Titelbild zu Kommentar zu „Unter4Augen“ mit Prof. Klaus Beier
/ 14 Minuten

„In einem eindringlichen Dialog stellt sich Prof. Dr. Dr. Klaus Michael Beier den Fragen von Jerome Braun“, so wird die neuste Folge des Kinderschutzpodcasts „Unter4Augen“ mit Klaus Beier als Gast bei Kein Täter Werden angeteasert. In Wahrheit handelt es sich eher eine um einseitige Lobeshymne. Unwidersprochen darf er selbst extrem fragwürdige Ansichten verbreiten, die schon als grund- und menschenrechtswidrig bezeichnet werden müssen. In den ganzen etwa 30 Minuten des Podcasts wird nicht eine einzige kritische Frage gestellt und keine Aussage Beiers auch nur vorsichtig hinterfragt, obwohl es dazu mehr als genug Anlass gegeben hätte, denn die von Beier propagierten Ansichten sind unwissenschaftlich und gefährlich, nicht nur für Pädophile, sondern eigentlich für alle Menschen.

Pädophile als Krankheitserreger?

Das fängt schon beim Titel des Podcasts an: „Die unterschätzte Pandemie“. Dies übernimmt ein Narrativ, das Beier zu den Hochzeiten der COVID-19-Pandemie entwickelt hat. Publiziert hat er diese Idee unter anderem in einem pietätlosen Fachartikel von 2021, in dem er die in dem Jahr fast fünf Millionen Corona-Tote instrumentalisierte, um für mehr Geld für sich und sein Präventionsprojekt zu werben. In dem Artikel argumentiert er, dass Kindesmissbrauch wie eine globale Pandemie zu sehen sei, mit Folgen, die noch viel schlimmer seien als die Folgen von Corona selbst zur Hochzeit der Pandemie. Diese Narrative hält er „auch weiterhin für richtig“, wie er im Podcast erzählt. Nur ist das Bild damals wie heute ziemlich schief. Wenn Kindesmissbrauch wie eine ansteckende Krankheit ist, sind von Kindesmissbrauch Betroffene dann die Infizierten, die vom Rest der Gesellschaft isoliert werden müssen, damit sich die Pandemie nicht weiter verbreitet?

Tatsächlich denkt Beier eher an eine andere Gruppe, die isoliert werden müsste, und es sollte nicht überraschen, dass es sich dabei um pädophile (und hebephile) Menschen handelt. Schon in dem Aufsatz von 2021 verglich Beier Pädophilie mit einem Virus, mit dem die Gesellschaft notgedrungen irgendwie zu leben lernen müsse. Dass derartige entmenschlichende Vergleiche so brandgefährlich sind, dass sie nach Gregory Stanton ein wesentliches Element der vierten Phase eines Genozids sind, mit denen „die normale menschliche Abscheu vor dem Morden überwunden“ werden soll (und es gibt nicht so viele Phasen, die danach noch kommen), lässt Beier unbeeindruckt. Auch im Podcast spricht er von „menschlichen Verursacher“ der Kindesmissbrauchs-Pandemie und meint damit „eben Menschen, die eine sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema aufweisen“ – sprich: Pädophile. Dass viele Täter:innen gar nicht pädophil sind, lässt Beier unerwähnt, obwohl er sich dieser Tatsache sicherlich bewusst ist und sie in der Vergangenheit selber betont hat. Pädophilie wird damit in Beiers Bild zum Hauptverursacher einer der schlimmsten „Krankheiten“ gemacht, von der die Menschheit geplagt wird. Von diesem Standpunkt aus ist es kein großer Schritt mehr, die Auslöschung pädophiler Menschen als erstrebenswertes Ziel zu sehen, das die Gesellschaft in eine bessere Zukunft führt.

Vorbei scheinen die Zeiten zu sein (falls es sie je wirklich gegeben hat), in der Beier (und Kein Täter Werden im Allgemeinen) als Revolutionäre zwar nicht immer optimale, aber insgesamt doch teils bahnbrechende Aufklärungsarbeit gegen die Stigmatisierung pädophiler Menschen geleistet hat. Einst betonte Beier selber, dass die Verbindung von Pädophilie und Verbrechen nicht gerechtfertigt sei und er hielt es sogar für grundsätzlich nicht problematisch, wenn ein exklusiv Pädophiler als Grundschullehrer arbeitet. In der aktuellen Podcast-Folge gibt es für Beier nur noch zwei Arten von Pädophilen: „potenzielle“ und „reale“ Täter. Fälschlicherweise erzählt er zudem, dass Pädophilie eine von der Weltgesundheitsorganisation anerkannte Störung sei. Auch hier beweisen alte Interviews, dass er es eigentlich besser weiß und Pädophilie einst sogar als natürlichen Teil der menschlichen Vielfalt verstanden hat.

