen einfach zu löschen, aber genau dies fordert Herr Prof. Beier nicht und die Frage, warum er dies nicht tut, lasse ich einfach einmal offen.
Ja, das ist mir bekannt, und die Frage, ob die Opfer dem zugestimmt haben ist absolut berechtigt. Es gibt ja einige Kinderschutzorganisationen, die auch die Chatkontrolle ablehnen, von daher ist davon auszugehen, dass es auch Opfer gibt, die es nicht so gut finden werden, dass Aufnahmen ihrer Missbrauchserfahrungen zur Entwicklung einer globalen dystopischen Zensurmaschinerie benutzt werden.
Weil du Salus im Thumbnail hast: wusstest du das die Salus App anhand von realen Missbrauchsbildern trainiert wurde? This groundbreaking solution owes its success to a fruitful collaboration with the IWF, where it has been meticulously trained on an extensive database of child sexual abuse imagery Haben die abgebildeten Opfer solch einer Verwendung zugestimmt? Warum konnte man keine fiktiven Bilder verwenden? Den Kinderschutz juckt doch keine Sau mehr.
Ich würde das auch entspannter sehen, wenn er nicht so viel (epistemische) Macht über uns hätte. Was Beier sagt, gilt in den Augen der Öffentlichkeit als erwiesene Wahrheit, egal wie unwissenschaftlich und empirisch nicht belegbar es ist. Gleichzeitig werden die Stimmen Pädophiler selber gar nicht mehr gehört, auch da sie dank Beier als kognitiv verzerrt und somit gefährlich gelten. Gefährlich ist dies, da auf Basis der Aussagen Beiers (unter anderem) tatsächliche Gesetzesverschärfungen umgesetzt werden, mit denen Pädophile gejagt und inhaftiert werden sollen - siehe Puppenverbot.