Ich möchte einmal versuchen zu verdeutlichen, weshalb ich diesen Film als sehr beleidigend empfunden habe.

Er will wertfrei sein, verstärkt bestehende Vorurteile aber alleine schon dadurch, dass man (meiner Ansicht nach) merkt, wie unwohl sich die Schauspieler während des gesamten Films fühlen. Sie wirken auf mich angespannt. Als hätten sie die ganze Zeit über Angst etwas Falsches zu sagen, was ihnen später zum Vorwurf gemacht werden könnte. Als wären sie gerade lieber ganz woanders und froh gewesen, als der Film endlich vorbei war. Bestätigt wird dieser Eindruck durch Interviews mit dem Hauptdarsteller (unter anderem hier nachzulesen: https://salzgeber.de/kopfplatzen). Die Betonung der ausbleibenden Verharmlosung des Themas trägt zu diesem Eindruck bei.

Die Figuren wirken auf mich häufig empathielos und insgesamt wenig emotional. Der Film selbst grau und trostlos. Sicher ist dieser Effekt zu einem gewissen Grad gewollt, unterstreicht dadurch aber nur die Anspannung und "Gefahr", die permanent mitschwingt und ist deshalb nicht wertfrei.

Aber weiter zum Inhalt des Films.

– beinhaltet Spoiler –

Markus führt zwar nach außen hin ein gewöhnliches Leben, geht seiner Arbeit als Architekt nach, betreibt Boxen als sportliches Hobby, isoliert sich aber selbst und lehnt Freundschaften ab. Der Sinn davon wird nicht deutlich, denn er hat weder Schwierigkeiten mit seinem Sozialverhalten (z.B. eine soziale Phobie), noch wirkt er auf sein Umfeld seltsam. Im Gegenteil, Arbeitskollegen und Boxkollegen fragen ihn regelmäßig nach privaten Treffen, welche er aber konsequent meidet.

Nachvollziehbar wäre dies, wenn es alleine um Freundschaften zu Frauen ginge, aus Angst, dass diese romantisches Interesse an ihm entwickeln könnten - er lehnt allerdings auch eine Freundschaft zu Männern ab. Einzig zu seiner Familie, welche aus seiner Schwester und deren Sohn und ihren gemeinsamen Eltern besteht, hält er selbstständig Kontakt. Das vermittelt den Eindruck als seien Pädophile alleine auf den Kontakt zu Kindern aus und hätten ansonsten keinerlei Interesse an sozialen Interaktionen.

Die Rolle des Markus wirkt nicht authentisch, denn er verhält sich sehr widersprüchlich. Als hätten die Autoren versucht mehrere Klischees zu vereinen, dabei aber die Logik vergessen. Beispiel: Er hat Angst einen Übergriff zu begehen, scheut soziale Kontakte, eventuell aus Angst vor einem ungewollten Outing, sagt dann aber sofort zu, als Jessica ihn fragt, ob er auf Arthur aufpassen kann. Er verhält sich auch im Umgang mit ihm nicht unsicher, außer er bekommt Lust/sieht ihn teilweise oder komplett unbekleidet. Dann verlässt er die Situation um seinen "Druck" abzubauen.

Das Spielen und die Unternehmungen mit Arthur scheinen für ihn ansonsten problemlos möglich zu sein, doch wirkt Markus dabei nicht wirklich glücklich. Überhaupt ist die Beziehung zu Arthur ausschließlich von Lust geprägt. Markus' Aussage, er hätte sich in den Jungen verliebt, die er in einem ominösen Chat mit einem anderen "Pädophilen" trifft, scheint nur ein weiteres Mittel zu sein "den Pädophilen" als fehlgeleitet darzustellen. Dahinter steckt die Aussage, Pädophile haben niemals aufrichtiges Interesse an Kindern, sie wissen nicht was echte Liebe ist und deuten ihre Lust deshalb fälschlicherweise als Liebe.

Es wird versucht Markus als sympathischen, attraktiven Mann darzustellen, durch kurze Szenen wie z. B. der Schlüsselszene, in der er Arthur zum ersten Mal trifft und sich Jessica gegenüber hilfsbereit zeigt. Auf sein Umfeld scheint er auch genau so zu wirken, nur merkt der Zuschauer davon kaum etwas. Häufig befindet sich Markus plötzlich in Situationen, bei denen man sich fragt, wie er da überhaupt hineingeraten ist. Es fehlt stark an zwischenmenschlicher Interaktion. Es wirkt als würde sich die Welt um Markus herum drehen, ohne, dass er wirklich Teil davon ist.

