Titelbild zu Kidflix und der Hass auf Pädophile
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Nun schon seit Monaten werden wir auf Wir sind auch Menschen von Hassbotschaften geflutet. Der Fragebereich, den wir ursprünglich eingerichtet haben, um interessierten Menschen die Gelegenheit zu geben, ihre Fragen zum Thema Pädophilie direkt an Pädophile zu stellen, ist inzwischen vor allem zu einem Instrument geworden, über das Menschen ihre Gewaltfantasien und ihren ungehemmten Hass gegen uns transportieren. Eine typische „Frage“, von denen wir täglich meist mehrere erhalten, sieht etwa so aus (wer keine Gewaltfantasien lesen möchte, mag den nächsten Absatz gerne überspringen):

Hallo ihr Kranken Menschen ! Euch müsste man foltern ganz langsam, nach und nach kastrieren.. ihr wollt nicht wissen was wir die NORAMLEN Menschen mit euch drecks Tiere machen würden wenn wir das mit bekommen würden!! Keine Gefahr für unsere Kinder ? Was denkt ihr ? Das dass normal ist wenn man ein armes unschuldiges Kleinkind anfasst und missbraucht und das Kind sich zu Tode schreit, davon werden ihr missgeburten geil ? Pfui ein abschaum für die Menschheit.!!!! Ich hoffe es wird heraus gefunden wer hinter dieser abartigen Seite steckt und dann ab mit euch. Asoziale Bastarde, eure Mutter hat euch wohl zu oft auf den Kopf fallen lassen.. ihr Tiere !!!!

In diesem Beitrag soll es nicht darum gehen, wie schlimm solche Botschaften sind oder was sie bei Betroffenen wie mir auslösen. Das sollte eigentlich jedem offenkundig sein, der seine menschliche Empathie nicht beim Wort „Pädophile“ ausschaltet. Stattdessen soll es um die Frage gehen, wie dieser Hass auf Pädophile entstehen und sich halten kann, und wie er inzwischen derart gesellschaftsfähig werden konnte, dass Menschen sich mit ihrem Hass hemmungslos und meist ohne nennenswerten Gegenrede schmücken, sei es in Online-Kommentarspalten oder auf Familienfeiern.

Sicherlich gibt es darauf keine einfache Antwort, es ist ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren und komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten (und noch länger) abspielen. Aber mit Sicherheit ein wesentlicher Faktor, der ganz unmittelbare Auswirkungen auf unser alltägliches Leben hat, ist die Art und Weise, wie Medien über Kriminalfälle im Bereich Kindesmissbrauch und Kinder- und Jugendpornografie berichten. Ein aktuelles Beispiel dafür, an dem sich dies gut illustrieren lässt, ist die vor kurzem erfolgte Abschaltung der Kinder- und Jugendpornografieplattform Kidflix.

Der Fall „Kidflix“

Am 02. April hielten Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich eine Pressekonferenz ab, in der sie über die Abschaltung einer Darknet-Plattform für die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie berichteten. Auf der Plattform mit dem Namen „Kidflix“ seien kinder- und jugendpornografische Videos verbreitet worden, wobei laut Informationen der Polizei Previews in niedriger Qualität kostenlos, und höher auflösende Versionen der Videos gegen Zahlungen in Kryptowährungen angeboten wurden. Die Nachverfolgung der Zahlungswege ermöglichte die Identifikation von etwa 1400 Nutzer:innen weltweit, 79 davon wurden bislang verhaftet.

Die darauf folgende Berichterstattung in den deutschen Medien war vor allem von Superlativen und durchweg boulevardesker Emotionalisierung gekennzeichnet. So war die Rede vom „größten Schlag gegen Kinderpornografie-Plattform“ oder sogar „einen der bedeutendsten Einsätze gegen Kinderpornografie seit der Gründung von Europol“, die Plattform selber wurde als eine der größten ihrer Art im Darknet bezeichnet. Immer wieder war dabei auch von der unfassbaren Zahl von fast zwei Millionen Nutzenden die Rede, wobei unklar bleibt, ob es sich dabei um individuelle Personen, registrierte Accounts oder Login-Vorgänge handelt. Trotz dieser Unklarheiten ist unter anderem bei der Süddeutschen ef­fekt­ha­sche­risch von einer „Plattform des Grauens mit Millionenpublikum“ die Rede. Gleichzeitig fielen in der Berichterstattung regelmäßig emotionalisierende Adjektive wie „widerwärtig“ oder „pervers“. Einige Medien, darunter der Spiegel und der Tagesspiegel, nennen explizite Details der auf der Plattform gehosteten Inhalte, darunter Kategorien und Altersklassen der dargestellten Opfer, in denen die Videos einsortiert wurden, und sogar einzelne Videotitel. Mehrfach wurde der Vizepräsident des LKA Bayern zitiert, der von „unvorstellbar schrecklichen Missbrauchshandlungen“ redet und besonders betont, dass diese „sogar an Babys“ ausgeführt wurden.

