Lieber Leser,

dieses Mal bringe ich in meiner Kiste einige Beiträge mit, die sich tiefergehend mit dem Thema Pädophilie beschäftigt haben. Was grundsätzlich keine schlechte Sache ist, wird leider dadurch ein wenig getrübt, dass all diese Betrachtungen durch die letzten Missbrauchsskandale motiviert sind. Und somit wird das Thema nur unter dem Aspekt der Straftatprävention diskutiert, und pädophile Menschen in dem Zusammenhang vor allem als "potentielle Täter" betrachtet. Nichtsdestotrotz habe ich diese Woche neben einigen weniger gelungenen Beiträgen auch einige positive Perlen mitgebracht, die einen etwas differenzierteren Blick in die Diskussionen getragen haben.

1. Nicht jeder mit einer Pädophilie ist gestört

In der jüngsten Episode des Zeit-Online-Sexpodcasts "Ist das normal?" haben die Moderatoren Melanie Büttner und Sven Stockrahm mit Dr. Laura Kuhle über das Thema Pädophilie gesprochen. Dr. Kuhle arbeitet als Projektkoordinatorin am Berliner Standort von "Kein Täter Werden". Der Podcast hat sich in der Vergangenheit bereits in zwei Episoden mit dem Thema Pädophilie beschäftigt: Eine sexuelle Neigung, die sich niemand aussucht und Die Verantwortung, keinem Kind zu schaden.

Bei all diesen Podcast-Folgen sticht positiv für mich heraus, wie unaufgeregt sich über das Thema unterhalten wird. In jedem der Podcasts bleiben die Mitwirkenden auf der sachlichen Ebene, und unterhalten sich ziemlich normal über das Thema – was leider alles andere als selbstverständlich ist.

Besonders gut fand ich darüber hinaus den Auftritt von Dr. Kuhle, die einige sehr wichtige Aussagen in der Sendung getätigt hat, die man gar nicht oft genug wiederholen kann. So erklärt sie unter anderem, dass nicht jeder mit einer Pädophilie gestört ist, und eine pädophile Neigung erst dann zu einer Störung werden kann, wenn weitere Belastungen dazu kommen. Damit ist diese Podcast-Folge meiner Meinung nach ein Beitrag zum Thema Pädophilie, den man ohne Bedenken jedem empfehlen kann, der sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte.

2. Krankhafte Obsession mit einer fehlgeleiteten Sexualpräferenz

Die FAZ hat einen – leider in negativer Hinsicht – äußerst bemerkenswerten Artikel veröffentlicht. Der Artikel versucht, sich auf die Suche nach einer neurologischen Ursache für die Entwicklung einer pädophilen Präferenz zu begeben, schafft dies aber nicht, ohne pädophile Menschen dabei grundsätzlich als gestört, falsch und moralisch korrupt darzustellen.

Es fängt schon damit an, dass im allerersten Satz Pädophilie als eine "Störung im moralischen Kompass" bezeichnet wird. Der Irrsinn dieser Formulierung sollte sich jedem offenbaren, der weiß, dass eine pädophile Neigung weder etwas ist, was sich jemand bewusst aussucht, noch etwas, was automatisch zu straffälligen oder unmoralischen Verhalten führt. Was Autorin Nike Heinen eigentlich auch weiß, schreibt sie doch später: "Andere reagieren auf ihren inneren Teufel mit strikter Enthaltsamkeit oder stimulieren sich mit harmloseren Materialien wie zum Beispiel Modekatalogen." Wie genau der "moralische Kompass" bei pädophilen Menschen "gestört" ist, die aus Achtung von den Kindern in "strikter Enthaltsamkeit" leben, erklärt sie leider nicht genauer.

"Innerer Teufel" ist ein gutes Stichwort und bereits ein Indikator dafür, wie Frau Heines Einstellung zur Pädophilie ist. Von einer "dunklen Seite" schreibt sie anderswo im Artikel, oder von fehlgeleiteter Sexualpräferenz, beunruhigendem Verhalten, krankhafter Obsession oder Schieflage. Damit ist klar: Pädophilie ist ihr zu Folge etwas Schlechtes, Krankhaftes oder gar böses. Irgendwie bedrohlich halt. Und ihre Suche nach der Ursache hängt sich damit auch nur an einer ziemlich boshaften Frage auf: "Was stimmt mit diesen Menschen nicht?"

