Liebe Leser,
nachdem meine Kiste letzte Woche doch sehr voll war, ist sie diese Woche dafür umso leerer. Das ist aber gar nicht schlimm und gibt mir den Raum für ein bisschen Eigenwerbung, und so kann ich voller Freude verkünden, dass das Selbsthilfeforum Gemeinsam statt allein, in dem ich als Administrator und Moderator aktiv bin, nach einigen Monaten des Umbaus diese Woche wieder online gegangen ist. Davon abgesehen gibt es leider wieder nichts Positives zu berichten, und so habe ich noch ein paar kleinere Medienberichte mitgebracht, die mich etwas irritiert haben.
1. "Gemeinsam statt allein" ist wieder da!
Das Selbsthilfeforum Gemeinsam statt allein (GSA) ist nach einigen Monaten des Umbaus am Donnerstag wieder online gegangen. GSA ist, genauso wie Kinder im Herzen auch, ein Unterprojekt des sich in der Gründungsphase befindenden Vereins von Schicksal und Herausforderung. Neben einigen strukturellen und personellen Änderungen soll der Fokus des Forums in der Zukunft noch stärker darauf ausgerichtet sein, einen sicheren Bereich für die Selbsthilfe zu bieten.
Es ist jeder herzlich willkommen, sich das Forum einmal anzugucken und an den Gesprächen teilzunehmen – gerne auch erst einmal ohne Registrierung im öffentlichen Bereich. Vielleicht sehen wir uns ja dort!
2. (K)ein professioneller Umgang mit Pädophilie
Am Donnerstag fand in Salzwedel eine Fachtagung zum Thema Kindesmissbrauch statt. Themen waren unter anderem Beweismittelsicherung für Mediziner, Beratung von Opfern, aber auch Prof. Beier von Kein Täter Werden war als Referent eingeladen.
Was mich sehr irritiert: obwohl es thematisch hauptsächlich um Kindesmissbrauch zu gehen scheint, trug die Fachtagung den Namen Professioneller Umgang mit Pädophilie und Hebephilie. Mir stellt sich die Frage, inwiefern die medizinische Beweismittelsicherung bei sexuellem Missbrauch mit einem professionellen Umgang mit Pädophilie zu tun hat. Inhaltlich gibt der Titel für mich nur Sinn, wenn mit Pädophilie (und Hebephilie) eigentlich sexueller Kindesmissbrauch gemeint ist – und das wiederum ist kein professioneller Umgang mit der Thematik, sondern ein sehr stigmatisierender.
3. Keine Gefahr
Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden hat Anklagen gegen einen 20-jährigen Jugendbetreuer erhoben, der des (mindestens) 11-fachen sexuellen Missbrauchs an Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren verdächtigt wird. Der Beschuldigte ist dabei recht gezielt vorgegangen, hat einzelne Kinder aus den von ihm betreuten Gruppen isoliert, in einen Keller gelockt und dort missbraucht.
Den Badischen Neuen Nachrichten "sei eine weitere Gefährdung der Allgemeinheit zum aktuellen Zeitpunkt nicht gegeben", weil ein Sachverständiger den Angeklagten als nicht-pädophil diagnostiziert hat. Das wiederum finde ich sehr seltsam. Ich als pädophiler Mann werde häufig grundsätzlich als Gefahr und tickende Zeitbombe gesehen, und das, obwohl ich nie einen Missbrauch begangen habe oder überhaupt jemals in einer Situation war, in der ich mit mir kämpfen musste, um keinen Missbrauch zu begehen. Auf der anderen Seite wird jemand, der gezielt mindestens 11 Kinder missbraucht hat als ungefährlich eingestuft, weil er nicht pädophil ist.
Hier wird irgendwie mit zweierlei Maß gemessen, oder nicht?
4. Kriminalisierung pädophiler Menschen in den Medien
Nicht jeder pädophile Mensch wird zum Straftäter, und die meisten Kindesmissbrauchstäter und Konsumenten von Kinderpornographie sind nicht pädophil.
Leider wird diese wichtige Unterscheidung in den Medien oft nicht gemacht, und Pädophilie mit Straftaten oft in einen Topf geworfen. Gerade das trägt aber massiv zur Stigmatisierung pädophiler Menschen bei, da die meisten Menschen so den Eindruck gewinnen, dass Pädophilie und Kindesmissbrauch ein und dieselbe Sache ist. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, möchte ich hier jede Woche Beispiele für diese Behandlung des Themas Pädophilie in den Medien sammeln.
(zdf.de)
(bild.de)
(welt.de)
(fr.de)
5. Iris
Und damit bin ich schon wieder am Ende meiner wöchentlichen Rubrik. Als musikalischen Rausschmeißer habe ich diesmal das Lied Iris von den Goo Goo Dolls mitgebracht. Ich finde, dass gerade der Refrain sehr gut mit dem Thema Pädophilie resoniert, da er die Angst ausdrückt, von der Welt abgelehnt werden, und gleichzeitig den Wunsch danach, gesehen und akzeptiert zu werden.
Bis nächste Woche,
Sirius