Mir wurde einmal eine sehr interessante Frage gestellt. Es ging dabei um die Selbstfindungsphase, in der man sich seiner Pädophilie bewusst wird. Während dieser suchen die meisten irgendwann den Austausch mit Gleichgesinnten und stoßen dabei leider sehr schnell auf Gruppierungen mit SmK (gemeint ist: Sex mit Kindern)-befürwortenden Haltungen. Wenn man nun also sieht, dass (scheinbar) der Großteil der eigenen „Peergroup“ diese Ansicht vertritt, warum übernimmt man diese dann nicht einfach ebenfalls um Anschluss zu finden? Immerhin betrachten sich viele pädophile Menschen ja sowieso schon als Außenseiter, da sie oftmals mit niemand anderem darüber reden können.

Ich finde diese Frage sehr durchdacht und wichtig, auch, weil sie mich daran erinnert hat, wie ich überhaupt zu meinen heutigen Ansichten gekommen bin. Die Antwort auf diese Frage ist tatsächlich an Ironie kaum zu überbieten, insbesondere wenn man bedenkt wie sehr Befürworter von SmK sich auf die „Indoktrinierung“ von Kein Täter werden berufen. Aber von vorne.

Im Prinzip beginnt es in meiner eigenen Kindheit. Meine Mutter hat nie sehr ernst über das Thema Pädophilie gesprochen. Sie hat es eher locker nebenbei erwähnt, wenn jemand wohl äußerlich dem Cliche entsprach und hat dann amüsiert Sprüche wie „Der sieht ja aus wie ein Pädo“ fallenlassen, die ich als Kind einfach lustig fand, ohne sie genauer zu hinterfragen. Mein Umfeld hat ansonsten gar nicht über dieses Thema gesprochen, soweit ich mich erinnern kann. Ich hatte also gar nicht diesen Start ins Leben, dass es besonders schlimm wäre, pädophil zu sein. Nur irgendwie verschroben, seltsam, komisch. Nicht gefährlich.

Mein nächster nennenswerter Kontakt zu dieser Thematik war dann ein kurzer Bericht auf einem der üblichen Sender über einen (natürlich unkenntlich gemachten) pädophilen Mann, an den ich mich kaum erinnere, allerdings an die Aussage von diesem, dass er sich in Kinder verliebt. Ich weiß nicht wie alt ich zu dem Zeitpunkt war, aber ich habe das irgendwo abgespeichert und verknüpft. Ein Pädophiler liebt also Kinder, so wie Erwachsene andere Erwachsene lieben. Ich habe später nicht herausfinden können um was für einen Beitrag es sich gehandelt hat, aber er wirkte auf mich damals ebenfalls nicht gefährlich, auch eher etwas verschroben, vielleicht bedingt durch die verzerrte, mickeymouseartige Stimme die sie ihm gegeben haben. Irgendwo im Hinterkopf war der Gedanke, dass Sex (was auch immer das heißen mochte, aber eine grobe Vorstellung hatte ich zu dem Zeitpunkt schon) mit einem Kind nicht in Ordnung ist, und Erwachsene so etwas in einer Beziehung ja tun, aber dass es ja irgendwie doof für so einen Pädo ist, dass er das will und nicht darf.

Dieser Fernsehbeitrag scheint mich langfristig geprägt zu haben, denn dieser war auch der Grund für mich, weshalb ich mich lange nicht selbst als pädophil bezeichnet habe, auch wenn ich sexuelle Fantasien mit Kindern hatte. Denn ich hatte mich als Jugendliche und junge Erwachsene nie in ein Kind verliebt und hatte auch, bis auf die Fantasien, kein besonderes Interesse an ihnen. Zu diesem Zeitpunkt meines Lebens habe ich Kinder vor allem als störend und stressig empfunden. Also konnte ich, laut meiner eigenen Definition, nicht pädophil sein. Es war natürlich trotzdem so, ich habe es mir nur noch nicht richtig eingestehen können und auch rückblickend gab es Situationen, in denen ich durchaus etwas für Kinder, die deutlich jünger waren als ich, empfunden habe.

Ich weiß nicht wann, aber irgendwann ebenfalls in meiner Kindheit oder frühen Jugend, habe ich dann einen Fernsehauftritt eines bekannten SmK-Aktivisten gesehen. Und als ich ihn so habe reden hören, wurde mir klar, dass ich so weder bin noch sein will. Ich war zum ersten Mal angewidert bei der Thematik und habe innerlich abgelehnt, was er erzählt hat. Auch dieser Beitrag hat mich nachhaltig geprägt, und zwar so, dass ich bis ich Mitte 20 war, nie Kontakt zu anderen Pädophilen gesucht habe, selbst dann nicht, als ich mir schon eingestanden habe, selbst pädophil zu sein. Einfach deshalb, weil ich davon ausgegangen bin, dass jeder Pädophile so denkt wie er – scheinbar mit mir als Ausnahme.

