Titelbild zu Fragwürdige Wissenschaft: Abschlussbericht zum 2KNOW-Projekt
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Anfang September veröffentlichte die finnische Kinderschutzorganisation Protect Children einen Abschlussbericht zum Projekt Knowledge to Prevent (2KNOW). Ziel dieses Projekts ist es, Informationen über Eigenschaften und Verhalten von Menschen zu erwerben, die sich Kinderpornografie und Missbrauchsabbildungen von Kindern im Internet ansehen, um mit dem gewonnenen Wissen Präventionsmaßnahmen zu verbessern. Dafür wurden unter anderem anonyme Befragungen unter vermeintlichen Täter:innen im Darknet durchgeführt. Das Projekt wurde 2022 gestartet und für einen Zeitraum von zwei Jahren von der EU-Kommission finanziert.

Der Abschlussbericht enthält einige durchaus spannende Aussagen, wird allerdings durch ernsthafte Mängel und fragwürdige Interpretationen der Ergebnisse zurückgehalten, sodass die Verwertbarkeit am Ende eher limitiert ist. Einige der Probleme mit der Studie möchte ich an dieser Stelle einmal hervorheben.

Wer genau wurde befragt?

Konsument:innen von Kinder- und Jugendpornografie für eine wissenschaftliche Studie anzusprechen, ist sicherlich nicht ganz einfach. Für ihre Arbeit sind die Autorinnen wie folgt vorgegangen: Bei einer Suche nach nicht näher benannten Suchbegriffen, die auf ein Interesse an Kinder- oder Jugendpornografie hindeuten sollen, wurde den Suchenden auf einer Suchmaschine im Darknet anstelle von Ergebnissen ein Link auf ein Hilfsangebot und auf eine Umfrage ausgespielt, welche anonym ausgefüllt werden konnte. In dieser Umfrage wurden die Teilnehmer:innen nach ihren Motivationen für den Konsum illegaler Materialien gefragt. Die Befragung lief über einen Zeitraum von einem Jahr, in dem insgesamt 4549 Antworten gesammelt wurden.

Schon dieses Vorgehen ist nicht ganz unproblematisch. Einmal wird aus der Suche nach bestimmten Schlüsselwörtern unmittelbar abgeleitet, dass es die Intention des:der Beantwortenden ist, strafbare Kinder- oder Jugendpornografie abzurufen und die Person sich diesbezüglich auch schon strafbar gemacht hat. Dies ist zumindest fragwürdig. So gaben laut der Rohdaten der Studie mehr als ein Drittel der Befragten an, auf die Umfrage gestoßen zu sein, weil sie auf der Suche nach Hilfsangeboten und Ressourcen waren, um mit Pädophilie besser umzugehen oder gerade keine Kinder- oder Jugendpornografie zu konsumieren. Aus den Freitextantworten, von denen Ausschnitte in dem Abschlussbericht zitiert werden, zeigt sich exemplarisch, dass andere wiederum nach ganz anderen Sachen gesucht haben:

Suche eigentlich erwachsenen pornografie, die nicht einvernehmlich ist

Es scheint also einen gewissen Anteil der Befragten zu geben, denen es nicht nach sexuellem Material mit Minderjährigen ging. Wie hoch der Anteil ist, lässt sich nicht sagen. Es wirkt merkwürdig, dass die Umfrage keine Frage nach der tatsächlichen Motivation enthielt, und stattdessen einfach davon ausgegangen wird, dass das Eingeben eines bestimmten Schlüsselwortes direkt auf ein kriminelles Interesse hindeutet. Dies stellt auch eine Herausforderung für die Interpretation der Ergebnisse dar, da nicht klar ist, dass sich alle weiteren Aussagen wirklich auf Täter:innen beziehen.

Wie ehrlich wurde geantwortet?