Und so beginnt ihre Ursachenforschung mit der möglichen Erklärung, dass die Pädophilie das Resultat einer übermäßig ausgeprägten männlichen Brutpflege ist, "die bei pädophilen Männern irgendwie in die falsche Richtung ausufert." Warum nur der männlichen Brutpflege? Naja, Frauen werden, wie leider nicht unüblich, in einem Nebensatz ("denn es sind fast nur Männer") mal wieder als quasi unwichtig bis inexistent erklärt. Und so beschäftigt sich Frau Heine auch im Rest ihres Artikels ausschließlich mit Männern und schreibt so, als würde es Frauen mit Pädophilie gar nicht geben.

Die Suche geht dann weiter auf andere mögliche Fehlbildungen ein: Tumore im Gehirn, krankhafte Hirnstrukturen. Irgendwas muss ja mit diesen Menschen nicht stimmen, das haben wir ja bereits gelernt. Und zum Abschluss wird dann noch allen pädophilen Menschen pauschal unterstellt, dass schon im Gehirn die Anlagen für unmoralisches Verhalten vorhanden seien, denn: "Bei 21 als pädophil bekannten Probanden reagierte das Moral-Netzwerk zwar auch bei Kindern, aber eben deutlich stärker, wenn die Opfer sexueller Gewalt bereits erwachsen waren – und somit umgekehrt als im Fall der Nichtpädophilen." Anders ausgedrückt, pädophile Menschen haben schon in ihren Gehirnen eingraviert, dass sie Missbrauch von Kindern gar nicht so schlimm und moralisch verwerflich finden können, wie er wirklich ist. Und das sei der Grund, weshalb viele pädophile Männer (wir erinnern uns: Frauen sind irrelevant) gar nicht erkennen können, was für Grauen sie Kindern antun.

Ich halte derartige Darstellungen für ungeheuer gefährlich. Sollten wir aus unserer Geschichte nicht gelernt haben, dass es zu nichts Guten führt einer ganzen Minderheit einen biologischen Hang zu unmoralischen Verhalten zu unterstellen?

3. Die härteren Strafen sind noch nicht hart genug

Vor wenigen Wochen hat Bundesjustizministerin Lambrecht dem öffentlichen Druck nachgegeben und einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der unter anderem signifikant höhere Strafen für Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornographie und Kindesmissbrauch enthält. Doch auch diese Strafverschärfungen sind für viele noch nicht gut genug. Zum Beispiel nicht für den Landesgruppenchef der CSU Alexander Dobrindt, der Lambrecht einen Katalog an Forderungen vorgelegt hat, die ebenfalls noch in den Gesetzesentwurf mit einfließen sollen. Die Details dieses Katalogs hat Dobrindt der BILD gegenüber benannt. 

Die Frage nach dem (Un-)Sinn von härteren Strafen wurde in den letzten Wochen nun schon sehr häufig in allen möglichen Medien diskutiert. Im Grunde ist es klar, dass härtere Strafen nur Symbolpolitik sind, aber niemanden abschrecken und keine Straftaten verhindern können. Auf zwei Punkte aus Dobrindts Forderungskatalog möchte ich aber dennoch etwas detaillierter eingehen.

Zunächst einmal fordert Dobrindt lebenslange Freiheitsstrafen für schweren Kindesmissbrauch. Begründet wird dies mit der Aussage, "der schwere sexuelle Missbrauch ist das Schlimmste, was einem Kind angetan werden kann." Für mich stellt sich da eine Frage: was ist mit Mord? Wenn sexueller Missbrauch in solchen Aussagen und den damit geforderten Strafen als schlimmer bewertet wird als sogar der Mord an Kindern, wird damit Opfern von schweren sexuellen Kindesmissbrauch nicht im Wesentlichen gesagt, dass es besser für sie wäre, wenn sie tot wären? 

Ein weiterer Punkt in Dobrindts Forderungen betrifft fiktive Kinderpornographie, sprich Zeichnungen, Geschichten und ähnliches. Dobrindt fordert hier, dass diese Darstellungen "genauso bestraft werden wie reale Darstellungen" – was nach Lambrechts Verschärfungen Mindeststrafen von einem Jahr Haft schon alleine für den Besitz bedeuten würde. Außerdem gleichzeitig soll auch der Besitz von kindlichen Sexpuppen unter Strafe gestellt werden. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Hier sollen also Menschen inhaftiert werden für Taten, die weder direkt noch indirekt in die Rechte anderer Menschen eingreifen oder ihnen einen Schaden zufügen. Einfach nur für das Betrachten von Zeichnungen. Wo ist da die Verhältnismäßigkeit? Wer genau soll durch solche drakonische Strafen geschützt werden? Oder geht es doch nur darum, zu versuchen jede Form des Auslebens einer pädophilen Neigung mit Haft zu quittieren, auch diejenigen, die überhaupt niemanden schaden?