Gegen Ende des Podcasts behauptet er darüber hinaus, es gäbe „einfach Phasen im Leben eines Menschen mit einer solchen Ansprechbarkeit“, in denen Medikamente notwendig seien damit es „nicht zu Nutzung von Missbrauchsabbildungen oder zu Übergriffen kommt“ und unterstellt damit, dass alle Pädophile triebdämpfende Medikamente brauchen, um keine Straftaten zu begehen. Dies ist eine völlig verzerrte Darstellung. Beier würde es gut tun sich daran zu erinnern, dass sich an Kein Täter Werden nur eine Minderheit der pädophilen Menschen je wenden. Er kann nur über die Klienten, die zu ihm kommen, etwas sagen, und es ist fragwürdig, dass diese einen repräsentativen Querschnitt der pädophilen Menschen bilden. Selbst bei Kein Täter Werden wird bei weitem nicht jedem Klienten Medikamente gegeben. Kurz gesagt: die allermeisten Pädophile nehmen keine triebdämpfenden Medikamente und begehen trotzdem keine Straftaten. Warum er anderes behauptet, darüber lässt sich nur spekulieren – möglicherweise versucht er, die Notwendigkeit und Bedeutung von Kein Täter Werden im Zuge der zum 31.12.2025 auslaufenden Finanzierung zu überhöhen, indem er allen Tätern unterstellt, pädophil zu sein, und allen Pädophilen, ohne therapeutische bzw. medikamentöse Behandlung zum Täter zu werden.

Die Beiersche Dystopie

Darüber hinaus entpuppt sich Beier in dem Gespräch mit Jerome Braun, der alles lächelnd abnickt, was Beier von sich gibt, als Vertreter einer Denkrichtung, die ich als autoritär gedachten Kinderschutz bezeichnen möchte. Dieser versucht, Kinder durch Maßnahmen zu schützen, die einem autoritären Staat angelehnt sind: drakonische Strafen, umfassende Polizeibefugnisse und staatliche Überwachung in allen Lebensbereichen, welche die Grenzen der Grund- und Menschenrechte oft überschreitet. Für höhere Strafen und mehr Repressionen setzt sich Beier ein, wenn es um Täter:innen geht, die „sich nicht helfen lassen wollen“. Wer die Frechheit besitzt, nicht zu ihm in Therapie gehen zu wollen, soll also umso mehr die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Dabei bleibt er vage, wie genau diese höheren Strafen aussehen sollen und redet nur unbestimmt von „rechtspolitische Maßnahmen“ und dass die „Möglichkeiten der Strafverfolgungsbehörden“ erhöht werden sollen. In der Realität wurden die Strafmaße gerade im Bereich der Kinderpornografie in den letzten Jahren immer wieder drastisch erhöht – zuletzt so sehr, dass sie zum Teil wieder herabgesetzt werden mussten, weil sich das Strafmaß als nicht praktikabel erwiesen hat.

Die zweite Säule des autoritär gedachten Kinderschutzes sind invasive Überwachungsmaßnahmen, die nach der naiven Annahme funktionieren: wenn Bürger:innen keine Privatsphäre mehr haben, gibt es auch keine Möglichkeit für sie, unentdeckt Straftaten zu begehen. Dank Automation und KI ist denkbar geworden, was lange Zeit nur ein feuchter Traum autoritärer Regierungen war, nämlich alle Menschen rund um die Uhr zu überwachen, „abweichendes“ Verhalten in Echtzeit zu erkennen und darauf zu reagieren. In diesen Bereich gehören Maßnahmen wie die Vorratsdatenspeicherung, die demnächst wieder eingeführt werden soll, obwohl sie mehrfach von Gerichten als grundrechtswidrig eingestuft wurde, aber auch die Chatkontrolle, die insbesondere auch für Pädophile zahlreiche Risiken und Gefahren birgt, über die ich an anderer Stelle ausführlich geschrieben habe.

Was sich Beier wünscht, ist gleich noch eine Stufe schlimmer und invasiver, als selbst die bereits extreme Chatkontrolle. Anstatt „nur“ Anbieter von Messenger-Diensten zur Überwachung der Kommunikation ihrer Nutzer:innen zu verpflichten, möchte Beier Smartphone-Hersteller gleich dazu bringen, eine KI in allen Endgeräten einzubauen, die sämtliche Nutzeraktivität überwacht und bei Verdacht auf Grooming oder Kinderpornografie automatisch interveniert. Weil einige (wenige) Menschen mit ihrem Smartphone Kinderpornografie verschicken oder Jugendliche groomen, soll es also allen Menschen unmöglich gemacht werden, private Nachrichten und Bilder auszutauschen, ohne dass der Staat mit wachsamem Blick mitliest, und jeder unter Generalverdacht gestellt wird. Straftaten wären dadurch dann „gar nicht mehr möglich“. In der Realität würden Kriminelle ihre Straftaten wohl einfach vom Smartphone auf andere, nicht überwachte Kanäle verlagern, während vor allem sich gesetzestreu verhaltene Menschen von solchen Maßnahmen betroffen und dem permanenten Risiko einer falsch positiven Erkennung ausgesetzt wären. Vergleichbar ist das etwa damit, in allen deutschen Schlafzimmern staatlich überwachte Kameras aufzustellen, um Kindesmissbrauch zu verhindern, der dort ja theoretisch stattfinden könnte.