Online-Umfragen, insbesondere wenn sie anonym sind, haben generell als wissenschaftliches Werkzeug starke Limitierungen (die von den Autorinnen des Berichts unerwähnt bleiben1). Es gibt keine Möglichkeit zu kontrollieren, dass die Teilnehmer:innen die Umfrage auch gewissenhaft beantworten, Antworten nicht mehrfach abgegeben werden, überprüfbare Angaben korrekt sind, Ergebnisse nicht gezielt von Individuen oder Gruppen manipuliert wurden usw. Dennoch können Online-Umfragen durchaus wertvoll sein, etwa um zahlenmäßig viele Antworten zu sammeln. In einem stark stigmatisierten Forschungsbereich wie Pädophilie sind anonyme Online-Umfragen darüber hinaus oft der einzige Weg, überhaupt an irgendwelche verwertbaren Daten zu gelangen. Dennoch müssen die Ergebnisse solcher Umfragen immer mit Vorsicht behandelt werden.

Bei der vorliegenden Befragung ist die Wahrhaftigkeit der Antworten besonders fragwürdig. So gab lediglich ein Viertel der Befragten nach Abschluss des Fragebogens an, komplett ehrlich geantwortet zu haben. Viele haben zwar überwiegend oder halbwegs ehrlich geantwortet, was aber dennoch bedeutet, dass sie mindestens eine bewusste Falschangabe gemacht haben. Dies muss man bei der Interpretation der Ergebnisse immer im Hinterkopf behalten.

Die Bereitschaft, Falschangaben zu machen, zeigt sich in einigen Freitextantworten. Obwohl die Umfrage nur für Menschen geöffnet war, die mindestens 18 Jahre alt waren, gaben in den Antworten einige Teilnehmer:innen an, selber noch minderjährig zu sein. Ein Teilnehmer schrieb etwa, noch 15 zu sein. Minderjährige Teilnehmer:innen müssen aber mindestens bei der Abfrage des Alters eine Falschangabe gemacht haben, da es für unter 18-Jährige gar keine Auswahlmöglichkeit gab. Dass einige Teilnehmer:innen noch minderjährig war verändert zudem, wie wir sehen werden, auch die Interpretation einiger Ergebnisse und ist damit etwas, was man ebenfalls im Hinterkopf behalten muss.

Auffällig ist außerdem, dass bei den meisten Fragen ein relativ großer Anteil die Antwort verweigerte. Bei mehreren Fragen hat nur die Hälfte der Teilnehmer:innen eine Antwort gegeben. Auch deshalb kann es sein, dass die wahren Zahlenverhältnisse anders aussehen, als es sich unmittelbar aus der Umfrage ergibt. Wichtig ist es hier, diese „blinde Flecken“ nicht gemäß den eigenen Wunschvorstellungen auszufüllen, wie es die Autorinnen des Berichts an einer Stelle machen: Daraus, dass fast die Hälfte der Teilnehmer:innen auf die Frage, ob sie sexuelle Kontakte mit Minderjährigen eingehen würden, wenn sie sicher deswegen nicht verfolgt werden würden keine Antwort gab, schlossen die Autorinnen, dass der reale Anteil derjenigen, die dies tun würden noch höher sein muss. Das ist zwar durchaus möglich, aber als Schlussfolgerung unzulässig. Über fehlende Daten können wir nichts sagen, es ist keine Leinwand, auf der wir die Ergebnisse malen können, die am besten in unsere eigenen Vorstellungen passen.

Wie viele sind pädophil?

Unter der Überschrift „Sexuelles Interesse in Kinder und Paraphilien“ berichten die Autorinnen, dass 58 % der Teilnehmer:innen ein sexuelles Interesse an unter 18-Jährigen angegeben haben. Ein unaufmerksamer Leser könnte somit leicht auf den Gedanken kommen, dass die Mehrheit der Befragten2 pädophil gewesen ist. Die Autorinnen selber schließen daraus, dass ein sexuelles Interesse in Kinder eine Hauptmotivation für Verbrechen im Bereich Kinderpornografie sei.