Es werden die negativen Folgen des Outings beleuchtet, die Verzweiflung von Markus wird sichtbar für den Zuschauer, z.B. durch die unprofessionelle Reaktion des Arztes und den späteren Kontaktabbruch seiner Bezugspersonen. Insofern vorhersehbar, alternative Reaktionen werden gar nicht in Erwägung gezogen. Durch die Darstellung von Markus wird dem Zuschauer verdeutlicht, dass dies die einzig richtige Reaktion seines Umfeldes ist. Zitat seiner Schwester: "Ich muss Paul schützen". Sie war bei den Treffen der beiden immer dabei, ein Umgang mit Paul "unter Aufsicht", hätte eine Alternative sein können seinen Neffen weiterhin zu sehen. Stattdessen wurde der Junge mit unangenehmen Fragen seitens seiner Mutter gelöchert, ohne offensichtliche Notwendigkeit.

Der größte Schwachpunkt des Filmes ist wohl die Darstellung der pädophilen Neigung als solches, besonders wie sie Betroffene empfinden und in ihrem Alltag erleben. In mehreren Szenen besucht Markus einen eingesperrten Wolf. Diese Szenen dienen der plumpen Metapher den "Trieb" als wildes Tier darzustellen, als unberechenbare und allgegenwärtige Gefahr. Spätere Szenen in denen der Wolf frei herumläuft könnten auch als Outing verstanden werden à la "Nun ist das Tier frei".

Markus selbst bezeichnet die Pädophilie in einer Szene als "Stimme im Kopf", als handle es sich um etwas Eigenständiges, ein Monster, über das er kaum Kontrolle hat. Das entspricht der Vorstellung uninformierter Menschen, welches wohl der durchschnittliche Zuschauer des Filmes sein wird. Ihr stereotypisches Bild eines Pädophilen wird dadurch aufgegriffen und bestätigt, statt darüber aufzuklären, wie es in der Realität ist pädophil zu sein.

Der empathielose "Therapeut", wenn man ihn als solchen bezeichnen mag, entspricht nicht dem, was Kein-Täter-Werden ausmacht. Es geht in einer Therapie darum für den Patienten Verständnis aufzubringen, ihm Alternativen aufzuzeigen, gemeinsam positive Ziele zu erarbeiten, statt seine Hoffnungslosigkeit zu verstärken, indem man ihm einen Vortrag darüber hält, was er alles nicht darf und haben kann.

Es ist absolut unrealistisch jede Situation zu meiden, in der er auf Kinder treffen könnte, z. B. aus dem Bus auszusteigen, sobald ein Kind mitfährt, wie es der Therapeut im Film verlangt. Die Szene soll vermeintlich wissenschaftlich klingen, ist dabei allerdings in jeder Hinsicht falsch: Sowohl für den Patienten als auch für den Kinderschutz sind die Aussagen absolut kontraproduktiv. Der Therapeut interagiert zudem nicht mit Markus, er ignoriert seine geäußerten Sorgen und Fragen und wirft ihm stattdessen an den Kopf was der Zuschauer denkt, das man einem Pädophilen sagen muss (denn der ist schließlich selbst zu dumm das zu wissen)

Suizid wird nach dieser Belehrung als nachvollziehbare Option dargestellt, denn eine glückliche Zukunftsperspektive wird Markus schließlich für immer verwehrt bleiben. Als i-Tüpfelchen verschreibt der Therapeut (der zugleich auch Arzt ist) Medikamente ohne Absprache mit Markus und ohne Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen und Risiken, als sei es ein Bonbon.

Ob Markus kernpädophil sein soll wird nicht direkt gesagt, allerdings angedeutet. Als ein solcher ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sex mit Jessica überhaupt möglich gewesen wäre, auch wenn er dabei an Arthur denkt. Mangelnde Empathie und gesteigerten Trieb kann man in diesem Fall wohl eher Jessica unterstellen, wenn ihr der fehlende Enthusiasmus von Markus nicht einmal auffällt oder sie schlichtweg nicht interessiert. Sie scheint an Markus zu kleben wie ein alter Kaugummi, obwohl der absolut nichts dazu beiträgt, auf sie sympathisch zu wirken oder irgendeine Art von Interesse an ihr zeigt. Soll sie derartig verzweifelt wirken als alleinerziehende, einsame Frau mit Anhang, dass sie sich dem nächstbesten Mann an den Hals wirft, der mit ihrem Sohn spielt? Die Beziehung, auf die Markus sich notgedrungen (um mit Arthur in Kontakt zu bleiben) mit seiner Passivität einlässt, ergibt als solches keinen Sinn, besonders nicht Jessicas "Liebe" zu ihm.