4. Schluss mit der Heiligsprechung des Staates

Journalist Morten Freidel hat für die FAZ einen Kommentar veröffentlicht, in dem er sich gegen Datenschutzaktivisten positioniert, welche die Einführung einer neuen Vorratsdatenspeicherung verhindern wollen. Für Herrn Freidel ist eine Stellungnahme für Anonymität und Datenschutz im Netz gleichbedeutend damit, eine Gefahr für Kinder gutzuheißen, die auch noch die Gesellschaft im Ganzen bedroht. Denn klar ist für ihn: "Das Netz bietet Pädophilen also nicht nur einen Unterschlupf, sondern auch einen Nährboden" – und das darf nicht sein, denn "Bei der Pädophilie allerdings macht das Internet die Lage noch viel schlimmer" (was mit der "Natur dieser psychischen Störung" zu tun habe). 

"Schluss mit der Heiligsprechung des Internets", fordert Herr Freidel also. Seine Argumentation ist dabei ein Paradebeispiel für argumentative Taschenspielertricks, die gerne benutzt werden, um politische Forderungen (die in diesen Fall sogar mehrfach als verfassungswidrig erklärt wurden, was Herr Freidel jedoch unerwähnt lässt) durchzusetzen. So unterstellt er jedem, der sich für Datenschutz einsetzt, realitätsferne Idealisten zu sein, die mit ihrem Aktivismus die Verbreitung von Kinderpornographie im Netz unterstützen. Auf die tatsächlichen Argumente von Datenschützern geht er dabei mit keinem Wort ein, und lässt es gleichermaßen unerwähnt, dass die Vorratsdatenspeicherung erwiesenermaßen keinen Effekt auf die Aufklärungsrate von Verbrechen hat. Er erwähnt kriminelle Machenschaften im Darknet als Argument für seine Position, wobei gerade die von seinen Vorschlägen überhaupt nicht betroffen wären. Und natürlich nutzt er das Schreckgespenst Pädophilie, um seine Ansichten zu begründen. Laut Herrn Freidel brauchen wir die Vorratsdatenspeicherung und eine Registrierungspflicht mir vollen Realnamen für das Internet – Anonymität dürfe es nicht mehr geben, eben um Pädophilen keinen Unterschlupf zu geben.

Besonders bemerkenswert ist außerdem der letzte Absatz des Kommentars. Herr Freidel versucht das Beharren auf Anonymität im Internet als eine Absurdität zu malen, die wir in Deutschland gar nicht brauchen würden.

Wie absurd das Beharren auf Anonymität ist, kann man daran erkennen, dass viele sich auf ferne Diktaturen berufen, um sie zu rechtfertigen. Nur wer anonym bleibe, könne einen Despoten im Netz kritisieren, heißt es. Für Deutschland zieht das nicht. Hier herrscht eine sehr weitgehende Meinungsfreiheit.

Das offenbart ein meiner Meinung ziemlich naives Verständnis von Grundrechten und Privatsphäre. Rechte haben nicht dann erst einen Wert, wenn sie benötigt werden um sich vor Despoten zu schützen, sondern sie dienen auch zum Schutz davor, dass sich eine Diktatur in Deutschland gar nicht erst wieder entwickeln kann und die Despoten Gestalten aus der Ferne bleiben, und nicht zum allgegenwärtigen Nachbarn werden. Und das kann schneller passieren, als man denken könnte. Beispiel: in Amsterdam gab es ab 1851 ein umfassendes Bevolkingsregister mit freiwillig erhobenen Daten der Stadtbürger, das zur Stadtplanung genutzt wurde und damit lange Zeit den Bürgern zu Gute kam. 1940 marschierten dann die Nazis in die Stadt ein und nutzten das Register, um innerhalb weniger Tage fast 100.000 Juden zu finden und zu deportieren. Es ist ein gefährlicher Irrglaube anzunehmen, dass so etwas heute nicht auch jederzeit wieder passieren könne – und der einzige Schutz davor ist die Verteidigung der bürgerlichen Grundrechte.