Es bleibt bei diesem Text nicht aus, die ungesunde Beziehung die ich mit 14–16 mit einer neun Jahre älteren Frau hatte, zu erwähnen. Das war auch die Zeit in der ich zum ersten Mal unbeaufsichtigen Zugang zum Internet hatte. Diese Frau und ich haben an sich nie wirklich viel über die Thematik gesprochen, sie stand meinen Fantasien allerdings nicht ablehnend gegenüber, sondern eher befürwortend. Dennoch hat sie nie gesagt, dass so etwas in der Realität in Ordnung wäre, im Gegenteil. Sie wurde selbst als Kind missbraucht und hatte mir davon auch erzählt. Die Erzählung rief bei mir zwar einerseits extreme Ablehnung und Schock hervor, weil ich ja die psychischen Auswirkungen, die dies bei ihr hatte sehen konnte, übte gleichzeitig aber eine morbide Faszination auf mich aus. Ich habe und hatte zwar keine von mir ausgehenden Gewaltfantasien, allerdings können detaillierte Beschreibungen von sexualisierter Gewalt an Kindern dennoch manchmal etwas bei mir auslösen. Das liegt vermutlich daran, dass ich kaum Input von außen bekomme(n) kann in Form von Pornografie zum Beispiel, sodass ich auch auf Dinge reagiere, die mich eigentlich abstoßen.

Ich denke, diese Beziehung hat mich natürlich auch ein Stück weit beeinflusst, inwiefern weiß ich nicht mit Sicherheit – ich denke allerdings, dass sie nicht so maßgeblich an meinen sich formenden Ansichten bezüglich SmK beteiligt war, wie spätere Ereignisse meines Lebens.

Als ich etwa 15–16 Jahre alt war, habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob es Fälle gibt, in denen Kindern kein Schaden bei einem sexuellen Kontakt entsteht, ob es zu verantworten wäre, wenn man diesen bewusst sucht. Ob die Gesellschaft nicht doch falsch liegen könnte, einfach deshalb, weil ich ja einem Kind nicht schaden will, weil meine Fantasien nichts mit Gewalt zu tun haben. Wie ich heute weiß ein entscheidender Prozess eines jeden Pädophilen, sich damit intensiv zu befassen – meiner Meinung nach auch befassen zu müssen, um überhaupt die Chance zu haben, eine klare Haltung mit guter Argumentation vertreten zu können.

Ich habe mich also mit etwa 16 Jahren auf die Suche gemacht und habe neben Berichten und Geschichten von Opfern, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, auch nach Berichten von Menschen gesucht, die sexuelle Kontakte die sie als Kind hatten, nachträglich als Erwachsene nicht als Missbrauch betrachten, bzw. nicht den Eindruck haben, er habe ihnen geschadet.

Dabei bin ich recht schnell auf Rüdiger Lautmanns berüchtigtes Buch „die Lust am Kind“ gestoßen. Es ist mittlerweile zu viel Zeit vergangen, als dass ich mich an jedes Detail das darin Erwähnung findet, erinnern könnte. Ich glaube, ich habe auch nie das komplette Buch gelesen, sondern nur Teile davon. Was ich allerdings noch weiß ist, dass ich es nicht als wichtig empfand, was Herr Lautmann schrieb oder wie er über das Thema denkt, sondern mich haben vor allem die Erfahrungsberichte der pädophilen Menschen die laut eigener Aussage unschädliche sexuelle Kontakte zu Kindern hatten, interessiert.

Ich war mir zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst, was die Intention Lautmanns war, aber wenn diese Berichte als Positivbeispiele dienen sollten, dann haben sie ihre Wirkung gänzlich verfehlt. Ich habe diese kritisch betrachtet, mit der großen, hoffnungsvollen Frage im Hinterkopf, ob das was ich mir wünsche, möglich ist. Und realistischerweise habe ich in diesen Berichten gesehen, was ich gar nicht sehen wollte.

Allen Berichten ist gemein, dass die Kinder aus Verhältnissen stammten, die ungünstig für die Entwicklung eines Kindes ist. Armut, fehlende Liebe und Fürsorge, Gewalt in unterschiedlicher Form oder komplett abwesende Elternteile. Auch später habe ich keine Erzählung dieser Art gehört, in denen solche Kinder aus einem stabilen Elternhaus stammen. Nur, weil ein sexueller Kontakt in dem Moment oder auch nachträglich als weniger schlimm empfunden wird, als das was in ihrem eigenen zu Hause passiert, macht es den sexuellen Kontakt nicht zu etwas Gutem. Es macht ihn einfach nur zum kleineren Übel.

