Mich beschäftigt doch schon sehr, was ich in den letzten Tagen als neue "Begründung" zum Puppenverbot gelesen habe. Daher möchte ich einen Beitrag dazu schreiben.

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein. Wer niemandem einen Schaden zufügt, braucht folgerichtig für nichts bestraft zu werden. Darauf basieren die meisten Paragraphen des Strafgesetzbuchs. Leider nicht alle. Längst ist nicht mehr nur strafbar, was einen tatsächlichen Schaden verursacht. Mit §184l StGB, dem Verbot von „Kindersexpuppen“, wurde etwas unter hohe Strafen gestellt, nur in der vorgeblichen Annahme, es führe zu Taten, die jemandem einen Schaden zufügen. Wenn pädophile Menschen also ein erfülltes Liebesleben mit Nähe, Emotionalität und Sexualität führen möchten, dann behauptet man einfach die Senkung einer „Hemmschwelle“, die zu sexuellen Übergriffen auf reale Kinder führe. Und schon kann man in Deutschland Gesetze einführen, die Pädophile diskriminieren und bestrafen, ohne dass diese Pädophilen irgendjemanden schädigen.

Einige Gegner von Liebespuppenkindern versuchen ein Unrecht diesbezüglich auf andere Weise zu konstruieren. Eine neuere Idee dafür ist die Behauptung, dass das Puppenverbot die Menschenwürde von Kindern schütze. Damit wurde das Gesetz zwar nicht begründet, aber überlegen wir uns doch einmal, was diese Aussage eigentlich bedeutet. Wie könnte die Menschenwürde von Kindern - gerade von realen Kindern - betroffen sein, wenn pädophile Menschen mit einem Liebespuppenkind ein alternatives Liebesleben führen - inkl. emotionaler Wärme und erfüllter Sexualität?

Vielleicht ließe sich konstruieren, dass Kinder zu sexualisieren, die Menschenwürde aller Kinder verletzt. Dazu ist Folgendes zu sagen:
Die Sexualisierung von Kindern geschieht nicht erst durch Puppen. Pädophile Menschen nehmen Kinder auch ohne Puppen oder andere Hilfsmittel sexuell wahr. Wären Liebespuppenkinder erlaubt, wären sie lediglich eine Möglichkeit für pädophile Menschen, ein erfülltes Liebesleben führen zu können, das nun einmal - sehr nachvollziehbar - nicht mit realen Kindern möglich ist.

Wer aber behauptet, sexuelle Gedanken auf Kinder bezogen verletzen deren Menschenwürde, sagt aus, dass ein Kind seine Würde verliert, sobald es von anderen Menschen sexuell anziehend gefunden wird. Das ist schon auf reale Menschen bezogen nicht plausibel. Auf Puppen bezogen ist diese Aussage noch absurder, denn ein Liebespuppenkind hat zwar kindliche Gestalt, ist aber nicht einem bestimmten Kind nachempfunden. Es ist ein reines Fantasieobjekt. Ein Liebespuppenkind hat dadurch nicht nur keinen Bezug zu einem realen Kind, es ist noch nicht einmal ein Kind in wirklichem Sinne. Nur die Liebe und die Fantasie der jeweiligen Besitzer:in zum Puppenkind, machen mehr aus dieser Puppe, als sie tatsächlich ist. Wie also soll eine Figur, ein Objekt, das mit keinem realen Kind etwas zu tun hat, egal welches reale Kind man auch als Referenz hinzuziehen mag, die Menschenwürde irgendeines realen Kindes verletzen?

Noch dazu möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass es auch nicht mit der Menschenwürde der Kinder begründet wurde, warum Sex mit Kindern verboten ist. Mit einem anderen Menschen Sex zu haben beraubt diesen, sofern er sein Einverständnis dazu geben kann und gibt, nicht seiner Würde. Sex mit Kindern ist nicht daher verboten, weil Kinder dadurch ihre Würde verlieren würden. Er ist verboten, weil Kinder nicht in sexuelle Kontakte einwilligen können und zudem zwingend davon auszugehen ist, dass solche Kontakte einem Kind schweren körperlichen und seelischen Schaden zufügen. Wenn es aber nicht auf der Menschenwürde der Kinder basiert, warum Sex mit ihnen verboten ist, kann man es objektiv auch nicht mit der Menschenwürde von Kindern rechtfertigen, Puppen zu verbieten, um mit dieser Begründung pädophile Menschen zu diskriminieren.

