Der Ball hüpft über das Netz, fliegt wie durch den Winde getragen von links nach rechts und wechselt immer wieder zwischen Platte und Schläger. Man hört alle paar Sekunden ein lautes, fröhliches Kindergelächter und die beiden Jungs, die sich glücklich den Ball zuspielen, lassen immer wieder ein breites Grinsen über ihr Gesicht huschen. 10 Sekunden verweile ich noch im Flur und schaue aus der Glastür raus, Richtung Tischtennisplatte. Wie jeden Morgen denke ich mir, wie schön es doch wäre, mitzuspielen und vor allem Lukas*, dem süßen, kleinen Jungen im grünen Shirt, einen kleinen Moment meiner Zeit zu schenken. Verträumt und mit einem kleinen Säufzer drehe ich mich wieder um und gehe meinen Aufgaben nach. Schließlich möchte ich ja keinen Verdacht schöpfen lassen - ich und Pädophil? Noch nie gehört! Kann man das essen?
Fast schon ein ganzes Jahr ist es her, dass ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Es traf mich wie ein Stein, denn auf einmal war er dar. Noch zu klein um gerade erst in die fünfte Klasse gekommen zu sein, aber doch irgendwie - in meinen Augen - schon so groß. Nicht dass er mir groß vorgekommen wäre, nein. Irgendwas an ihm war anders: dieses verschmitze Lächeln, die flinken Augen, das enorme Selbstbewusstsein. Mein Herz wusste es sofort: Liebe.
Lukas, so gerne würde ich dich umarmen. Dein braunes, mittellanges und manchmal vom Sport zersaustes Haar - es duftet so herrlich, so gerne würde ich mit meiner Hand belanglos durchfahren. Dein kleiner, zierlicher Körper. Dein Lächeln, deine verschmitzte, lustige Art. Alles an dir ist so magisch, so zart und niedlich. Mein Herz schlägt für dich, du ziehst mich in den Bann - so gerne würde ich es dir ja sagen; dass du wunderschön bist, eine unerreichbare Utopie.
Die Tischtennisplatte ist nun leer und der Unterricht geht weiter. Tag ein, tag aus, jedes Mal das Gleiche. Ob sich die Platte genauso auf dich freut wie ich?
*Aus Sicherheitsgründen wurde der richtige Name geändert.