Diese dystopische Zukunftsvision ist nicht nur ein theoretischer Wunsch Beiers, sondern etwas, an deren Realisierung er aktiv arbeitet, und wo er laut eigener Aussage hofft „dazu beitragen zu können, dass das in absehbarer Zeit geschieht“. Vermutlich spielt er auf ein zweijähriges EU-finanziertes Projekt an, das er geleitet hat, und dessen Ziel die Entwicklung einer App war, die Kinderpornografie in Echtzeit erkennen und blockieren soll. Das daraus entstandene Endprodukt soll derzeit zwar nur auf freiwilliger Basis installiert werden, Beiers Aussagen in dem Podcast zeigen aber, dass sein Wunsch weitaus ambitionierter und eine verpflichtende Installation solcher Technologie für alle Bürger:innen sein Endziel ist.

Hohe Fehlerraten, grundrechtliche Abwägungen, Gefahren für Kinderrechte, intrinsische Risiken solcher Systeme gegenüber marginalisierten Gruppen, die Gefahr, dass solche Systeme zur Umsetzung einer staatlichen Zensurmaschine missbraucht werden oder auch nur die einfache Frage, was eine Partei wie die AfD mit so einem System machen könnte, wenn sie die Macht ergreifen sollte, werden von Beier nicht diskutiert und auch nicht von Jerome Braun hinterfragt, der den Vorschlag für „spannend“ und „visionär“ hält. Dabei dürfte die Idee vor allem Beier selber und seinem Therapieprogramm schaden. Beier betont nur kurz vorher, wie wichtig Anonymität und die Schweigepflicht für Kein Täter Werden ist, und postuliert sogar, dass das Projekt vermutlich gar nicht erfolgreich gewesen wäre, hätte den Klienten keine Anonymität gewährt werden können. Gleichzeitig fordert er effektiv das Ende des Rechts auf private Kommunikation. Wie viele Pädophile werden sich wohl noch trauen, bei Kein Täter Werden anzurufen, wenn sie wissen, dass ihr Gespräch von einer KI mitgehört wird, die ganz genau auf Hinweise nach sexuellen Kindesmissbrauch lauscht?

Anstatt sich solche fundamentale Fragen zu stellen, begibt sich Beier auf das Niveau eines Schlangenölverkäufers, der technische Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme anpreist und Fehler und fundamentale Mängel damit beiseite wischt, dass die Technologie in der Zukunft ja viel besser werden wird und irgendwann ganz bestimmt alle Probleme wird lösen können. So würde die „schnelle technische Entwicklung“ ganz sicher dazu führen, dass die Vision eines fehlerfreien Echtzeit-Scanners irgendwann Realität werden kann. Nur sorgen schnellere Prozessoren und bessere Algorithmen nicht dafür, dass die Aufgabe, harmlose von kritischen Unterhaltungen zu unterscheiden, die selbst für menschliche Beobachter oft schwer und ambivalent ist (insbesondere, wenn kulturelle Unterschiede und global unterschiedliche Gesetzeslagen dazukommen) einfacher wird, und es gibt keine Garantie dafür, dass Maschinen dies irgendwann perfekt gelingen wird. Und fast perfekt ist hier nicht genug: die Größenordnung, in der Beier sich die Umsetzung seines Zensur-Systems vorstellt (die zwanghafte Installation auf allen Smartphones weltweit) bedeutet, dass selbst eine Fehlerquote von nur einem Bruchteil eines Bruchteils eines Prozents dazu führen wird, dass sämtliche Strafverfolgungsbehörden von Millionen an Falschmeldungen überflutet werden.

Ebenfalls im besten Stil eines KI-Schlangenölverkäufers wirbt Beier außerdem damit, eine internationale Anlaufstelle zu schaffen, die „über künstliche Intelligenz ausgerollt werden kann“. Anstatt eklatante Versorgungslücken für pädophile Menschen ernsthaft anzugehen, soll also auch hier die KI zur Lösung tiefliegender Probleme herangezogen werden. Um den Soziotechnologen tante zu paraphrasieren: Menschen statt Zugang zu Psychotherapie einen Chatbot zu geben, ist nicht das gleiche, es sieht nur aus dem Weltraum betrachtet so aus.

Vielleicht reicht aber auch einfach ein sehr hoher Elfenbeinturm.

CC BY-SA

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20 Kommentare

Wie ich schon einmal sagte: Beier will einfach nur Reichweite und an Bedeutung gewinnen, aber auch wie du betonst sein (gescheitertes) Projekt KTW am Leben erhalten. Ich bin gar nicht sauer auf ihn sondern bemitleide ihn mittlerweile nur noch, denn für mich wirkt er nur noch wie ein seniler alter Mann der auf den vermeintlichen Kinderschutz Rechtsextremer reingefallen ist.

Ich würde das auch entspannter sehen, wenn er nicht so viel (epistemische) Macht über uns hätte. Was Beier sagt, gilt in den Augen der Öffentlichkeit als erwiesene Wahrheit, egal wie unwissenschaftlich und empirisch nicht belegbar es ist. Gleichzeitig werden die Stimmen Pädophiler selber gar nicht mehr gehört, auch da sie dank Beier als kognitiv verzerrt und somit gefährlich gelten. Gefährlich ist dies, da auf Basis der Aussagen Beiers (unter anderem) tatsächliche Gesetzesverschärfungen umgesetzt werden, mit denen Pädophile gejagt und inhaftiert werden sollen - siehe Puppenverbot.