Und eigentlich müssen wir noch nicht einmal in hypothetischen Szenarien denken, um den Wert von Anonymität im Internet zu sehen. Das beste Beispiel liefert Herr Freidel selber: nämlich Pädophilie. Auch, wenn wir theoretisch Meinungsfreiheit haben, so ist es dennoch gesellschaftlicher Selbstmord, als pädophiler Mensch in der Öffentlichkeit aufzutreten und die eigenen Gedanken unter Realnamen zu äußern. Möglicherweise könnte das sogar als Anfangsverdacht für eine polizeiliche Untersuchung dienen. Herr Freidel hat also durchaus recht damit, wenn er sagt, dass die Anonymität des Netzes pädophilen Menschen einen "Unterschlupf" bietet. Aber das gilt eben nicht nur für Konsumenten von Kinderpornographie. Ohne diese Anonymität wäre dieser Blog hier etwa undenkbar. Das Gleiche gilt für Selbsthilfeforen. Dank der Anonymität haben wir zumindest diese eine kleine Ecke im Internet, in der wir unsere Gedanken äußern und frei an die Öffentlichkeit tragen können – was wir ansonsten aufgrund von gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung nie wagen dürften. 

5. Kurz Kommentiert

Nicht immer sind viele Worte vonnöten. Hier ist eine Liste von interessanten Fundstücken, die ich ohne groß Worte zu verlieren vorstellen möchte.

Kinder weniger im Netz zeigen (oder auch nicht) (promiflash.de)
Nach den scharfen Kritiken der Pochers an Prominente, die Bilder ihrer Kinder auf den sozialen Medien teilen, beziehen immer mehr dieser Prominenten Stellung und beteuern, dies in der Zukunft nicht mehr (so oft) machen zu wollen. Ein aktuelles Beispiel ist dieser auf Promiflash erschienene Artikel über Ex-Bachelor Kandidatin Inci Sencer, die auf Instagram verkündet hat, ihre Kinder weniger häufig auf der Plattform zu zeigen. Die Ironie bei der Sache: der meiste Platz in dem Promiflash-Artikel wird von Bildern eingenommen, auf denen Frau Sencer mit ihren beiden jungen Töchtern zu sehen ist. 

Pädophilie bei Instagram: keine Einsicht bei den Boulevard-Medien? (ok-magazin.de)
Eine ähnliche Doppelmoral zeigt auch das Promi-Magazin "OK!". Unter der Überschrift "Bibi & Julian Claßen: Drastische Entscheidung um Sohn Lio!" berichtet das Magazin, dass die beiden YouTuber sich ebenfalls dazu entschlossen haben, ihren Sohn nur selten in der Öffentlichkeit zu zeigen (auch wenn man anhand der Überschrift eher vermuten könnte, dass sie sich entschlossen haben ihren Sohn zur Adoption freizugeben). Mit der rhetorischen Frage "Pädophilie bei Instagram: Keine Einsicht bei Influencern?" erhebt das "OK!"-Magazin dabei den moralischen Zeigefinger gegenüber allen anderen Eltern, die noch nicht zu ähnlichen Entscheidungen gekommen sind. Und direkt darüber: ein Link auf eine Fotostrecke mit nicht weniger als 105 Bildern von Kindern prominenter Personen (Awwww! So süß sind die Promi-Kinder) – darunter auch solche, die von Paparazzi heimlich oder gegen den Willen der Kinder aufgenommen worden sind.

Asexuell und pädophil (tagesspiegel.de)
In Berlin wurde ein 38-Jähriger wegen Missbrauchs und Besitz von Kinderpornographie zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte bezeichnet sich selber als "asexuell und pädophil", und gab an, dass er sich nach Bindung und Nähe zu Kindern sehne. Deshalb zahlte er 60.000€, um einen Jungen von einer russischen Leihmutter austragen und zu ihm liefern zu lassen – was fast schon zu unglaublich klingt, um wahr zu sein. Diesen Jungen hat er später auch missbraucht, was wohl durchaus Zweifel an seiner Behauptung, "asexuell" pädophil zu sein, aufkommen lässt. Ob er das Kind von Anfang an "bestellt" hat, um ihn später zu missbrauchen, konnte in der Verhandlung nicht abschließend geklärt werden.

Keine Sorge: Verhalten ist nur strafbar, aber nicht Pädophilie (limmattalerzeitung.ch)
Ein weiteres Gerichtsverfahren in Lammatal, bei dem es um einen 33-Jährigen geht, der sich dafür verantworten musste pornographische Abbildungen mit einem verdeckten Ermittler geteilt zu haben, der sich als 14-Jährige ausgegeben hat. Bemerkenswert ist die Aussage des Angeklagten, dass er zwar die Schuld eingestehe, aber nicht wolle, dass seine Tat mit Pädophilie gleichgesetzt wird – denn das gehe "einen Schritt zu weit". Der Richter beruhigte ihn darauf nur, dass seine Strafe nicht als "Verdacht auf Pädophilie" zu sehen ist. Damit ist dieser Fall ein weiteres Beispiel dafür, dass tatsächlich strafbares Verhalten scheinbar von vielen als weniger schlimm gesehen wird, als das Vorliegen einer reinen pädophilen Neigung, und diese Ansicht scheinbar auch von einigen Richtern geteilt wird. 

