Wie sieht ein würdevolles Leben als Pädophiler aus? Im nächsten Teil unserer Reihe beantwortet Ursus diese Frage, ein nicht-exklusiver Pädophiler.

Eine Frage, die mich sehr berührt, da sie sehr viele negative Erinnerungen weckt, an die ich mich zurückerinnere. Wieso aber? Weil ich diesen Aspekt an mir nicht toll finde? Nein, meine Neigung stört mich nicht. Sie bereichert mich, auch wenn das viele Leute abschreckt. Durch meine Neigung und durch das mit einhergehende Stigma habe ich viel gelernt und sehr wichtige und wunderbare Personen kennengelernt, sowohl im Internet als auch persönlich. Aber gucken wir uns erstmal an, was falsch läuft, im Bezug auf den Umgang der Gesellschaft mit Pädophilen.

"I hear you like 'em young
You better not ever go to cell block one [...]
make sure you hide your lil' sister from him [...]
And Baka got a weird case, why is he around?
Certified Lover Boy? Certified pedophiles
Wop, wop, wop, wop, wop Dot, fuck 'em up
Wop, wop, wop, wop, wop Dot, I'ma do my stuff [...]

They not like us, they not like us, they not like us
They not like us, they not like us, they not like us [...]

And your homeboy need subpoena, that predator move in flocks
That name gotta be registered and placed on neighborhood watch [...]

They not like us, they not like us, they not like us
They not like us, they not like us, they not like us [...]

Kendrick Lamar, Not Like Us"

Warum wir als Pädophile nicht würdevoll leben können

Wie bereits angespielt, spielt Stigma eine große Rolle bei dem Thema. Die Gesellschaft behandelt uns sehr schlecht. Das sind Missstände, die durch das jahrelange, wiederholte Schüren von Angst von Medien sowie Hobbyjournalisten verursacht wurden. Die Vorurteile sitzen tief in den Köpfen der Leute. Das ist höchstgefährlich. Nicht nur, weil wir durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) nicht geschützt sind, sondern auch selbsternannte "Gesetzeshüter", sogenannte "Pädojäger", sich darin berechtigt und bestätigt fühlen, uns Unschuldigen, aber auch vermeintlichen Straftätern zu schaden. Unsere persönlichen Daten werden veröffentlicht, sind für alle frei und einfach einsehbar. All das unter dem Deckmantel, dass das zum Wohle der Gesellschaft beitrage und sie schütze. Doch sind wir denn nicht auch Teil der Gesellschaft? Erschreckend viele würden da nicht zustimmen. Am liebsten wollen sie uns in einer separaten, abgeriegelten Region haben - ganz unter uns.

Besteht der Verdacht oder werden wir tatsächlich gedoxxt, so wird uns niemand helfen. Kein Staat, keine Gesellschaft. Wir genießen keinen Kündigungsschutz bei der Arbeit oder der Wohnung. Der Rauswurf aus dem Verein ist genauso schnell beschworen. Uns wird nicht nur die Teilhabe am öffentlichen Leben verweigert, sondern jegliche Möglichkeit an Aufrechterhaltung unserer Leben verweigert. Oft wird gefordert, dass wir uns von Orten wie Schwimmbädern, Saunen, Stränden und auch Spielplätzen pauschal fernhalten, da man uns nicht zumutet, dass wir Selbstkontrolle besäßen. Zwar werden wir nicht sofort an die Wand gestellt (mal gucken, wie lange das noch hält), aber trotzdem gleicht ein Outing an die falsche Person einem Suizid - ein Gesichtsverlust, der irreparabel und schwerwiegend ist. Keiner wird sich deine Geschichte anhören, wenn Fantasien mit Motivation für Taten gleichgesetzt werden.

Was braucht es, um eine würdevolles Leben als Pädophiler zu führen?

Das ist keine leichte Sache, die wir schnell oder einfach bewältigen können. Ich habe hier einige Punkte, die erfüllt werden müssen, um ein würdevolles Leben führen zu können. Mir ist bewusst, dass nicht alle Punkte gleichzeitig zu 100% erfüllt werden können. Es ist eher ein bestimmter Mix aus vielen der Punkte.

