Hallo,
ich bin Breaky, männlich, Anfang 30 und nicht-exklusiv pädophil. Letzteres habe ich mir allerdings erst im Laufe des Jahres 2025 vollständig eingestanden, mein Coming-in davor hat sich über mehrere Jahre gezogen. Im Mai dieses Jahres habe ich dann endlich das erste Mal zu mir selbst den Satz „Ich bin pädophil“ gesagt, und vor ein paar Monaten habe ich mich der Anti-Contact-Community angeschlossen. Ich bin seit ca. Mitte September regelmäßig bei den P-Punkten dabei, und möchte nun auch aktivistisch tätig werden.
Mein treuester Begleiter
Einer meiner treuesten Begleiter im Leben ist die Musik. Schon als Kleinkind konnte man mich sofort beruhigen, wenn jemand Musik angemacht hat. Gerade in persönlich schwierigen Zeiten höre ich oft Songs, mit denen ich mich identifizieren kann. Ich mache aber auch selbst Musik. Gesungen habe ich schon immer gerne. Als Kind habe ich erst
Blockflöte gelernt, ein paar Jahre später dann Gitarre und auch Klavier. Seit meiner Jugend schreibe ich auch selbst Songs. Auch meine Erfahrung als Pädophiler findet mittlerweile Einfluss in meine Songs.
Es gibt vielleicht nicht viele Lieder über Pädophilie – aber durchaus viele, mit welchen wir uns gut identifizieren können. Sirius hat in seinen Sonntagskisten regelmäßig Lieder vorgestellt, die in gewisser Weise zum Thema Pädophilie passen. Heute will ich euch ein weiteres Lied vorstellen, welches ich tatsächlich schon lange kannte, bevor ich mir überhaupt eingestanden habe, pädophil zu sein – mir ist allerdings erst vor kurzem aufgefallen, wie sehr es zu mir als Pädophiler passt. Seitdem hat es für mich einen ganz neuen Stellenwert in meinem Leben erhalten. Das Lied, wovon ich spreche, ist „Caught in a Web“ von Dream Theater.
In Stille gehüllt
„Silence disguised I watch you
Show me the hurt that haunts you“
Schon die erste Zeile spricht Bände. Als Pädophile sind wir gegenüber der Gesellschaft oft machtlos, zum Schweigen verdammt. Durch das Stigma gegen uns werden wir in die Rolle des stillen Beobachters gedrängt. Nur wenige werden sich trauen, sich auch nur gegenüber einer einzigen nicht-pädophilen Person zu outen. Wir müssen uns also mit unserer Stille tarnen.
Daher wirkt die zweite Zeile, zumindest in meiner persönlichen Interpretation, schon wie ein Paradox. Ich kann niemandem wirklich zeigen, was mich bedrückt.
„I can't hold on any longer
These feelings keep growing stronger
Echoes that deafen the mind
Will bury my voice in their wake“
Es geht nicht mehr. Ich kann mich nicht länger festhalten. Aber woran eigentlich?
An dem Irrglauben, nicht pädophil zu sein.
Obwohl mir schon ein paar Jahre lang klar war, dass ich Kinder attraktiv finden kann, und sie auch regelmäßig in meinen sexuellen Fantasien auftauchten, habe ich für mich lange verleugnet, pädophil zu sein. Und das, obwohl mir die Definition von Pädophilie klar war. Anders als viele andere hatte ich zwar nie das Vorurteil, dass Pädophilie und sexueller Missbrauch von Kindern identisch seien. Und auch lange, bevor ich mir diese Neigung eingestanden habe, fand ich das Thema schon immer irgendwie interessant. Wahrscheinlich waren das alles Anzeichen, die ich nur nie richtig gedeutet habe oder deuten wollte. Trotz allem wollte ich es aber irgendwie trotzdem nicht wahrhaben, selbst pädophil zu sein. Irgendwann konnte ich es aber nicht mehr leugnen. Diese Gefühle waren einfach zu stark.
Von der Welt entfernt
„Caught in a web
Removed from the world
Hanging on by a thread
Spinning the lies
Devised in my head“
Gefangen in einem Netz, von der Welt entfernt.
Ich verstehe den Refrain zwar so, dass das lyrische Ich sich durch die Verleugnung der eigenen Gefühle von der Welt entfernt hat, und allein deswegen im Netz gefangen ist. Trotzdem fühle ich mich als Pädo auch nach dem Coming-in noch oft „removed from the world“. Ich selbst bin zwar mittlerweile bei einer (teleiophilen) Person in meinem privaten Umfeld geoutet, die mich auch vollständig akzeptiert hat. Trotzdem fühlt man sich immer noch sehr als am Rande der Gesellschaft stehend, nicht mittendrin.
