tag:kinder-im-herzen.net,2023:/blogKinder im Herzen2024-03-03T00:00:00+01:00tag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1632024-03-03T00:00:00+01:002024-03-19T12:35:57+01:00Eine Reise durch die Vergangenheit: Besuch einer Ausstellung zu Pro-C – Netzwerken im Schwulen Museum Berlin<p>Samstagnachmittag in der Lützowstraße in Berlin. Wir stehen unter Neonbuchstaben, die in leuchtendem Pink „Schwules Museum“ buchstabieren. Ein Schild steht vor uns auf dem Bürgersteig und bewirbt eine Ausstellung über <em>sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Zeichen von Emanzipation</em>. Laut Beschreibung wird es in der Ausstellung um Akteure gehen, die sich teils selbst als pädophil identifiziert haben und zusammen mit der Schwulenbewegung für die Entkriminalisierung sexueller Kontakte zwischen Kindern und Jugendlichen eingetreten sind. Eine interessante Gelegenheit, etwas über die Irrwege der Vergangenheit zu erfahren – und eventuell daraus zu lernen.</p><div class="post-content">
<p>Samstagnachmittag in der Lützowstraße in Berlin. Wir stehen unter Neonbuchstaben, die in leuchtendem Pink „Schwules Museum“ buchstabieren. Ein Schild steht vor uns auf dem Bürgersteig und bewirbt eine Ausstellung über <em>sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Zeichen von Emanzipation</em>. Laut Beschreibung wird es in der Ausstellung um Akteure gehen, die sich teils selbst als pädophil identifiziert haben und zusammen mit der Schwulenbewegung für die Entkriminalisierung sexueller Kontakte zwischen Kindern und Jugendlichen eingetreten sind. Eine interessante Gelegenheit, etwas über die Irrwege der Vergangenheit zu erfahren – und eventuell daraus zu lernen.</p><p>Diese Ausstellung ist der Grund dafür, dass wir uns hier eingefunden haben.<br><br>Die Entstehungsgeschichte der Ausstellung ist bereits ein interessantes Kapitel für sich, und wird uns wenig später von einem Mitarbeiter des Schwulen Museums (SMU) im Eingangsbereich erzählt. Zu dem Museum gehört nämlich ein weitläufiges Archiv an Schriftstücken, von denen viele inzwischen verstorbenen Homosexuellen gehörten und nach deren Tod von Bekannten und Freunden dem Museum gespendet wurden. In viele dieser Kartons hat (teils bis heute) nie jemand hineingeschaut. Und als schließlich jemand angefangen hat hineinzuschauen, wurden unter anderem strafbare Kinderpornografie und Erzählungen von illegalen sexuellen Kontakten zu Minderjährigen gefunden.<br><br>Peter Rehberg, Archivleiter des Museums, sprach daher schon 2019 in einem Interview davon, <a href="https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/das-schwule-museum-setzt-massstabe-bei-der-missbrauchsaufklarung-4254169.html">dass das SMU ein Täterarchiv sei</a>. Einige dieser Funde wurden sogar der Polizei übergeben und zur Anzeige gebracht. Als Reaktion öffnete das Museum daraufhin sein Archiv für ein Forscherteam der Aufarbeitungskommission, ging offen damit in der Presse um und entwickelte schließlich eben jene Ausstellung, die wir nun besuchen können. Ob ihnen ein verantwortungsvoller Umgang mit ihrem problematischen historischen Erbe gelungen ist, werden wir gleich sehen können.</p><h2>Der Weg in die Ausstellung</h2><p>Zunächst einmal gehen wir einen kleinen Gang entlang, der zur eigentlichen Ausstellung führt. Eine am Anfang angebrachte Inhaltswarnung kündigt „verstörende Inhalte“ an. Für „Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und ein Kinder schädigendes Verhalten vermeiden wollen“, ist außerdem die Webadresse von <em>Kein Täter Werden</em> angegeben. Daneben sind mehrere rote Infoblätter an eine Wand geklebt, auf denen Definitionen verschiedener Begriffe abgedruckt sind.<br><br>Interessant sind für uns natürlich vor allem die Definitionen der Begriffe, die mit Pädophilie zu tun haben. Ist den Machern der Ausstellung eine klare Abgrenzung zwischen Pädophilie, Aktivismus zur Abschaffung des Schutzalters und sexualisierter Gewalt gegen Kinder gelungen?<br><br>Na ja …</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1ESV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--d218a4070cea24a6a7cf82da85511ea0c015e1dd" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcElCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--e5d19c4b59f1ab3cc610a5d95383a9cc0c740bb2/P%C3%A4dophilie%20P%C3%A4dokriminalit%C3%A4t.png" filename="Pädophilie Pädokriminalität.png" filesize="10646717" width="3318" height="2000" previewable="true" presentation="gallery" caption="Definitionen der Begriffe Pädophilie, Pädosexualität und Pädokriminalität"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcElCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--e5d19c4b59f1ab3cc610a5d95383a9cc0c740bb2/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJY0c1bkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--fc4fecb76226a65ab40852005b74ce15aa1bdd18/P%C3%A4dophilie%20P%C3%A4dokriminalit%C3%A4t.png">
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Definitionen der Begriffe Pädophilie, Pädosexualität und Pädokriminalität
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</figure></action-text-attachment>Die Definitionen sind weitestgehend von der <a href="https://www.aufarbeitungskommission.de/service-presse/service/glossar/paedophilie/">Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs</a> übernommen, und haben leider einige Probleme. Dass Pädophilie „medizinisch diagnostizierbar“ sei, kann man vielleicht noch verzeihen. Zwar ist Pädophilie <a href="https://www.aufarbeitungskommission.de/service-presse/service/glossar/paedophilie/">im ICD-11 keine Krankheit mehr</a>, allerdings gilt in Deutschland noch das alte ICD-10, wo dies tatsächlich noch der Fall ist.<br><br>Problematischer ist der Gedanke, dass man statt von Pädophilie von Pädosexualität reden solle, da Pädophilie eine „Verharmlosung“ sei. Dies impliziert, dass Pädophile nicht fähig sind, Kinder ehrlich zu lieben. Außerdem wird der Begriff von <a href="https://www.polizei-dein-partner.de/themen/sexueller-missbrauch/detailansicht-sexueller-missbrauch/artikel/paedosexualitaet-die-folgen-des-missbrauchs.html">anderen Stellen</a> (darunter auch von der <a href="https://sexualmedizin.charite.de/forschung/du_traeumst_von_ihnen/immer_wiederkehrende_fragen/">Charité</a>) in Abgrenzung zu Pädophilie als Begriff für sexuellen Kindesmissbrauch verwendet. Den Begriff Pädosexualität als angeblich nicht-verharmlosende Alternative für den Begriff Pädophilie zu benutzen, birgt damit die Gefahr, die <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/strg_h-missbrauch-paedophilie">stigmatisierende Gleichstellung von Pädophilie mit Kindesmissbrauch weiterzutragen</a>. Es findet sich in den Definitionen außerdem keine Differenzierung zwischen Pädophilen und Menschen, die für die Abschaffung der Schutzgrenze sind, was den Eindruck erweckt, als würden alle Pädophile die Haltungen unterstützen, die in der Ausstellung angeprangert werden.<br><br>Die ideologische Haltung, dass sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen nicht notwendigerweise schädlich sind oder legalisiert werden sollten, wird im modernen Sprachgebrauch auch als „Pro-C“ bezeichnet. Pro-C ist die Kurzform für <em>Pro-Contact</em>, womit gemeint ist, dass Vertreter:innen eine grundsätzlich befürwortende Haltung gegenüber solchen sexuellen Kontakten haben. Die Haltung, dass sexuelle Kontakte zu Kindern immer falsch ist, wird analog auch als <em>Anti-C</em> bezeichnet.