Diese Art der Berichterstattung geht über das reine Informieren über Tatsachen hinweg. Statt nur objektiv zu berichten, was passiert ist, werden die Leser:innen auf der emotionalen Ebene gepackt und dabei vor allem Fassungslosigkeit, Wut und Hass geweckt. Diese Wut und dieser Hass braucht nun aber ein Ziel, auf das es sich entladen kann. Anders als man erwarten sollte ist dieses Ziel in der Berichterstattung allzu oft nicht die Täter:innen, also diejenigen, die für die Existenz dieser kriminellen Plattform überhaupt verantwortlich waren. Stattdessen wird als Ziel für den Hass, den die emotionalisierende Berichterstattung weckt, vor allem Pädophile präsentiert.

Wie viel Pädo darf’s denn sein?

Um zu zeigen, was ich meine, präsentiere ich hier mal einen Ausschnitt der Schlagzeilen, die man zum Thema Kidflix zu lesen bekam:

  • „Großes Pädophilen-Netzwerk ausgehoben - 79 Festnahmen“ (Bayerischer Rundfunk, FAZ und viele weitere)
  • „Ermittler zerschlagen weltweites Pädophilen-Netzwerk“ (ZDF)
  • „Pädophilen-Plattform: Zehn Personen in der Schweiz verhaftet“ (SRF)
  • „Riesige Pädophilen-Plattform – Verdächtige in NRW“ (FAZ, Rheinische Post und weitere)
  • „LKA-Vize: Spur des Geldes überführt 1400 Pädophile“ (n-tv)

Um das Ausmaß dieser hetzerischen Berichterstattung genauer beziffern zu können, habe ich mir die Mühe gemacht und insgesamt 150 Artikel über das Thema gesammelt, kategorisiert und ausgewertet. Die Liste der Artikel gibt es hier zum Download (.csv). Das sind bei weitem nicht alle Artikel, die zu dem Thema erschienen sind, insbesondere habe ich alles ausgeklammert, was nicht deutschsprachig ist oder sich hinter einer Paywall befindet. Außerdem habe ich mich auf Textbeiträge beschränkt, also Radio- oder Fernsehbeiträge nicht mit betrachtet. Einige Artikel in der Liste sind sich zudem sehr ähnlich, weil es sich zum Beispiel um eine dpa-Meldung handelt, die nur leicht angepasst an mehreren Stellen veröffentlicht wurde. Die gesammelten Artikel bilden dennoch eine gute Bandbreite der Berichterstattung innerhalb der deutschsprachigen Medien zu dem Thema ab.

Von den insgesamt 150 Artikeln enthalten 121 das Fragment „Pädo“. Mehr als 80 % der Artikel bringen die Straftaten rund um Kidflix also in Verbindung mit Pädophilie. Etwa jeder dritte Artikel hat wie die oben erwähnten Beispiele etwas mit „Pädo“ sogar schon im Titel stehen. Besonders beliebt sind dabei die Formulierungen „Pädophilen-Plattform“ (71 Artikel) und „Pädophilen-Netzwerk“ (63 Artikel). Vereinzelt ist auch von „Pädophilen Inhalten“ als Bezeichnung für Kinderpornografie zu lesen (3 Artikel), sowie dem Klassiker „Pädophilen-Ring“ (5 Artikel).

