Wie wäre es einmal mit einem Blick über den Tellerrand? Neben der Pädophilie gibt es verschiedene andere sexuelle Neigungen, die sich in vielen Punkten durchaus ähneln. Das ist mir erst kürzlich wieder bewusst geworden, als ich das Video "Wie ist das ZOOPHIL ZU SEIN?" auf dem Youtube-Kanal "Leeroy will's wissen!" entdeckt habe. Edit: Da das Video auf Youtube gelöscht wurde, hier ein Link zur ZDF-Mediathek.

Die Zoophilie beschreibt das sexuelle und/oder romantische Interesse an Tieren. Meist bezieht sich dieses auf einen eingegrenzten Kreis von Tierarten. Auch Menschen mit anderen Paraphilien als der Pädophilie grenzen sich in der Regel von uns ab, so auch in diesem Video - aber der Reihe nach.

Leeroy leitet das Video von Anfang an sehr vorverurteilend ein, indem er sagt: "Heute geht es um ein Thema das sehr unangenehm ist, das sag ich sofort. Ich hab auch Gänsehaut bekommen, als ich davon erfahren habe" und fährt später fort mit "Ich bin da selber jemand der da wenig von hält" Er beeinflusst dadurch direkt den Zuschauer und lässt diesem kaum eine Möglichkeit eine vorurteilsfreie eigene Meinung zu entwickeln. Man merkt deutlich seine persönlichen Berührungsängste und den Ekel bei der Thematik, genauso wie man dies bereits von ihm aus seinem Video über Pädophile kennt. Hier unterscheidet sich seine Ablehnung also nicht von der der meisten Menschen.

Abschließend zu seiner Erläuterung, was Zoophilie bedeutet, hebt Leeroy Missbrauchsfälle an Tieren, die zum Tod der Tiere geführt haben, hervor. Meiner Meinung nach dient dies als bloßer Schockeffekt und um zu zeigen, wie abartig die Zoophilie ist. Dazu möchte ich anmerken, dass dies nur sehr wenige Fälle sein werden im Vergleich zu nicht-sexuellen Taten an Tieren, von der nicht-artgerechten Haltung und dem Fleischkonsum mal gänzlich abgesehen. Leeroy vermischt zusätzlich die bloße Neigung mit tatsächlichen Handlungen und setzt die Zoophilie mit dem Missbrauch an Tieren gleich, ähnlich wie bei der Pädophilie sofort an Missbrauch von Kindern gedacht wird. Die meisten zoophilen Menschen werden Gewalt an Tieren sehr schlimm finden und der Großteil solcher Taten wird, genauso wie beim Missbrauch an Kindern, durch Ersatzhandlungstäter begangen werden.

Doch konzentrieren wir uns nun auf die Protagonisten "Komet" und "Michael". Was die beiden aus ihrem Leben und über ihre sexuelle Neigung berichten, klingt alles sehr vertraut.

Sie beschreiben, dass sie erste Fantasien in der Pubertät festgestellt haben, sich anders als ihre Mitschüler vorkamen und das Gefühl hatten, seltam zu sein. Weil sie "normal" sein wollten, haben sie versucht, ihre Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Sie haben außerdem kein romantisch/sexuelles Interesse an anderen Menschen. Romantische Beziehungen mit Menschen empfinden sie als nicht erfüllend. Vergleichbar wäre dies mit der Kernpädophilie.

Wie sie ihre Zuneigung zu den Tieren beschreiben, ähnelt ebenfalls sehr dem, was pädophile Menschen berichten. Sie können sich in Tiere verlieben und seien jedes Mal aufs Neue fasziniert beim Anblick dieser, sie möchten gerne Zeit mit ihnen verbringen und haben auch ein großes Interesse an der Kommunikation mit einem Tier. Sex hingegen spiele für sie eine untergeordnete Rolle.

Auch erklären sie, dass es keine bewusste Entscheidung dazu gab, keine Beziehungen mit anderen Menschen führen zu wollen, da die sexuelle Orientierung höchstwahrscheinlich in der früheren Kindheit schon existierte und in der Pubertät festgelegt wird. Sich zu outen ist ähnlich schwierig wie bei pädophilen Menschen, da man schnell auf großes Unverständnis stößt und die Reaktion Nichtbetroffener häufig die ist einfach nicht mehr über das Thema zu reden. Auch die beiden haben solche Erfahrungen in ihrer Familie gemacht.

Die beiden bezeichnen die Zoophilie selbst als Paraphilie, ziehen aber den Vergleich zur Homosexualität, welche im früheren ICD-9 (302.0) ebenfalls als Störung aufgelistet war. Sie äußern den Wunsch nach einer Gleichstellung als sexuelle Orientierung. 

