Titelbild zu „Wir bedauern das sehr“
/ 24 Minuten

Inhaltshinweis: in diesem Beitrag geht es um Suizid. Anlaufstellen für Betroffene in suizidalen Krisen sind auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gelistet. Mitarbeitende von Anlaufstellen sind nicht unbedingt zum Thema Pädophilie informiert und haben möglicherweise selber stigmatisierende Vorurteile verinnerlicht. Einen Platz zum Reden für Pädophile gibt es im Selbsthilfechat Die P-Punkte.

And all the people said
"What a shame that he's dead
But wasn't he a most peculiar man?"

- Simon and Garfunkel, A Most Peculiar Man

„Wir bedauern das sehr“. Dieser Satz fiel in einem vor kurzem im Tagesspiegel erschienen Interview (Paywall) mit Prof. Klaus Beier, dem Chef der Sexualmedizin und Leiter des Projekts „Kein Täter Werden“ an der Charité in Berlin. Das, was Beier so bedauerlich findet: dass sich zwei seiner Patienten das Leben genommen haben, während sie bei seiner Anlaufstelle in Behandlung waren. Nach einem kurzen Moment halbherziger Selbstreflexion („wir haben uns gefragt, wo wir möglicherweise nicht aufmerksam genug gewesen sein könnten“) kommt Beier aber schnell zu dem Schluss, selber nichts falsch gemacht zu haben: „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das [mit Pädophilie leben] nicht jeder schafft […] wenn ich Chirurg geworden wäre, hätte ich aber auch nicht jeden Menschen retten können.“ Frei nach dem Motto „ein bisschen Verlust ist immer“ hört man das gleichgültige Schulterzucken fast schon mitschwingen.

Obwohl ich von Beier, der die letzten Jahre Pädophilie öfter mal mit einem gefährlichen Virus vergleicht und sich erst vor kurzem für dystopische Überwachungsfantasien einsetzte inzwischen nichts Gutes mehr erwarte, hat mich dieser Mangel an Empathie und Mitgefühl für die Menschen, für die er schließlich therapeutische Unterstützung anbietet, ziemlich schockiert und mit einem sehr ekeligen Gefühl zurückgelassen. Unter anderem hat es mich auch an meine eigene Vergangenheit erinnert. Vor vielen Jahren, als ich selbst Klient bei KTW war (wenn auch nicht bei Beier in Berlin), stand ich auch an einem Punkt, an dem der selbstgewählte Tod wie der einzige verheißungsvolle Ausweg aus einem Leben schien, an dem nichts mehr wirklich lebenswert war. Hätte ich nicht Ruby genau dann kennengelernt, hätte ich vielleicht auch zu den Patienten gehört, die es in Beiers Worten „nicht geschafft“ hätten. Die Unterstützung bei KTW während dieser Zeit war wiederum eher so mittelmäßig: auf der einen Seite haben sich die Therapeutinnen durchaus Zeit genommen und zusätzliche Termine angeboten, aber gleichzeitig wurde auch versucht, mir unter dem Deckmantel einer Antidepressiva-Behandlung triebdämpfende Medikamente unterzujubeln.

Mit meiner Erfahrung bin ich nicht alleine. Suizidalität unter pädophilen Menschen ist ein äußerst drängendes Problem: In einer Online-Umfrage gaben fast 40 % aller befragten Pädophilen an, regelmäßig suizidale Gedanken zu haben. Eine Umfrage der US-Organisation B4U-Act ergab ähnlich erschreckende Zahlen, auch wenn es um konkrete Suizidversuche geht. Insgesamt ist Suizidalität unter pädophilen Menschen massiv gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht, wobei insbesondere Jugendliche, die ihre pädophile Sexualität gerade erst entdecken, besonders vulnerabel sind. Gleichzeitig führt das hohe gesellschaftliche Stigma dazu, dass Suizidalität pädophiler Menschen gar nicht erst als Problem erkannt wird und es dementsprechend fast keine Hilfsangebote und kaum Daten dazu gibt.

Ich erwarte ja gar nicht, dass Beier schlaflose Nächte bekommt, in eine berufliche Krise fällt oder selber Depressionen bekommt, weil einige seiner Klienten Suizid begangen haben. Aber ein Grundmaß an Mitgefühl, und Achtsamkeit für das immense Ausmaß dieses Problems, sollte für den Kopf des weltweit größten Therapienetzwerkes für Pädophile doch nicht zu viel verlangt sein. Stattdessen verliert Beier in dem ganzen Interview gerade einmal drei Sätze zu dem Thema, und mehr als ein „bedauern“ kommt dabei von ihm nicht. Bedauerlich ist es, wenn ich meinen Zug verpasse und eine Stunde auf den nächsten warten muss; wenn ein Mensch keinen Ausweg mehr sieht und sich aus Verzweifelung das Leben nimmt, ist das eine verdammte Tragödie.

Anstatt sich dem Thema angemessen zu gewinnen, weist Beier die Verantwortung für die Tode den Betroffenen zu, indem er sagt, dass seine verstorbenen Klienten es halt einfach „nicht geschafft“ hätten. Damit macht er die Pädophilie zur Ursache der Todesfälle, und zeichnet sie als eine Krankheit, die in einigen Fällen halt tödlich enden kann. Aus gesellschaftlicher Sicht ist dies eine sehr angenehme Sichtweise, wenn Suizide pädophiler Menschen als eine Folge ihrer als krankhaft gesehenen Pädophilie interpretiert wird, und keineswegs etwa als etwas, woran die Gesellschaft als Ganzes eine Teilverantwortung trägt. Unter den Tisch fällt dabei, dass ein Großteil der mit der Pädophilie einhergehenden Belastungen keineswegs naturgegeben sind, sondern menschengemacht, und vieles aus dem grauenvollen gesellschaftlichen Umgang mit pädophilen Menschen resultiert.