Cornelius

Ich sehe es auch wie Sirius und bei Herrn Prof. Beier kommt dann noch hinzu, dass eine Kritik an jemanden wie ihm mit einer solchen Reputation einer schnell als Verharmlosung von Kindesmissbrauch und Missbrauchsabbildungen angesehen wird, obwohl man beides selbst vehement ablehnt.

Das kommt sicherlich darauf an, wie man ihn kritisiert. Und gegen ungerechtfertigte Angriffe lässt sich argumentieren.

Boehmermann hat ein neues Video rausgebracht und thematisiert dort auch unsere gelibete Vanessa Behrendt. Hier und da wird Pädophilie als Synonym für "Gefahr für Kinder" betitelt und "Pedo-Hunting" kritisiert weil es ja eig. auf Homosexuelle abzielt. So als wäre es in einem Rechtstaat OK wenn man Pädophile, die nichts verbrochen haben oder wollen, jagen dürfe.

Weil du Salus im Thumbnail hast: wusstest du das die Salus App anhand von realen Missbrauchsbildern trainiert wurde?

This groundbreaking solution owes its success to a fruitful collaboration with the IWF, where it has been meticulously trained on an extensive database of child sexual abuse imagery

Haben die abgebildeten Opfer solch einer Verwendung zugestimmt? Warum konnte man keine fiktiven Bilder verwenden? Den Kinderschutz juckt doch keine Sau mehr.

Ja, das ist mir bekannt, und die Frage, ob die Opfer dem zugestimmt haben ist absolut berechtigt. Es gibt ja einige Kinderschutzorganisationen, die auch die Chatkontrolle ablehnen, von daher ist davon auszugehen, dass es auch Opfer gibt, die es nicht so gut finden werden, dass Aufnahmen ihrer Missbrauchserfahrungen zur Entwicklung einer globalen dystopischen Zensurmaschinerie benutzt werden.

Cornelius

Es ist eindeutig, dass Herr Prof. Beier nicht das Wohlergehen von pädophilen Menschen im Sinn hat, sondern diese als kranke Menschen sieht, die nur durch die Therapie von KTW vom Kindesmissbrauch und dem Konsum von Missbrauchsabbildungen abgehalten werden kann. Ich dachte früher auch mal, er würde sich für die Entstigmatisierung von pädophilen Menschen einsetzen, aber nach diesem Podcast wird man definitiv eines besseren belehrt.

Außerdem verbreitet Prof. Beier in diesem Podcast auch bewusst Unwahrheiten, z.B. dass es gesellschaftlich keine Sensibilität für Missbrauchsabbildungen geben würde. Nur dreht er wie die EU Kommission, die den Datenschutz genauso wenig interessiert hat wie ihn, den Spieß einfach um, in dem er denjenigen, die aus gutem Grunde die vom ihm geforderten Maßnahmen ablehnen, unterstellt, sie würden den Kinderschutz vernachlässigen.

Jedenfalls ist auch deutlich geworden, dass Herr Prof. Beier mithilfe der KI die totale Überwachung eines jeden Smartphone-Nutzers fordert. Natürlich denkt er wahrscheinlich nur an Missbrauchsabbildungen und Grooming, aber dann werden darunter auch sicherlich auch völlig unbedenkliche Inhalte wie Kinder in Alltagssituationen darunter fallen. Dabei gäbe es auch Möglichkeiten, Missbrauchsabbildungen einfach zu löschen, aber genau dies fordert Herr Prof. Beier nicht und die Frage, warum er dies nicht tut, lasse ich einfach einmal offen.

Cornelius

Ein kleiner Nachtrag von meiner Seite: Die Aussage, Herr Beier sei gegen eine Entstigmatisierung von pädophilen Menschen, ist so nicht richtig. Allerdings scheint es nach seinen öffentlichen Äußerungen Entstigmatisierung nur in Verbindung mit Prävention zu geben, und diesen Ansatz finde ich hochproblematisch, weil er Menschen damit ausschließt, die keine Prävention benötigen und trotzdem keinen Kindesmissbrauch begehen und/oder Missbrauchsabbildungen konsumieren.

Die Frage ist vielleicht auch fundamentaler, ob sich Prävention - was ja ganz grundsätzlich eine bedeutet eine Stellung einzunehmen, die Pädophile als potenzielle Täter sieht - mit Entstigmatisierung überhaupt vereinbar ist. Ist es entstigmatisierend zu sagen, dass die Gesellschaft netter zu Pädophilen sein sollte, da wir ansonsten noch viel mehr Kinder missbrauchen? Da sämtliche Beschäftigung mit dem Thema, klinisch und in der Wissenschaft, mit Bemühungen für Prävention begründet ist, ergeben sich unangenehme Konsequenzen, wenn diese Frage zu verneinen ist.