„I've seen the path
The one you take
Shows the truth
For you to make
This turn of phrase
We might not see
Is the thirst of desire found so easily“
Als Pädos erkennen wir schnell, dass die meisten es im Leben deutlich einfacher haben als wir. Teleiophile Menschen können ihr sexuelles und emotionales Verlangen viel einfacher und auf legale Weise stillen. Diesen Luxus haben wir Pädos nicht - und schlimmer sogar, uns werden sogar immer mehr die Möglichkeiten verboten, unsere Sexualität in einer Weise auszuleben, die Kinder überhaupt nicht betrifft!
Wir sollen in Angst Leben
„Try to push me 'round the world some more
And make me live in fear
I bare all that I am made of now
Attractive I don't care
Cause even when I danced with life
No one was there to share
Does this voice the wounds of your soul?“
ICH AKZEPTIERE JETZT DAS, WAS ICH BIN. AUCH WENN ICH SO ALLEINE DURCH DAS LEBEN GEHEN MUSS.
Dies passt hier sogar in zweierlei Hinsicht. „Try to […] make me live in fear“ bezieht sich in meiner Interpretation auf das Stigma. Und leider hat die Gesellschaft Erfolg damit, uns zu einem Leben in Angst zu zwingen. Das Risiko, Freunde, Familie, den Job, und im Grunde alles zu verlieren, ist meistens zu groß. Wir können uns niemandem anvertrauen.
Und viele von uns werden unseren „Tanz mit dem Leben“ nie zusammen mit einem Partner an unserer Seite tanzen, zumindest die exklusiv Pädophilen unter uns. Aber auch mich als nicht-exklusiv pädophile Person beschäftigt dieses Thema durchaus. Meine letzte Beziehung endete, bevor mein Coming-in als Pädophiler wirklich Fahrt aufgenommen hat. Heutzutage frage ich mich, ob ein Partner oder eine Partnerin das akzeptieren würde, und ob ich mich überhaupt trauen würde, mich gegenüber einem Partner zu outen.
An dieser Stelle ist auch die Performance von Sänger James LaBrie erwähnenswert. Gerade in diesem Abschnitt geht er sehr in die Höhen, mit kraftvoller Stimme, und zeigt damit die Entschlossenheit des lyrischen Ichs, sich nicht mehr länger selbst belügen zu wollen.
„I tried to live the life you live and saw
It doesn't work for me
I bare all that I am made of now
Attractive I can't be
Inside the dance of life is one
I'll never hold to me
You can't heal the wounds in my soul!“
Gegen Ende des Songs kommt die Aussage des vorherigen Abschnitts nochmal – diesmal noch überzeugter. Das lyrische Ich ist sich nun absolut darüber im Klaren, dass ein „normales“ Leben, wie es z. B. eine exklusiv teleiophile Person leben kann, nicht für sie selbst funktioniert.
Von der Welt abgelehnt
„Caught in a web
Refused by the world
Hanging on by a thread
Spinning a cage
Denied and misread“
Von der Welt abgelehnt. Besser könnte ich es kaum formulieren, wie es sich anfühlt, Teil der wahrscheinlich meistgehassten Minderheit überhaupt zu sein. Viele Leute lehnen jeglichen Dialog mit Pädophilen grundsätzlich ab, wollen gar nicht über das Thema lernen. Wenn man sich z. B. einen Großteil der Fragen auf WsaM anguckt, dann ist die letzte Zeile des Songs „Denied and misread“ vielleicht sogar noch zu positiv. Viele lesen die Seite anscheinend gar nicht, anstatt irgendwelche Sachen falsch zu lesen. Wir können uns so deutlich wie möglich als Anti-C positionieren, uns werden trotzdem diejenigen Intentionen unterstellt, welche tatsächlich nur von Pro-Cs vertreten werden.
Fazit
Ich bin mir ziemlich sicher, dass James LaBrie und John Petrucci beim Schreiben des Textes nicht an Pädophile gedacht haben. In einem Dream-Theater-Fan-Wiki z. B. wird die Vermutung geäußert, dass der Text von der Sicht einer ungeouteten homosexuellen Person handeln könnte. Aber ich als Pädophiler kann mich auch bestens mit dem Song identifizieren. Wie ich in meiner Vorstellung am Anfang schon geschrieben habe, habe ich erst dieses Jahr mein Coming-in wirklich vollzogen. Und „Caught in a web“ beschreibt ziemlich genau, was dabei so in mir vorging und immer noch vorgeht.
Als Pädos werden wir „refused by the world“, „denied and misread“. Ich mochte diesen Song auch schon vor meinem Coming-in, aber seit dem Coming-in hat der Song nochmal eine ganz neue Bedeutung für mich erhalten.