<p></p><p>Auch schwierig ist der Begriff der „Pädokriminalität“, der auf dem nächsten Infoblatt definiert ist. Dieser erweckt den Eindruck, dass sexuelle Straftaten gegen Kinder immer mit Pädophilie zu tun haben, während in Wirklichkeit die <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/paedophilie-ist-keine-tat">meisten Sexualstraftaten gegen Kinder nicht von Pädophilen begangen werden</a>. Immerhin wird dies im Fließtext selber klargestellt.<br><br>Pädophil zu sein, sagt nichts über die Handlungen oder Ideologie einer Person aus. Zwischen den Konzepten <em>Pädophilie</em>, <em>Pro-C</em> und <em>Kindesmissbrauch</em> gibt es also zwar Überschneidungen, es handelt sich aber nicht um deckungsgleiche Konzepte. Als Venn-Diagramm ausgedrückt:</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1qa19aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--ed41841446e5c497ea62d22a9770771d2d58fd4a" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcTBCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--6d4aa5cd154d637fa9a4613dcbadfe77b48973c3/(KiH)%20Ein%20Besuch%20im%20Schwulen%20Museum%202024-03-02%2019.14.34.excalidraw.png" filename="(KiH) Ein Besuch im Schwulen Museum 2024-03-02 19.14.34.excalidraw.png" filesize="38640" width="406" height="359" previewable="true" presentation="gallery" caption="Nicht jede:r Pädophile ist Täter:in, oder Pro-C (und umgekehrt)"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcTBCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--6d4aa5cd154d637fa9a4613dcbadfe77b48973c3/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJY0c1bkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--fc4fecb76226a65ab40852005b74ce15aa1bdd18/(KiH)%20Ein%20Besuch%20im%20Schwulen%20Museum%202024-03-02%2019.14.34.excalidraw.png">
<figcaption class="attachment__caption">
Nicht jede:r Pädophile ist Täter:in, oder Pro-C (und umgekehrt)
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</figure></action-text-attachment>Diese wichtigen Differenzierungen werden in dieser Deutlichkeit in der Ausstellung oft leider nicht deutlich gemacht.<p></p><p>Als Nächstes sehen wir eine große Tafel, welche die Motivation hinter der Ausstellung erklärt. Dort steht unter anderem, dass die homosexuelle Szene von Pro-C – Aktivisten getäuscht wurde, bzw. für deren Rhetorik „anfällig“ gewesen sei. Diese Darstellung ist bemerkenswert. Eine Täuschung impliziert, dass diese Aktivisten nicht ehrlich mit ihren Anliegen gewesen waren, und unter dem Deckmantel falscher Behauptungen die homosexuelle Bewegung zur Durchsetzung ihrer eigenen verborgenen Ziele instrumentalisiert haben. Diese Darstellung spielt auch auf das Stereotyp des Pädophilen als „<a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-stereotypen">gerissenen und hinterhältigen Manipulator</a>“ an. In der Realität waren die Aktivisten, wie wir später sehen werden, sehr offen mit ihren Forderungen und auch mit ihren teils begangenen Missbrauchstaten, was das Narrativ einer Szene, die getäuscht und manipuliert durchaus fragwürdig erscheinen lässt.</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1EWV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--b77949aac4b139f1fe41f7de60ad7a5db971bd29" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcFlCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--206ab864f85d5e44f022cb847720a0461631245e/Motivation.png" filename="Motivation.png" filesize="3669459" width="2041" height="1308" previewable="true" presentation="gallery" caption="Einführungstext der Ausstellung. Rechts: Version in leichter Sprache."><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
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Einführungstext der Ausstellung. Rechts: Version in leichter Sprache.
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</figure></action-text-attachment><p></p><h2>Ganymed und der pädagogische Eros</h2><p>Wir kommen nun in den ersten von zwei Räumen, in denen die Ausstellung aufgebaut ist. Dieser erste Raum geht weit in die Vergangenheit zurück und beschäftigt sich überwiegend mit der Vorkriegszeit. Auf einem großen Tisch in der Mitte des Raums ausgestellt finden wir Ausschnitte aus alten Magazinen. Diese dokumentieren die Romantisierung des unerfahrenen „Jünglings“ als Schönheitsideal in der frühen schwulen Szene. So sehen wir einige Gedichte, die in <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Eigene"><em>Der Eigene</em></a>, einer der weltweit ersten Schwulenzeitschriften, veröffentlicht wurden und meist von der Bewunderung männlicher Jugendlicher durch erwachsene Männer handeln.<br><br>Thematisiert wird hier außerdem die Päderastie im antiken Griechenland, die <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/argumente-gegen-smk#abschnitt-andere-zeiten-und-kulturen">bis heute als eine ideologische Grundlage von Pro-C – Aktivisten benutzt wird</a>, um für die Straffreiheit sexueller Beziehungen zu Minderjährigen zu argumentieren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dieses antike Modell, bei dem Jugendliche „Knaben“ gegen den Austausch sexueller Gefälligkeiten eine Mentorbeziehung mit erwachsenen Männern eingingen, die Vorlage für die Idee des <em>pädagogischen Eros,</em> die später unter anderem im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in der Odenwaldschule als Rechtfertigung für sexuellen Missbrauch gedient hat. Um die Jahrhundertwende fand dieses Modell Eingang in die Anfänge der Jugendbewegung. So verfasste Hans Blüher, der Chronist der Wandervogelbewegung, deren Ziel es war Jugendliche aus den industrialisierten Städten heraus in die Natur zu bringen, eine Schrift mit dem Titel „Die Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen“.<br><br>Die bildliche Manifestierung dieser Idee findet sich im griechischen <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ganymed_(Mythologie)">Ganymed-Mythos</a>, der von weiten Teilen der frühen Schwulenbewegung romantisiert wurde. Ganymed war dem Mythos der Geschichte nach ein Hirtenknabe, der dem Gott Zeus ins Auge gefallen ist und von ihm auf den Olymp entführt wurde, um dort als Spielknabe für die Götter zu dienen (Ganymed sollte damit Zeus’ Tochter Hebe ablösen, die den Job bis dahin gemacht hat. Von der Figur der Hebe ist wiederum stammt wiederum der Begriff der <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/paedophilie-glossar#glossar-H">Hebephilie</a>). Wir finden diverse Ganymed-Darstellungen auf dem Tisch ausgelegt, welche die problematische Fixierung Homosexueller mit einer romantisierten „Knabenliebe“ darstellen sollen.</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1EZ19aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--94a9e31813b451cc2a2cb58b07b59eb229e12d76" content-type="image/jpeg" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcGdCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--ecf0d9ded96f4488ac67edbb33ac383264a44420/Jupiter_k%C3%BCsst_Ganymed_(nach_Wilhelm_B%C3%B6ttner).jpeg" filename="Jupiter_küsst_Ganymed_(nach_Wilhelm_Böttner).jpeg" filesize="1706016" width="1482" height="2064" previewable="true" presentation="gallery" caption="Jupiter küsst Ganymed (nach Wilhelm Böttner). Quelle: Wikimedia."><figure class="attachment attachment--preview attachment--jpeg">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcGdCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--ecf0d9ded96f4488ac67edbb33ac383264a44420/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lKYW5CbFp3WTZCa1ZVT2hSeVpYTnBlbVZmZEc5ZmJHbHRhWFJiQjJrQ0FBUnBBZ0FEIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--97f77d85ca906dff86ab4382e8feadfebf3b516d/Jupiter_k%C3%BCsst_Ganymed_(nach_Wilhelm_B%C3%B6ttner).jpeg">
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Jupiter küsst Ganymed (nach Wilhelm Böttner). Quelle: Wikimedia.
