Es klingt wie das Letzte, was eine Gesellschaft tun sollte, nicht wahr? Akzeptieren dass Pädophile, also Menschen die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen, unter uns leben. Und sie nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zuzulassen, dass sie sich in der Nähe von Kindern aufhalten, und sie wie Menschen zu behandeln. Schließlich sind Pädophile doch für Übergriffe auf Kinder verantwortlich… nicht wahr?

…Falsch.

Tatsächlich sind die meisten Kindesmissbrauchstäter überhaupt nicht pädophil, sondern die Mehrheit ist auf Erwachsene ausgerichtet. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass diese Mehrheit zwischen 60-80% liegt (siehe hier und hier), was auch von Kinderschutzorganisationen bestätigt wird. Ebenso sind nicht alle, die Kindesmissbrauchsabbildungen angugcken pädophil: etwa 40% fühlen sich zu Erwachsene hingezogen. Die Forschung bestätigt die Existenz von nicht-übergriffigen Pädophilen: also Menschen, die eine sexuelle Neigung zu Kindern haben aber sich weigern, sexuell ausbeutende Bilder anzusehen oder ein Kind zu missbrauchen.

Den verfügbaren Zahlen nach scheint es ebenfalls der Fall zu sein, dass die meisten Pädophile keinen Kindern Lied zufügen. Bevor wir weiter reden, sollte ich eine weitere Sache erwähnen: Hilfe. Ja, hol dir Hilfe. Das ist das, was Pädophile machen sollten, nicht wahr?

Wie sieht Hilfe aus?

… kein bisschen so, wie man es sich vielleicht vorstellt. Es gibt im wesentlichen zwei Denkrichtungen, wenn es darum geht Pädophilen zu helfen. Bei der einen geht es um eine positive Einstellung zu Sexualität, um Forschung, und eine Anerkennung aller Fakten zu diesen Themen. Bei der anderen geht es um etwas, was man Wunschdenken nennen würde, das nur eine begrenzte, falls überhaupt irgendeine wissenschaftliche Grundlage hat. Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Ich bin ein Pädophiler, und ja, ich habe bereits Hilfe bekommen. Also, lasst mich euch eine Kurzfassung davon geben, wie Hilfe für Pädophile aussieht, die eine vernünftige wissenschaftliche Grundlage hat.

Wunschdenken

Das Wunschdenken sieht in etwa so aus: sexuelle Fantasien über irgendetwas, das illegal wäre wenn man es auch ausleben würde ist schlecht für dich. Warum? Ganz einfach: weil jeder weiß, dass diese Fantasien eine Übung dafür sind, sie auszuleben. Wenn Menschen zum Beispiel ein sexuelles Interesse in Kinder haben, dann sollten sie sehr hart daran arbeiten dieses Interesse zu unterdrücken. Sexuelles Interesse ist schließlich eine Entscheidung.

Faktenbasierter Ansatz

Der faktenbasierte Ansatz sieht in etwa so aus: sexuelle Fantasien sind nichts anderes als das, Fantasien. Sie haben mit der Realität nichts zu tun, und solange jemand diesen Unterschied anerkennt gibt es auch kein Problem. Außerdem gibt es mehr und mehr Beweise dafür, dass sich Pädophilie wie eine sexuelle Orientierung äußert in der Hinsicht, dass sie nicht geändert werden kann und auch über längere Zeit hinweg bestehen bleibt. In anderen Worten: es gibt keinen Weg "Pädophilie wegzubeten", und es gibt keine Heilung für Pädophilie. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Konversionstherapie mehr Schaden als Nutzen anrichtet, und sexuelle Gedanken zu unterdrücken kann womöglich sogar nach hinten losgehen.

Der therapeutische Ansatz sollte es demnach sein, mit Pädophilen zu arbeiten um zu verstehen, dass es keinen Weg gibt Pädophilie zu ändern, zu akzeptieren dass jemand Pädophilie und alles was dazu gehört hat, sexuelle Fantasien eingeschlossen, und nicht zu versuchen das zu ändern, was nicht geändert werden kann. In anderen Worten, anstatt zu versuchen den sexuellen Fantasien zu widerstehen mit dem Strom zu schwimmen und sich danach nicht zu schämen.