Ein weiterer Punkt, den ich ab und zu in diesem Zusammenhang immer mal wieder lese ist, dass reale Kinder durch Liebespuppenkinder angeblich „objektifiziert“ würden. Doch welches reale Kind wird wie ein Objekt behandelt, wenn jemand mit einem Liebespuppenkind zusammenlebt? Denn wie bereits ausgeführt, beziehen sich Liebespuppenkinder gar nicht auf reale Kinder. Ganz egal, welches reale Kind man als Referenzpunkt auch hinzuziehen möchte, es hat nichts mit dem jeweiligen Liebespuppenkind zu tun. Folglich wird auch kein reales Kind durch eine Liebespuppe „objektifiziert“. Und selbst wenn man davon ausgehen möchte, dass ein Liebespuppenkind als „Objekt“ wahrgenommen wird, wird dadurch niemand geschädigt.

Sehr offensichtlich ist doch, dass kein reales Kind jemals davon etwas mitbekommen würde, wenn Liebespuppenkinder hergestellt, vertrieben und gekauft würden bzw. wenn Menschen mit ihnen zusammenleben würden - also solche Puppen „besitzen“. Wenn aber kein Kind jemals damit behelligt wird, ist es folglich ausgeschlossen, dass durch die beschriebenen Handlungen, die allesamt durch §184l StGB verboten sind, einem Kind ein Schaden entsteht. Das diskriminierende Gesetz und auch seine tatsächliche Begründung der angeblichen „Hemmschwellen“ steht auf recht wackeligen Beinen. Folglich kann es für Gegner:innen dieser Puppen sicherlich nicht schaden, sich neue Dinge zusammen zu fantasieren.

Aber was geschieht hier eigentlich? Warum tun diese Leute das? Ich erkläre mir das so. Dass jemand mit Liebespuppenkindern nicht nur zusammenlebt, sondern vielleicht sogar noch Sex mit ihnen hat, passt nicht in das Weltbild vieler teleiophiler Menschen (=Erwachsenenliebender). Es fühlt sich für sie falsch an. Daher suchen sie nach Begründungen, mit denen sich möglichst objektiv erklären lässt, warum das, was sie fühlen, korrekt ist - selbst wenn diese Gefühle auf andere Menschen bezogen wiederum Unrecht bedeuten.

Jonathan Haidt hat 2001 einen Aufsatz basierend auf einer Studie veröffentlicht, die diesen Mechanismus belegt und zeigt, dass Moral nicht objektiv ist. Der Honorarprofessor und Philosoph Richard David Precht hat den Kern davon wunderbar zusammengefasst:

Der Verstand ist eine raffinierte Marketingabteilung, die im Nachhinein rechtfertigt, was die Gefühle vorher entschieden haben.

Genau damit haben wir es auch bei dem Puppenverbot zu tun, bei dem Gegner:innen händeringend nach (scheinbar) objektiven Argumenten suchen, um es zu rechtfertigen, obwohl es doch eigentlich glasklar ist, dass das Gesetz völlig absurd ist. Liebespuppenkinder haben nichts, aber auch rein gar nichts mit realen Kindern zu tun!

Doch was wäre die Alternative zu Hilfsmitteln wie Puppenkindern? Wären die Vorschläge der Gegner:innen besser? Jeder kann sich fragen, wie kann es moralischer sein, Pädophilen Medikamente zur Unterdrückung der eigenen Sexualität zu verabreichen, wenn sich ein Liebesleben inkl. Sexualität - schadlos für Kinder - gesund und ohne Nebenwirkungen auch auf natürliche und unschädliche Weise mit Alternativen wie Puppen leben lässt.

Die Folgen des Puppenverbots reichen aber noch weiter. Denn faktisch geben Gegner:innen von alternativen Lebensweisen den Argumenten der sogenannten Pro-Contacter Aufwind - also jenen Leuten, die sich im Gegensatz zu uns Anti-Contactern, für sexuelle Kontakte mit realen Kindern aussprechen. Denn aktuell ist es zumindest aus gesellschaftlicher Sicht egal, ob Pädophile sexuelle Kontakte mit realen Kindern ablehnen oder nicht. Und das kann schnell zur tatsächlichen Gefahr für Kinder werden. Durch solche Verbote wird klar, es geht vielen Gegner:innen von Alternativen, ganz offensichtlich nicht um Kinderschutz. Es geht um die Unterdrückung der pädophilen Sexualität und damit um die Diskriminierung von pädophilen Menschen, selbst wenn diese sexuelle Kontakte zu realen Kindern konsequent ablehnen.

Wohin dieses Vorgehen der Gesellschaft führt, wird sich sicherlich zeigen. Auf keinen Fall besiegt man damit das Problem von Kindesmissbrauch, indem man den Fokus auf Menschen lenkt, die für Kindesmissbrauch nicht verantwortlich sind. Und man schützt auch nicht mehr Kinder, indem man Polizei-Ressourcen bindet und Steuergelder verbrennt, die zusätzlich wegen der Einführung von nutzlosen und diskriminierenden Verboten wie §184l StGB, also rein „moralisch“-symbolischen „Kinderschutzgesetzen“, notwendig sind.