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</figure></action-text-attachment>Daneben sind Covern diverser, teils mehr als hundert Jahre alter Magazine, ausgelegt, die nackte junge Männer und Jugendliche zeigen. Relevant ist, dass es hier tatsächlich ausschließlich um Jugendliche geht – nicht um Kinder. Bei der schwulen „Knabenliebe“, um die sich die griechische Päderastie, der pädagogische Eros in der frühen Jugendbewegung oder auch die romantischen Gedichte in den alten Zeitschriften drehen, geht es vor allem um (pubertierende) Jungen im Alter von 12 bis 17 Jahre. Für Blüher selber, der mit der Erotisierung pädagogischer Beziehungen zu Jugendlichen kein Problem zu haben schien, war bei Kindern anscheinend eine Grenze erreicht – so schrieb er später: „Es gehörte bei uns einfach zum guten Ton, Knaben vor der Reife nicht zu berühren.“ Dies erfahren wir aber nicht in der Ausstellung selber, sondern durch eigene aufwendige Recherche (sprich: Lesen seines <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bl%C3%BCher">Wikipedia-Artikels</a>). In der weiteren Ausstellung scheint die eigene Definition des Begriffs Pädosexualität als „sexuelle Fixierung auf Kinder“ aus dem Vorraum völlig vergessen, auch wenn es um Jugendliche geht wird alles unter den Begriff subsumiert. Im Ergebnis wirkt es mehr als seltsam, Magazincover mit Bildern nackter junger Erwachsener als Beispiel für die Unterwanderung der Homosexuellenbewegung durch „Pädosexuelle“ ausgelegt zu sehen.<br><br>Die Affinität schwuler Magazine, junge (aber nicht vorpubertäre) Knaben abzubilden, scheint auch in der Nachkriegszeit noch präsent gewesen zu sein. So finden wir einen ausgestellten Leserbrief, der 1958 in einer Homosexuellenzeitschrift abgedruckt wurde, in der sich ein Leser beschwert, dass zu viele „Halbwüchsige, Tänzer, Jünglinge mit schmachtendem Blick in süßer Pose“ gezeigt werden würden. Damalige Kritik schien sich damals aber im krassen Gegensatz dazu, wie heute auf derartige Darstellungen reagiert werden würde, eher auf der Frustration zu begründen, dass die eigene Präferenz für „den reifen erwachsenen Mann“ nicht ausreichend bedient wird, und weniger auf Sorge um eine eventuelle Ausbeutung unmündiger Jugendlicher.<br><br>All diese Darstellungen dürften wohl auch mit ein Grund dafür sein, dass Homosexuellen bis heute noch nachgesagt wird, „Jugendverderber“ und sexuelle Verführer Minderjähriger zu sein. So erfahren wir, dass noch 1957 das Bundesverfassungsgericht entschied, dass der in der NS-Zeit verschärfte § 175 StGB, welcher ausgelebte Homosexualität unter Strafe stellte, verfassungskonform sei, und begründete dies mit der „großen sozialen Gefahr“, die von Homosexuellen insbesondere für Kinder und Jugendliche ausgehe. Die gleichen Vorurteile finden sich heute noch auf queerfeindlichen Wahlplakaten der AfD, und sind einer der Gründe, weshalb die Aufarbeitung missbrauchsbegünstigender Strömungen in der Homosexuellenbewegung so schwierig ist. Es geht nämlich eben nicht nur um einen objektiven Erkenntnisgewinn, sondern die Frage selber ist bereits ein Politikum. Jede Erkenntnis im Rahmen einer Aufarbeitung kann – und wird – von queerphoben Menschen genutzt werden, um Diskriminierung gegen LGBT-Minderheiten scheinbar zu rechtfertigen. In der Führung durch die Ausstellung erfahren wir, dass deswegen nicht wenige Homosexuelle pauschal gegen Aufarbeitungsbemühungen sind, aus einer nachvollziehbaren Angst heraus, den Feinden, die einem absprechen wollen zu sein wie man ist, am Ende nur Munition in die Hand zu geben.<br><br>Eine Ecke des Ausstellungsraums ist genau diesen Vorurteilen gewidmet. An einer Wand montiert, erklärt eine große Tafel, wie diese Angst- und Feindbilder genau aussehen, und was sie für Auswirkungen haben. Die Verantwortung für sexualisierte Gewalt wird oft auf Menschengruppen projiziert, „die von der Norm abweichen“, heißt es da. Diese „Andersartigen“ werden dabei pauschal als abnormal, gefährlich und monströs porträtiert. Das stellt am Ende nicht nur queere Bewegungen „vor besondere Herausforderungen“, sondern verhindert echte Prävention und Aufarbeitung, indem der Blick auf die tatsächlichen Täter:innen verzerrt wird.<br><br><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1UQV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--84963b32fa14c6c8064154c38d71ee303cc4246c" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcG9CIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--c605323af6f6508bf49d4de6e70e68b241646f48/Angst-%20und%20Feindbilder.png" filename="Angst- und Feindbilder.png" filesize="9514366" width="2252" height="2844" previewable="true" presentation="gallery" caption="Angst- und Feindbilder"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcG9CIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--c605323af6f6508bf49d4de6e70e68b241646f48/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJY0c1bkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--fc4fecb76226a65ab40852005b74ce15aa1bdd18/Angst-%20und%20Feindbilder.png">
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Angst- und Feindbilder
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</figure></action-text-attachment><em>All dies lässt sich genauso auch auf Pädophilie anwenden.</em><br><br>Umso enttäuschender ist es, dass die Ausstellung nicht nur verpasst dies herauszustellen, sondern sich selber am Aufbau von Feindbildern gegen pädophile Menschen beteiligt.<br><br>An einer anderen Stelle hängt ein Bildschirm an der Wand, der einen 1972 veröffentlichten Lehrfilm zeigt, der Kinder über sexualisierte Gewalt aufklären soll. Der stereotypische Täter in dem Film: ein homosexueller Lehrer. In einem darunter hängenden Begleittext wird die „nahegelegte Gleichsetzung von Homosexualität mit Pädophilie und sexualisierter Gewalt“ kritisiert.<br><br>Es wird also einerseits eine fehlende Differenzierung zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch angeprangert, und gleichzeitig Pädophilie in die Nähe von Missbrauch gerückt.<action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1URV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--48e3e8df544e037f523364bdd129bdcfbdbbecaa" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcHNCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--64a0462c0ef8a66356c3dba6644dff20513234ce/Christian%20und%20sein%20Briefmarkenfreund.png" filename="Christian und sein Briefmarkenfreund.png" filesize="1719881" width="1965" height="846" previewable="true" presentation="gallery" caption="Ist die Gleichsetzung einer sexuellen Präferenz mit Sexualstraftaten ist nur dann schlimm, wenn es Homosexuelle trifft?"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcHNCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--64a0462c0ef8a66356c3dba6644dff20513234ce/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJY0c1bkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--fc4fecb76226a65ab40852005b74ce15aa1bdd18/Christian%20und%20sein%20Briefmarkenfreund.png">
<figcaption class="attachment__caption">
Ist die Gleichsetzung einer sexuellen Präferenz mit Sexualstraftaten ist nur dann schlimm, wenn es Homosexuelle trifft?
