Vom 25.-27.10.19 gab es von "Mit Sicherheit verliebt"1 aus der Offene Fachschaft Medizin (Ofamed) der Uni Freiburg den Schwerpunktworkshop „SEX-POSITIVITY“. Etwas über 70 Studierende hatten sich zu diesem Workshop angemeldet und die Teilnehmerliste musste noch verlängert werden.
Für uns relevant war der Erste von drei Workshopblocks:
„Hier werdet ihr in Kleingruppen Gespräche mit unterschiedlichen Personen(gruppen) haben, welche entweder persönlich oder professionell mit Sexpositivität zu tun haben.“
Zu diesem Block wurde auch ich eingeladen um Fragen zur Pädophilie zu beantworten.
Dabei ging es mir nicht nur um ein Weitertragen der Informationen an Schulen, sondern um angehenden Mediziner*innen und Psycholog*innen mit der Thematik vertraut zu machen.
Da der Block Samstag um 9:00 Uhr begann, reiste ich schon am Freitag zum Abendessen (Grillen) und der Eröffnungsveranstaltung an. Aufgrund meines Alters fiel ich etwas aus dem üblichen Rahmen, dadurch (und Wiedererkennung aus Heidelberg oder dem „Rabiat“-Video) ergaben sich schon im Vorfeld interessante Gespräche. Danach gab es in einer ersten „Arbeit“ die offizielle Begrüßung mit einer Ablaufübersicht und während die Studis in Gruppen eingeteilt wurden und sich gegenseitig vorstellten, erklärte Alex aus dem Organisationsteam mir wie sie sich meine Mitwirkung vorstellten.
Zum Übernachten überließ mir eine liebe Studierende (Danke Ayşe,) ihr Zimmer im Wohnheim und schlief selber im Wohnzimmer.
Nach dem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen gab es eine Eröffnungsrunde mit einer Erläuterung des Begriffs „Sex Positivity“ und es stellten sich die Leute vor, die die vier Stationen des Zirkels besetzten. Ein Paar aus einer polyamoren Beziehung, ein zweites Paar, das als Sexarbeiter*in tätig war, eine Frau die SM lebte und ich, der ich zeigen und darüber reden wollte wie mein Leben als Pädophiler aussieht. Ein genaues Konzept für diese Runden gab es nicht. Ich sollte (nach Möglichkeit) auf die Fragen der Studierenden eingehen. Diese wurden noch um Achtsamkeit und Respekt bei allen Gesprächen gebeten.
Während die „Gruppendozent*innen“ ihre Stationen in verschiedenen Unterrichtsräumen besetzten, wurden Kleingruppen zu je fast 20 Personen zusammengestellt und ihnen wurde eine erste Station zugewiesen.
Für meine wählte ich in dem Raum einen Stuhlkreis um die Distanz gering zu halten. Ich wollte nicht „der da vorne“ sein, sondern eher „aus einer Reihe“ kommen. Der Gesprächsstart war recht zögerlich, die Studies schienen nicht so recht zu wissen was sie fragen durften und was nicht. Also begann ich mit einem groben Lebenslauf (seit meiner Pädo-Bewusstwerdung) und meinen Erfahrungen, die mich letztendlich in diesen Raum geführt hatten. Die darauf folgenden Fragen (und Antworten) führten bei jeder der vier Gruppen zu einer Überziehung unserer Zeit.
Viele dieser Fragen bezogen sich auf Ereignisse aus meinem Lebenslauf (das war ja auch das eigentliche Thema), aber es gab auch Fragen z.B. zum Therapiemodul bei KTW oder den Chancen verschiedener Therapiemodelle in der Forensik. Darauf war ich nun gar nicht vorbereitet und konnte daher nur auf Auskünfte des WWW verweisen.
Der weitaus größere Teil war aber schon recht persönlich und ich betonte dabei immer, dass die Antworten, Wege und Lösungen eben auch nur für mich gelten. Dass die Pädos insgesamt aber genau so unterschiedlich sind wie alle anderen Menschen auch.
Ab der dritten Gruppe musste ich gelegentlich nachfragen, ob ich nicht manche Sachen doppelt erzähle. Viele Fragen wiederholten sich vom Inhalt her in den Gruppen. Das war ein Phänomen, das ich vorher gar nicht bedacht hatte.
Als Fazit muss ich sagen, dass diese direkten Gespräche doch auf viel Resonanz stießen. Ich hatte verhaltene, zögerliche Neugier vor mir und nach den einzelnen Runden durchaus das Gefühl, diese Neugier zu einem Teil befriedigt zu haben. Mit einzelnen Teilnehmern, die in dieser Runde nicht ausreichend zu Wort kamen, setzte ich die Gespräche in der folgenden Mittagspause fort.
Für die Workshopteilnehmer kam nach dieser Mittagspause der nächste Block, ich hingegen trat die Heimfahrt an.
Ich wünsche mir und hoffe, dass dies nicht der letzte Kontakt zu „Mit Sicherheit verliebt“ war.
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Mit Sicherheit verliebt ist ein 2001 gegründetes Präventionsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Sexualität und Prävention der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), welches mittlerweile in 38 Städten und damit an fast allen medizinischen Fakultäten Deutschlands vertreten ist. Im Vordergrund der Projektarbeit steht die Vermittlung von Grundlagenwissen über Sexualität und Verhütung sowie im Besonderen über HIV/AIDS und andere sexuell übertragbare Infektionen, wie z. B. Chlamydien, Gonorrhoe, und HPV. Mit Sicherheit verliebt möchte zugleich Vorurteile und Stereotypen jeder Art abbauen und Jugendliche zur Entwicklung eines gesunden und positiven Körperbildes anregen. In einer Gesellschaft, in der Jugendliche bereits früh mit sexuellen Einflüssen und Inhalten konfrontiert werden, soll so ein toleranter und selbstbewusster Umgang mit Sexualität geschaffen werden. Dies beinhaltet auch, aber nicht ausschließlich, einen informierten und vorurteilsfreien Umgang mit anderen sexuellen Orientierungen und Identitäten, sowie mit HIV-positiven Menschen. All dies stellt die Grundlage für das dar, wozu Mit Sicherheit verliebt den Schülern die Mittel an die Hand geben will: eine reflektierte, positiv gelebte und selbstbestimmte Sexualität. ↩