  • Aufnahme ins Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

Zur Existenzsicherung, sodass einem Job und Wohnung nicht für die Neigung gekündigt werden dürfen sowie zum Schutz vor und Bestrafung von "Pädojägern".

  • Berichterstattung mit korrektem Terminus ohne Hetze

Auch wenn das für den einen oder anderen zu viel klingen mag, dürfen wir es nicht zulassen, dass die Rede von "Pädophilen" ist, wenn es um sexuellen Kindesmissbrauch geht.

  • Eine offenere Gesellschaft mit Akzeptanz, Toleranz und Unterstützung

Hier müssen wir leider als Pädophile auch den ersten Schritt machen, indem wir uns denen outen, denen wir vertrauen. Es ist beängstigend, klar. Aber mit der richtigen Vorbereitung erleichtert es nicht nur einem selbst, sondern auch den Nächsten das Leben - anderen Pädophilen natürlich auch, da wir so mehr und mehr Leute davon überzeugen können, dass wir nicht das sind, was die Medien zurzeit beschreiben.

  • Freie Berufswahl

Als Pädophile sind wir nicht automatisch mehr bzw. weniger geeignet, um mit Kindern zu arbeiten. Oder sollten heterosexuelle Pfleger nur das gleiche Geschlecht pflegen?

  • Das Recht, eine Familie zu gründen

Auch Pädophile wünschen sich eine eigene Familie, um die sie sich kümmern können.

  • Pädophilie soll als sexuelle Orientierung anerkannt werden

Sie ist nicht zu ändern, genauso wie Hetero-, Homo- und Bisexualität.

  • Keine ständigen Rechtfertigungen

Wir müssen uns nicht ständig erklären, dass wir nie Kindern geschadet haben oder welche Kontakteinstellung wir haben.

  • Kunst- und Konsumfreiheit 

Es steht absolut nicht zur Debatte, ob fiktive "Kinderpornographie", wie Zeichnungen, Animationen, Bilder und Videos von Kindern, sogenannte Lolis bzw. Shotas illegal sein sollten. Sexpuppen jeglicher Art, erotische Videospiele mit Lolis und Shotas müssen legalisiert werden, und der Legalitätsstatus geschützt und verteidigt werden.

  • Therapieangebote mit Fokus auf Stigma

Pädophile sind keine tickenden Zeitbomben, die therapiert werden müssen. Zumindest nicht in dem Sinne. Es ist nämlich herzzerreißend, während und kurz nach des Coming-Ins mit dem Stigma zu leben.

  • Unterstützung von der LSBTQ

Trotz gemeinsamer Schwierigkeiten werfen queere Leute uns den Wölfen zum Fraß vor, um ihre eigene Haut zu schützen, obwohl viele von uns auch queer sind. Aber das wird uns dann immer abgesprochen.

Abschlussworte

Als Abschlussworte formuliere ich, dass ich nur dann würdevoll leben kann, wenn ich teliophile und pädophile Freunde und Familie habe, die mich als Pädophilen sowohl akzeptieren als auch unterstützen. Außerdem sollten Präventionsprojekte sich auch mit Stigma beschäftigen. Denn nicht alle Pädophilen können ein unterstützendes Umfeld finden. Das könnte zumindest das Gefühl von Einsamkeit und Hilfslosigkeit eindämmen. Wenn ich ein unterstützendes Umfeld und zusätzlich Gebrauch von der Kunstfreiheit z. B. durch fiktiver Kinderpornographie machen kann, würde das einige Dinge sehr erleichtern. Darüber hinaus wünsche ich mir von allen Leuten, die sich als LSBTQ+ identifizieren, dass sie sich unsere Geschichten anhören, nicht urteilen und für uns da sind. Vielleicht entsteht mal ein gemeinsames Bündnis gegen Missbrauch, für Diversität, Schutz und Zusammenhalt - geeint durch Ablehnung der Gesellschaft wegen "kranker, widernatürlicher Fantasien".

Das größte Ziel ist die Aufnahme ins AGG. Aber dafür müsste es erst viel Umdenken in der Gesellschaft geben. Und dafür brauchen wir Pädophile die Unterstützung von Teliophilen, die uns nahe stehen.