Kindesmissbrauch ist nicht gleich Pädophile. Im Fachartikel werden die Fälle an Kindesmissbrauch, die nicht auf das Konto pädophiler Menschen gehen, auf möglichst 50% heruntergespielt, obwohl man weiß, dass nur etwa 1/3 aller Fälle auf das Konto von Pädos gehen, weil sich Pädos gerade nach langfristigen Beziehungen sehnen und sexuelle Übergriffe das kaputtmachen. Nichtsdestotrotz wäre die Zahl selbst dann irrelevant, wenn 100% all dieser Taten auf das Konto von Pädos gingen. Die Zahl sagt nämlich genau gar nichts darüber aus, wer die Übergriffe begeht. Warum ist das so? Wir können annehmen, dass womöglich fast alle Frauenvergewaltigungen auf das Konto Teleiophiler geht, also auf das Konto von Leuten, die sich zu Erwachsenen hingezogen fühlen. Dennoch sagt auch das überhaupt nichts über teleiophile Menschen im Allgemeinen aus. Auch davon ein Risiko ableiten zu wollen, inwieweit jemand mit der teleiophilen Sexualpräferenz wahrscheinlich so eine Tat begeht, würde auf sehr wackeligen Beinen stehen. Man weiß, dass es von der Persönlichkeit eines Menschen abhängt, ob jemand einen Übergriff begeht und nicht von seiner Sexualpräferenz. Pädophile Menschen mit Kindesmissbrauch gleichzusetzen ist daher schlicht unzulässig und obendrein für Kinder gefährlich. Pädophile Menschen können nicht vernünftig sozialisiert werden und erträumen sich in ihrer Jugend normalerweise „liebevollen“ Kindersex, wenn sie unaufgeklärt sind, was nur mit Glück nicht dazu führt, dass sie Missbrauchabbildungen konsumieren oder gar selbst einen Übergriff begehen. Pro-Contacter können jetzt wieder leicht sagen, sie haben es doch schon immer gewusst, dass die Gesellschaft nicht differenziert zwischen Pädos, die Sex mit Kindern ablehnen und welchen, die das nicht tun. Solche Diffamierungen pädophiler Menschen stärken also die Pro-Contact-Ideologie, was wiederum zu potenziell mehr Übergriffen auf Kinder führt, weil Pro-C die Folgen solcher Übergriffe für Kinder verharmlosen. Alternativen, wie Zeichnungen und Puppen werden gleichermaßen verteufelt, was die Gefahr in sich bringt, dass es nicht wenigen Betroffenen egal sein wird, wenn ohnehin alles verfolgt und bestraft wird, wirklich auch für Kinder schädliche Materialien zu nutzen. Verfolgt werden mittlerweile nicht mehr nur Dinge, die Kindern schaden, sondern alles was mit der pädophilen Sexualpräferenz in Verbindung steht. Anstatt beispielsweise KI-Bilder als Chance gegen reale Missbrauchsabbildungen zu sehen, weil sie echte Materialien verdrängen können, belastet man die Behörden mit der Verfolgung solcher Materialien zusätzlich. Gleiches gilt alle anderen Alternativen, die nichts mit realen Kindern zu tun haben. Und das macht das scharfe Schwert unseres Staates der strafrechtlichen Verfolgung letztlich völlig grundlos stumpf und verbrennt zudem Unmengen an Steuergeldern, ohne dass es auch nur irgendwem etwas nutzt. Obendrein blendet man diejenigen, die hauptsächlich Kindesmissbrauch begehen, so ziemlich vollständig aus: Ersatzhandlungstäter. Die können sich hinter pädophilen Menschen hervorragend verstecken. Stigmaförderung ist damit Förderung von Leid auf allen Seiten. Unschuldige unserer Minderheit müssen nicht nur unter irrational harter Regulierung ihrer Sexualität leiden, die mittels frei verfügbarer Alternativen wie Zeichnungen und Puppen gar nicht sein müsste, sondern müssen sich zudem verstecken, weil sie mit Verbrechen anderer unausgesetzt, unreflektiert und unwidersprochen in Verbindung gebracht werden. Damit werden wir nicht nur angefeindet, sondern laufen permanent Gefahr, unsere soziale Existenz zu verlieren, wenn wir uns outen. Und auf der anderen Seite werden weiterhin Kinder missbraucht und Missbrauchsabbildungen konsumiert, weil Politik und auch solche Leute wie Prof. Dr. Dr. Beier nicht begreifen wollen, dass man das Problem nicht besiegen kann, indem man es allen Pädophilen und ausschließlich Pädophilen anlastet. Wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass es Herrn Beier nur um die Finanzierung seines Projektes geht, was, sollte es tatsächlich so sein, seine Intention in ein moralisch höchst fragwürdiges Licht stellt.

Diese Akteure des Kinderschutzes lassen damit nicht nur Unschuldige verfolgen, indem sie pauschal alle Pädos verunglimpfen und verleumden, sondern sie fördern aus den vorgenannten Gründen auch noch selbst aktiv Kindesmissbrauch. Herzlichen Glückwunsch!

Was die Überwachung von Smartphones und anderen Endgeräten betrifft, könnte das allenfalls die Verbreitung von Missbrauchsabbildungen ein wenig eindämmen, vorausgesetzt, Täter finden nicht Wege, das zu umgehen. Es würde gleichermaßen aber auch die Angst vor allem pädophiler Menschen erhöhen, überhaupt mit jemandem über die eigene Sexualität zu sprechen. Und depressive, einsame oder suizidale Pädos werden sich folglich ebenso noch weniger trauen, Hilfe zu suchen, wie es sich Leute potenziell nicht mehr trauen werden, sich an Stellen wie KTW zu wenden, die wirklich Sorge haben, Kindesmissbrauch zu begehen.