Die Pädophilie wird von Dr. C. J. Ahlers als sexuelle Präferenz des Alters beschrieben, siehe "Das 3-Achsen-Modell der Sexualpräferenz" , die sich auf gleiche Art äußert wie jede andere Orientierung. Aufgrund dessen und, weil ich selbst weiß wie ich meine Sexualität empfinde, teile ich diese Ansicht und wünsche mir ebenfalls, dass die Pädophilie als sexuelle Orientierung anerkannt wird, sofern sie nicht auf sexuelle Art mit Kindern ausgelebt wird. Die Einstufung der Pädophilie als Störung empfinde ich als ebenso falsch, wie Komet und Michael die der Zoophilie.

Wie sich Zoophilie und Pädophilie äußern, ist also gleich. Im weiteren Verlauf des Videos geht es dann aber besonders um das aktive Ausleben sexueller Handlungen mit Tieren und nicht mehr um die reine Neigung an sich. Für mich wird an dieser Stelle deutlich, dass die beiden Protagonisten hier ebenfalls wie viele andere Menschen Auslebung und Fantasie vermischen. 

Komet und Michael beschreiben beide, dass sie ausschließlich Analverkehr mit Tieren haben, bei dem sie selbst der passive Part sind. Laut Komets Aussage sei alles andere als passiver Verkehr das Kopfkino der anderen (nicht-zoophilen) Menschen. Hier möchte ich widersprechen, nicht weil ich ihm nicht abkaufe, dass dies für ihn so ist, sondern ganz einfach deshalb, weil er nicht von sich auf andere Zoophile schließen kann. Ich bezweifle, dass jeder zoophile Mensch gerne passiv ist und keine Wünsche/Fantasien hat, die in eine aktivere Richtung gehen.

Leeroy erläutert seine Sichtweise zu dieser Thematik, indem er sagt, ein Zoophiler der einen Hund seit dem Welpenalter an aufzieht, hat die Kontrolle über die Erziehung des Hundes und "formt" ihn somit in gewisser Weise oder leistet zumindest einen nicht unerheblichen Beitrag dazu, wie der Hund sich entwickelt. Hier zieht er den Vergleich zu einer Eltern-Kind-Beziehung, Sexualität in diese hinein zu bringen, hält er für missbräuchlich. Auch das Kümmern um und das Pflegen des Hundes, wie zum Beispiel das Gassigehen und die Futtergabe, drängt den Menschen zwangsläufig in eine andere Rolle als die des Hundes, weshalb hier ein Machtverhältnis entsteht. Tier und Mensch befinden sich grundsätzlich auf unterschiedlichen Ebenen.

Komet sagt, dass man diese Machtposition nicht automatisch auch ausnutzt, nur weil sie gegeben ist. Das stimmt zwar, denn natürlich heißt es nicht, dass jemand, der dieses Lebewesen liebt, es auch missbrauchen will - die Gefahr ist aber gegeben, wenn man sich auf Handlungen einlässt, die dieses Potenzial haben. Die "hündische" Sexualität ist ebenso wenig "menschenkompatibel" wie die kindliche Sexualität, mit der von Erwachsenen kompatibel ist. Die beiden sehen durchaus auch, dass das Tier den Menschen nur auf seine Art lieben kann und die romantischen Gefühle ausschließlich bei ihnen liegen.

Er sagt jedoch weiter, dass diese unterschiedlichen Ebenen eine rein menschliche Interpretation sei, da ein Hund nicht so denkt wie ein Mensch und er es auch nicht anders kennt. Ich finde, dass das irrelevant ist, da es an der Situation an sich nichts ändert, nur weil ein Lebewesen nicht versteht, in welcher Situation es sich befindet. Auch für ein Kind ist das Machtverhältnis zwischen Eltern und Kind selbstverständlich. Es muss darauf vertrauen, dass die Eltern sich richtig verhalten. Es hat aber nie die Möglichkeit, komplett zu verstehen, was in Ordnung ist und was nicht oder sich dieser Lage eigenständig zu entziehen.

In dieser Hinsicht kann ich Leeroys Argumentation folgen und stimme ihr zu. Meiner Ansicht nach kann ein Tier ebenso wenig ein informiertes Einverständnis zu sexuellen Handlungen geben, wie das ein vorpubertäres Kind kann.