Insgesamt enthält im Schnitt jedes 181. Wort in der Berichterstattung um Kidflix das Fragment Pädo. Zum Vergleich: das Wort Kinderpornografie – jenes Thema also, um das es eigentlich in dem ganzen Komplex geht – kommt ähnlich oft alle 168 Wörter vor.1 Im Durchschnitt steht in jedem Artikel 2,35x irgendwas mit Pädo. Spitzenreiter ist ein Beitrag von n-tv, in dem bei einer Gesamtlänge von gerade einmal 75 Wörtern ganze fünfmal das Wort „Pädophilie“ fällt. Insgesamt am häufigsten wird das Thema aber in einem Blick-Artikel mit Pädophilie verknüpft: 11x stößt man hier auf teils absurde Wortkreationen wie „Pädo-Ring“, „Online-Pädophilie“ oder „Pädo-Seite“.

Man könnte jetzt vielleicht davon ausgehen, dass dies vorrangig ein Problem reißerischer und unseriöser Boulevard-Blätter ist. Das ist überraschenderweise aber überhaupt nicht der Fall: ausgerechnet die BILD schafft es, in ihrem Artikel kein einziges Mal von Pädophilie zu schreiben. Im Gegensatz dazu ziehen angeblich seriöse Medien wie taz, ZDF, die Süddeutsche, die FAZ und Deutschlandfunk die Verbindung zu Pädophilie schon direkt im Titel ihrer Artikel. Lediglich die ZEIT weist als einzige in einem Hinweiskasten auf den Unterschied zwischen Pädophilie und Missbrauch hin, übernimmt dafür aber an anderer Stelle wieder eine dpa-Meldung, in der von einer „Plattform für Pädophile“ die Rede ist.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt: ja, einige der Vorkommen des Fragments Pädo in der Berichterstattung gehen auf das Konto des Wortes Pädokriminalität, das von einigen Journalist:innen als scheinbar neutralere Bezeichnung für Straftaten rund um Kindesmissbrauch verwendet wird. Ich habe in der Vergangenheit hier schon argumentiert, warum ich den Begriff auch für problematisch und stigmatisierend halte. Einige Artikel, unter anderem von Deutschlandfunk, der Süddeutschen und von Blick wechseln gar beliebig zwischen den Bezeichnungen „Pädophilie“ und „Pädokriminalität“ und bestätigen damit, dass „Pädokriminalität“ keineswegs hilft Pädophilie und Straftaten zu differenzieren, sondern im Gegensatz zur weiteren Vermischung der beiden Konzepte beiträgt. Aber auch, wenn man das Wort „Pädokriminalität“ und Varianten davon ausklammert, wird das Bild nicht viel besser: über zwei Drittel aller von mir untersuchten Artikel enthalten explizit das Wort „Pädophilie“.

Die beiläufige Unterstellung schlimmster Straftaten

Diese Form der verantwortungslosen und hetzerischen Berichterstattung, selbst von eigentlich seriösen Medien, macht mich wirklich wütend. Von Kidflix als einer „Pädophilie-Plattform“ zu sprechen, unterstellt, dass alle Täter:innen auf der Plattform pädophil gewesen sein müssen. Das ist schon rein objektiv falsch, denn viele Täter:innen im Bereich Kinderpornografie sind nicht pädophil. Davon abgesehen gab es auf der Plattform laut Bericht des Spiegels Alterskategorien für die Videos, die bis ins Erwachsenenalter hineinreichten, trotzdem liest man nirgendwo was von einer „Hebephilie-Plattform“ oder einem „Ephebophilie-Netzwerk“. Auch den Spiegel selber hat das nicht aufgehalten, in Bezug auf den kommerziellen Handel von Kinderpornografie reißerisch von „Pädophilie als Geschäftsmodell“ zu sprechen.

Dann ist da gleichzeitig diese ekelhafte, verabscheuungswürdige Unterstellung: dass wir alle als Pädophile ein Interesse an dem Handel mit Kinderpornografie hätten, dass wir es mögen, Kinder leiden zu sehen und dabei zuzuschauen, wie ihnen Gewalt angetan, wie sie missbraucht und vergewaltigt werden. In 46 Artikeln musste ich unter anderem in der Tagesschau lesen, Kidflix sei „eine der populärsten Plattformen für Pädophile“ gewesen – eine Formulierung, die wohl auf eine Pressemitteilung von Europol zurückgeht und von vielen Medien unkritisch abgeschrieben wurde.