Den Kindesmissbrauch selbst wird Überwachung zudem nicht eindämmen können. Dazu bräuchte es wohl die hier angesprochene Kamera in allen Schlafzimmern aller Bundesbürger:innen. Was so ein Generalverdacht für alle Menschen in Deutschland bedeutet, brauche ich wohl niemanden zu erklären. Hier werden Kinderschutz und Grundrechte gegeneinander ausgespielt, um die Finanzierung eines höchst fragwürdigen Präventionprojektes zu sichern. Wenn Herr Dr. Beier sich damit in der Allgemeinbevölkerung keine Freunde macht, sollte es ihn nicht wundern. Es bleibt zu hoffen, dass die Gesellschaft ihren Verstand gebraucht und gegen solche Akteure vorgeht, welche die Eliminierung von Grundrechten mit derartig fadenscheinigen Begründungen zu rechtfertigen sucht. Wer heute für Grundrechte kämpft, muss sich mittlerweile schon anhören angeblich Kinderschutz zu blockieren. Soweit sind wir schon. Und damit kann sich niemand mehr rausreden, dass Thema „Pädophilie“ gehe ihn oder sie nichts an. Denn nicht nur wir als Minderheit werden mit Kindesmissbrauch gleichgesetzt und verunglimpft. Die Vorstöße von Akteuren wie Prof. Dr. Dr. Klaus M. Beier betreffen längst alle Menschen unserer Gesellschaft. Positiv ist in der heutigen Zeit immerhin, dass jemand noch so viele akademische Titel haben kann - er wird trotzdem von der Gesellschaft hinterfragt und wird sich für Fehltritte erklären müssen, wenn die Gesellschaft das verlangt. Immerhin haben einige Menschen erkannt, was da läuft und wehren sich gegen solche Maßnahmen, die hier, nicht hinterfragt, als Universallösung angepriesen werden. Dann müssen solche Vorstöße gegen Freiheit und Menschenrechte eben wieder und wieder von den Gerichten gekippt werden. Am Tragischten ist, dass dieses ganze Theater den eigentlich Betroffenen nicht hilft: Es schützt weder Kinder vor sexuellen Übergriffen, noch Menschen unserer Minderheit vor Verunglimpfung, selbst wenn wir nichts mit Kindesmissbrauch und Missbrauchsabbildungen zu tun haben.

Teilnehmer an einer Pilotstudie zu der Salus-App haben berichtet das die App, welche Material blockiert sie mehr in problematische Verhaltensweisen geführt haben. So wurde bewusst versucht den Blocker auszutricksen und somit ein neuer Grund gefunden nach Material zu suchen, einfach um das System auszutricksen. Gleichzeitig war selbst, wenn man kein Material wollte die Präsenz der App belastend und führte zu depressiven Stimmungen.

Natürlich soll man kein reales Material konsumieren, aber diese Studie zeigt super gut das eine absolute Unterdrückung nicht zielführend ist. Selbst die Präsenz solch einer Technologie - ohne Intention zum CSAM-Konsum - führte schließlich zu problematischen Verhaltensweisen aufgrund der Stigmatisierung man sei ein pot. Täter.

Teilnehmer an einer Pilotstudie zu der Salus-App haben berichtet das die App, welche Material blockiert sie mehr in problematische Verhaltensweisen geführt haben.

Hast du eine Quelle dafür? Würde mich sehr interessieren!

@Sirius Protech Final Conference 2025 so ab ca. 4:30:50 / 4:47:00 https://www.protechproject.eu/post/protech-conference-recording

Bedenke das die Konferenz von Produktverantwortlichen von Salus gehalten wird, also habe ich mich bewusst hier auf das negative fokussiert, was die versuchen mit schönen Grafiken zu relativieren.

Danke für den Link! Das gibt dem Ganzen noch eine zusätzliche ethische Problematik, vor allem, da die einzige Antwort auf dieses Problem derzeit zu sein scheint, dass die Therapiestellen halt einfach darauf vorbereitet sein, dass es zu Rückfällen kommen wird.

Spannend auch, dass schon die Pilotphase alle Befürchtungen bestätigt, die es zu dieser Art von Technologie gibt, insbesondere, dass Falsche Erkennungen "sehr häufig" vorkamen (Teilnehmer konnten zum Teil ihre Familienfotos nicht mehr abrufen oder aufgrund falscher Blockierungen nicht mehr arbeiten). Dass Beier diese Ergebnisse kennt, macht seine dystopischen Wunschvorstellungen nur umso fahrlässiger und sein Verschweigen dieser Ergebnisse manipulativ.

Es ist für viele nicht verständlich sich komplett zu enthalten. Jemand der Pädophil ist, aber jegliche Art von realem Missbrauch ablehnt braucht weder eine Therapie noch einen Filter. Er verweigert solch ein Material nicht weil er es aufgrund der Gesetzgebung muss, sondern weil er sich moralisch, ethisch und menschlich dazu entschlossen hat. Er möchte kein Missbrauch fördern, oder begehen.