Der essentielle Unterschied zwischen Begehren, Tun und Sein (taz.de)
Peter Weissenburger hat hier einen erstklassigen Kommentar für die taz geschrieben, den sich jeder einmal durchlesen sollte, der Vorbehalte gegenüber Menschen mit Pädophilie hat. Inhaltlich geht es darum, dass man Menschen nicht alleine aufgrund ihrer sexuellen Wünsche vergleichen sollte, sondern aufgrund ihres letztendlichen Handelns. Zitat: "Begehren an sich hingegen ist nicht verboten und auch nicht falsch. Es kann gar nicht falsch sein, ebenso wenig wie es richtig sein kann. Es wäre absurd einen Moralkodex über etwas zu stülpen, über das wir keine Macht haben."

Sie benutzen einen Nebeneingang (ardmediathek.de)
Ein Beitrag im NDR Nordmagazin über Pädophilie und die Therapie bei KTW im Standort Stralsund. Leider wird das Thema Pädophilie in dem Beitrag wieder einmal nur unter dem Aspekt der Prävention von Straftaten betrachtet, und das Wohl und die Erfahrungen pädophiler Menschen kommen überhaupt nicht zu Wort. Das äußert sich auch darin, wer in dem Beitrag zu Wort kommt: ein Sexualmediziner, eine Rechtsanwältin, eine Psychologin und ein Richter – aber kein einziger pädophiler Mensch.

Es wäre hilfreich, Pädophilie zu entstigmatisieren (spektrum.de)
Melanie Büttner hat hier dem Wissenschaftsmagazin Spektrum Rede und Antwort zum Thema sexuellen Kindesmissbrauch und Pädophilie gestanden. Schade ist auch hier, dass das Thema Pädophilie nur im Zusammenhang von Straftaten behandelt wird. Dennoch finden sich hier einige wichtige Aussagen, wie etwa, dass eine Entstigmatisierung von Pädophilie nicht zuletzt auch für den Kinderschutz positiv wäre.

Menschen, die im Bereich Pädophilie potentielle Täter sind (swr.de)
Auf SWR2 wurde Donnerstag Nachmittag diese durchaus interessante Diskussionsrunde zum Thema Kinderpornographie ausgestrahlt. Mit dabei war auch KTW-Therapeutin Elisabeth Quendler, die aus ihrer Perspektive in der Arbeit mit pädophilen Menschen erzählt. In dieser Diskussion wird das Thema Pädophilie aber leider auch nur unter dem Aspekt einer möglichen Täterschaft betrachtet. Und obwohl Frau Quendler zwar für eine Differenzierung zwischen Tätern und pädophilen Menschen aufruft, und dabei erklärt, dass es viele nicht-pädophile Menschen gibt, die Kinderpornographie konsumieren, so redet sie dennoch selber mehrfach von "potentiellen Tätern", wenn sie pädophile Menschen meint. 

6. Kriminalisierung pädophiler Menschen in den Medien

Nicht jeder pädophile Mensch wird zum Straftäter, und die meisten Kindesmissbrauchstäter und Konsumenten von Kinderpornographie sind nicht pädophil. 

Leider wird diese wichtige Unterscheidung in den Medien oft nicht gemacht, und Pädophilie mit Straftaten oft in einen Topf geworfen. Gerade das trägt aber massiv zur Stigmatisierung pädophiler Menschen bei, da die meisten Menschen so den Eindruck gewinnen, dass Pädophilie und Kindesmissbrauch ein und dieselbe Sache ist. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, möchte ich hier jede Woche Beispiele für diese Behandlung des Themas Pädophilie in den Medien sammeln.

7. Memphis, Tennessee

Diese Woche möchte ich meine Sonntagskiste mit einem Klassiker von Chuck Berry beenden. Memphis, Tennessee klingt zwar eigentlich recht fröhlich, hat aber einen durchaus ziemlich traurigen Inhalt: und zwar geht es um einen Mann, der nach der Scheidung von seiner Frau erfolglos versucht, den Kontakt zu seiner sechsjährigen Tochter herzustellen. Interessanterweise wird dabei erst zum Schluss richtig klar, dass es sich bei der Person, die der Mann verzweifelt versucht zu erreichen, um dessen Tochter handelt.

plugin:youtube

Bis nächste Woche,
 Sirius