Pädophilie ist aber, auch wenn das oft verwischt wird, nicht das Interesse an Minderjährigen, sondern explizit an vorpubertären Kindern. Tatsächlich wurde in der Umfrage an dieser Stelle auch zwischen verschiedenen Altersgruppen differenziert. Danach gaben lediglich 19 % der Befragten an, ein sexuelles Interesse an Kindern bis 10 Jahren zu haben, was grob der Altersbereich der Pädophilie ist. Dazu kommen 16 % Hebephile (Alter 11–14) und19 % Ephebophile (Alter 15–17) — wobei sich hier die Frage stell, ob da überhaupt noch von einer Paraphilie gesprochen werden kann, oder ob ein Interesse an postpubertären Jugendlichen nicht relativ normal ist. Diese Frage stellt sich umso mehr, da fast die Hälfte der Teilnehmer:innen angaben, selber zwischen 18 und 24 Jahren alt und damit vom Alter her dem späten Jugendalter nicht so weit entfernt zu sein, und einige davon in Wahrheit wohl noch jünger waren.

Bei einer anderen Frage gaben 30 % der Teilnehmer:innen an, Missbrauchsabbildungen hauptsächlich wegen eines sexuellen Interesses an Kindern zu konsumieren. Anders als bei der Frage zuvor ist hier aber kein genauer Altersbereich angegeben, sodass unklar ist, was mit „Kinder“ genau gemeint ist. Da der Anteil hier deutlich höher ist, als der Anteil der sich als pädophil identifizierenden Teilnehmer:innen in der Frage zuvor, liegt die Vermutung nahe, dass einige der Antwortenden darunter auch ein Interesse an Jugendlichen oder Minderjährigen allgemein verstanden haben. Diese Diskrepanz wird von den Autorinnen weder diskutiert noch überhaupt erkannt. Das Problem ist hier eine unklare und nicht einheitliche Definition von „Kind“, was uns zum nächsten Punkt führt.

Wann ist ein Kind ein Kind?

Klare Definitionen sind für wissenschaftliche Erhebungen von essenzieller Bedeutung. Ambivalenzen müssen so weit es geht ausgelöscht werden, um sicherzustellen, dass die Interpretation von Fragen bei den Teilnehmer:innen nicht abweicht von der Intention der Forschenden. Leider geht der Abschlussbericht an einigen Stellen nicht mit der gebotenen Sorgfalt vor, insbesondere, wenn es um das Wort „Kind“ geht.

Gut gelungen ist dies bei der Frage nach dem sexuellen Interesse der Teilnehmer:innen, wo genaue Altersangaben mögliche Ambivalenzen weitestgehend auslöschen. An anderen Stellen ist es weniger klar, wer gemeint ist, wenn von „Kindern“ die Rede ist: Kinder vor Erreichen der Pubertät, Kinder im juristischen Sinn (in Deutschland: unter 14-Jährige), oder doch Minderjährige ganz allgemein?

Diese Fragen vorab zu klären ist auch für die Interpretation der Umfrageergebnisse wichtig. So alarmieren die Autorinnen etwa, dass ein signifikanter Teil der Befragten sexuelle Kontakte mit einem Kind eingehen würden, wenn sie sich sicher sein könnten, dass sie nicht dafür verurteilt werden würden. Ein Blick in die entsprechende Frage zeigt: mit „Kind“ ist hier jemand im Alter von „17 oder jünger“. Und wir erinnern uns: fast die Hälfte der Teilnehmer:innen ist selber höchstens 24 Jahre alt, und die zitierten Freitextantworten lassen darauf schließen, dass einige Teilnehmer:innen selber Minderjährige auf der Suche nach pornografischen Material mit Gleichaltrigen waren. Eine 18-jährige, die Sex mit einem 16-Jährigen hat, oder ein 15-jähriger, der sich sexuelle Erfahrungen mit Gleichaltrigen wünscht, werden von den Autorinnen somit als gefährliche potenzielle Kindesmissbrauchstäter dargestellt und undifferenziert auf eine Stufe mit Menschen gestellt, die gerne Kleinkinder vergewaltigen würden.