Wenn man diese Einstellung und Persönlichkeit hat, dann ist es schwer auf Stimmen zu hören, welchen einem sagen man sei gefährlich und müsse sich komplett enthalten, auch in seiner Fantasie. Das reale Bilder und sexuelle/romantische Kontakte zu Kindern falsch sind, ist den meisten bewusst. Dafür brauchen sie keinen alten […] Mann […].

Unglaublich. Dieser Beier hat wohl zu viele Zombie-Filme geguckt.

Kein Wunder, dass Pädophilie inzwischen ein Image auf dem Niveau von Reaktorblock 4 in Tschernobyl hat.

Beier hat es tatsächlich geschafft - in meinen Augen - vom Held der Pädophilen, der gegen das Stigma kämpft und uns helfen möchte, zum Antihelden, der uns wie Puppen und Nummern in einem perversen Spiel behandelt, zu wandeln. Vielleicht ist ihm der Ruhm und das Ansehen so zu Kopf gestiegen, dass er nun den völligen Bezug zur Realität verloren hat. Wäre interessant, mal nachzuforschen, was im Hintergrund bei ihm abläuft. Sicherlich hätte er doch kein Problem damit, wenn er schon so um sich brüllt, dass gefälligst alle überwacht und bestraft gehören.

Ich glaube das sich die Medienlandschaft einfach geändert hat. Heute gibt es Pedo-hunter, rechtsextreme die Kinderschutz instrumentalisieren usw. usf.

Das Bild des Pädophilen hat sich immens verschlechtert auf der internationalen Bühne. Er arbeitet ja auch mit der EU zusammen und die EU-Kommisarin hat in ihrer Tour durch die EU immer wieder betont man müsse gegen Pädophile kämpfen. Nicht Kindesmissbrauch, oder Missbrauchstäter sondern Pädophile.

Er akzeptiert die Realität um sich, denn auf der jetzigen Weltbühne eine abweichende Haltung einzunehmen gefährdet sowohl ihn persönlich als auch sein Projekt. Geld ist ihm wichtiger, da opfert man gerne mal seine Grundprinzipien und fordert die Abschaffung vieler Grundrechte.

Ich sehe Beier auch eher als Opportunisten, der sagt, was er halt sagen muss um seinen Einfluss und den Einfluss seines Projekts zu erhalten. In den letzten Jahren hat sich die gesellschaftliche Einstellung gegen Pädophile halt noch einmal deutlich verschlechter, und Beier weiß es durchaus, sich diesem veränderten Klima anzupassen.

Sirius

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Mein Name hier ist Sirius – angelehnt an den Doppelstern im Großen Hund. Ich bin etwa Anfang 30, und studierter Informatiker. Seit meiner Jugend weiß ich, dass ich mich zu Kindern besonders hingezogen fühle. Und auch wenn der Umgang damit nicht immer einfach war, so hat es mich doch auch unter anderem zu meinem Rotkäppchen geführt, mit der ich in einer glücklichen Beziehung lebe. In meiner Freizeit versuche ich einen Beitrag zur Aufklärung über Pädophilie zu leisten, mache gerne Musik und verzweifle gelegentlich an der Gesellschaft.