Dazu kommt seltsames, nicht zeitgemäßes Verhalten: Markus schießt Fotos mit einem Fotoapparat mitten in einem öffentlichen Schwimmbad und fotografiert mit der Kamera den Fernsehbildschirm ab, dabei soll der Film in der Gegenwart spielen. Handys scheinen gar nicht zu existieren in diesem Film. Normale Situationen werden so dargestellt, als wären sie problematisch, wie die Szene in der Markus Arthur für alle sichtbar im Schwimmbad fotografiert. Dem ist die Situation sichtlich unangenehm, Markus fragt ihn nicht vorher und handelt "triebhaft", indem er ihn von mehreren Perspektiven fotografiert. Es folgt die Aussage von Markus: "Das muss aber unser Geheimnis bleiben, nichts der Mama verraten… versprochen?" obwohl nichts daran schlimm gewesen wäre, wenn er bei einer gemeinsamen Unternehmung Fotos von Arthur und sich gemacht hätte, statt ein unangenehmes Geheimnis daraus zu machen.

Die Duschszene im Anschluss, in der Arthur von Markus gewaschen wird, ist ebenfalls verzerrt dargestellt durch den anderen Badegast, welcher die beiden die ganze Zeit über skeptisch beäugt. In der Realität wäre es eine ganz normale Angelegenheit, dass ein Vater seinen Sohn einschäumt, wobei sich niemand etwas denken würde.

Die vielen Masturbationsszenen mit denen man immer wieder im Film konfrontiert wird, sind unnötig und wirken so als wären sie nur dazu da den Zuschauer zu "gruseln" oder zu ekeln, wie in einem schlechten Horrorfilm.

Fazit: meiner Meinung nach ist Kopfplatzen in keiner Weise ein mutiger Film, er ist eine Bestätigung der Vorurteile die sowieso schon über die pädophile Neigung bestehen und dient der Befriedigung des Voyeurismus der Gesellschaft. Es gibt nur wenige zutreffende, wissenschaftliche Aussagen im Film. Schauspieler Max Riemelt merkt in einem Interview an, dass nicht mit Betroffenen gesprochen wurde, was meiner Meinung nach, wenn man so einen Film dreht, definitiv sinnvoll gewesen wäre. Man stelle sich vor, man würde einen Film über einen Autisten drehen wollen und sich während der Dreharbeiten nicht einmal mit einem Autisten unterhalten.

Einziger Pluspunkt: Markus begeht keinen tatsächlichen Übergriff.

Insgesamt wirkt der Film so, als wisse er selbst nicht wohin es gehen soll. Es wird einfach nicht klar, was genau er aussagen möchte. Dass Pädophile sich doch besser umbringen sollten? Dass es nur die Alternative gibt, dass sie ein einsames, freudloses Leben führen, fernab von der Gesellschaft und das auch nur, wenn sie immer brav ihre triebdämpfenden Medikamente nehmen?

Oder möchte der Film tatsächlich zeigen, dass der Umgang der Gesellschaft mit pädophilen Menschen problematisch ist und darf eher als Anprangerung der Stigmatisierung gegen Pädophile verstanden werden? Diese Möglichkeit der Interpretation wird offengelassen, doch leider wird sie durch die Interviews mit den Schauspielern wieder geschmälert. Auch die bisherigen Filmkritiken die ich gelesen habe zeigen, dass der Film von den meisten so nicht gedeutet wurde.

13 Kommentare

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Sirius

Man merkt, wie unwohl sich die Schauspieler während des gesamten Films fühlen. Sie wirken auf mich angespannt. Als hätten sie die ganze Zeit über Angst etwas Falsches zu sagen, was ihnen später zum Vorwurf gemacht werden könnte. Als wären sie gerade lieber ganz woanders und froh gewesen, als der Film endlich vorbei war.

"Natürlich hatte ich große Berührungsängste. […] Als Kinofilm konnte ich mir die Thematik anfangs gar nicht vorstellen, geschweige denn die Hauptfigur zu spielen. Auch weil ich ja selbst Vater bin. Es hat ein paar Wochen gedauert, bis ich mich mit dem Gedanken anfreunden konnte – und auch danach gab es noch immer wieder Phasen, in denen ich mir unsicher war". So die Worte vom Hauptdarsteller Max Riemelt (Quelle).