Diese undifferenzierte Gleichstellung von Dingen, die nicht miteinander gleichgestellt gehören, findet sich auch an anderen Stellen. So wird in der Arbeit die folgende Freitextantwort eines Teilnehmers zitiert, der angab, reale Missbrauchsabbildungen zu verachten, sich aber zu gezeichneter Pornografie mit kleinen Mädchen (Lolicon) hingezogen zu fühlen und diese zu suchen:3

Ich suche keine Missbrauchsabbildungen. Mir ist klar, das ist illegal, und das zu Recht! Aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich ein wenig zu Anime Lolis hingezogen, auch Fotorealistisches. Aber ich würde nie jemanden weh tun oder echtes Material sehen.

Die Autorinnen kommentieren dies wie folgt.

Einige Teilnehmer:innen versuchten, ihren Konsum bestimmter Arten von Missbrauchsabbildungen, die mithilfe von Technologie erstellt oder bearbeitet wurde zu rechtfertigen, indem sie behaupteten, diese wäre „weniger schädlich“ als andere Formen von Missbrauchsabbildungen.

Noch einmal: der Teilnehmer sprach von Zeichnungen, und nicht von Material, das durch den Missbrauch von Kindern erzeugt wurde. Selbst, wenn man gegen fiktive, gezeichnete Kinderpornografie eingestellt ist, sollte es absolut selbstverständlich sein, dass diese in einer anderen Kategorie liegt, als reale Missbrauchsabbildungen — schon alleine, weil bei der Erstellung von Zeichnungen im Gegensatz zu echten Missbrauchsdokumentationen keine Kinder zu Schaden kommen. Es ist besorgniserregend, dass dieser Unterschied für einen Kinderschutzverein eine irrelevante Nebensache zu sein scheint, und das absolut wichtige Differenzierungen als eine Form von gefährlicher Missbrauchsverharmlosung diskreditiert werden.

Wo finden sich Zusammenhänge?

Auf Basis dieser teils sehr zweifelhaften Interpretationen von unklar gestellten Fragen, leiten die Autorinnen dann Zusammenhänge ab, die sich aus den vorliegenden Daten keinesfalls ergeben. So schließen die Autorinnen daraus, dass ein Großteil der Teilnehmer:innen zumindest gelegentlich legale Erwachsenenpornografie konsumieren, dass legale Pornografie ein Einstieg zu illegaler Kinder- und Jugendpornografie sein kann.

Hier zeigt sich ein fundamentales Missverständnis: die fehlende Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität. Korrelation heißt, dass zwei Sachen (zum Beispiel der Konsum von legaler und von illegaler Pornografie) zusammen auftreten. Kausalität heißt, dass eine Sache eine andere begründet. Aus einer Korrelation kann man nicht unmittelbar einen Kausalzusammenhang ableiten. Beispiel: wenn im Winter öfter Menschen in dicken Jacken unterwegs sind, heißt das nicht, dass der Winter Jacken erzeugt.

Ähnlich ist es beim Zusammenhang zwischen legaler und illegaler Pornografie. Pornografiekonsum dürfte in der Allgemeinbevölkerung derart weit verbreitet sein, dass man in jeder Gruppe einen großen Anteil von Menschen findet, die Pornografie nutzen. Die Autorinnen gehen aber sogar noch weiter und behaupten, legale Pornografie, in der Erwachsene als Teil eines Rollenspiels einvernehmlich so tun, als wären sie jünger als 18 würde die Konsument:innen für reale Kindesmissbrauchsabbildungen desensibilisieren. Hier spielen die Autorinnen wohl auf Age Play an. Soweit mir bekannt, gibt es keinen erwiesenen Zusammenhang zwischen derartiger Pornografie und dem Konsum von Missbrauchsabbildungen, und die Autorinnen liefern selber auch keine weiteren Daten, die einen solchen Zusammenhang belegen könnten.

