Hiermit möchte ich eine neue wöchentliche Rubrik beginnen. Jeden Sonntag möchte ich hier eine Liste von aktuellen Fundstücken zum Thema Pädophilie veröffentlichen, die ich die Woche über gefunden habe, und kurz meine Gedanken dazu äußern. Anfangen möchte ich diese Woche mit zwei Artikeln über zwei KTW-Standorte und einer Meldung über ein neues internationales Abkommen.
Facebook und WhatsApp müssen verschlüsselte Nachrichten mit UK-Polizei teilen
Diesen Oktober soll ein Abkommen zwischen den USA und Großbritannien unterzeichnet werden, welches amerikanische Betreiber von Social Media Plattformen dazu verpflichtet, auf Verlangen der britischen Polizei verschlüsselte Nachrichten auszuhändigen. Betroffen wären davon zum Beispiel der beliebte Messenger-Dienst WhatsApp. Interessanterweise hat der Informant, der die Pläne an die Presse veröffentlicht hat, explizit gesagt dass schwere Verbrechen "wie Terrorismus oder Pädophilie" als Grund für das behördliche Anfordern der Nachrichten dienen können.
Letzen Endes ist die Meldung keine große Überraschung – meiner Ansicht nach setzt sich damit ein Trend seitens der Regierungen fort, die Angst vor "Pädophilen" zu nutzen um damit das Recht auf Privatsphäre mehr und mehr auszuhebeln. Wenn der Verdacht auf Pädophilie in den Augen der Verantwortlichen bereits ausreicht, um jemanden zur potentiellen Gefahr zu machen und Überwachung und Ausspähen zu rechtfertigen, dann sollte das uns alle zur Vorsicht mahnen – insbesondere wenn wir zu dem Thema kommunizieren, aber prinzipiell kann jeder unter Generalverdacht gestellt werden. Meine Empfehlung ist daher, genau darauf zu achten über welche Software private Kommunikation betrieben wird. Von Diensten, die von amerikanischen Firmen betrieben werden ist (gerade auch im Blick auf diese Nachricht) eher abzuraten. Bessere Alternativen sind zum Beispiel Riot, Signal, Tox oder Threema. Eine Sammlung von Programmen zum Schutz der Privatsphäre findet sich außerdem auf der exzellenten Webseite privacytools.io.
Kinder schützen, Pädophilen helfen
Die Zeitung Kieler Nachrichten haben am Montag einen Artikel anlässlich einer staatlich getragenen Informationskampagne für das KTW-Projekt in Schleswig-Holstein veröffentlicht. Der erste Teil des Artikels ist überwiegend ziemlich faktisch und nüchtern und gibt hautsächlich nur die aktuellen Statistiken zum Projekt statt. Was mich jedoch verwundert hat, ist die Aussage des Projektkoordinaters Prof. Dr. Christian Huchzermeier, wonach von 56 000 in Schleswig-Holstein lebenden Pädophilen insgesamt 42 000 übergriffig seinen, was also ein Anteil von 75% wäre. Dies erscheint mir außerordentlich hoch. Leider wurde nicht näher beschrieben, wie diese Zahl zu Stande kommt, ich habe dazu eine Anfrage an Prof. Huchzermeier geschickt und werde den Beitrag aktualisieren, falls ich eine Antwort bekomme. Meine Vermutung ist es, dass die Gesamtzahl aller Missbrauchstäter genommen und dabei außer Acht gelassen wurde, dass weniger als 20% aller Missbrauchsfälle von tatsächlich pädophilen Menschen begangen werden.
Der zweite Teil des Artikels besteht aus einem Interview mit dem therapeutischen Projektleiter des Kieler KTW-Standorts Dr. Martin Budde, der unter anderem einige Einblicke darüber gibt, welche welche Probleme und Einschränkungen die Menschen haben, die bei ihm nach Unterstützung suchen. Dabei wird auch die "75%"-Aussage aus dem ersten Teil ein Stück weit wieder relativiert, indem darauf hingewiesen wird, dass auch dem offiziellen Behandlungshandbuch DSM zu Folge es pädophile Menschen gibt, die keine Übergriffe begehen oder Missbrauchsabbildungen konsumieren.
Das Monster im Spiegel
Über den KTW-Standort in Düsseldorf ist ebenfalls ein neuer Artikel erschienen, in dem der hebephile Patient Marcel über seinen Weg zur Therapie und die Auswirkungen, die diese auf ihn hatte berichtet. Ergänzt wird seine Erzählung von Kommentaren der dortigen Projektleiterin Kirsten Dammertz-Hölterhoff.
Sieben Jahre
Nach den eher deprimierenden Nachrichten über die Aushebelung unserer Privatsphäre, pädophilen Menschen die zu 75% Straftäter werden und die ohne therapeutische Unterstützung mit ihrer inneren Zerissenheit nicht mehr umgehen können möchte ich dann doch mit etwas Positiveren diese Woche abschließen. Hier ist ein kleines musikalisches Fundstück aus meiner Kiste: Seven Years von Norah Jones, ein Lied das einfach die unbeschwerte Schönheit eines singenden und tanzenden siebenjärhigen Mädchens beschreibt.