Liebe Leser, 

heute können wir ein kleines Jubliäum feiern: zum zehnten Mal bringe ich euch meine Kiste mit Sammelstücken zum Thema Pädophilie mit! Diesmal gibt es allerdings nicht allzu viel zu berichten. Neben ein paar der üblichen Beispiele für die stigmatisierende Behandlung von Pädophilen in den Medien habe ich ein Interview mit Prof. Klaus Beier, einen Kommentar zu einem Gerichtsurteil aus Bielefeld und einen neuen Wikipedia-Artikel über pädophile Symbole mitgebracht. 

1. ARD-Interview mit Prof. Klaus Beier

(ardaudiothek.de, 6.12.2019)

Das ARD Inforadio hat am Nikolaustag ein 6-minütiges Interview mit Prof. Klaus Beier, dem Begründer des Präventionsnetzwerks Kein Täter Werden geführt. Leider betrachtet das Interview das Thema Pädophilie einmal mehr nur unter dem Aspekt des Kindesmissbrauchs. Schon in der Einleitung des Interviews wird der Missbrauchsfall von Lügde referenziert, und damit implizit der Eindruck erweckt, dass jeder Missbrauchstäter pädophil ist. Beier korrigiert diesen Eindruck leider auch nicht. 

2. Umstrittenes Gerichtsurteil

(westfalen-blatt.de, 6.12.2019)

In Bielefeld wurde ein Physiotherapeut, der von ihm behandelte Kinder unangemessen sexuell berührt hat, zu 2 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Das Urteil wird vor allem von den Anwälten der Opfer als zu gering empfunden, die jetzt Berufung einlegen wollen. Der Therapeut hat außerdem kinderpornographische Abbildungen besessen und von einigen seiner Patienten angefertigt, weshalb ihm eine pädophile Neigung unterstellt wird. Interessant ist dabei, wie dies in das Urteil einfließen soll. Laut Aussagen der Anwälte sollte der Mann nämlich härter bestraft werden, weil er pädophil ist. „Wenn man dann noch weiß, dass der Therapeut pädophil ist, spricht doch sehr viel für einen Missbrauch und gegen ein versehentliches Berühren“, sagt etwa Anwalt Baris Devletli. 

Es scheint allgemein akzeptiert zu sein, dass sexuelle Übergriffe härter bestraft werden sollten, wenn der Täter pädophil ist. Daraus ergeben sich aber einige problematische Fragen. Wie lässt es sich mit gleicher Behandlung vor dem Recht vereinbaren, wenn Menschen mit einer bestimmten sexuellen Neigung für die gleichen Taten anders bestraft werden? Ist es nicht problematisch, wenn es von der Sexualität einer Person abhängt, ob etwas als Straftat gewertet wird oder nicht? Führt dies nicht dazu, dass man als pädophiler Mensch im Umgang mit Kindern immer mit einem Bein im Gefängnis steht, weil jeder Umgang, selbst harmloses Spielen zum Beispiel, als sexuell motiviert und damit als sexueller Übergriff interpretiert werden kann?

3. Wikipedia über "Pädo-Symbole"

(wikipedia.org, 6.12.2019)

Auf der Wikipedia wurde eine neue Seite über "Pädophile Symbole und Codes" veröffentlicht, in dem die Symbole aufgelistet werden, die von einigen Pädophilen verwendet werden, um ihre Präferenzen darzustellen. Der Artikel basiert auf einem geleakten Dokument des FBI, das im englischsprachigen Bereich schon die Quelle vieler Verschwörungstheorien war. Interessant sind auch die Diskussionsseiten der Autorin und zum Artikel über Pädophilie, die zeigen wie schwer es ist selbst bei einer Plattform, die sich sachliche Informationen zum Ziel gesetzt hat bei so einem kontroversen Thema neutral zu bleiben.

4. Pädophilie und Pädokriminalität in den Medien

Nicht jeder pädophile Mensch wird zum Straftäter, und die meisten Kindesmissbrauchstäter und Konsumenten von Kinderpornographie sind nicht pädophil. Trotzdem wird Pädophilie und Kindesmissbrauch in den Medien immer wieder zusammen geworfen, und damit die Stigmatisierung von Pädophilen aufrecht erhalten. Auch diese Woche habe ich zwei Beispiele mitgebracht um zu zeigen, dass die stigmatisierende Behandlung des Themas Pädophilie in den deutschsprachigen Medien immer noch ein Problem ist.

Mit einem Klick auf das jeweilige Bild kann der entsprechende Artikel aufgerufen werden.

5. Hinter blauen Augen

Zum Abschluss habe ich diese Woche das Lied Behind Blue Eyes von The Who mitgebracht. In dem Lied geht es darum, sich von anderen isoliert und unverstanden zu fühlen: innerlich fühlt man Schmerz, Traurigkeit und Wut, doch nichts davon darf nach Außen dringen ausser Lügen, die Anderen dürfen nur die "blauen Augen" sehen ohne je von der inneren Gefühlswelt zu erfahren. Deswegen lässt sich die Aussage des Lieds wie ich finde auch sehr gut auf das Thema Pädophilie anwenden, da dies genau die Situation ist, zu der die meisten pädophilen Menschen verdammt sind. 

Bis zum nächsten Sonntag
Sirius