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Man muss das schon etwas neutraler betrachten, was durch diese ganze Empörung und Stigmatisierung aber unmöglich ist. Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetzespaket vom 2021 das Schutzalter für Gleichaltrige flexibler gestaltet, so dass bspw. ein 14 Jähriger nicht mehr automatisch zu einem Sexualstraftäter wird, wenn er mit einer 12/13 Jährigen verkehrt. Über solche Konstellation muss und sollte man sprechen, denn durch diese angst wurden Jahrzehentelang sehr viele Jugendliche unnötig kriminalisiert. Ein großer Teil von "sexuellem Missbrauch" an Kindern im Ausland, also Hands-On-Delikte, werden übrigens an 14+ Jährigen verübt (ca. 17-40%), diese Fälle sind in DE nicht immer illegal. Ob es den Jugendlichen hier mit diesem Schutzalter jetzt schlechter, oder besser geht als bspw. in Amerika kann ich nicht beurteilen.
Zu Monika Frommel muss man der Vollständigkeit halber allerdings auch erwähnen, dass sie sich noch 2013 bei der humanistischen Union einige fragwürdige Äußerungen getätigt und sich für ein Schutzalter von 12 Jahren ausgesprochen hat: Zum anderen wird seit etwa einem Jahrzehnt versucht, den juristischen Begriff des Kindes als „Person unter 18 Jahren“ zu definieren, um ein flächendeckend hohes Schutzalter in der Europäischen Union zu etablieren. Dieser Strategie kann man nicht mehr Homophobie vorwerfen, aber unter der Flagge des „Kinderschutzes“ wird die Infantilisierung der Gesellschaft angestrebt. […] Es droht eine moralisierende Ideologie, welche „Opferschutz“ sagt und eine verklemmte Sexualmoral meint. So gesehen sollten alle Diskutanten die Steine behalten, da sie alle im Glashaus sitzen. Unstreitig müssen Kinder (ein realistisches Schutzalter wäre 12 Jahre) absolut geschützt werden, 12-14jährige bedürfen eines starken Schutzes, Aber die Phase zwischen 15 und 18 Jahre bleibt schwierig. Es ist ein mit strafrechtlichen Mitteln unlösbares Dilemma, dass sie als sexuelle Subjekte zwar das Recht haben sich zu entfalten, zugleich aber noch nicht die Reife und Erfahrung, die nötig wäre, um tatsächlich nur das auszuleben, was ihnen zuträglich ist. https://www.humanistische-union.de/publikationen/vorgaenge/203-vorgaenge/publikation/paedosexualitaet-und-sexualpolitik-der-parteien/ Es ist ein seltsamer Text, finde ich, der zwar einen interessanten historischen Überblick gibt und viele richtige Dinge sagt, aber sich an einigen anderen Stellen auch in sehr komische Richtungen verirrt. Die HU selber ist da leider auch vorbelastet und war einst in die Pro-C Bewegung integriert - zu den Beiratsmitgliedern zählte u.a. Helmut Kentler, für den noch 2008 ein von Rüdiger Lautmann verfasster Nachruf von der HU publiziert wurde. Erst so ab 2010 fing die HU an, sich von Pro-C Ansichten öffentlich zu distanzieren.
@UwU Es ist schon etwas merkwürdig, so im Nachgang die privaten Kommentare von Fr. Frommel zu lesen. Sie war auf jeden Fall eine Frau die ihre Meinung hart raushaut und gerne Menschen beleidigt (was ich amüsant finde). Schade, denn genau solche Menschen brauchen Minderheiten: https://taz.de/!ku41876/ Die dort hinterlegte Mail-Adresse stimmt mit der von der Universität Kiel überein (https://www.uni-kiel.de/en/law/research/criminal-sciences) https://www.jstor.org/stable/27283547 Dort stellt sie folgendes fest: Im Folgenden geht es nur um die Tathandlung des Besitzes; denn Besitzstrafbarkeit ist in besonderem Maße begründungspflichtig. Dass die Rechtsordnung sittenwidrige Geschäfte nicht duldet und ggf. bestraft, ist leicht zu begründen. Aber eine reine Besitzstrafbarkeit ist weder unter dem Gesichtspunkt des Rechtsgüterschutzes legitimierbar noch ist ersichtlich, welche soziale Norm strafrechtlich stabilisiert werden soll, denn sexuelle Handlungen mit oder unter Benutzung von Puppen sind weder schädlich noch stören sie die gesellschaftliche Ordnung, da sie privat bleiben. Sie propagieren nicht, dass strafbare Handlungen des sexuellen Missbrauchs „normal“ seien, sondern folgen einer tragischen sexuellen Orientierung. [...] Pädophilie ist ein tragisches Schicksal. Die Gesellschaft verlangt aus gutem Grund von Menschen mit dieser Veranlagung Abstinenz. Aber wieso darf dann eine Kompensation mit einem Spielzeug strafrechtlich verboten werden? Deswegen gehe ich auch davon aus das §184l StGB nur in Teilen aufgehoben wird. Ein legaler Besitz ist bei einem physischen Objekt natürlich nicht viel Wert, da die Anschaffung illegal wäre, aber Fr. Frommel argumentiert eben mit der gesellschaftlichen Ordnung als Rechtsgut, so dass man da durchaus sowas verbieten könnte.
Ja, das es solche Diskussionen überhaupt gibt zeigt ja schon gut auf, wie es um das Bestimmtheitsgebot geht. Wenn es nur ein Paar Privatleute sind dann ist das ja i. O., denn Gesetze kann nicht jeder verstehen. Aber das erstreckt sich ja schon auf Gerichte, wo jemand wegen dem Handel mit Schaufensterpuppen verurteilt wurde. Ein Strafverteidiger aus Niedersachsen berichtet auch von skurillen Polizeieinsätzen, wo die Beamten zur Hausdurchsuchung ein Maßband mitbringen und die Puppe an Ort und Stelle vermessen lt. dem Anwalt hat sich wohl eine Größe unter 150cm als Verdachtsfall etabliert. Meine 25 Jahre alte Schwester ist mit 146cm damit ein Kind in den Augen von Günther und Thomas. Das ist einfach nur lächerlich mittlerweile und nichts weiter als pädophobe, als auch rassistische Politik.
Man kann Gesetze unterschiedlich interpretieren. Wenn ich vom (vorgeschobenen) Sinn und Zweck des Gesetzes ausgehe, also der "Verhinderung des Einübens von Geschlechtsverkehr mit Kindern", dann verstehe ich es so, dass es für die Anwendung der Strafnorm nicht ausreicht, dass irgendwelche Kinderpuppen theoretisch zur Vornahme irgendwelcher sexueller Handlungen geeignet sein könnten, oder auch praktisch dazu genutzt werden, sondern dass die Bestimmung zur Vornahme sexueller Handlungen sich direkt aus entsprechenden Eigenschaften hinsichtlich ihrer Beschaffenheit ableitet, die diese Puppen letztlich als Sexpuppen qualifizieren. (Kinderspielzeug und Sammlerpuppen, hatte der Gesetzgeber dabei sicher nicht im Visier.) Außerdem beschreibt "Beschaffenheit" ja nun eindeutig einen Ist-Zustand und keinen "Könnte-vielleicht-werden-Zustand". Ändert natürlich nichts daran, dass die Strafnorm insgesamt Schrott ist und schnellstmöglich abgeschafft gehört.