Mal in Ernst, was soll das? Ich habe vor dem 02. April noch nie von Kidflix gehört und bin mir sicher, dass es den meisten Pädophilen nicht anders geht. Solche beleidigenden und boshaften Unterstellungen sind eine verachtenswerter Herabwürdigung aller Menschen, die pädophil sind und nie auf dieser Seite gewesen sind, oder eventuell sogar Betroffene der dort zu sehenden Straftaten sind. Es ist erschreckend, mit welcher Normalität und Beiläufigkeit einfach mal so allen Pädophilen ein inhärentes starkes Interesse an schwersten Straftaten nahe gelegt wird.

Um es noch einmal klar zu sagen: Kidflix war keine „Pädophilen-Plattform“. Dieser Blog ist eine Pädophilen-Plattform. Kidflix war eine Plattform für Kriminelle. Ebenso war Kidflix auch kein Pädophilen-Netzwerk. Die P-Punkte ist ein Pädophilen-Netzwerk. Kidflix war ein Netzwerk für Täter:innen.

Die Folgen der medialen Hetze

Dass sich die Berichterstattung so sehr auf die (vermeintliche) Pädophilie der Täter:innen konzentriert, hat beeinflusst natürlich die Wahrnehmung der Konsument:innen der Medien. Das betrifft, wie wir gesehen haben, alle gesellschaftlichen Mileus: vom Blick-Leser über den Tagesschau-Gucker bis hin zum Leser der Süddeutschen.

Der Fall Kidflix ist nur das jüngste Beispiel. Wann immer etwas Schlimmes im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch aufgedeckt wird, werden diese Taten regelmäßig mit Pädophilie in Verbindung gebracht. Das war 2010 so, als die Missbrauchsfälle um die Odenwaldschule an das Licht kam ("Ein Nest von Pädophilen"); bei der Edathy-Affäre 2014 (Pädophilie-Ermittlungen: Edathy sorgt für Irritation und Empörung); 2019, als der Missbrauchsfall um Lügde bekannt wurde (Jugendamt vernachlässigte Hinweise auf Pädophilie); 2020, als der Missbrauchskomplex in Münster aufgedeckt wurde (Das erschütternde Pädophilen-System des Adrian V.); 2022, als mit Boystown eine andere Darknet-Plattform für Kinder- und Jugendpornografie abgeschaltet wurde (Boystown: Pädophile wissen, was sie tun); und zuletzt auch bei der Abschaltung der Darknet-Plattform Alice in Wonderland (Pädophile missbrauchten sogar zweijährige Mädchen). Jedes Mal lautet die Botschaft: hier ist etwas unsagbar Schreckliches geschehen, und Pädophile tragen die Schuld dafür. Immer und immer wiederholt, bei jeder Schreckenstat aufs Neue, bis diese Botschaft jeder internalisiert hat. Dass gleichzeitig nie über Pädophilie geredet wird, ohne das Thema in den Kontext von Straftaten und Prävention zu stellen, tut das Übrige dazu.

Was soll diese Berichterstattung auch anderes hervorbringen als blinden Hass gegen Pädophile? Wenn ein metaphorischer „Schlag gegen Pädophile“ medial zelebriert wird, ist es dann verwunderlich, dass Menschen bald auch ganz reale Schläge gegen Pädophile feiern?

Danach, ob die Täter:innen in solchen Fällen tatsächlich pädophil sind, fragt schon lange keiner mehr. Aber selbst, wenn dies der Fall wäre, würde dies keine Berichterstattung rechtfertigen, die sich alleine auf diesen einen Aspekt konzentriert und dabei pauschal allen, die deren Sexualität teilen ebenfalls kriminelle Absichten unterstellt. „Das ist ein großes Unrecht, das diesen Menschen damit getan wird. Das ist ähnlich, wie wenn man heterosexuelle Männer oder Frauen per se als potenzielle Vergewaltiger bezeichnen würde“, sagte dazu einst der ehemalige Pressesprecher von Kein Täter Werden, Jens Wagner, gegenüber einem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender. Der gleiche Rundfunksender titelt nun, acht Jahre später: „Nach Schlag gegen ein Pädophilen-Netzwerk weitere Maßnahmen gegen Sexualverbrechen an Kindern gefordert“.


  1. Varianten wie Missbrauchsabbildungen oder -dokumentationen, CSAM oder ähnliches kamen in der Berichterstattung so gut wie gar nicht vor. Lediglich in fünf Artikeln ließen sich diese Wörter finden. 