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</figure></action-text-attachment><p></p><h2>Lesben, Schwule, Pädophile</h2><p>Wir gehen nun in den zweiten Raum der Ausstellung. Dieser beschäftigt sich vor allem mit den Verbindungen zwischen Homosexuellenbewegungen und Pro-C – Aktivisten in der Nachkriegszeit. Zahlreiche ausgestellte Dokumente zeigen, dass es bis in die 80er – Jahre schwierig ist, überhaupt zwischen den Gruppen zu trennen. An Wänden und in Schaukästen finden wir diverse Aufrufe zu Demonstrationen und Protestaktionen aus der homosexuellen Szene, in denen „Pädophile“ oder „Päderasten“ wie selbstverständlich mit eingeschlossen sind. Selbst in der Gründungssatzung des Fördervereins des SMU, die wir als Aushang an einer Wand finden, werden ebenjene „Knabenliebhaber“ und „Ganymede“, die im vorigen Raum angeprangert wurden, zusammen mit u. a. Männerliebhabern, Homosexuellen und Schwulen als Zielgruppe genannt, deren Andenken das Museum bewahren soll.</p><div class="attachment-gallery attachment-gallery--2">
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Eine Zeit lang waren (Pro-C) – Pädophilie ganz natürlich Teil von Protestaufrufen
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</figure></action-text-attachment><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1USV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--e6f52b40040c8e2e1ef2521420ae8954b88f49d4" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcHdCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--8541bc7c01892c0eec2a3620c1674b44171b8fc5/Pro-C%20Proteste.png" filename="Pro-C Proteste.png" filesize="12404604" width="4000" height="2252" previewable="true" presentation="gallery" caption="Protestaktionen von Pro-C Aktivisten, die gegen die „Vernichtung unserer Liebesbeziehungen mit Minderjährigen“ protestierten"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
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Protestaktionen von Pro-C Aktivisten, die gegen die „Vernichtung unserer Liebesbeziehungen mit Minderjährigen“ protestierten
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</figure></action-text-attachment>
</div><p>In der Vergangenheit waren die meisten Pädophilen Aktivisten wahrscheinlich Anhänger der Pro-C Ideologie. Dass Pädophile öffentlich auftreten und sich gegen die Legalisierung sexueller Kontakte aussprechen, ist ein relativ neues Phänomen. Wenn in den Aufrufen also Pädophile angesprochen werden, sind damit Pro-C Aktivisten gemeint.<br><br>Die Solidarität begrenzte sich außerdem nicht nur auf theoretische Gedankenkonstrukte einer möglichen Einvernehmlichkeit bei sexuellen Kontakten zwischen Kindern und Erwachsenen. Unter der Gründungssatzung des SMU-Fördervereins finden wir die Gründungssatzung des Archivs der deutschen Jugendbewegung, laut der das Archiv das Erbe von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Wyneken">Gustav Wyneken</a> übernehmen soll. Weyneken war ein Reformpädagoge, der nicht nur Anhänger der Idee des pädagogischen Eros war, sondern auch wegen sexueller Übergriffe gegen einen 12- und einen 17-jährigen Jungen gerichtlich verurteilt wurde. Weitere verurteilte Sexualstraftäter wie <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Schult">Peter Schult</a> oder Fred Karst waren geduldeter und oft auch respektierter Teil der Szene. In einem Infotext lesen wir zudem, dass es lange Zeit gängige Praxis in schwulen Medien war, Bilder abzudrucken, die heute als kinderpornografisch eingestuft werden würden, oder Reiseempfehlungen für Sextouristen auf der Suche nach Kinder- und Jugendprostitution abzudrucken.<br><br>Über all dem hängt ein Schild mit der treffenden Überschrift „Beschämende Solidarität“, das erklärt, dass Pro-C – Ansichten nicht nur akzeptiert, sondern für eine gewisse Zeit sogar gesellschaftlicher Konsens in bestimmten Milieus war.</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1UZ19aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--17e4d912fac4fd551ea24fd3de1ed3c9e4ccbd82" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcUlCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--6b2c1b8b5ffa545d02fc55638958ef4c71ef0b36/Besch%C3%A4mende%20Solidarit%C3%A4t.png" filename="Beschämende Solidarität.png" filesize="12641395" width="4000" height="2252" previewable="true" presentation="gallery" caption="Beschämende Solidarität"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
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Beschämende Solidarität
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</figure></action-text-attachment>Auf eine Wand geschrieben finden wir ein Zitat von Albert Eckert, der 2012 das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement gegen die Diskriminierung von Homosexuellen erhalten hat, und sich beklagt, „den Pädos auf den Leim gegangen“ zu sein. Dies schlägt in die gleiche Kerbe wie die Behauptung zu Beginn der Ausstellung, die schwule Bewegung sei von Pädosexuellen getäuscht und instrumentalisiert worden. Diese Narrative kann im Angesicht der ausgestellten Exponate nicht aufrechterhalten werden. Die Pro-C – Aktivisten waren zu jedem Zeitpunkt sehr offen mit dem, was sie wollten, und in Fällen wie Wyneken, Schult oder Karst auch getan haben. Teils sehen wir in Schaukästen ausgestellt lange Texte, in denen sich Pro-C – Akteure lange darüber beklagen, dass sie wegen „Liebesbeziehungen“ (zu Minderjährigen) von Gerichten zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Dies scheint ihrer Unterstützung aus der Schwulenszene keinen Abbruch getan zu haben – eher im Gegenteil. Auf einer weiteren Infotafel lesen wir eine betrübliche Schlussfolgerung: „Das Aussortieren von allem, was mit unangenehm historischen Verstrickungen ‚befleckt‘ ist, ließe von zentralen queeren oder auch von frühen jugendbewegten Kämpfen […] wenig übrig“.<action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1Ua19aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--114b42fa21a8fed897e8622671327c4ef0193413" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcU1CIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--42d68de8d7a1c85728ae5c1ab825c7ebaa65a469/Wandzitate.png" filename="Wandzitate.png" filesize="6178802" width="3655" height="1398" previewable="true" presentation="gallery" caption="Den Pädos auf den Leim gegangen?"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
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Den Pädos auf den Leim gegangen?