Warum Akzeptanz die einzige Lösung ist

Viele haben die Vermutung angestellt dass wir mit genügend Zeit und Forschung eine Möglichkeit finden werden, Sexualität für diejenigen, die das wünschen zu ändern. In anderen Worten, nur weil es jetzt keinen Weg gibt, Pädophilie zu ändern heißt das nicht, dass es nie einen Weg geben wird, Pädophilie zu ändern. Diese "Lösung" ist noch nicht in der unmittelbaren vorhersehbaren Zukunft, und es ist nicht klar ob das je zur Realität werden wird. Die Zukunft wird es zeigen.

Nun denn, lasst mich erklären was kognitive Dissonanz ist: ein psychologisches Phänomen, bei dem sich unser Kopf im Konflikt mit etwas befindet, was bei uns Stress verursacht. Das einfachste Beispiel einer kognitiven Dissonanz ist die Karrikatur von jemanden, der versucht zu einer moralischen Entscheidung zu kommen, und auf der einen Schulter sitzt ein roter Teufel und ein Engel auf der anderen Schulter. Ein praktisches Beispiel dafür wäre, dass du bei der Arbeit eine Beförderung nicht bekommen hast, und dich weigerst zu akzeptieren, dass dies daran liegen könnte dass deine Leistung nicht gut genug für die Beförderung war, und stattdessen die Schuld in der Bevorzugung Anderer, Sexismus, Rassismus, oder einen Chef der dich hasst suchst (das heißt nicht, dass sowas nicht auch passiert, aber lasst uns das für den Moment außer Acht lassen).

Wenn ein Pädophiler – oder die Gesellschaft – ständig die Hoffnung aufrecht erhält, dass wir eine Welt haben könnten in der es keine Pädophilie gibt, keine sexuelle Neigung zu Kindern… dann erzeugt dass Stress und kognitive Dissonanz. Es erzeugt einen Tumult, der eine Reihe negativer Folgen haben kann: Isolation, Depression, Ängste, Scham, Wertlosigkeit… diese Liste ist durchaus sehr lang. Wenn Pädophile sich an der falschen Hoffnung festklammern, dass sie irgendwie ihre Neigungen ändern könnten, und sie immer wieder enttäuscht werden, oder schlimmer, sie sich selber fälschlicherweise einreden dass sie doch Erfolg hatten, dann erzeugen sie bei sich selber Stress.

Der einzige Weg, diesen Stress aufzulösen ist Akzeptanz: Akzeptanz der Fakten, Akzeptanz der Realität. Das ist der einzige Weg für Pädophile, glücklich zu werden, und für die Gesellschaft, friedlich neben Pädophilen zu koexistieren.

Wir haben gesehen, was für eine Auswirkung Stress und kognitive Dissonanz haben und wie dies Kinder in Gefahr bringt, indem Pädophile von Hilfe und Unterstützung fern gehalten werden. Wir haben jetzt schon gesehen wie schwer das ist. Die bessere Alternative ist es von Pädophilen nicht das Unmögliche zu verlangen und auf diese Art Kinder zu schützen.

Die Gesellschaft wird Pädophile akzeptieren

Egal ob man es zugeben möchte oder nicht, es gibt keinen Grund weshalb Pädophile in der nahen Zukunft nicht genauso viel Akzeptanz erlangen sollten wie andere Minderheiten. Niemand sucht sich seine Neigungen aus, soviel ist für jeden offensichtlich. Jeder kann sich aber sein Verhalten aussuchen, und das ist es was Pädophile tun sollten… mit Bedacht. Für die meisten Pädophilen ist dies leicht. Einige brauchen Unterstützung darin, diese Wahl zu treffen. Dennoch, die Akzeptanz von Pädophilen als Menschen wird noch zu meinen Lebzeiten passieren.

Die Frage ist… werdet ihr euch dafür entscheiden, oder für die kognitive Dissonanz?