Meiner Meinung nach äußern sich Komet und Michael auf eine ähnliche Weise wie Menschen die "einvernehmliche" Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen gutheißen. Sie sagen, ein Antrainieren sexueller Verhaltensweisen bei Hunden sei inakzeptabel, pochen allerdings auf die Freiwilligkeit des Hundes von sich aus solche Handlungen einzufordern. Einen Hund mit Hand oder Mund zu befriedigen, wird, solange keine Penetration stattfindet, von den beiden nicht als "Sex" verstanden und als unschädlich bezeichnet. Eine Traumatisierung wird dabei ausgeschlossen, sofern kein Zwang oder Gewalt im Spiel ist - was sie damit begründen, dass der Hund ja immer wiederkommt und die Handlung sogar einfordert. Das sei ein klares Zeichen, dass ihm das gefallen würde. Obwohl Tiere, in diesem Fall Hunde, höchstwahrscheinlich eine weniger komplexe Psyche haben als Menschen, macht sie diese Tatsache nicht weniger anfällig für Missbrauch und Traumatisierung. Und auch Kinder, die sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind, meiden nicht grundsätzlich die Person, die sie missbraucht, wenn sie diese mögen und ihr vertrauen. Viele Kinder suchen auch weiterhin die Nähe zu dem Täter. Das alleine sagt nichts darüber aus, ob Kind oder Tier wirklich deshalb die Situation aufsuchen, weil sie sexuellen Kontakt wollen, da dies auch gänzlich andere Hintergründe haben kann, wie z.B dem Gegenüber gefallen zu wollen.

Auf die Frage von Leeroy, wie sie Schmerzen beim Tier ausschließen würden, kam von Komet keine richtige Antwort, sondern bloß die ausweichende Aussage, dass die Schmerzen eher auf ihrer Seite wären. Da es beim Sex grundsätzlich immer zu (versehentlichen) Verletzungen kommen kann, finde ich es ziemlich engstirnig davon auszugehen, dass niemals das Tier dabei Schmerzen haben kann.

Michael und Komet wollen als normale Menschen wahrgenommen werden, bezeichnen ihre Zoophilie als nur einen einzelnen Punkt, der sie von anderen Menschen unterscheidet. "Ich bin nicht nur dieser eine Punkt der sich unterscheidet", wollen selbst also nicht nach dieser einen Eigenschaft beurteilt werden. Meiner Meinung nach gilt diese Aussage ebenso für pädophile Menschen. 

Bei dem Vergleich mit der Pädophilie kam von den beiden allerdings sofort massive Gegenwehr und der Vorwurf, es ginge bei der Pädophilie darum, Schwächere auszunutzen und zu missbrauchen. Komet sagt, der Vergleich hinkt deswegen, weil ein Kind keine entwickelte Sexualität hat im Gegensatz zu einem "erwachsenem" Tier. Das ist alleine schon deshalb falsch, weil Kinder durchaus eine eigene Form der Sexualität haben, die sich einfach nur von der von Erwachsenen unterscheidet. Außerdem heißt nur, weil ein Tier erwachsen ist, auch nicht automatisch, dass seine Sexualität mit der von Menschen kompatibel ist. Er ignoriert dabei völlig, dass er zuvor gesagt hat, Sex spiele bei ihm eine untergeordnete Rolle und zoophil zu sein bedeute nicht automatisch Sex mit Tieren zu haben. Hier findet zudem wieder eine Vermischung zwischen der Neigung an sich und der Auslebung dieser statt.

Ich finde es sehr schade, dass selbst Menschen, die in einer ähnlichen Lage wie wir sind, sich so vehement von uns distanzieren und uns als Monster sehen, über die man sich moralisch erheben kann. Auch die LGBT+ Community distanziert sich entschieden von aus ihrer Sicht krankhaften Paraphilien. Gut zu sehen ist dies, z. B. derzeit in Ungarn. Und obwohl sie ebenfalls nicht Teil der LGBT+ Community sind und deren Ablehnung erfahren, verhalten sich Zoophile wie Komet und Michael Pädophilen gegenüber ganz genauso.

Ich persönlich betrachte die Zoophilie nicht anders als die Pädophilie. Wir fühlen gleich. Krampfhaft einen Unterschied zu suchen, der nicht existiert, nur um die Auslebung der eigenen sexuellen Fantasien rechtfertigen zu wollen, zeigt die Doppelmoral daran sehr eindeutig auf.

Uns das Gleiche zu unterstellen, was ihr, wenn es um euch geht, massiv kritisiert, ist schlicht unfair da es nur dazu dienen soll eure gesellschaftliche Akzeptanz auf Kosten von uns zu erhöhen. Ihr müsstet es eigentlich besser wissen.