Man stelle sich vor, man würde einen Film über einen Autisten drehen wollen und sich während der Dreharbeiten nicht einmal mit einem Autisten unterhalten.

Das ist ein Punkt, der mich echt wütend macht. Der Film wird dafür gefeiert, wie "realistisch" er ist. Ceviz selber klopft sich in Interviews dafür selber auf die Schulter, eine "sehr realitätsnahe" Geschichte erzählt zu haben. Dabei gibt er selber zu, nie mit einem pädophilen Menschen gesprochen zu haben, sondern in der Vorbereitung sich "intensiv mit einem Projekt in der Charité" beschäftigt zu haben. Das Gleiche erzählt auch Max Riemelt: "Betroffene habe ich nicht getroffen, stattdessen hat mir Savaş Videos gezeigt von Menschen, die im Internet anonym darüber sprechen. Schon da habe ich gemerkt, dass ich mir diese Geschichten gar nicht so gut anhören kann, weil ich mir vielmehr meine eigene Figur „bauen“ musste, die eine eigene Geschichte und einen eigenen Umgang mit dieser Neigung hat." Also nicht nur, dass er nie mit einem Pädophilen direkt gesprochen hat, die einzige Geschichte eines Pädophilen, die er direkt gehört hat, hat er auch noch verworfen und setzt lieber seine eigene Interpretation um.

Mit welchem Recht behaupten Ceviz, Riemelt und die Medien, die über den Film berichten, dass die Geschichte "realitätsnah" ist? Wie anmaßend ist es eigentlich, eine Geschichte über pädophile Menschen zu erzählen und einfach so als realistisch zu erklären, ohne je mit einem pädophilen Menschen darüber zu reden?

Dieter Gieseking

Auch wenn niemand der am Film Beteiligten persönliche Gespräche mit einem Pädophilen geführt haben, dann kann man dennoch davon ausgehen, dass die Macher und Schauspieler im Internet recherchiert haben. Dabei werde sie auf die Pädophilenforen, Weblogs und Webseiten gestoßen sein. Das steht genug drin. Völlig blind wird die Geschichte und die Figur Markus nicht entstanden sein. Meine Vorstellungskraft reicht jedenfalls aus, um sagen zu können, dass es eine ganze Reihe von Markus gibt.

Sirius

Siehe das oben verlinkte Interview mit Max Riemelt, den Hauptdarsteller dessen Aufgabe es ist, den pädophilen Markus zu porträtieren:

Betroffene habe ich nicht getroffen, stattdessen hat mir Savaş Videos gezeigt von Menschen, die im Internet anonym darüber sprechen. Schon da habe ich gemerkt, dass ich mir diese Geschichten gar nicht so gut anhören kann, weil ich mir vielmehr meine eigene Figur „bauen“ musste, die eine eigene Geschichte und einen eigenen Umgang mit dieser Neigung hat.

Riemelt hat also ein paar Online-Videos gesehen, und deren Inhalte dann für sein Spiel trotzdem verworfen. Das war das gesamte Ausmaß seiner Recherchen.

Dieter Gieseking

Die Interpretation des Films wird nicht offen gelassen. Im Gegenteil. Das Ende bzw. der Ausgang wird offen gelassen und lässt viel Spielraum für unterschiedliche Szenarien. DAS halte ich sogar für gut, denn damit verzichtet der Film auf ein feststehendes und vorgegebenes Ende. Dieses Ende kann sich jeder selbst in seiner Fantasie ausdenken. Mein gewähltes Ende sieht nämlich so aus, dass sich Markus am nächsten Tag mit Arthur wieder trifft. Wenn man ein solches Ende natürlich nicht in Betracht zieht, dann bleibt nur die Selbstaufgabe mit dem weiteren Gang zu KTW oder der Suizid. Markus hat die Wahl. Jeder Pädo hat die Wahl....

David

Das Ende war die größte Überraschung für mich nach einem insgesamt sehr stereotypen Film. Interessant, diese Wahl zu zeigen. Da verstehe ich, was du sagst, denn diese Wahl kann den Weg ebnen, um in Zukunft mal einen Film zu drehen, der genau bei dieser Wahl ansetzt. Denn das stellt ein wirklich interessantes, vollständig unverbrauchtes Szenario dar. Der Konflikt, der durch diese heimlichen Treffen stattfindet. Erst einmal der Innere ("Mach ich alles kaputt, weil ich mich heimlich mit ihm treffe, oder zwingen mich die Umstände dazu?") oder bei der Entscheidung gegen die Treffen ("Bin ich schuld, dass der Junge, den ich liebe traurig ist, mich nicht mehr sehen zu können, oder zwingen mich die Umstände dazu?") und die alles entscheidende Frage ("Wie soll ich es richtig machen?") Dann noch die äußeren Konflikte, die durch das Geheimnis und eine drohende Aufdeckung entstehen.