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</figure></action-text-attachment>Es hat lange Zeit keine abgegrenzte Schwulenszene gegeben, die auf falsche Versprechungen von manipulativen pädophilen Trickbetrügern hereingefallen ist. Mindestens bis weit in die 80er-Jahre hinein ist schwule Geschichte auch Pro-C – Geschichte.<br><br>Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dazu, wie es zu dieser „beschämenden Solidarität“ kam. Am wichtigsten ist vielleicht die Kriminalisierung, die Homosexuelle lange Zeit durch den deutschen Staat erfahren haben. Dies führte dazu, dass Menschen, die gleichgeschlechtlichen Sex akzeptabel machen wollten und Menschen, die das Schutzalter abschaffen wollten gleiche Erfahrungen mit staatlicher Repression gemacht haben: Stigmatisierung, Ächtung, Ausgrenzung und Verfolgung durch staatliche Behörden. Gleichzeitig war das Verständnis der Folgen sexualisierter Gewalt noch nicht so weit entwickelt wie heute, und Betroffene wurden kaum gehört – erst recht nicht in meist kinderlosen homosexuellen Kreisen. Homosexuelle und Pro-C – Aktivisten waren gewissermaßen bezogen auf ihre gesellschaftliche Position „im gleichen Boot“, und es fehlte die Erkenntnis, dass die Forderung nach einer Legalisierung homosexueller Kontakte fundamental verschieden ist von der Forderung nach einer Legalisierung von sexuellen Kontakten mit Kindern.<br><br>Als 1969 schließlich homosexuelle Handlungen legalisiert wurden, galt immer noch ein höheres Schutzalter für homosexuelle Beziehungen als für heterosexuelle. Diese diskriminierende Regelung war ebenfalls mit ein Grund dafür, dass die Mehrheit der schwulen Aktivisten lange Zeit die Forderung nach einer Abschaffung des Schutzalters mit unterstützten.<br><br>Widerstand gegen diese Solidarisierung regte erst in den 80er-Jahren, und ging zunächst vor allem aus der benachbarten Lesben- und dem erstarkenden Feminismus aus. In einem Schaukasten finden wir eine Ausgabe der feministischen Zeitschrift <em>Emma</em> aus 1980 ausgelegt, der einen Artikel mit dem Titel „Wie frei macht Pädophilie?“ enthält. Der Artikel ist <a href="https://www.emma.de/artikel/wie-frei-macht-paedophilie-264316">online verfügbar</a> und liest sich aus heutiger Sicht geradezu surreal: über lange Sätze hinweg äußerst sich Sexualwissenschaftler Günter Amendt fast schon entschuldigend und beschwichtigend, bevor er zu dem Schluss kommt, dass Kinder keine sexuellen Kontakte mit Erwachsenen wollen. Dies zeigt beeindruckend, mit wie viel Gegenwind er für diese einfache Feststellung gerechnet hat, und wie „normal“ Forderungen nach einer sexuellen „Befreiung“ von Kindern durch Abschaffung des Schutzalters zumindest in der linken und der queeren Szene zu der Zeit waren. Zudem veröffentlichten immer mehr Frauen, die als Kind sexualisierte Gewalt erfahren hatten, ihre Erfahrungen und sorgten damit dafür, dass die Narrative der „unschädlichen“ und „einvernehmlichen“ Sexualkontakte zwischen Erwachsenen und Kindern immer mehr hinterfragt wurde.<br><br>Einige Pro-C – Aktivisten tragen deshalb bis heute einen intensiven Hass gegenüber Feministinnen und Frauen im Allgemeinen mit sich herum.<action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1qSV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--5787b28c6262d7798dad88c55c98993854c43897" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcVlCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--6ae3cd3a343cd27dbdb42e0239466e51aaa7ddb4/Unbenannt.png" filename="Unbenannt.png" filesize="42588" width="801" height="296" previewable="true" presentation="gallery" caption="Frauenhass und Abscheu gegenüber Feministinnen werden heute noch in Pro-C – Foren oft offen zur Schau gestellt. (Quelle: öffentlicher Beitrag aus dem „Girlloverforum“)"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcVlCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--6ae3cd3a343cd27dbdb42e0239466e51aaa7ddb4/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJY0c1bkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--fc4fecb76226a65ab40852005b74ce15aa1bdd18/Unbenannt.png">
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Frauenhass und Abscheu gegenüber Feministinnen werden heute noch in Pro-C – Foren oft offen zur Schau gestellt. (Quelle: öffentlicher Beitrag aus dem „Girlloverforum“)
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</figure></action-text-attachment><br>Es sollte dennoch bis 1994 dauern, bis sich die deutsche Homosexuellenbewegung von Pro-C – Aktivisten distanzierte. Und auch hier hat sich die Schwulenbewegung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die durchaus spannende Geschichte finden wir in einigen weiteren Schaukästen ausgestellt.<br><br>Die Trennung geschah keineswegs aus Eigeninitiative, sondern aus dem Druck einer rechtskonservativen Kampagne heraus. Diese veranlasste die ILGA (International Gay and Lesbian Association) dazu, alle Organisationen auszuschließen, die Pro-C – Positionen vertraten, was wiederum eine hitzige Diskussion innerhalb der queeren Szene in Deutschland auslöste. Nicht wenige waren der Ansicht, sich von Pro-C – Aktivisten zu distanzieren würde bedeuten, die eigenen Ideale zu verraten, und für das Erreichen der eigenen Akzeptanz Verbündete einer diskriminierenden Gesellschaft auszuliefern.<br><br>Besonders laut in dieser Debatte war der Bundesverband Homosexualität, ein Dachverband für Schwule in Deutschland. In einem Schaukasten sehen wir alte Ausgaben der Verbandszeitung, in der groß für Solidarität geworben wurde. Trotz des Engagements des Verbands sprach sich die Mehrheit der queeren Gruppierungen für den ILGA-Beschluss aus. Pro–C – Aktivisten wurden stillschweigend fallen gelassen, und die schwule Szene entschloss sich die nächsten Jahrzehnte so zu tun, als hätte es die Solidarisierung nie gegeben. Bis heute sind Pädophile aus der queeren Bewegung ausgeschlossen, was leider auch pädophile Menschen einschließt, welche die Pro-C – Ideologie nicht vertreten.<action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1qTV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--8d381a54fb7f30b1621c9ec11ae9ab7b2c950638" content-type="image/png" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcWNCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--ebbff6089613869bd0e31fb1d4b10a40ae648f76/BvH%20Solidarit%C3%A4tsforderungen.png" filename="BvH Solidaritätsforderungen.png" filesize="11247811" width="4000" height="2252" previewable="true" presentation="gallery" caption="Der Bundesverband Homosexualität wehrte sich in den letzten Jahren seiner Existenz aktiv gegen die Ausgrenzung von Pro-C – Aktivisten aus der Schwulenbewegung"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcWNCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--ebbff6089613869bd0e31fb1d4b10a40ae648f76/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJY0c1bkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--fc4fecb76226a65ab40852005b74ce15aa1bdd18/BvH%20Solidarit%C3%A4tsforderungen.png">
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Der Bundesverband Homosexualität wehrte sich in den letzten Jahren seiner Existenz aktiv gegen die Ausgrenzung von Pro-C – Aktivisten aus der Schwulenbewegung
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</figure></action-text-attachment>Der Verband wurde wenige Jahre nach der Kampagne aufgelöst.<p></p><h2>Was können wir aus der Vergangenheit lernen?</h2><p>Gerade, als wir das Ende der Ausstellung erreichen, steckt ein Mitarbeiter des SMU seinen Kopf durch die Tür und informiert uns, dass das Museum in fünfzehn Minuten schließen wird. Wir machen uns also auf den Weg zum Ausgang und reflektieren das, was wir in den letzten Stunden gesehen haben. Was können wir aus der Vergangenheit lernen? Und was bedeutet sie für unsere Zukunft, insbesondere für den Themenbereich der Pädophilie?<br><br>Ich denke, die Fragen haben unterschiedliche Antworten, je nachdem, aus welcher Perspektive man sie stellt.</p><h3>Als queere Szene</h3><p>Ohne Zweifel ist der Blick in die unrühmliche Vergangenheit und deren systematische Aufarbeitung schmerzhaft. Es gehört einiges an Mut dazu, auch im Angesicht einer erstarkenden AfD, die mit Schreckensgeschichten von „Frühsexualisierung“ und kindswohlgefährdenden queeren Menschen Wahlkampf macht und dafür Hass gegen queere Menschen befeuert, dennoch den Blick auf historische Strömungen in der eigenen Geschichte zu werfen, die <em>tatsächlich </em>die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger ermöglicht haben. Dem SMU gebührt Respekt, diesen Schritt gegangen zu sein. Allerdings kratzt die Ausstellung nur an der Oberfläche (was das SMU selber auch zugibt), viele Aspekte werden kaum oder gar nicht behandelt. Es gibt noch mehr als genug Ansätze für weitere Forschung.