Wofür lohnt es sich zu leben?

Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.

- Dylan Thomas, Do not go gentle into that good night

Menschen werden suizidal, wenn sie das Gefühl haben, keine lebenswerte Zukunft zu haben, keine Perspektive für ein erfülltes Leben, und keinen Platz in der Gesellschaft, wo sie gesehen und akzeptiert werden. Wenn sie sich die Frage stellen: „Wofür lohnt es sich eigentlich zu leben?“, und nur grauenvolle Leere spüren, wenn sie in sich hinein nach einer Antwort horchen. Gerade hier ist es umso wichtiger, Hoffnung zu vermitteln und positive Lebensperspektiven anzubieten. Genau das macht Beier aber nicht, im Gegenteil: Er unterstützt im Interview noch einen Umgang mit pädophilen Menschen, mit dem belastende Faktoren und suizidale Tendenzen wohl eher verschlimmert werden.

Dies fängt schon damit an, wie Beier Pädophile sieht, nämlich vor allem als „diejenigen, die diese Taten [also Missbrauch von Kindern] verursachen könnten.“ Ganz grundsätzlich stellt er damit Pädophile unter Generalverdacht und sieht sie nicht als Menschen, sondern vor allem als tickende Zeitbomben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit explodieren, wenn sie nicht zu ihm in Therapie gehen. Obwohl er diesmal immerhin anerkennt, dass „die Hälfte der Personen, die sexuelle Übergriffe auf Kinder begehen, nicht pädophil“ ist, scheint er unfähig zu sein daraus die logische Schlussfolgerung zu ziehen: dass „diejenigen, die diese Taten verursachen könnten“ eben nicht nur pädophile, sondern grundsätzlich alle Menschen sind. Prävention spielt bei ihm dann nämlich doch nur noch eine Rolle, wenn es um Pädophile geht. Mal abgesehen von den Implikationen, die es für den Kinderschutz hat, wenn die Hälfte der Täter:innen bei Präventionsansätzen einfach ignoriert werden, stellt sich auch die Frage, was dieser ausschließlich an Prävention interessierte Umgang mit pädophilen Menschen macht – gerade auch der großen Mehrheit, für die es kein Problem darstellt, kein Kind zu missbrauchen.

Eine positive Lebensperspektive lässt sich aus einem rein auf Prävention fokussierten Umgang jedenfalls kaum ableiten. Die beste Perspektive, die Beier Pädophilen anbietet, ist, dass man mit viel Arbeit, jahrelanger Therapie und möglicherweise unter Einsatz von Medikamenten, die den Hormonhaushalt auf den Kopf stellen und ein gesundes Sexleben unmöglich machen es möglicherweise schaffen kann, kein Kind zu missbrauchen. Zwar mag es auch Fälle geben, in denen diese Botschaft suizidpräventiv wirken kann. Wenn pädophile Menschen glauben, für Missbrauch prädestiniert zu sein und diesem Schicksal nur durch den Tod entrinnen zu können, ist es wichtig zu zeigen, dass es bessere Wege gibt, ein Leben zu führen, ohne Kindern zu schaden, als dieses Leben vorzeitig zu beenden. Aber die Hoffnung, ein Leben ohne Taten führen zu können ist noch nicht die Hoffnung auf ein erfülltes, wirklich lebenswertes Leben – es ist lediglich die Hoffnung auf ein Leben, in dem das schlimmstmögliche nicht passiert ist. Kein Täter werden ist kein erfüllender Lebensinhalt.

Gefährliche Gefühle?

It's hard but you know it's worth the fight
Cause you know you've got the truth on your side
When the accusations fly, hold tight
Don't be afraid of what they'll say
Who cares what cowards think, anyway
They will understand one day, one day

- Yann Tiersen - Les Jours tristes

Pädophilie lässt sich nicht ändern. Diese Tatsache erkennt auch Beier an: Sie „manifestiert sich im Jugendalter und bleibt dann stabil.“ Die mit der Sexualität einhergehenden Wünsche sind also ganz natürlich da und lassen sich nicht „weg therapieren“. Entsprechend wichtig ist es, einen guten Umgang damit zu finden. Dazu gehört nicht nur, die Rechte anderer Menschen zu achten und zu wahren (sprich, insbesondere keinen Missbrauch zu begehen), sondern auch für sich selber einen gesunden und zufriedenstellenden Umgang zu finden. So wie die sexuelle Identität ein Teil des Lebens ist, ist ein gesunder Umgang ein Teil dessen, was das Leben lebenswert macht.

Auch hier hat Beier keine Antwort oder Perspektive anzubieten. Während der grundlegende Fokus darauf, dass pädophile Sexualität mit real existierenden Kindern nicht ausgelebt werden kann grundsätzlich noch nachvollziehbar und richtig ist, geht Beier einen Schritt weiter und greift auch Alternativen für einen Umgang mit Pädophilie an, die keinem Kind schaden. Über die Möglichkeit des Auslebens mit KI-generierten Inhalten sagt er pauschal, dass diese lediglich eine „zusätzliche Gefahr, und daher ganz falsch“ sei. Dies begründet er mit der (wissenschaftlich unbewiesenen) Hypothese, dass KI-generierte Inhalte die Konsument:innen dazu führen würden zu glauben, dass Kinder in der Realität Sex mit Erwachsenen haben wollten. Diese Alternativen würden damit für realen Übergriffe „enthemmen“.

