Wie sieht ein würdevolles Leben als Pädophiler aus? Im nächsten Teil unserer Reihe beantwortet Ruby diese Frage, eine nicht-exklusive nepio-pädophile Frau.

Eine sehr philosophische Frage, wie ich finde. Allerdings eine, mit der sich vermutlich jeder pädophile Mensch irgendwann einmal befasst. Wenn ich mir mein Leben so anschaue, dann würde ich sagen, dass ich großes Glück gehabt habe. Einmal damit, dass ich nie mit dieser Scham, die viele Pädophile beschreiben, auf meine Sexualität geblickt habe und auch damit, dass ich in meiner Jugend auf sehr verständnisvolle Menschen getroffen bin, die sozusagen mit mir zusammen mein Coming-In erlebt haben (auch wenn ich mich damals noch nicht als pädophil bezeichnet habe). Außerdem natürlich, weil ich über dieses Thema meinen Mann kennengelernt habe und ich damit auch in meinem Privatleben, abseits der gemeinsamen Projekte, jemanden an meiner Seite habe, der versteht wie ich fühle, vor dem ich nichts verheimlichen muss, sondern mit dem ich auch meine intimsten Gedanken teilen kann. Letztendlich habe ich damit etwas, das sich wohl viele nicht-exklusive Pädophile wünschen - einen Partner, der mich nicht trotz, sondern auch wegen meiner Pädophilie liebt. Nicht vergessen will ich dabei die Kontakte, die ich über die Jahre geknüpft habe und die mir damit einen normalen Umgang mit meiner Neigung als einfachen Teil von mir ermöglicht haben. Auch wenn nicht alle davon von Dauer waren, so bin ich doch froh für die Erfahrungen, die ich gemacht habe, denn auch aus negativen Erfahrungen nimmt man etwas für sich mit und lernt dazu. 

Doch würde ich aufgrund dieser glücklichen Zufälle nun sagen, ich führe ein würdevolles Leben als pädophiler Mensch? Ich denke, ich kann diese Frage nur mit einem "Zum Teil" beantworten. Ja, was meine sozialen Kontakte mit Erwachsenen angeht, ist dies klar gegeben. Zwar kann ich nicht mit allen meiner Kontakte offen reden, aber ich habe immerhin ausreichend viele, auch nicht-pädophile Menschen, mit denen das problemlos möglich ist. Weniger würdevoll sieht das Ganze jedoch außerhalb meiner mir selbst geschaffenen kleinen Blase aus. Schau ich auf die Welt da draußen, auf den gesellschaftlichen Zeitgeist, auf meine Möglichkeiten, offen zu mir selbst zu stehen, mich frei zu äußern und meine Sexualität so zu (er)leben, wie ich das gerne möchte und könnte, dann muss ich diese Frage mit einem klaren "Nein" beantworten. Ich lebe in einer Gesellschaft, in der pädophil zu sein als das schlimmste gilt, was jemand nur sein kann. Ich stehe unter Neonazis, unter Mördern (von Erwachsenen) und anderen Schwerkriminellen, obwohl ich nie eine Straftat begangen habe. 

Ich habe außerhalb unserer eigenen Plattformen nicht das Recht mich gegen Falschaussagen und Anschuldigungen zu wehren, selbst dann nicht, wenn es in einem Video um mich persönlich geht, denn ich werde zensiert oder gleich ganz gesperrt (Beispiel: Wie gehen wir mit pädophilen Menschen um?). Ich habe nicht einmal das Recht dazu zu sagen, dass ich als pädophiler Mensch stigmatisiert werde, weil die Öffentlichkeit meine Präsenz außerhalb von Zeitungs - und Onlineartikeln und Interviews mit reißerischen Titeln nicht zulässt. Mir geht es nicht einmal nur um Gewaltandrohungen oder Hassrede als Reaktion darauf, gegen die ich nicht geschützt bin, das ist nur ein Teil des Ganzen. Aber es ist mir nicht einmal möglich, mich als pädophiler Mensch zu erkennen zu geben und meine Meinung zu äußern, weil pädophile Menschen per Sonderregeln aus dem öffentlichen (Online-)Diskurs ausgeschlossen werden. Ich bin schlichtweg mundtot gemacht worden. Dazu kommen diverse Gesetze, die sich explizit gegen pädophile Menschen richten, nicht gegen Kindesmissbrauchstäter. Mit fadenscheinigen Begründungen werden Gesetze erlassen, entgegen aller Vernunft und Effektivität, entgegen der Meinung von Experten, gegen die sich niemand wehren kann, ohne seinen einzigen Schutz, die Anonymität, aufzugeben. Und selbst dann, wenn man dieses Risiko bereit ist einzugehen, sind die Chancen, damit etwas zu erreichen, gleich Null. 

Die Tatsache, dass meine Sexualität auch dann vom Staat eingeschränkt wird, wenn keine Kinder dadurch zu Schaden kommen, ist nicht würdevoll für mich als Individuum. Bei keiner anderen Form der Sexualität wird so derartig weitreichend in die mögliche Ausgestaltung der eigenen Sexualität eingegriffen, dass selbst Zeichnungen, Animationen, Puppen und Geschichten geächtet (bis hin zu einem Anfangsverdacht darauf Missbrauchsabbildungen zu besitzen) oder explizit verboten sind. Und das liegt nicht daran, dass es nicht genug (reale!) Dinge gäbe, die man eigentlich verbieten müsste, wenn man mal ehrlich ist, hinter denen aber ein gesellschaftliches Eigeninteresse steht (wie z.B. Gorevideos oder auch unfreiwillige und/oder extreme Gewalt beinhaltende Pornographie).

Wie sähe nun also ein würdevolles Leben als pädophiler Mensch für mich aus? 

Ich stelle mir eine Gesellschaft vor, in der ich mich frei äußern darf, ohne Angst um mein Leben, vor der Kündigung des Arbeitsplatzes oder der Wohnung haben zu müssen. Oder davor Mutter zu werden, weil man mir mein Kind wegnehmen könnte. Eine, die Menschen nach ihrem Verhalten beurteilt, nicht danach wie sie geboren sind und wie sie empfinden. Eine, in der es klare Regeln gibt, die dem gemeinsamen Zusammenleben und Schutz dienen und bei denen jeder weiß, was er darf und was nicht. Eine, in der mir Möglichkeiten gelassen werden, meine Sexualität lustvoll erleben zu können, mit allen fiktiven Mitteln, die zur Verfügung stehen. In der es möglich ist, so zu sein wie ich bin, solange ich die Grenzen anderer wahre. Eine Gesellschaft, in der es möglich ist, offen dazu zu stehen, dass ich pädophil bin und dies als Teil meiner Identität auch zeigen darf, z.B durch Symbole auf meiner Kleidung oder Schmuck. Eine, in der ich als normaler Mensch betrachtet werde, denn das ist, was ich bin. Letztendlich eine Gesellschaft, die genug Empathie hat, jeden der Teil dieser Gesellschaft ist oder sein möchte, als gleich wertvoll zu betrachten, solange dieser keinem anderen Menschen Schaden zufügt.