Der Bericht (Sirius erwähnte ihn in seiner 22. Sonntagskiste) über den Kriminalroman von Jan Costin Wagner, in dem ein Ermittler vorkommt, der sich im Laufe der Geschichte als pädophil herausstellt, hat mich nachdenklich gemacht.

Als ich anfing den Bericht zu lesen, hatte ich den kurzen Hoffnungsschimmer, dass dieser Ermittler vielleicht ausnahmsweise in einem etwas positiveren Licht dargestellt werden würde – sozusagen als Gegenpol zum(möglicherweise nicht einmal pädophilen)Täter, den er in dem Buch jagt.

Leider war dies nicht der Fall und ich fragte mich einen Augenblick lang, ob es nicht auch irgendwo verständlich wäre und, dass über etwas, das in den Augen der meisten Menschen automatisch mit sexuellem Missbrauch in Verbindung steht, auch nicht positiv berichtet werden „kann“, da ihnen das Verständnis dafür fehlt, dass jemand der pädophil ist überhaupt aufrichtige Gefühle für Kinder empfinden kann, ohne sie missbrauchen zu wollen.

Der nächste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss war allerdings, wenn es bloß um fehlendes Einfühlungsvermögen und Fehlinformation allein ginge, dann dürfte es doch kaum Serien und Filme geben, in denen beispielsweise Drogenmissbrauch und Gewalt als etwas positives (oder zumindest akzeptiertes) dargestellt wird, dennoch gibt es davon reichlich und diese erfreuen sich größter Beliebtheit in der Gesellschaft.

Als bestes Beispiel fiel mir dann aber die Serie „Dexter“ ein. Für diejenigen die sie nicht kennen: In der Serie geht es um einen Serienmörder, der um seiner „Neigung zum Töten“ einen gewissen Sinn und damit Rechtfertigung zu geben, Selbstjustiz an denen verübt, die selbst eine Straftat (unterschiedlicher Art) begangen und es seiner Ansicht nach verdient haben, da sie bisher nicht von der Justiz dafür belangt werden konnten.

Das erweckt bei mir den Eindruck, dass sobald die Gründe für eine Straftat von der Allgemeinheit akzeptiert sind, es sie legitimiert. Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?

Natürlich handelt es sich bei der Serie um reine Fiktion und kann von daher nicht 1:1 auf die Realität übertragen werden. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack.

Ein Pädophiler, der Kindern nicht nur keinen Schaden zufügt, sondern sich gar ohne Hintergedanken für sie und ihr Leben interessiert und einen natürlichen Umgang mit ihnen pflegt, scheint den meisten Menschen eine so derart abwegige Vorstellung zu sein, dass sich niemand traut so eine skurrile Idee auch nur zu denken, geschweige denn umzusetzen und zu veröffentlichen.

Es geht dabei letzten Endes also darum, dass sich die meisten Menschen schlichtweg nicht mit einem Pädophilen identifizieren können, weil sie denken, sie hätten nichts gemeinsam. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht sich mit dieser Idee einmal näher zu befassen .