<br><br>Zu einer ehrlich gemeinten Aufarbeitung gehören auch präzise und konsistente Verwendungen von Begriffen. Hier hat die Ausstellung an vielen Stellen leider nicht sauber gearbeitet. So ist beispielsweise oft nicht klar, ob es in den zur Schau gestellten Werken wirklich um (vorpubertäre) Kinder ging, oder um Jugendliche. Letzteres würde nach heutiger Definition nicht unter dem Begriff der Pädophilie fallen, wobei sich die Definition im Laufe der Zeit durchaus gewandelt hat.<br><br>Solche Differenzierungen sind wichtig, um Stigmatisierungen zu vermeiden. Es ist sicherlich verlockend, sich von der historischen Verantwortung reinzuwaschen, indem man sich umso heftiger von Pädophilen in jeglicher Form abgrenzt, oder sich als Opfer manipulativer Pädophiler inszeniert. Dadurch werden aber auch Pädophile diskriminiert, die mit den Haltungen, die in der Aufarbeitung zu Recht problematisiert werden nichts zu tun haben.</p><h3>Als Gesellschaft</h3><p>Spannend ist die Erkenntnis, dass die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Homosexualität durch das Schaffen einer gemeinsamen Erfahrungsbasis einer der wesentlichen Faktoren war, die zur Solidarisierung mit Pro-C – Aktivisten geführt hat. Die Haltung der Gesellschaft gegenüber Homosexuellen hat damit indirekt Menschen, die Sex mit Kindern praktizieren wollen, Zulauf gegeben.<br><br>Pro-C – Ideologie hat seit den 80ern zwar massiv an Bedeutung verloren, ist aber nicht ausgestorben. Auch heute noch gibt es Gruppierungen, die das Schutzalter abschaffen wollen. Ihre Argumente und Rhetorik sind weitestgehend gleich geblieben. Die Auseinandersetzung mit diesen Haltungen ist Geschichte für die Homosexuellenszene, aber ein ganz gegenwärtiger Konflikt innerhalb der Pädophilen-Szene.<br><br>Ähnlich wie bei Homosexuellen führt die gesellschaftliche Ächtung von Pädophilen (unabhängig von Handlungen oder ideologischen Haltungen) dazu, dass Pro-C – Gruppen gestärkt werden. Der aktuelle vorverurteilende gesellschaftliche Umgang mit Pädophilie schafft eine gemeinsame Erfahrungsbasis von Ausgrenzung, Stigmatisierung und Verfolgung, an die Pro-C – Aktivisten anknüpfen können, um <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/warum-es-nicht-moeglich-ist-contact-neutral-zu-sein">für einen gemeinsamen Widerstand gegen gesellschaftliche Diskriminierung zu werben</a>. Auch Pädophile, die zunächst keine Pro-C – Haltungen vertreten, landen auf der Suche nach Schutzräumen vor dem gesellschaftlichen Stigma oft in Pro-C – Foren und Chatgruppen, in denen die Meinung unwidersprochen vorherrscht, ein Verbot von sexuellen Kontakten mit Kindern sei nur ein weiteres gesellschaftliches Unrecht gegen Pädophile. <br><br>Es mag für viele daher widersprüchlich klingen, aber die Vergangenheit der Homosexuellenbewegungen zeigt, dass die entstigmatisierender und humaner Umgang mit Pädophilie ein wichtiger Baustein sein kann, um Pro-C – Gruppen ihre Unterstützung zu entziehen.</p><h3>Als (Anti-C) Pädophilenszene</h3><p>Die Verlockung, mit Pro-C – Aktivisten gegen gemeinsam erlebte Formen der Stigmatisierung und Ausgrenzung vorzugehen und dadurch unmittelbar mehr Stimmen und Unterstützung zu bekommen, kann durchaus verlockend wirken. Die Geschichte der Homosexuellenbewegung sollte uns eine deutliche Warnung sein, diesen Weg nicht zu gehen.<br><br>Es kann im Kontext mit Pro-C – Aktivisten nur eine Nulltoleranzpolitik geben. Ihre Ziele sind nicht unsere Ziele, und wir dürfen dies auch im Angesicht oberflächlicher Gemeinsamkeiten nicht vergessen. Während die Schwulenbewegung noch ein in der Vergangenheit weniger umfangreiches Wissen über die Folgen sexueller Handlungen mit Kindern als Entschuldigung anbringen kann, wissen wir heute wesentlich mehr darüber, was die Folgen sein können. Es gibt heute keine Rechtfertigung mehr dafür, sich für „einvernehmliche“ sexuelle Kontakte mit Kindern starkzumachen.<br><br>Wer sich als Anti-C – Pädophiler gegen Pro-C – Ansichten stellt, wird schnell Anschuldigen ausgesetzt, „Nestbeschmutzer“ zu sein, und sich an der Stigmatisierung „Verbündeter“ zu beteiligen, um ein bisschen Akzeptanz für sich selber zu erkaufen. Dies entspricht – zum Teil wortgleich – den Anschuldigungen, die sich die Minderheit der Schwulen anhören mussten, die sich auch lange vor der offiziellen Distanzierung der Schwulenszene gegen die Forderungen der Pro-C – Aktivisten gestellt haben. Doch erst die Distanzierung von den Altlasten des Pro-C – Aktivismus hat die weitere gesellschaftliche Akzeptanz der queeren Szene möglich gemacht. Das sollte uns den Mut geben, auch gegen den Widerstand aus Teilen der Pädophilenszene selbstbewusst für unsere Haltungen einzustehen.</p><p>Die Vergangenheit gehört den Pro-C – Aktivisten. Wenn wir eine Zukunft haben, dann nur in klarer Abgrenzung von deren Überzeugungen.</p><h2>Abschluss</h2><p>Einen Tag nach dem Besuch der Ausstellung machen wir uns auf dem Weg nach Hause. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof gehen wir einen kleinen Umweg durch den großen Tiergarten. Dort finden wir eine Statue zu Ehren von Goethe, der stolz auf einem Podest steht. Unter ihm steht eine Figur des Eros in Form eines nackten, geflügelten Knaben.</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ME1qUV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--860ea2abf4befeb77be00a7496e3536b3b35c019" content-type="image/jpeg" url="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcWdCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--3d7525136ba95e438980e2e56b7768fb3dc36764/20240225_093146.jpg" filename="20240225_093146.jpg" filesize="4611109" width="4000" height="2252" previewable="true" presentation="gallery" caption="Das Goethe-Denkmal im Berliner Tiergarten"><figure class="attachment attachment--preview attachment--jpg">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBcWdCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--3d7525136ba95e438980e2e56b7768fb3dc36764/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lJYW5CbkJqb0dSVlE2RkhKbGMybDZaVjkwYjE5c2FXMXBkRnNIYVFJQUJHa0NBQU09IiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--bd377934b19342aae97acb0f34191ff906b288ae/20240225_093146.jpg">
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Das Goethe-Denkmal im Berliner Tiergarten
</figcaption>
</figure></action-text-attachment>Die Art von Darstellung ist nicht unähnlich derer, die wir am Vortag im SMU bildliche Verkörperung des pädagogischen Eros und der ideologischen Grundlage eines Jahrhunderts von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche präsentiert bekommen haben. Goethe ist übrigens auch Verfasser eines Gedichts über <a href="https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/gedichte/chap232.html">Ganymed</a> („Ach, an deinem Busen / Lieg ich, schmachte / Und deine Blumen, dein Gras / Drängen sich an mein Herz“), das 1817 von Franz Schubert vertont wurde.<br><br>Das jenes, was auf der einen Seite als zutiefst problematisch thematisiert wird, an anderer Stelle als stolzer Teil der deutschen Hochkultur präsentiert wird, zeigt vielleicht, wie zerrissen und unentschlossen die Gesellschaft bei dem Thema ist.<p></p>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1612024-01-13T00:00:00+01:002024-03-19T10:56:36+01:00Verbrechen statt Vergehen: ein Versehen<p><strong>Die Debatte um eine fehlgeleitete Strafrechtsverschärfung</strong></p><p>Die Strafrechtsverschärfung vom Juli 2021 ist rückblickend betrachtet ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn Populismus gegenüber rationalem Sachverstand gewinnt. Der damalige Gesetzgeber hatte unter dem Motto „<a href="https://www.sueddeutsche.de/politik/sexuelle-gewalt-kindesmissbrauch-gesetzentwurf-justizministerin-lambrecht-1.4953581">Verbrechen statt Vergehen</a>“ trotz der ausdrücklichen Warnung aller Sachverständigen die Strafmaße für Delikte im Bereich der Kinderpornografie <a href="https://lexetius.com/StGB/184b,2">massiv erhöht</a>. Während für den Besitz vorher Geldstrafen bis maximal drei Jahre Haft möglich waren, wurden daraus ein bis fünf Jahre Haft. Bei Herstellung und Verbreitung wurden aus drei Monaten bis fünf Jahren Haft ein Strafrahmen von ein bis zehn Jahren Haft.</p><div class="post-content">