Die Kinder haben entweder nicht verstanden, woran sie beteiligt waren, weil sie zu jung waren, oder haben irgendwo gewusst und gemerkt, dass das was passiert nicht okay ist. Viele haben es entweder aus verzweifelter Suche nach Zuwendung hingenommen, teilweise sogar bewusst gesucht und/oder als eine Art Tauschgeschäft betrachtet. Eine aufrichtige gegenseitige Liebe war für mich darin nicht zu erkennen – oftmals nicht einmal von den Pädophilen selbst.

Einige haben ganz offen gesagt, „dass man ja nie wissen könne, was in so einem kleinen Kopf vor sich gehe“. Andere haben jedes Mal, wenn das Kind ihrem präferierten Alter entwuchs, die Beschenkung (in Form von Geld, Materiellem oder auch Ausflügen) und die Zuwendung eingestellt und nach einem neuen Kind Ausschau gehalten. Den Kindern wurde mehr als deutlich gemacht, dass die „Beziehung“ für diesen Erwachsenen keinen Wert hat, wenn kein sexueller Kontakt stattfindet. Manchmal ganz direkt, manchmal indirekt durch frustrierte Reaktionen, um damit Druck auf das Kind auszuüben. Dieses Buch hat also maßgeblich zu meinen heutigen Ansichten beigetragen und das gerade, weil diese Berichte so schonungslos ehrlich waren.

Bis dahin fand meine komplette Selbstfindungsphase im Grunde allein zwischen mir und dem Internet statt, ohne direkten persönlichen Austausch mit anderen Pädophilen. Ich wusste, dass ich Kinder weder zu meinen Gunsten manipulieren wollte, noch sollten sie sich vor mir ängstigen oder ekeln - egal ob in dem Moment oder sehr viel später. Und ich wusste, dass nichts dieses Risiko einzugehen ihnen mit so einem Kontakt zu schaden, rechtfertigen kann.

Ich habe mit Mitte 20 tatsächlich ein Diagnostikgespräch bei „Kein Täter Werden“ wahrgenommen, weil ich mir unsicher war, ob ich mich wirklich als pädophil bezeichnen kann, gerade auch scheinbar ohne romantisches Interesse an Kindern zu haben, das ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht eingestehen konnte. Nachdem mir sozusagen offiziell bestätigt wurde, dass ich pädophil bin und mir auch gesagt wurde, dass sie dennoch keinen Therapiebedarf bei mir sehen, wurde ich von dem Therapeuten auf das "Gemeinsam Statt Allein"-Forum aufmerksam gemacht, wo ich im Onlinekontakt zum ersten Mal auch anderen pädophilen Menschen begegnet bin.

Der Großteil der Nutzer dort vertrat Ansichten, bei denen ich zumindest größtenteils mitgehen konnte, andere dagegen Haltungen, die für mich ganz und gar nicht passten. Diese dadurch entstandenen, teils sehr hitzigen, Diskussionen und Gespräche, haben mir noch einmal verdeutlicht, wo die Denkfehler liegen und wie es teilweise zu Ansichten kommt bei denen sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen für vertretbar gehalten werden. Hin und wieder habe ich auch den ein oder anderen Blick in andere Foren, in denen größtenteils SmK-befürwortende Ansichten vertreten werden, geworfen, und die Diskussionen dort verfolgt, ohne mich daran zu beteiligen.

Dadurch bin ich endgültig zu dem Schluss gekommen, dass die Argumentation für sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern in erster Linie nicht das Wohl von Kindern im Sinn hat, sondern grundsätzlich zuerst das eigene.

Nachdem ich mir schließlich auch das romantische Interesse an Jungen eingestanden habe, einige Male Kontakt zu Kindern hatte und ich erleben konnte wie diese wirklich in der Realität sind (im Gegensatz zu dem Fantasiekonstrukt "Kind" in meinem Kopf) und handeln, hat mich das zusätzlich in meiner Haltung bestätigt.

Ich bin also gerade, weil ich offen für andere Ansichten war und mich umfassend damit befasst habe, zu einem gänzlich anderen Ergebnis gekommen. Diese Auseinandersetzung war für mich persönlich jedenfalls sehr wertvoll und notwendig, um heute sicher zu meinen Überzeugungen und Ansichten stehen zu können.