Fazit

Aus der Umfrage lassen sich durchaus ein paar interessante Beobachtungen ableiten. So scheint Pädophilie tatsächlich nur bei einer Minderheit der Konsument:innen von Kinder- und Jugendpornografie eine Rolle zu spielen. Motivierende und begünstigende Faktoren für illegales Verhalten sind davon abgesehen unter anderem Emotionsregulierung, eine eskalierende Sucht nach Pornografie, die Verarbeitung eigener Missbrauchserfahrung wie auch Jugendliche, die auf der Suche nach Pornografie mit Gleichaltrigen sind.

Leider lässt der Bericht an vielen Stellen dringend notwendige Differenzierung vermissen. Für die Autorinnen macht es oft keinen Unterschied, ob es um dreijährige oder um 17-jährige „Kinder“ geht, ob man nach Suchbegriffen zu strafbarem Material sucht oder tatsächlich strafbares Material konsumiert, und selbst komplett legales Verhalten wird mehr als einmal mit schwersten Straftaten auf eine Stufe gestellt. Zudem leidet die Aussagekraft der Umfrage an einem hohen Anteil verweigerter Antworten sowie der fragwürdigen Ehrlichkeit der Teilnehmer:innen, die selbst meist zugaben nicht immer ehrlich geantwortet zu haben. Dazu kommen immer wieder fragwürdige Schlussfolgerungen der Autorinnen, die sich jedenfalls aus der vorliegenden Arbeit nicht direkt ergeben.

Insgesamt ist die Arbeit daher am besten als qualitative Übersicht der Komplexität zu verstehen, die einige der Faktoren beleuchtet, welche dazu führen können, dass manche Menschen beim Konsum illegaler Abbildungen landen. Mit quantitativen Aussagen aus der Arbeit sollte man allerdings vorsichtig sein.


  1. Der sonst in wissenschaftlichen Studien übliche Abschnitt, in dem die Grenzen des gewählten Forschungsansatzes erläutert werden, fehlt in dem Bericht tatsächlich vollständig. 

  2. Die eine Antwort gegeben haben, siehe Abschnitt davor. 

  3. Alle Zitate aus dem Bericht wurden von mir aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. 

CC BY-SA

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1 Kommentar

Sehr schwierig finde ich auch die Teilweise verkürzte Darstellung in der Interaktiven Variante. So werden hier stellenweise die Daten gar nicht angegeben sondern nur die Konsequenzen.

Auch gibt es hier einige Rekommandation. So z.B. sich auf "neue Gefahren wie KI und verschlüsselte Plattformen" einzustellen. (Policy advice für Gesetzesmacher). Auch schlagen sie "age assurance measures" was ich jetzt nur als vorgeschriebene Altersprüfungen übersetzen kann. Auch das ist durchaus nicht unproblematisch.

Sirius

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Mein Name hier ist Sirius – angelehnt an den Doppelstern im Großen Hund. Ich bin etwa Anfang 30, und studierter Informatiker. Seit meiner Jugend weiß ich, dass ich mich zu Kindern besonders hingezogen fühle. Und auch wenn der Umgang damit nicht immer einfach war, so hat es mich doch auch unter anderem zu meinem Rotkäppchen geführt, mit der ich in einer glücklichen Beziehung lebe. In meiner Freizeit versuche ich einen Beitrag zur Aufklärung über Pädophilie zu leisten, mache gerne Musik und verzweifle gelegentlich an der Gesellschaft.