CC BY-SA

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6 Kommentare

Danke, dass ihr hier so geile Arbeit macht und solche Dinge quantitativ und systematisch auseinandernehmt. Das ist super super wertvolle Arbeit. Danke! 🙏

Einige Artikel, unter anderem von Deutschlandfunk, der Süddeutschen und von Blick wechseln gar beliebig zwischen den Bezeichnungen „Pädophilie“ und „Pädokriminalität“ und bestätigen damit, dass „Pädokriminalität“ keineswegs hilft Pädophilie und Straftaten zu differenzieren, sondern im Gegensatz zur weiteren Vermischung der beiden Konzepte beiträgt.

Absolut. Es gibt ja nicht einmal eine einheitliche Definition. Und selbst wenn es die gäbe, würde es sowieso nichts ändern, weil die Implikation schon im Wort drinsteckt und daher unterbewusst immer mit Pädophilie in Verbindung gebracht wird, selbst bei Leuten die angeblich wissen, dass es hier einen entscheidenden Unterschied gibt und nicht alle Täter pädophil sind. Wie und warum sollte jemand der nicht im Thema steckt verstehen, dass "pädokriminell" nicht nur pädophile Täter meint? Das Wort stellt das jedenfalls nicht klar.

Varianten wie Missbrauchsabbildungen oder -dokumentationen, CSAM oder ähnliches kamen in der Berichterstattung so gut wie gar nicht vor. Lediglich in fünf Artikeln ließen sich diese Wörter finden.

Und auch das ist eigentlich eine Schande. Ich dachte genau das waren die Inhalte? Warum benennt die dann keiner als das was sie sind?

Weil es juristisch eben nicht so heißt.

"Pädophile Inhalte" ebenfalls nicht und doch wird so etwas genutzt. Was hat das mit irgendwas zu tun? Berichterstattung hält sich nicht zwangsläufig an "juristische" Bezeichnungen, ebenso wenig wie an medizinische, wie man sieht. Auch "Kinderpornographie", was der juristische Begriff ist, wird ja offenbar wenig genutzt, das war also nicht mein Punkt.

Ich habe die Berichterstattung über Kidflix natürlich auch mitbekommen und mir ist es auch sofort aufgefallen, dass in jedem Bericht das Wort "Pädophilie" oder "Pädophile" verwendet wurde. Ich lese seit 2-3 Jahren diesen Blog und die WSAM-Website und bin dadurch mittlerweile sehr sensibilisiert in Bezug auf Berichterstattung in den Medien oder auch in Bezug auf die Ausdrucksweise allgemein, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch geht (z.B. auch in Kommentaren im Internet) Ich kriege jedes mal Bauchschmerzen und werde auch wütend, wenn wieder mal Pädophilie mit Missbrauch gleichgesetzt wird. Ich bin schockiert darüber, dass selbst ansonsten seriöse Medien mit dieser Ausdrucksweise immer mehr zur Stigmatisierung und zum Hass auf pädophile Menschen beitragen und ich verurteile das aufs schärfste. Das ist vom Prinzip nichts anderes als das, was die #fckAfD mit ihrer Hetze gegen Migrant*innen macht. Gerade in diesen Zeiten, in denen rechte Kräfte immer mehr erstarken, immer mehr Fakenews und Halbwahrheiten verbreitet werden, um Hass auf Minderheiten zu schüren, in denen diese widerwärtigen "Pedojäger" immer mehr aufkommen und noch im Netz dafür gefeiert werden, gerade da bräuchte es seriöse Medien, die aufklären, die sachlich und differenziert schreiben. Herrgott, machen die sich denn ihrer Verantwortung überhaupt nicht bewusst? Und noch ein paar Sätze "offtopic":Ich bin zutiefst entsetzt über die Hassbotschaften, die ihr ertragen müsst. Ich lese auch regelmäßig euren Fragebereicht auf WSAM und ich habe keine Worte dafür, was ich da manchmal zu lesen bekomme. Und ich weiß, dass ihr nur einen kleinen Teil veröffentlicht...Und mir ist bewusst, dass es für euch als direkt betroffene (ich bin "nur" ein*e Unterstützer*in) noch schlimmer sein muss. Ich kann nur sagen, dass ich absolut solidarisch mit euch bin, dass ich ein Stück weit mit euch mitfühle und ich wünschte, ich könnte mehr tun, als euch aus ehrlichem Herzen viel Kraft zu wünschen, das auszuhalten. Aber das möchte ich wenigstens tun! Solidarische Grüße, Mio

Ich danke dir für die netten Worte. Gerade, weil das meiste, was wir bekommen Hassbotschaften sind ist es umso schöner zu hören, dass nicht alle so denken.