Dass es Menschen gibt, die reale Übergriffe in jeder Form ablehnen und fiktive Inhalte suchen, gerade weil diese keine realistischen Darstellungen von Kindesmissbrauch sind, scheint Beier überhaupt nicht in den Sinn zu kommen. Anstatt Menschen zu unterstützen und Alternativen anzubieten, die nach Möglichkeiten suchen, eine zufriedenstellende Sexualität zu erleben, ohne dass dabei Kinder einen Schaden nehmen, problematisiert Beier diese Alternativen und diffamiert die Nutzenden als kognitiv Verzerrte auf dem direkten Weg zur Missbrauchstat.

Auch romantische Gefühle, die genauso wie die sexuellen in der Regel Teil der Pädophilie sind, sieht Beier in erster Linie als zusätzliche Gefahr, die es zu eliminieren gilt. Schon, wenn ein Pädophiler sich in ein Kind verliebt und gerne Zeit mit dem Kind alleine verbringen möchte, sei dies eine „sehr ernste und nicht hinnehmbare Situation“, bei der sogar das Brechen der Schweigepflicht in Betracht kommen könne (wenn auch nur als „letzte Option“, die angeblich noch nicht vorgekommen sei).

An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie man als Pädophile:r überhaupt mit der eigenen sexuellen Orientierung umgehen soll. Wenn sich diese nicht ändern lässt, aber selbst Alternativen, bei denen niemand zu Schaden kommt, inakzeptabel sind, was soll man dann machen? Beiers Ansatz besteht hier vor allem aus Unterdrückung und Kontrolle: im ganzen Interview redet er immer wieder von „Impulskontrolle“, „Verhaltenskontrolle“ und „soziale Kontrolle“; von „Gefahrensituationen“ und „Risikoeinschätzungen“. Der Fokus liegt also immer darauf, was man nicht möchte und was auf keinen Umständen passieren darf. Statt Wege zu suchen, pädophile Sexualität auf eine gesunde Art auszuleben, ist diese in Beiers Sicht als gefährlicher Gegner zu sehen, den es zu bekämpfen und permanent zu kontrollieren gilt.

Besonders bedrückend ist diese Sichtweise für junge Menschen, denen damit gesagt wird, dass sie jeden einzelnen der nächsten etwa 20.000 Tage ihres Lebens gegen ihre Sexualität ankämpfen müssen, sich dabei keinen einzigen Fehltritt leisten dürfen und darüber hinaus von allen positiven Erfahrungen ausgeschlossen sind, die Gleichaltrige mit Sexualität machen dürfen. In der Umfrage von B4U-Act war das am häufigsten genannte Alter eines ersten Suizidversuchs 14 Jahre. Ist das angesichts der düsteren Perspektiven, welche die Erwachsenenwelt ihnen anbietet, verwunderlich?

Zuckerbrot und Peitsche

Though here at journey’s end I lie
In darkness buried deep
Beyond all towers strong and high
Beyond all mountains steep
Above all shadows rides the Sun
And Stars for ever dwell
I will not say the Day is done
Nor bid the Stars farewell

- J. R. R. Tolkien, Sam’s Song in the Orc-Tower

Beier sagt zwar, er lehne „niemanden wegen einer pädophilen Sexualpräferenz ab“, aber auch hier geht es eher darum, Pädophile „anzulocken“ um sie in Therapie zu bringen und damit kontrollieren zu können, als um wirkliche Akzeptanz. Ähnlich sieht es auch bei Outings im sozialen Umfeld der KTW-Patienten aus, auf die Beier und seine Kolleg:innen in Situationen hinwirken, die sie als kritisch bewerten. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, das Wohlbefinden der Patienten durch Stärkung sozialer Beziehungen zu verbessern, sondern darum, eine „soziale Kontrolle“ zu erreichen. Anders gesagt: Pädophile sollen sich in ihrem Umfeld outen, damit es andere Menschen gibt, die ihnen auf die Finger schauen können. Auch hier gesteht Beier Pädophilen also nur ein Leben unter Generalverdacht und permanenter Überwachung zu. Das nicht einschätzbare Risiko für potenziell existenzbedrohende Folgen, falls ein Outing mal schiefgeht, wischt er damit zur Seite, dass Vertrauenspersonen ja „in der Regel unterstützend“ reagieren würden. Offen bleibt die Frage, was passiert, wenn dies einmal nicht der Fall ist. Statt darauf einzugehen, legt Beier allen Betroffenen ein Outing nahe („deshalb raten wir immer dazu, sich Vertrauenspersonen gegenüber zu öffnen“), was auf unverantwortliche Weise mit den Leben Betroffener spielt.

Wenn die soziale Kontrolle nicht ausreicht, setzt Beier auf absolute technische Überwachung. Wie schon im vergangenen Monat erklärt Beier, dass er am liebsten eine künstliche Intelligenz auf allen technischen Endgeräten installieren möchte, welche sämtliche Nutzeraktivitäten überwacht und bei erkanntem vermeintlich problematischen Verhalten Alarm schlagen kann. Während Beier also pauschal gegen den Einsatz von KI ist, wenn sie genutzt wird, um Pädophilen etwas sexuelle Selbstbestimmung zu ermöglichen, entpuppt er sich wiederum als großer Befürworten von KI, wenn sie zum Zweck der Überwachung Pädophiler eingesetzt wird.

Wer nun in Beiers Augen „keine Verantwortung für seine Ausrichtung übernimmt“, soll die volle Härte des Rechtsstaats zu spüren bekommen. Hier plädiert Beier dafür, dass die „Ermittlungsbehörden besser auszustatten seien.“ In Gerichtsverfahren soll wiederum mehr Aufwand investiert werden, um „deutliche Hinweise auf die Präferenzen des Täters“ zu erkennen, etwa „ob es eine ausschließliche Präferenz für Kinder gibt.“ Unklar ist, wofür diese Information in einem Gerichtsverfahren benutzt werden soll. Wahrscheinlich ist, dass diese Information diskriminierend eingesetzt wird, um vermeintlich pädophile Täter:innen härter zu bestrafen als solche, bei denen kein Hinweis auf eine Pädophilie gesehen wird. Dieses Diskriminierungsrisiko wird von Beier im besten Fall nicht gesehen, und entspricht im schlimmsten Fall sogar seinen Wunschvorstellungen.