<h2>Die Debatte um eine fehlgeleitete Strafrechtsverschärfung</h2><p>Die Strafrechtsverschärfung vom Juli 2021 ist rückblickend betrachtet ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn Populismus gegenüber rationalem Sachverstand gewinnt. Der damalige Gesetzgeber hatte unter dem Motto „<a href="https://www.sueddeutsche.de/politik/sexuelle-gewalt-kindesmissbrauch-gesetzentwurf-justizministerin-lambrecht-1.4953581">Verbrechen statt Vergehen</a>“ trotz der ausdrücklichen Warnung aller Sachverständigen die Strafmaße für Delikte im Bereich der Kinderpornografie <a href="https://lexetius.com/StGB/184b,2">massiv erhöht</a>. Während für den Besitz vorher Geldstrafen bis maximal drei Jahre Haft möglich waren, wurden daraus ein bis fünf Jahre Haft. Bei Herstellung und Verbreitung wurden aus drei Monaten bis fünf Jahren Haft ein Strafrahmen von ein bis zehn Jahren Haft.<br><br>Diese Hochstufung der Strafen hatte den erwünschten Effekt, dass Straftaten in dem Bereich rechtlich nun als Verbrechen zählten. Was sich medial gut verkaufen ließ, kostete in der Praxis einen hohen Preis: Ermittlungsverfahren konnten nicht mehr eingestellt werden, es muss jetzt immer zu einer Verhandlung kommen. Und das auch in Fällen, in denen Betroffene sich den Besitz von Kinderpornografie verschafft haben, um diese zum Beispiel der Polizei zu übergeben.<br><br>Vor diesen Nebeneffekten hatten damals einstimmig sämtliche Sachverständige, die sich zu der Verschärfung geäußert hatten, gewarnt. Der damalige Gesetzgeber hat diese Warnungen jedoch ignoriert und die Verschärfung dennoch umgesetzt. Seitdem klagen Strafverfolgungsbehörden von einer zunehmenden Überlastung, und mehrere Richter sehen in dem Strafmaß sogar einen Verstoß gegen das Grundgesetz und haben <a href="https://www.ferner-alsdorf.de/kipo-vorlage-des-ag-buchen-an-das-bundesverfassungsgericht/">Beschwerde vor dem Verfassungsgericht eingereicht</a>.<br><br>Das Bundesjustizministerium unter Marco Buschmann hat daher im November einen <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/11/26/bundesjustizministerium-stellt-fragwurdigen-entwurf-zur-entscharfung-des-sexualstrafrechts-bei-kinderpornografie-vor">Entwurf für eine Entschärfung des Strafrechts</a> vorgestellt, der die Strafen wieder reduzieren soll. Der Entwurf geht nicht völlig zu den Strafmaßen zurück, die es vor 2021 gab – insbesondere die Höchststrafen bleiben unangetastet, aber auch die vorgeschlagenen neuen Mindeststrafen sind höher, als sie es vor der Verschärfung waren. Insgesamt ist das neu vorgeschlagene Strafmaß immer noch etwa doppelt so hoch wie jenes, das vor 2021 galt, würde allerdings zu einer Rückstufung von einem Verbrechen zu einem Vergehen führen und damit wieder die Einstellung von Verfahren ermöglichen, die als Bagatellfälle gesehen werden.<br><br>Zu dem Entwurf haben im Dezember 21 Verbände, Organisationen und Expert:innen Stellungnahmen veröffentlicht: Kinder- und Opferschützer, Polizei-Gewerkschaften, Jurist:innen und Wissenschaftler:innen. Die gesamte Liste kann auf der <a href="https://www.bmj.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/2023_Aend_184b_StGB.html">Seite des BMJ</a> eingesehen und heruntergeladen werden. Ich habe mir den Entwurf und alle Stellungnahmen dazu einmal angeschaut und ein paar der interessanteren Punkte herausgearbeitet.</p><h3>Große Zustimmung zum Entwurf</h3><p>Bemerkenswert ist zunächst einmal, dass 20 von 21 Stellungnahmen den Entwurf grundsätzlich begrüßten. Es besteht weitestgehend Einigkeit darüber, dass die Verschärfung ein Fehler war, der unbedingt korrigiert werden muss. Lediglich im Detail bestehen unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine Reform genau aussehen sollte. Das ist vor allem auch deshalb bemerkenswert, weil einige Stellungnahmen von Vereinen stammen, die sich in Stellungnahmen vor der Verschärfung noch positiv dazu geäußert hatten.<br><br>Kritisch äußern insbesondere einige Kinderschutzorganisationen die Befürchtung, die Möglichkeit der Verfahrenseinstellung könnte zu häufig genutzt werden. Die Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung (BKSF) spricht sich daher dafür aus, die Mindeststrafen nur bei Besitz zu reduzieren, und bei Verbreitung und Herstellung stattdessen einen minder schweren Fall einzuführen.<br><br>Anderen wiederum geht der Entwurf nicht weit genug. Vor allem der Deutsche Anwaltverein (DAV) wünscht sich eine Rückkehr zu den Mindeststrafen, die vor 2021 galten, und weist darauf, dass Gerichte zuvor in fast jedem zweiten Fall eine Geldstrafe für angemessen hielten. Auch nach dem Entwurf wären Geldstrafen nicht möglich, womit der Gesetzgeber indirekt sagt, dass Richter vorher in jedem zweiten Fall falsch geurteilt haben.<br><br>Teils wird auch vorgeschlagen, bestimmte Konstellationen wie einvernehmliches Sexting unter Minderjährigen oder die Besitzbeschaffung von Kinderpornografie zur Beweissicherung explizit straffrei zu machen. In diesen Fällen sei es nicht angemessen, die mögliche Einstellung eines Verfahrens der Staatsanwaltschaft zu überlassen, was immer noch die Möglichkeit offen lässt dafür strafrechtlich verfolgt zu werden. Auch der Verein <em>Deutsche Kinderhilfe</em>, der sich ansonsten als einziger Verein gegen eine Strafmilderung positioniert hat, befürwortet stattdessen eine Straffreiheit in bestimmten Konstellationen.<br><br>Davon abgesehen nutzen einige Stellungnahmen die Gelegenheit, sich weitere Änderungen am Strafgesetzbuch zu wünschen, die mal mehr, mal weniger mit dem eigentlichen Entwurf zu tun haben. Von mehreren Kinderschutzorganisationen wird etwa angeregt, bei der Änderung den Begriff „Kinderpornografie“ aus dem Gesetzbuch zu streichen und durch Formulierungen wie „Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern / Jugendlichen“ zu ersetzen. Die Gewerkschaft der Polizei wiederum wünscht sich in ihrer Stellungnahme gleich einen ganzen Blumenstrauß an Überwachungsbefugnissen, inklusiver der <a href="https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/bundesverwaltungsgericht-vorratsdatenspeicherung-rechtswidrig-100.html">als verfassungswidrig eingestuften Vorratsdatenspeicherung</a> und ebenfalls <a href="https://netzpolitik.org/2024/ki-verordnung-biometrische-massenueberwachung-ohne-wenn-und-aber/">sehr umstrittenen biometrischen Überwachungsmaßnahmen</a>.</p><h3>Mit Diskriminierung erkauft</h3><p>Eine Strafentschärfung im Bereich Sexualverbrechen gegen Kinder anzustoßen, bringt immer ein hohes politisches Risiko mit sich. Kein Politiker möchte den Eindruck erwecken, beim Thema Kinderpornografie nicht hart durchzugreifen (schon jetzt versucht etwa das rechte Medium NiUS, Buschmann aufgrund seines Vorschlages als Anwärter für „Kinderschänder“ zu denunzieren).