Sirius

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Mein Name hier ist Sirius – angelehnt an den Doppelstern im Großen Hund. Ich bin etwa Anfang 30, und studierter Informatiker. Seit meiner Jugend weiß ich, dass ich mich zu Kindern besonders hingezogen fühle. Und auch wenn der Umgang damit nicht immer einfach war, so hat es mich doch auch unter anderem zu meinem Rotkäppchen geführt, mit der ich in einer glücklichen Beziehung lebe. In meiner Freizeit versuche ich einen Beitrag zur Aufklärung über Pädophilie zu leisten, mache gerne Musik und verzweifle gelegentlich an der Gesellschaft.

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Bei einer Rechtssatzverfassungsbeschwerde entscheidet immer der gesamte Senat. Das traurige hier wäre, wenn es ein Unentschieden gibt (4 Ja, 4 Nein) dann ist das Verfahren beendet und das Gesetz als nicht verfassungswidrig zu betrachten. Die gesamte Beratung und die Gutachten bereitet alles der Berichterstatter vor. Es hängt also viel an ihm. Einer der Richter im zweiten Senat ist ebenfalls in Japan aufgewachsen und vlt. hat das irgendeine Relevanz. Sind halt alles Menschen und kann mir gut vorstellen das einige aus Prinzip mit "Nein" stimmen.
Der Pressesprecher von KTW hat sich zu den Puppen so geäußert das man keine Aussage dazu treffen kann. Meiner Meinung nach möchte Beier einfach als Held vorgestellt werden. Es gibt auch schon Studien die KTW als ganzes in Frage stellen und das Ego von Beier thematisieren: https://link.springer.com/article/10.1007/s11757-023-00797-1
Vielen Dank für Deine nette Rückmeldung. Die Leute, die das Puppenverbot ins Leben gerufen haben, haben sich überhaupt nicht hinreichend mit dem Thema beschäftigt. Und selbst jetzt besteht in der Politik keine Bereitschaft dazu, sich die Sachlage objektiv anzuschauen und fair zu beurteilen. Eher besteht im Gegenteil aktuell die Gefahr, dass dieses Unrecht demnächst auf EU-Ebene auch noch zementiert wird. Selbst ich bin der Vorstellung lange Zeit auf den Leim gegangen, Liebespuppenkinder seien ein Ersatz für reale Kinder. Aber das ist unlogisch, wenn man den Gedanken richtig zuende denkt. Wie ich auch schon in meinem Beitrag schrieb, können Kinder die Puppen nicht ersetzen, da Kinder weder emotional noch physisch ein Liebesleben romantischer und/oder sexueller Art führen können. Das ist sexuell und romantisch gesehen absolut korrekt. Aber daraus darf man keine allgemeine Überlegenheit Puppen Kindern gegenüber ableiten. Ich unterhielt mich mit jemandem, der als Familienvater Puppen die Überlegenheit Kindern gegenüber absprach. Er ging auf die schönen rein sozialen Momente ein, die er in seiner Familie erlebt hatte. Puppen könnten das niemals ersetzen. Da fiel mir mein Gedankenfehler auf. Denn Puppen und Kinder sind etwas völlig unterschiedliches. Und der Gedanke, dass Puppen Kinder überhaupt ersetzen können, oder gar sollen, ist falsch. Der gesamte Vergleich dieser Art zwischen Puppen und Kindern ist grundlegend unsinnig. Er kommt daher, dass Gegner:innen von Liebespuppenkindern, Puppen und Kinder in ihrer Argumentation gegeneinander ausspielen. Meine Puppenkinder haben mir von vornherein keinen Kontakt zu realen Kindern ersetzt. Das wurde mir durch das Gespräch mit dem Familienvater völlig klar. Denn einen sexuellen und romantischen Kontakt zu realen Kindern habe ich niemals angestrebt, da Kinder nicht nur daran potenziell Schaden nehmen würden, sondern auch, weil sie ihn noch nicht einmal führen könnten, wenn es erlaubt wäre. Liebespuppenkinder ersetzten mir also noch nie reale Kinder, sondern ein romantisches und sexuelles Liebesleben, das ich als exklusiv