Selbst dann, wenn die Grenzen des Rechtsstaates verlassen werden, äußert Beier noch Verständnis, nämlich wenn es um selbsternannte Pädophilenjäger geht. Zwar sei ihr Ansatz laut Beier der „falsche Weg“, grundsätzlich könne er aber ihren „Unmut”, wie er es verharmlosend nennt, durchaus verstehen. Zur Erinnerung: es geht dabei um gewaltbereite Banden mit teils rechtsextremen Hintergrund, die auch schon unschuldige Menschen zu Tode geprügelt haben. Diese kriminellen Gruppen rechtfertigen ihre Verbrechen damit, dass sie gegen Pädophile gerichtet seien, die ihrer Ansicht nach generell kein Recht auf körperliche Unversehrtheit verdient haben. Gesellschaftlich erfahren diese Gruppen breite Unterstützung, und ihre Gewaltexzesse werden, wenn überhaupt, oft nur dann als Problem gesehen, wenn sie statt vermeintlich Pädophiler andere Minderheiten treffen. Schon die Idee des „Pädophile jagen“ an sich ist fundamental menschenverachtend, und wertet Pädophilie als grundsätzlich unwertes Leben ab, vor dem die Gesellschaft geschützt werden muss. Diese Ideologie wird von Beier mit keinem Wort verurteilt. Dass sich der Kopf des weltweit größten Therapieprojekts, das sich explizit an Pädophile wendet, derart gefühlskalt und gleichgültig dazu äußert, dass da draußen gewaltbereite rechtsextreme Banden durch die Straßen ziehen und Pädophile zusammenschlagen wollen, ist vielleicht der größte Beweis dafür, dass Pädophile keinen Platz in der Gesellschaft haben, quasi vogelfrei sind und keinen Schutz vor Gewalt erwarten können.

Beiers Vision für den Umgang mit Pädophilie ist im Grunde so etwas wie eine offene Drohung: entweder man verhält sich „verantwortungsvoll“ (wobei Beier derjenige ist, der sich das Recht herausnimmt alleine zu bestimmen, was als verantwortungsvoll gilt), oder man bekommt gnadenlos die volle Ablehnung der Gesellschaft und des Rechtsstaates zu spüren, die dabei gerne noch härter sein darf, als sie es jetzt schon ist. Es ist ein Umgang, der sich in Beiers eigenen Worten nur „zwischen Prävention und Repression“ bewegt und für ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben keinen Platz lässt. Insbesondere gegenüber pädophilen Menschen, die sich nicht zu Schulden haben kommen lassen, ist dieser Ansatz schlimm und baut zusätzlichen Druck da auf, wo Verständnis und Unterstützung angebracht wäre.

Wir selber müssen das Licht am Ende des Tunnels sein

Ihr, die ihr euch unverzagt
Mit der Verachtung plagt
Gejagt an jedem Tag
Von euren Traumata

Die ihr jede Hilfe braucht
Unter Spießbürgern Spießruten lauft
Von der Herde angestielt
Mit ihren Fratzen konfrontiert

Die ihr nicht mehr weiter wisst
Und jede Zuneigung vermisst
Die ihr vor dem Abriss steht
Ihr habt meine Solidarität

- Toctronic, Solidarität

Als Zyniker könnte man fragen, warum es für Beier, dessen Fokus (wie er immer wieder betont) die „verursacherbezogene Prävention” von Kindesmissbrauch ist, es überhaupt ein Problem darstellt, wenn sich Pädophile das Leben nehmen. Tote Menschen können schließlich keine Kinder missbrauchen. Auf der einen Seite möchte ich Beier ein derart abscheuliches Maß an Menschenverachtung nicht unterstellen. Gleichzeitig tut er wenig, um diesen Eindruck zu widerlegen. Im Interview erzählt er viel über die psychischen Folgen von Kindesmissbrauch, über die Gefahr, die von pädophilen Menschen angeblich ausgeht, und wie Pädophile am besten kontrolliert und überwacht werden sollten, verliert aber gleichzeitig kaum ein Wort über die psychischen Belastungen, mit denen Pädophile etwa aufgrund des Stigmas tagtäglich umgehen müssen. Dabei hat er in mindestens zwei Fällen direkt erlebt, dass diese Belastungen auch zum Tod führen können, wobei er auch darüber auf eine Art redet, die nicht den Eindruck erweckt, als ob ihn der Tod seiner Patienten sonderlich nahe geht.

Pädophilen Menschen, die keinen Missbrauch begehen sagt Beier somit, dass ihr Schmerz und ihre Probleme egal und irrelevant sind im Vergleich zu dem Schaden, den sie ja anrichten könnten, alleine dadurch, dass sie pädophil sind. Selbst der Suizid als schlimmstmögliche Folge ist für Beier lediglich sehr bedauerlich, mehr aber auch nicht.

Trotz dieser düsteren Aussichten möchte ich aber versuchen, auf einer hoffnungsvollen Note zu enden. Ich weiß, was es bedeutet, in Dunkelheit gefangen zu sein, keinen Ausweg zu sehen, wenn das, was einem fehlt, so massiv ist, dass jede Hoffnung auf ein lebenswertes Leben unerreichbar scheint. Ebenso habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass das Leben manchmal komplett unvorhersehbare Wendungen nehmen kann. Das Leben ist nicht immer einfach, und das gilt doppelt und dreifach für Pädophile, und vermutlich noch mehr für exklusiv Pädophile. Hätte ich der Verzweiflung damals nachgegeben, hätte ich aber vieles nicht erlebt, wozu auch Trauriges und Schlimmes gehört, aber auch viel Schönes und Wunderbares, was ich mir früher in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Solange wir noch atmen können, gibt es immer Hoffnung, so zerbrechlich und schwach sie auch manchmal erscheinen mag.