Allein schon, dass der Film durch die Darstellung dieser Wahl sehr nah an so ein Szenario heranrückt, muss man wohl tatsächlich positiv werten. Eine interessante Entscheidung für das Ende macht die auch meiner Ansicht nach großen Probleme des Filmes für mich leider nicht wett. Und ob die Macher beabsichtigt haben, dieses Dilemma am Ende zu zeigen, oder ob sie tatsächlich dachten, dass es selbstverständlich nur den Suizid als Ausweg gibt und darstellen wollten, warum, steht natürlich auch in den Sternen. Das müsste man die Herrschaften schon persönlich fragen.

Dieter Gieseking

Ich denke schon, dass sich der Drehbuchautor & Regisseur etwas dabei gedacht hat, ein solches Ende zu wählen - und dies kein unbedachtes Zufallsprodukt ist. Das Ende eines Spielfilms ist natürlich immer für die Aussagekraft des gesamten Filmes von besonderer Bedeutung. Die Perspektiven werden aufgezeigt. Nach meiner Ansicht soll der "normale" Kinobesucher zum dem Schluss kommen, dass Markus die Tabletten nicht nimmt, weil der Film etwas Sympathie & Empathie aufgebaut hat. Die meisten Kinobesucher werden wohl leider zu dem Schluss kommen, dass nur der erneute Weg zum Therapeuten übrig bleibt. Notfalls müssen eben Medikamente eingenommen werden im Sinne des Kinderschutzes. Zu mindest stillschweigend wird es aber wohl auch Besucher geben, die zum Schluss kommen, dass man Markus eine reine Freundschaft ohne sexuellen Anteil durchaus gönnen kann. Mehr kann im heutigen Zeitgeist in einem Spielfilm nicht angedeutet werden. Ein kleiner Hinweis mit dem Angebot von Arthur für geheime Treffen muss da leider ausreichen. Eine solche Initiative des Jungen im Film aufzuzeigen ist schon ziemlich mutig. Denn die Initiative geht nicht von Markus aus, wie dies ja immer unterstellt wird. Auch Jungen haben also Interesse an solchen Freundschaften. Und DAS sollte nicht nur der "normale" Besucher erkennen, sondern eben auch die Pädophilen, die eine solche Beziehung abstreiten und für sich nicht in Betracht ziehen. Die Therapie-Teilnehmer von KTW usw.... dürften dazu gehören....

jochen

Auch wenn das jetzt vollkommen Off-Topic ist wofür ich mich entschuldige, aber einfach zum besseren Verständnis, Du siehst den Gang zu KTW als Selbstaufgabe?

Ruby

Auch Jungen haben also Interesse an solchen Freundschaften. Und DAS sollte nicht nur der "normale" Besucher erkennen, sondern eben auch die Pädophilen, die eine solche Beziehung abstreiten und für sich nicht in Betracht ziehen. Die Therapie-Teilnehmer von KTW usw.... dürften dazu gehören....

Nun mischst du hier aber zwei völlig verschiedene Dinge zusammen. Eine Freundschaft zwischen Kindern und Erwachsenen ist sicher für niemanden der hier schreibt ein Problem - da hast du wohl irgendwas falsch verstanden.

Eine romantische "Beziehung" wie sie zwischen Erwachsenen üblich ist, ist das was wir ablehnen.

David

Genau. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Menschen genau diesen Aspekt nicht verstehen und deshalb so viel Hass auf uns niederprasselt. Sie denken an ihre eigenen Beziehungen und übertragen das auf uns. Sie schließen von sich auf andere und glauben, wir wollten von einem Kind das, was sie auch von ihrem Partner wollen. Eine Beziehung zu einem Kind sieht für mich aber ganz anders aus, sie ist freundschaftlicher, spielerischer Natur. Sie kommt gänzlich ohne sexuelle Handlungen aus und kann für beide Seiten sehr erfüllend sein.