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Eine kleine Anekdote zum Thema Frauen: selbst Krafft-Ebing hat schon 1886 in seiner Psychopathia sexualis erkannt, dass „diese Paedophilia erotica auch beim Weibe vorkommt“. Er beschrieb dort unter anderem den Fall einer exklusiv pädophilen jungen Frau, bei der der bloße Anblick eines Kindes, in das sie sich verliebt hatte ausreichte, um sie zum Orgasmus (inklusive Ejakulation) zu bringen. Knapp 150 Jahre später erzählen uns jetzt anerkannte Experten wie Schiltz, Beier oder Graf, dass es angeblich keine pädophilen Frauen (zumindest in relevanter Anzahl) geben würde. Manchmal fühlt es sich so an, als ob sich im Bereich Pädophilie die Entwicklung und der Wissensstand sei Jahrzehnten rückwärts entwickelt.
Der satz "(im Sinne einer Löschung sexueller Fantasien) " ist schon heftig. Wirklich erstaunlich wie man einfach so gelassen in einer Klammer, die Manipulation der Gedankenwelt fordert. Die Gedankenfreiheit ist eines der zentralen Menschenrechte, denn sonst sind wir nur wandelnde Fleischhaufen...
Danke für die sachliche Kritik, ich versuche mal auf die einzelnen Punkte zu antworten. Einen Titel wie "Pädophilie – Wenn Sexualität Opfer schafft" verstehe ich zunächst als sachlich korrekt, da eine mit Kindern ausgelebte Pädosexualität Verbrechen ist und Opfer schafft. Ich empfinde das ehrlich gesagt so ein wenig als Wortklauberei. Sexualität ist eigentlich mehr als nur das Sexualverhalten, sondern beschreibt die Gesamtheit des sexuellen Verhaltens, aber auch der sexuellen Präferenzen und der sexuellen Identität einer Person. Unter der Interpretation kann man Pädophilie durchaus als Sexualität verstehen, und ich bin der Meinung, dass der Titel diese Interpretation auch nahe legt. Aber auch wenn wir sagen, dass Sexualität nur das Verhalten beschreibt, wird durch den Titel eine enge Verbindung nahe gelegt. Es wird eben nicht differenziert, sondern impliziert, dass das Schaffen von Opfern eine wesentliche Eigenschaft der Pädophilie ist. Eine Kinderleiche am See ist sicher viel abstrakter als das, was Eltern über Pädos eingetrichtert wird. Aber das ist doch genau das Schlimme: Das es für viele Eltern schwieriger ist, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass jemand in Gedanken ihr Kind sexuell begehrenswert finden könnte, als mit dem Gedanken, dass ihr Kind als Leiche im See enden könnte. Dass die bloße Existenz von Pädophilen als schwieriger zu Verdauen gilt als selbst schlimmste Gewalttaten an Kindern, zeigt, wie krank, hysterisch und verzerrt die Diskussionen zu dem Thema eigentlich inzwischen geworden sind. Sein letzter Satz den dein Zitat leider auslässt (warum?) dreht wieder die sachliche Aussage: Pädophilie allein hat keinen (oder weniger) Krankheitswert. Es stimmt, dass er mit dem letzten Satz seine Aussage ein Stück weit wieder relativiert. Dennoch, die vorigen, von mir zitierten Sätze beantworten die Frage eigentlich relativ klar: Pädophilie gilt „unter Medizinern“ als eine „abnorme Sexualpräferenz“, die schon „einen gewissen Krankheitswert hat“. Mal abgesehen davon, dass er damit einen wissenschaftlichen Konsens zu der Frage impliziert, den es so schlicht nicht gibt, verstehe ich in dem Zusammenhang den letzten Satz eher so, dass die Handlungen lediglich beeinflussen, wie krank ein Pädophiler wirklich ist, aber nicht, ob ein Pädophiler grundsätzlich krank ist. Ich habe das Zitat um den letzten Satz dennoch einmal ergänzt, da ich durchaus sehen kann, dass er die Interpretation der Aussagen beeinflussen kann. Das Zitat in deinem Text bezieht diese Reizkontrolle wiederholt klar auf - Straftäter, nicht