Die Schlussfolgerung, die ich aus dem Interview ziehe, ist, dass wir uns nicht auf vermeintliche Hilfsangebote oder sogenannte Experten verlassen dürfen, wenn es darum geht, einen Sinn im Leben zu finden. Weder Beier noch KTW sind Hoffnungsspender. Das ist tragisch, denn Fürsprecher und Unterstützer können wir sehr dringend gebrauchen. In Ermangelung dessen müssen wir selber einander unterstützen, und selber zu dem Licht am Ende des Tunnels werden.

Peer Support für pädophile Menschen gibt es bei den P-Punkten.

CC BY-SA

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12 Kommentare

Wie soll man sich und seine Neigung denn akzeptieren, wenn jede Befriedigung zu vermeiden ist? Das ist doch ein Widerspruch in sich?

Es gibt keine Minderheit, die dermaßen offen menschenverachtend behandelt wird. Ich komm ehrlich gesagt nicht drauf klar.

Wofür lohnt es sich zu leben? Diese Frage habe ich mir ebenfalls gestellt, nachdem, was mir durch Hass und Vorurteile bereits jetzt schon widerfahren ist, als einem pädophilen Menschen, der niemals ein Kind sexuell behelligt hat und nie Missbrauchsabbildungen konsumierte. Denn trotzdem nahm mir ungerechtfertigte Verbotspolitik meine Puppenfamilie, wie sie früher war. Denn trotzdem verlor ich meinen Arbeitsplatz, nur weil ich transparent machte, dass ich zu unserer Minderheit gehöre und mich gegen das Vorurteil engagieren möchte. (So viel übrigens zu der „guten Idee“, sich Menschen im eigenen nahen Umfeld gegenüber zu outen.)

Die Antwort für mich als Mensch unserer Minderheit, warum ich nach allem entschlossen bin zu leben, ziehe ich aus dem Stigma selber: Ich möchte helfen, der Gesellschaft dieses Unrecht vor Augen zu führen, das sie uns tut, indem sie unschuldige pädophile Menschen als Sündenböcke für die Taten von Missbrauchstätern büßen lässt. Die Menschen unserer Gesellschaft müssen endlich begreifen lernen, dass jeder von ihnen, der so etwas Unschuldigen antut, sich zu einem Täter macht. Und ich möchte daran mitwirken, dass solche Täter endlich künftig strafrechtlich verfolgt werden, so wie Täter für jedes andere Unrecht auch verfolgt werden. Das funktioniert nur mit Aufklärung. Eine Chance sehe ich darin, dass der Großteil der Menschen der Gesellschaft irgendwann begreift und anerkennt, dass die Vorurteile gegen Pädophile dazu führen, Ersatzhandlungstäter zu schützen, die gezielte Bekämpfung von Missbrauchsabbildungen zu verunmöglichen, Aufklärung junger Pädos zu verhindern und die Pro-Contact-Ideologie zu fördern. Damit arbeitet jeder, der das Stigma fördert, nicht nur gegen Unschuldige, sondern auch aktiv gegen den Kinderschutz. Das der Gesellschaft begreiflich zu machen, geht nur, indem wir uns niemals einschüchtern lassen, andere Menschen aufzuklären. Diese Dinge klar zu benennen ist der Hebel, den ich sehe, um den Kampf gegen die Vorurteile langfristig zu gewinnen. Und die Aussicht, meinen Teil zu dieser Bewegung gegen die Vorurteile beitragen zu können, gibt mir Entschlossenheit, Mut und Lebenswillen. Gemeinsam an diesem Ziel zu arbeiten ist etwas, für das es sich zu leben lohnt. Wenn noch viel mehr unschuldige Menschen unserer Minderheit genauso denken, haben die Vorurteile ab irgendeinem Zeitpunkt keine Chance mehr.

Nebenbei: Menschen einer ganzen Minderheit unter Generalverdacht zu stellen ist eine kognitive Verzerrung und damit genau das, was pädophilen Menschen (wiederum generalisiert) vorgeworfen wird. Und dieser menschenverachtende Umgang mit unserer Minderheit ist „eine nicht hinnehmbare Situation“ - um die gleichen Worte einmal in anderem Kontext nochmals aufzugreifen.

Wenn das von Sirius im Betrag genannte wirklich die Einstellung von Prof. Dr. Dr. Beier ist, täte dieser Mann gut daran, auf seine eigenen Kollegen zu hören. Herr Dr. Ahlers hat beispielsweise wichtige grundlegende Dinge erkannt, über die er in seinem Buch „Vom Himmel auf Erden“ benennt: „Verbot, Kontrolle und Strafe, Diskriminierung, Entwertung und Ausgrenzung sind keine validen Konzepte. Sie haben sich nicht bewährt. Wir verklappen die Probleme damit nur in den Untergrund, wo sie fröhlich wieder zum Vorschein kommen - und Menschen leiden lassen“

Ich persönlich rate allen Pädophilen davon ab bei den gängigen Suizidpräventionen / Telefonseelsorgen seine Neigung zu erwähnen. Als ich 15 Jahre alt war habe ich bei der Seelsorge angerufen und erzählt das ich Angst davor habe mich zu offenbaren, da ich online immer abgestoßen, verachtet und mir der Tod gewünscht wurde. Ich habe niemanden zum sprechen und weiß nicht was ich tun soll. Ohne meine Neigung zu erwähnen sagte der Herr am Telefon zu mir das ich "mich nicht schämen brauche", denn "Ich werde akzeptiert, so wie ich bin."