Man muss nicht alle KTW-Teilnehmer über einen Kamm scheren. Und KTW selbst auch nicht. Ich kritisiere auch einzelne Aspekte an KTW. Aber ich bin selbst dort gewesen. Niemand dort hat meinen Kontakt zu Kindern in Frage gestellt. Im Gegenteil. Ich hatte sogar den Eindruck, er wurde in meinem individuellen Fall positiv gewertet, da er mir Stabilität gibt. Er hat mein zuvor einsames Leben buchstäblich gerade gerückt. KTW ist nicht das, was du denkst. Wir sind nicht, was du denkst.

In der Pädophilencommunity gibt es viel Zwist in Bezug darauf, was jemand jemand anderem zuschreibt zu sein. Vielen Pädophilen, die unsere Position vertreten, wird pauschal unterstellt, sie würden sich selbst verleugnen, obwohl das so gar nicht stimmt. Im Gegenzug gibt es auf unserer Seite natürlich auch einige, die selbstbewussten Pädophilen unterstellen, sie würden Sex mit Kindern befürworten. Auch dies stimmt oft nicht. Das Spektrum ist breit. Du jedoch vertrittst meiner Ansicht nach eindeutig die Position der Legalisierung von Sexualkontakten und trittst auch öffentlich dafür ein. Sehe ich das richtig? Somit haben wir in diesem Punkt fundamental unterschiedliche Ansichten.

Dieter Gieseking

Mir ist durchaus bekannt, dass KTW auch die Ansicht vertritt, dass Pädophile zum Beispiel in pädagogischen Einrichtungen beruflich mit Kindern arbeiten können dürfen. Das Gleiche gilt auch im gesamten Freizeitbereich. Sie müssen nur den ganzen sexuellen Aspekt außer vor lassen. Diesen Ansichten kann ich noch folgen.

Darüber hinaus gibt aber noch ganz private Freundschaften & Beziehungen, die mit dem Obigen nichts gemein haben. Ich zitiere Deine Worte: "Du jedoch vertrittst meiner Ansicht nach eindeutig die Position der Legalisierung von Sexualkontakten und trittst auch öffentlich dafür ein. " Das ist richtig! Und daran wird sich auch niemals etwas ändern - diese politische Position ist nicht verhandelbar. Und damit bin ich bei Weitem nicht alleine. International sowieso nicht, denn gibt weltweit nur noch in der Schweiz ein ähnliches Präventionsprojekt wie KTW. Bevor ich hier dieses Off-Topic-Thema abschließen möchte, hier nur noch ein persönlicher Hinweis: Auch ich praktiziere seit vielen Jahren die sogenannte Enthaltsamkeit jeden Tag. So gesehen lebe ich genauso wie die Autoren hier. Trotzdem: Das bekannte politische Ziel wird immer erhalten bleiben! Denn damit sind auch Hoffnungen verbunden, die das Leben lebenswerter machen....

Sirius

Ich würde das Ende wesentlich weniger optimistisch betrachten. Markus wird den ganzen Film als jemand gezeigt, der ständig kurz vorm Übergriff steht und permanent mit einer Stimme im Kopf herumläuft, die ihm sagt, er solle kleine Jungs missbrauchen. Meiner Ansicht nach ist die Implikation, die der Film macht, klar: wenn sich Markus entscheidet, sich heimlich mit Arthur zu treffen, dann wird es zu einem Übergriff kommen. Damit bietet der Film nur 2 Optionen für Markus: entweder er wird zum Missbrauchstäter, oder er bringt sich vorher um.

Sirius

"Du jedoch vertrittst meiner Ansicht nach eindeutig die Position der Legalisierung von Sexualkontakten und trittst auch öffentlich dafür ein. " Das ist richtig! Und daran wird sich auch niemals etwas ändern - diese politische Position ist nicht verhandelbar.

Wir wollen hier keine Diskussionen darüber führen, ob Sexualkontakte zu Kindern legalisiert werden sollen. Unsere Position zu der Frage kann hier nachgelesen werden und ist genauso wenig verhandelbar. Wir werden daher alle weiteren Kommentare, die in diese Richtung gehen, löschen.

Dieter Gieseking

"Damit bietet der Film nur 2 Optionen für Markus: entweder er wird zum Missbrauchstäter, oder er bringt sich vorher um."

Nein, es gibt noch eine 3. Option - ER zieht die Therapie beim Psychologen bis zum Ende durch. Dazu muss ER nur nochmals dort hingehen. Leider erfahren wir ja nicht, welche der Optionen er wählen wird. Das wäre ein Stoff für eine Fortsetzung des Filmes...

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