auf non-offender - Tätigkeiten, die klar über normalen privaten Umgang mit Kindern hinausgehen […] Deine ganze weitere Argumentation zu diesem Punkt stützt sich auf diesen Strohmann, Schiltz habe explizit nicht-Täter eingeschlossen und die individuelle Betrachtung voll verneint ("Situationen mit Kindern grundsätzlich zu vermeiden"). Ich habe in die Stelle im Podcast reingehört und kann diese Interpretation irgendwie nicht nachvollziehen. Ich denke schon, dass sich die Aussagen von Schiltz zur Vermeidung von Kinderkontakt allgemein auf Pädophile beziehen: Die Frage war ganz klar, ob „Vermeidung im Umgang mit Kindern“ allgemein eine gute Strategie für Pädophile sei, und nicht nur auf Straftäter beschränkt. Und Schiltz' Antwort war ebenso klar und eindeutig: „Das ist eine sehr gute Strategie.“ Er sagt: „Wir machen das [Vermeidung von Kinderkontakt] auch, wenn wir mit bereits straffälligen Personen arbeiten“. Das zeigt, dass er in seiner Antwort über nicht straffällige Personen redet und die Strategien, die er Straftätern vermittelt auch für nicht-straffällige Pädophile anwenden will. Dazu kommt, dass seine Antwort jegliche Differenzierung vermissen lässt. Er sagt nicht „es kommt drauf an, wie es der Person im Umgang geht“ oder „es kommt drauf an, ob sich die Person im Umgang mit Kindern vernünftig verhält“. Nein, stattdessen: Vermeidung im Umgang mit Kindern ist immer eine „sehr gute Strategie“, Punkt. Die Beispiele, die er nennt, resultieren eher aus einem Unvermögen sich vorzustellen, dass Pädophile auch die Nähe von Kindern suchen können, ohne sich creepy zu verhalten oder die Kinder zur sexuellen Erregung zu instrumentalisieren.
Ach Sirius, ich weiß immer nicht so recht wie ich damit umgehen soll: ich sehe mich wiederholt in der ziemlich unangenehmen Lage, zwar im Grunde mit dir übereinzustimmen aber einige deiner Argumente daneben oder unausgegoren zu finden. Leicht anbgreifbar eben. Ich schneide hier mal nur vier dieser Punkte an: Der Titel: Wenn man auf der Trennung von Verhalten und Neigung bestehst dann finde ich, muss man das auch den Journalisten zugestehen: Pädophilie ist eben keine Sexualität (Handlungsweise) sondern eine sexuelle Präferenz. Einen Titel wie "Pädophilie – Wenn Sexualität Opfer schafft" verstehe ich zunächst als sachlich korrekt, da eine mit Kindern ausgelebte Pädosexualität Verbrechen ist und Opfer schafft. Bösartig ist der Titel ganz klar dennoch, da den Journalist*innen einerseits die Wirkung dieses Framings bewusst gewesen sein muss. Und andererseits offenbart der weitere Kontext, dass sie tatsächlich gar nicht sinnvoll differenzieren wie du in deinen Worten zur Einleitung weiter unten gut illustrierst. Eines der schwierigsten Themen Sie sagt "schwierig", nicht "schlimm", wie du sie zitierst und kritisierst. Inwiefern schwierig, das erklären die Moderatoren ja auch gleich indem sie ihre Familien erwähnen: es ist emotional schwierig und das glaube ich Normalos auch. Eine Kinderleiche am See ist sicher viel abstrakter als das, was Eltern über Pädos eingetrichtert wird. Trotzdem stimme ich zu: indem sie die "Schwierigkeit" betonen gewinnen sie keinen Blumentopf sondern reiben das Stigma nochmals stärker rein. Zeigen hier unnötiges Verständnis für ignorante Leute. Allerdings hängt der [Krankheitswert] natürlich auch immer davon ab, inwiefern eine Person nach dieser Neigung handelt. Herr Schiltz finde ich äußert sich hier hörbar vorsichtig. Er zaudert wie nirgends sonst im Interview, hört ihr das auch? Warum frage ich mich. Warum haut er nicht klar raus: "Die Neigung an sich wird schon als "komisch" gesehen aber Krankheitswert