Daraufhin habe ich dann gefragt, ob das auch gilt, wenn ich Pädophil bin, nach einer kurzen Pause und einem verächtlichen Geräusch wurde einfach aufgelegt. Das hat mich damals zerstört.

Unterstützung für Pädophile, die durch das Stigma leiden und trotz ihrer Probleme der festen Überzeugung sind das sie keinem Kind etwas antun möchten und werden, gibt es einfach nichts - bis heute nicht. P-Punkte leistet einen immensen Beitrag und ich wünschte das ich damals Zugang dazu gehabt hätte.

Was Du erlebt hast, finde ich unfassbar schlimm. Ich habe andere Erfahrungen gemacht und kann von einem wirklich positiven Beispiel berichten.

Zu der Zeit, als ich meine Arbeit aufgrund der Vorurteile verlor, war ich verzweifelt. Finanziell wurde es für mich sehr eng und ich hatte Angst, mein Zuhause zu verlieren. Es gab zu dieser Zeit einen Zeitpunkt, wo ich wirklich Hilfe brauchte. So wendete ich mich schließlich an den Chat der Carritas, um meine Situation zu beraten. Ich schrieb alles über mich, meine Situation, meine Sexualpräferenz und meine Anti-Contact-Haltung. Ich schrieb, warum meine Situation zu diesem Zeitpunkt so war, wie es zu allem kam und von meinen Zukunftsängsten. Wahrscheinlich war der Punkt, dass ich nicht einfach nur schrieb, ich bin pädophil. Sondern ich schrieb mehr. Ich schrieb einfach alles auf.Transparent. Emotional. Menschlich. Ehrlich. Die empathische und hilfsbereite Antwort hat mich positiv überrascht. Es war viel mehr, als ich in meiner Situation gehofft hatte. Mir schrieb jemand, der mir in der Situation nicht nur Verständnis entgegenbrachte, sondern wirklich auch hilfreiche Ideen vorschlug. Ich glaube, es ist ganz wichtig, nicht einfach nur zu erwähnen, dass man pädophil ist, sondern das Gegenüber vorsichtig an das Thema und damit die einhergehenden gesellschaftlichen Probleme heranzuführen. Ich glaube immer noch fest daran, dass die meisten Menschen unserer Gesellschaft im Kern gute Menschen sind. Wenn wir sie nicht verschrecken und es gelingt sie irgendwie abzuholen, können wir auch auf Hilfe in schwierigen Lebenssituationen hoffen. Natürlich ist es gerade bei unserem Thema stark davon abhängig, an wen man gerät. Aber es gibt sie, die guten, verständnisvollen und hilfsbereiten Menschen.

@Hoffnung: es tut mir leid, dass du so eine schreckliche Erfahrung machen musstest. So etwas ist traumatisierend, ein Tritt ins Gesicht, während man ohnehin schon am Boden liegt.

Leider habe ich so ähnliche Geschichten schon öfter mal gehört. Ich habe den Disclaimer daher um einen Satz ergänzt, von dem ich wünschte, dass ich ihn nicht schreiben müsste. Gerne würde ich bei solchen schwierigen Themen Hilfsangebote verlinken, an die sich pädophile Menschen bedenkenlos wenden können, nur leider sind mir keine bekannt. Und genau das ist Teil des Problems.

@Klase: das mag ja alles sein, aber Menschen in einer psychischen Ausnahmesituation haben nicht unbedingt die Kraft und geistige Klarheit, um sich darüber Gedanken zu machen, wie sie ihre Situation am wenigsten „abschreckend“ darstellen können, oder um so lange zu telefonieren, bis man endlich an eine verständnisvolle Person gerät. Und sie sollten es auch gar nicht erst müssen. Wer in einer suizidalen Krise steckt hat Hilfe verdient, unabhängig von Sexualität und kommunikativen Fähigkeiten in der Situation.

Franziska Mathäus

Hallo Sirius, ich verfolge Ihre Beiträge regelmäßig und nehme das, was Sie Schreiben, sehr ernst. Oft stimmen mich Ihre Worte nachdenklich - und nicht selten auch traurig. In vielen Punkten teile ich Ihre Ansichten, teils sogar vollständig. Auch Herrn Beier und KTW sehe ich inzwischen zunehmend kritisch - unter anderem deshalb, weil ich bei Themen wie Ersatzmaterialien und anderen Aspekten eine ganz andere Perspektive vertrete. Gleichzeitig möchte ich sagen, es gibt auch andere Stimmen und Experten (und ich zähle mich hier einfach mal selbst dazu :-)). Es erschüttert mich sehr, dass sich zwei Menschen das Leben genommen haben. Ebenso schockiert mich der enorme Hass und die weitverbreitete Ablehnung gegenüber Pädophilen immer wieder aufs Neue. Mir ist bewusst, dass ich die Welt vermutlich nicht grundlegend verändern kann und mein Einfluss sicherlich begrenzt ist. Trotzdem glaube ich, dass sich auch kleine Schritte lohnen. Ich bemühe mich, auf die Menschen, die zu mir in die Praxis kommen, individuell einzugehen, sie zu unterstützen, zu begleiten und Ihre Sorgen ernst zu nehmen. Ihre Beiträge, ebenso wie der Austausch mit den P-Punkten, helfen mir dabei sehr. Sie eröffnen mir neue Perspektiven, regen zum Nachdenken an und fördern meine persönliche Reflexion. Und ich möchte dem Wiedersprechen das es keine Unterstützung für Pädophile gibt, die durch das Stigma leiden, vielleicht kaum Unterstützung oder sehr wenig aber nicht keine!