pädophiler Mensch nicht auf natürlichem Weg führen kann. Für exklusiv pädophile Menschen kann ein Liebesleben mit einem Erwachsenen nicht stattfinden. Kinder können diesen Erwachsenen allerdings nicht ersetzen, weil ihnen alle Fähigkeiten dazu fehlen. Liebespuppenkinder können es, weil sie genau zu diesem Zweck gemacht sind. Der Denkfehler besteht also darin, dass nicht ein Kind durch ein Liebespuppenkind ersetzt wird, sondern ein Erwachsener, der nicht auf die Sexualpräferenz eines pädophilen Menschen passt, durch ein Liebespuppenkind ersetzt wird. Auch könnten Politiker:innen auf anderen Weg dazulernen, wenn sie sich fair und objektiv mit dem Thema auseinandersetzen wollten. Denn nicht nur pädophile Menschen haben Puppen als eine Alternative für ein Liebesleben entdeckt. Auch für einige Menschen, die sich zu Erwachsenen hingezogen fühlen und aus anderen Gründen keine Partnerin oder keinen Partner haben, sind Liebespuppen eine Lebenshilfe, in diesem Fall natürlich in Erwachsenengestalt, nämlich immer der eigenen Sexualpräferenz entsprechend. Liebespuppen in Erwachsenengestalt können pädophilen Menschen nicht helfen, da sie nicht auf unsere Sexualpräferenz passen. Mit dem Gesetz wurde also gerade Menschen eine der letzten verbliebenen Lebenshilfen ersatzlos genommen, die von ihren menschlichen Grundbedürfnissen nach Nähe, Zuneigung und Sexualität erst recht auf solche Lebenshilfen angewiesen sind. Ich vergleiche das Puppenverbot daher gerne vom Charakter her mit einem Rollatorverbot für gehbehinderte Menschen, denen man unterstellt, „tüddelig“ zu sein, den Rollator auf die Straße rollen zu lassen und damit dann Verkehrsunfälle zu verursachen.
Eigentlich ist es „nur“ Beier (und weitere Einzelpersonen), die Puppen ablehnen. KTW als Ganzes hat sich bei der Thematik weitestgehend enthalten. Beier lehnt leider sämtliche Ersatzmaterialien ab, da diese angeblich zu Missbrauch führen würden. Denn es gibt Risikofaktoren, die Pädophilie, auch wenn man gut mit ihr umgehen kann, begünstigen. Wenn man mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Bilder oder Bewegtbilder generiert, mit dem Zweck, eine Erregungsvorstellung zu erfüllen, ist eine Steigerung dieser Erregung programmiert. Anders gesagt: Wenn der Mensch einmal etwas erlebt hat, was er gut findet, will er dieses Gefühl wieder haben. Und dann vielleicht nicht mehr in der virtuellen Realität. Das Gehirn sei wie ein Prozessor, erklärt Beier. Sobald der Mensch in der Lage sei, sich beispielsweise eine Videoserie herzustellen, nach genau dem eigenen, ganz spezifischen Erregungsschema, schaffe man ein neues Problem. Es führe dazu, dass die Zentren im Frontalhirn, die für die Gegenkräfte zuständig wären – also den Menschen eigentlich von etwas abhalten sollen –, in ihrer Kritikfähigkeit eingeschränkt werden. »Mit einer solchen Visualisierung der eigenen Fantasien«, schließt Beier, »steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Personen in Versuchungssituationen auch direkte Übergriffe vornehmen.« https://sz-magazin.sueddeutsche.de/leben-und-gesellschaft/paedophilie-missbrauch-praevention-jugendliche-94050
Sehr gut auf den Punkt gebracht. Durch die Finanzierung gibt es dort einen Interessenskonflikt der die Neutralität untergräbt. Und würde sich nun noch herausstellen, dass Sexpuppen das Risiko von Missbrauch tatsächlich senken, könnte man das noch als kostengünstige und effektive Alternative zu den Therapien von KTW sehen. Hat man sich vielleicht auch deshalb so vorschnell für ein Puppenverbot eingesetzt, obwohl das wissenschaftlich gar nicht haltbar war? Und wie sieht es mit anderen "Ersatzmaterialien" aus?