hat sie nur, wenn daraus Leiden entsteht bliblablubberklärung"? Sein letzter Satz den dein Zitat leider auslässt (warum?) dreht wieder die sachliche Aussage: Pädophilie allein hat keinen (oder weniger) Krankheitswert. Trotzdem lässt er angebrachte Kritik an der Fragestellung aus, wie ich sie teils von Dr. Ahlers geliebt habe, der oft erstmal die Fragesteller freundlich zusammengefaltet hat bevor er die richtige Frage beantwortete. Sowas hätte ich mir von Schiltz hier auch gewünscht. ich denke das wollte er hier nicht. Und dieser letzte Satz wird nicht das sein, was beim Zuhörer hängenbleibt. Nicht zuletzt, da weder der Grund für die Einordnung als abnormal noch die Abhängigkeit vom Handeln nach der Neigung erläuert wird. Daher bin ich bei der Kritik und den Vergleichen zur Situation Homosexueller wieder voll bei dir. Hier werden Strategien und Behandlungsmethoden, die ursprünglich für die Behandlung von Sexualstraftätern entwickelt wurden und dort vielleicht sogar Sinn ergeben (ich weiß es nicht), eins zu eins auch auf Pädophile angewandt, die nie ein Kind missbraucht haben. Auf diesen Punkt habe ich im Interview sehr geachtet und ich muss widersprechen: Nein das tut er (im Interview) nicht. Das Zitat in deinem Text bezieht diese Reizkontrolle wiederholt klar auf - Straftäter, nicht auf non-offender - Tätigkeiten, die klar über normalen privaten Umgang mit Kindern hinausgehen: "vor einem Schulhof stehen, [...] im Schwimmbad herumhängen und dort Beobachtungen machen." also Kinder beglotzen. Und ob ein Straftäter frei sein sollte, später "im Kindergarten [zu] arbeiten", da kann man durchaus geteilter Meinung drüber sein. - "Reize, die sie in problematische Triebsituationen bringen könnten", wozu auch erläutert wird, das dies hochindividuell sei. Deine ganze weitere Argumentation zu diesem Punkt stützt sich auf diesen Strohmann, Schiltz habe explizit nicht-Täter eingeschlossen und die individuelle Betrachtung voll verneint ("Situationen mit Kindern grundsätzlich zu vermeiden"). Beides ist, finde ich, falsch. Soviel zu den angekündigten 4 Beispielen. Was Pädophilie bei Frauen angeht: Welchen Vorteil bringt es diese Vermutung bei jeder Erwähnung extra zu betonen? , dass es wahrscheinlich nur super wenige gäbe??!? Das regt mich auch ENDLOS auf. Warum? - Entweder es gibt wesentlich mehr pädophile Frauen als die Wissenschaft vermutet. Dann ist das falsch, kontraproduktiv, invalidierend und suuuper schädlich für die Selbstwahrnehmung krass vieler Menschen. - Oder es gibt tatsächlich nur super wenige pädophile Frauen. Dann wär es zwar nicht sachlich falsch aber schädlich und trotzdem kontraproduktiv, dass so darauf herumgeritten wird. - Und die Vermutung einfach auszulassen und es beim "Wir wissen es nicht" mit kurzer neutraler Begründung zu belassen würde nichts von diesem Schaden anrichten. Letzteres wäre neutral und sachlich. Oh, was soll denn eigentlich neutral und sachlich bleiben? Richtig, der Journalismus. Liebes Aktenzeichen-Team: Aufgabe verfehlt.
Derartige Ungenauigkeiten finden sich leider ständig in wissenschaftlichen Artikeln zum Thema. Dennoch erwähnt der Artikel einige, wie ich finde, sehr valide Punkte, allen voran: Es gibt überhaupt keinen Beweis dafür, dass Kein Täter Werden überhaupt hält, was es verspricht. Die Zahlen, die bisher im Projekt veröffentlicht wurden, zeigen, dass es bei Klienten, die Täter sind sehr hohe Rückfallquoten gibt, während einige Nicht-Täter sogar erst im Verlauf der Therapie zu Ersttätern werden. Im Bezug auf das PPJ kritisiert König den Einsatz von Medikamenten, den ich bei Minderjährigen ebenfalls sehr fragwürdig finde.