Vielen Dank für die netten Worte. Ich bewundere Ihren Einsatz für pädophile Menschen sehr und möchte diesen keineswegs klein reden. Mir geht es vor allem darum, dass Beier eine immense epistemische Macht in diesem Themenbereich besitzt - was er sagt, gilt als Fakt, wird oft ungeprüft übernommen und bildet die Grundlage für gesellschaftliche und politische Diskussionen, selbst, wenn es völliger Unsinn ist (und vieles von dem, was Beier in diesen Tagen sagt, ist bei näheren Hinsehen kruder Unsinn, der jeglicher wissenschaftlicher Basis entbehrt). Er könnte seinen Einfluss nutzen, um die psychischen Herausforderungen pädophiler Menschen sichtbar zu machen, stattdessen erhöht er den gesellschaftlichen Druck, der einige überhaupt erst in die Verzweiflung treibt.

In Deutschland leben grob geschätzt wohl so um die 500.000 pädophile Menschen, die, wie wir wissen, besonders oft von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Gleichzeitig gibt es exakt keine professionelle Hilfsangebote, die man vorbehaltlos empfehlen kann. So wichtig Ihre Arbeit gerade auch im Angesicht der aktuellen gesellschaftlichen Situation ist, kann dieser Gap, fürchte ich, nicht alleine durch engagierte Einzelpersonen aufgefangen werden. Als Betroffener ist der Gang zum Therapeuten nebenan immer noch ein Spiel mit dem Feuer (ich selber habe hier sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht), und es gibt keine Nummer, die man im Krisenfall wählen kann und wo Verständnis und Akzeptanz garantiert sind. Es bräuchte hier bundesweit agierende Strukturen und Hilfsangebote. KTW, was zumindest bis zum Ende diesen Jahres mit 5 Millionen Euro pro Jahr gefördert wird, hätte die Ressourcen, um den Bedarf teilweise abzufangen. Dass dort der Suizid von Patienten lediglich als bedauernswert gilt, lässt aber auch zweifeln, ob dieses Projekt eine empfehlenswerte Ressource für Menschen in Krisensituationen ist.

Wir dürfen auch nicht Hebephile vergessen, welche oft den Pädophilen zugerechnet werden. Zur Hebephilie gibt es noch weniger Literatur, da es nie in eine Klassifikation aufgenommen wurde.

Nach Angaben einiger Studien sind ca. 17% der Menschen hebephil (Bártová et al., 2021). Da wären wir also schon bei einer ganz anderen Dimension. Noch wurden keine "Sexpuppen mit jugendlichem Erscheinungsbild" verboten, aber da Hebephile Kinder ab ca. 11 Jahren attraktiv finden sind sie natürlich auch genau wie Pädophile von § 184l StGB und ähnlichen Gesetzen betroffen.

Hoffen wir, das es in Zukunft ein besseres Therapie oder Hilfsangebot gibt wo, empathischer mit Pädophilen Menschen umgegangen wird, und Menschen die sich wie Herrn Beier verhalten, gar nicht erst mitwirken dürfen

Ich bedauere dich auch sehr, Klausi.

Klaus Beier (Parodie)

Hallo Rubricappula,

kommen Sie bitte unverzüglich in meine Praxis! Ich stelle mit großer Besorgnis eine kognitive Verzerrung bei Ihnen fest. Zwar sind Ihre Fantasien noch kein Störfaktor, aber jegliche Visualisierung ist extrem gefährlich für Sie. Versuchen Sie daher tunlichst Kopfkino so wie Gedanken mit sexuellem Bezug zu Kindern zu vermeiden.

Gerne unterstütze ich Sie hierbei und pflanze Ihnen, zur Überwachung sämtlicher Gedankenströme, ein Implantat in ihr Gehirn ein. Diese Leistung ist für Sie kostenfrei und wird über die GKV abgewickelt! Das Implantat ist mit einer App verbunden, darüber erhalten Sie zur Transparenz einen täglichen Bericht, wie oft ihr Gehirn pädophiles Gedankengut generiert hat. Wir vereinbaren eine monatliche Obergrenze, welche mit der Zeit abflacht um ggf. notwendige Interventionen zu intensivieren und die Herstellung kinder- und oder jugendpornografischer Inhalte (in Form von Gedanken) zu unterbinden.

Sollte die seit Jahrzehnten bewährte und von KTW perfektionierte Verhaltenskontrolle nicht erfolgreich sein, so verschreiben wir Ihnen gerne Anti-Depressiva und andere Mittel, welche Ihre Libido hemmen und Sie bei der Vermeidung sexueller Fantasien und Impulse unterstützen. Sie sind nicht allein!

Mit frendlichen Grüßen,

Klausi

Schlechte Parodie. Der echte Klaus Beier hätte erst einmal infrage gestellt, ob Rubricappula überhaupt existiert, in Wirklichkeit nicht doch ein Mann oder vielleicht gar nicht wirklich pädophil ist. Pädophile Frauen gibt es für Beier schließlich eigentlich gar nicht, außer vielleicht in ganz extrem seltenen Sonderfällen.

Sirius

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Mein Name hier ist Sirius – angelehnt an den Doppelstern im Großen Hund. Ich bin etwa Anfang 30, und studierter Informatiker. Seit meiner Jugend weiß ich, dass ich mich zu Kindern besonders hingezogen fühle. Und auch wenn der Umgang damit nicht immer einfach war, so hat es mich doch auch unter anderem zu meinem Rotkäppchen geführt, mit der ich in einer glücklichen Beziehung lebe. In meiner Freizeit versuche ich einen Beitrag zur Aufklärung über Pädophilie zu leisten, mache gerne Musik und verzweifle gelegentlich an der Gesellschaft.

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Wir dürfen auch nicht Hebephile vergessen, welche oft den Pädophilen zugerechnet werden. Zur Hebephilie gibt es noch weniger Literatur, da es nie in eine Klassifikation aufgenommen wurde. Nach Angaben einiger Studien sind ca. 17% der Menschen hebephil (Bártová et al., 2021). Da wären wir also schon bei einer ganz anderen Dimension. Noch wurden keine "Sexpuppen mit jugendlichem Erscheinungsbild" verboten, aber da Hebephile Kinder ab ca. 11 Jahren attraktiv finden sind sie natürlich auch genau wie Pädophile von § 184l StGB und ähnlichen Gesetzen betroffen.
Schlechte Parodie. Der echte Klaus Beier hätte erst einmal infrage gestellt, ob Rubricappula überhaupt existiert, in Wirklichkeit nicht doch ein Mann oder vielleicht gar nicht wirklich pädophil ist. Pädophile Frauen gibt es für Beier schließlich eigentlich gar nicht, außer vielleicht in ganz extrem seltenen Sonderfällen.
Vielen Dank für die netten Worte. Ich bewundere Ihren Einsatz für pädophile Menschen sehr und möchte diesen keineswegs klein reden. Mir geht es vor allem darum, dass Beier eine immense epistemische Macht in diesem Themenbereich besitzt - was er sagt, gilt als Fakt, wird oft ungeprüft übernommen und bildet die Grundlage für gesellschaftliche und politische Diskussionen, selbst, wenn es völliger Unsinn ist (und vieles von dem, was Beier in diesen Tagen sagt, ist bei näheren Hinsehen kruder Unsinn, der jeglicher wissenschaftlicher Basis entbehrt). Er könnte seinen Einfluss nutzen, um die psychischen Herausforderungen pädophiler Menschen sichtbar zu machen, stattdessen erhöht er den gesellschaftlichen Druck, der einige überhaupt erst in die Verzweiflung treibt. In Deutschland leben grob geschätzt wohl so um die 500.000 pädophile Menschen, die, wie wir wissen, besonders oft von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Gleichzeitig gibt es exakt keine professionelle Hilfsangebote, die man vorbehaltlos empfehlen kann. So wichtig Ihre Arbeit gerade auch im Angesicht der aktuellen gesellschaftlichen Situation ist, kann dieser Gap, fürchte ich, nicht alleine durch engagierte Einzelpersonen aufgefangen werden. Als Betroffener ist der Gang zum Therapeuten nebenan immer noch ein Spiel mit dem Feuer (ich selber habe hier sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht), und es gibt keine Nummer, die man im Krisenfall wählen kann und wo Verständnis und Akzeptanz garantiert sind. Es bräuchte hier bundesweit agierende Strukturen und Hilfsangebote. KTW, was zumindest bis zum Ende diesen Jahres mit 5 Millionen Euro pro Jahr gefördert wird, hätte die Ressourcen, um den Bedarf teilweise abzufangen. Dass dort der Suizid von Patienten lediglich als bedauernswert gilt, lässt aber auch zweifeln, ob dieses Projekt eine empfehlenswerte Ressource für Menschen in Krisensituationen ist.
Klaus Beier (Parodie) zu „Wir bedauern das sehr“
Hallo Rubricappula, kommen Sie bitte unverzüglich in meine Praxis! Ich stelle mit großer Besorgnis eine kognitive Verzerrung bei Ihnen fest. Zwar sind Ihre Fantasien noch kein Störfaktor, aber jegliche Visualisierung ist extrem gefährlich für Sie. Versuchen Sie daher tunlichst Kopfkino so wie Gedanken mit sexuellem Bezug zu Kindern zu vermeiden. Gerne unterstütze ich Sie hierbei und pflanze Ihnen, zur Überwachung sämtlicher Gedankenströme, ein Implantat in ihr Gehirn ein. Diese Leistung ist für Sie kostenfrei und wird über die GKV abgewickelt! Das Implantat ist mit einer App verbunden, darüber erhalten Sie zur Transparenz einen täglichen Bericht, wie oft ihr Gehirn pädophiles Gedankengut generiert hat. Wir vereinbaren eine monatliche Obergrenze, welche mit der Zeit abflacht um ggf. notwendige Interventionen zu intensivieren und die Herstellung kinder- und oder jugendpornografischer Inhalte (in Form von Gedanken) zu unterbinden. Sollte die seit Jahrzehnten bewährte und von KTW perfektionierte Verhaltenskontrolle nicht erfolgreich sein, so verschreiben wir Ihnen gerne Anti-Depressiva und andere Mittel, welche Ihre Libido hemmen und Sie bei der Vermeidung sexueller Fantasien und Impulse unterstützen. Sie sind nicht allein! Mit frendlichen Grüßen, Klausi
@Hoffnung: es tut mir leid, dass du so eine schreckliche Erfahrung machen musstest. So etwas ist traumatisierend, ein Tritt ins Gesicht, während man ohnehin schon am Boden liegt. Leider habe ich so ähnliche Geschichten schon öfter mal gehört. Ich habe den Disclaimer daher um einen Satz ergänzt, von dem ich wünschte, dass ich ihn nicht schreiben müsste. Gerne würde ich bei solchen schwierigen Themen Hilfsangebote verlinken, an die sich pädophile Menschen bedenkenlos wenden können, nur leider sind mir keine bekannt. Und genau das ist Teil des Problems. @Klase: das mag ja alles sein, aber Menschen in einer psychischen Ausnahmesituation haben nicht unbedingt die Kraft und geistige Klarheit, um sich darüber Gedanken zu machen, wie sie ihre Situation am wenigsten „abschreckend“ darstellen können, oder um so lange zu telefonieren, bis man endlich an eine verständnisvolle Person gerät. Und sie sollten es auch gar nicht erst müssen. Wer in einer suizidalen Krise steckt hat Hilfe verdient, unabhängig von Sexualität und kommunikativen Fähigkeiten in der Situation.