<br><br>Buschmann versucht dieses Dilemma zu lösen, indem er immer wieder versichert, dass bei den <em>wirklich schlimmen</em> Fällen weiterhin hart durchgegriffen wird. Deswegen werden auch nur die Mindest-, nicht aber die Höchststrafen reduziert, die für die schlimmen Fälle weiterhin reserviert bleiben.<br><br>Was die wirklich schlimmen Fälle sind, erklärt der Referentenentwurf näher. Hier ist einmal die Rede von jugendlichen Täter:innen, die „in der Regel nicht pädophil“ sind sowie Personen, die „offensichtlich nicht aus pädokrimineller Energie“ gehandelt haben. Entscheidend ist also nicht, ob kriminelle, sondern ob <em>pädo</em>-kriminelle Energie vorliegt.<br><br>Dies konstruiert ein perfides und diskriminierendes Framing, bei dem die ursprüngliche Verschärfung zwar <em>gut gemeint</em> war, aber vergessen hat, dass nicht alle Täter:innen Pädophile sind. Der Entwurf soll nun dieses Versehen beheben, indem mildere Strafmaße eingeführt werden, die für die Fälle reserviert sind, die nichts mit Pädophilie zu tun haben. Dies befördert Diskriminierung, indem für das Strafmaß nicht die Taten, sondern die (vermutete) sexuelle Orientierung des Täters ausschlaggebend werden, und geht gegen den rechtsstaatlichen Grundsatz, dass vor Gericht alle gleich sind.<br><br>Dieses Framing wird weitestgehend von den Stellungnahmen übernommen und weitergesponnen. Von den 21 Stellungnahmen schlossen sich neun der Darstellung an, dass pädophile Täter:innen härter bestraft gehören, indem etwa die Formulierung der „pädokriminellen Energie“ übernommen wurde oder in konkreten Beispielen für nicht strafwürdige Fälle explizit darauf hingewiesen wurde, dass die Angeklagten nicht pädophil seien.<br><br>Besonders negativ fällt hier die Stellungnahme des Weißen Ring e. V. auf. Die Stellungnahme benutzt nicht nur mehrfach die stigmatisierende Bezeichnung „Pädophilenringe“ für kriminelle Vereinigungen, sondern erwähnt außerdem explizit, dass Freiheitsstrafen bei Fällen „ohne Anhaltspunkte für pädophile Neigungen des Besitzers […] nicht mehr schuldangemessen“ seien. Aber auch zum Beispiel die Bundesrechtsanwaltskammer, der Deutsche Anwaltsverein und die Gewerkschaft der Polizei äußert sich ähnlich.<br><br>Gegen dieses Framing wehrt sich lediglich die Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (BKSF). Das BKSF schreibt in seiner Stellungnahme, dass „auch Täter\*innen, die nicht den ‚Markt befeuern‘ und keine pädosexuellen Neigungen haben“ die Rechte der abgebildeten Kinder verletzen und demnach nicht alleine daraus, dass ein:e Täter:in nicht pädophil ist abgeleitet werden darf, dass eventuelle Taten folgenlos und in Ordnung seien.</p><h3>Fiktivpornografie</h3><p>Interessant ist auch ein Blick auf die Frage, was der Entwurf für Handlungen zu bedeutet, die mit Fiktivpornografie zu tun haben. Grundsätzlich unterscheidet das Strafgesetzbuch zwischen echten bzw. wirklichkeitsnahen Inhalten, und nicht wirklichkeitsnahen Inhalten – wie zum Beispiel Zeichnungen, die klar erkennbar keine echten Kinder zeigen. Während der Besitz von fiktiver Kinderpornografie legal ist, wird die Verbreitung unter Strafe gestellt, allerdings mit einem geringeren Strafmaß. Der Gesetzgeber hat bei der letzten Verschärfung hier das alte Strafmaß von drei Monaten bis fünf Jahren Haft beibehalten, dafür allerdings schon die versuchte Verbreitung explizit unter Strafe gestellt.<br><br>Bei Verbrechenstatbeständen ist der Versuch immer strafbar, weshalb für echte und wirklichkeitsnahe Kinderpornografie keine gesonderte Regel zur Versuchsstrafbarkeit eingeführt wurde. Das führt allerdings zu der irrsinnigen Situation, dass bei der Herabstufung zu einem Vergehen die versuchte Verbreitung bei <em>realen</em> Missbrauchsabbildungen legal wäre, bei Fiktivpornografie aber weiterhin unter Strafe stünde – und in der Konstellation somit fiktive Inhalte stärker kriminalisiert wären als reale.<br><br>Einige Stellungnahmen fordern, bei echter Kinderpornografie explizit den Versuch weiterhin unter Strafe zu stellen, was zumindest das Problem beheben würde, dass Fiktivpornografie härter als echte Missbrauchsabbildungen kriminalisiert wären. Der Deutsche Anwaltverein stellt darüber hinaus grundsätzlich infrage, ob fiktive Kinderpornografie überhaupt in irgendeiner Konstellation strafbar sein sollte. Dabei beruft sich der Verein auf die Reformkommission zum Sexualstrafrecht, <a href="https://www.rosenburg.bmj.de/SharedDocs/Downloads/DE/Service/StudienUntersuchungenFachbuecher/Abschlussbericht_Reformkommission_Sexualstrafrecht.pdf">die bereits 2017 gefordert hatte</a>, fiktive Kinderpornografie grundsätzlich zu legalisieren, da bei rein fiktiver Pornografie nicht ersichtlich sei, welche Rechtsgüter verletzt werden.</p><h3>Kindersexpuppen</h3><p>Mit der Strafverschärfung 2021 wurde auch der Besitz von Sexpuppen mit kindlichem Aussehen kriminalisiert. Eventuelle Hoffnungen, dass die Reform auch hier die Strafbarkeit zurücknimmt, hat Buschmann bereits <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/04/28/bundesjustizminister-buschmann-bleibt-bei-verbot-von-puppen-mit-kindlichem-aussehen">im April vergangenen Jahres zerschlagen</a>. Der Entwurf enthält hier keine Überraschungen: Kindliche Sexpuppen werden an keiner Stelle erwähnt, die Strafbarkeit bleibt hier also unangetastet.<br><br>Enttäuschend ist dies dennoch, da es in den vergangenen Jahren durchaus <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2022/11/02/erste-studie-untersucht-besitzer-von-kindlichen-sexpuppen">neue wissenschaftliche Erkenntnisse</a> gegeben hat, welche die Argumente der Befürworter:innen eines Verbots infrage stellen. Aus der letzten Kriminalstatistik ergibt sich außerdem, dass bei <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/neunundzwanzig">mehr als 99,8 % der wegen Kindesmissbrauch Verdächtigen</a> kindliche Sexpuppen überhaupt keine Rolle gespielt haben. All das hätte eine Neubewertung der Strafbarkeit im Sinne einer evidenzbasierten Kriminalpolitik durchaus sinnvoll gemacht.</p><h3>Kein Paradigmenwechsel</h3><p>Der Entwurf würde die erste signifikante Entschärfung des § 184 b StGB bedeuten, der seit seiner Einführung 2004 bislang immer nur verschärft wurde. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass es sich hier keineswegs um einen Paradigmenwechsel handelt. Der Entwurf enthält lediglich das Nötigste, um die gröbsten Probleme der letzten Strafverschärfung zu beheben und insbesondere die derzeit überlastete Justiz wieder zu entlasten.<br><br>Grundlegende Probleme werden allerdings nicht angefasst, was auch in verschiedenen Stellungnahmen zu dem Entwurf angemerkt wird. Missbrauchsbetroffene und Personen in deren Umfeld, die zur Beweissicherung Inhalte speichern werden weiterhin mit hohen Strafen bedroht, und sind auf die Gnade der Staatsanwaltschaft angewiesen, derartige Verfahren einzustellen. Das Gleiche gilt auch für Jugendliche, die untereinander einvernehmliche sexten. Die Empfehlung der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission zur Reform des Sexualstrafrechts, Fiktivpornografie komplett aus dem Gesetz zu streichen, wird ebenso nicht umgesetzt und wäre im Gegenteil nach aktuellem Stand sogar zum Teil stärker kriminalisiert, als echte Missbrauchsabbildungen.<br><br>Dass diese Entschärfung grundsätzlich dringend notwendig ist, zeigt die breite Zustimmung in den Stellungnahmen, die selbst unter Kinderschutzvereinen fast einstimmig vorhanden ist, die sonst eher für Strafverschärfungen stimmen.<br><br>Besorgniserregend ist jedoch, mit welchen Framing die Entschärfung verkauft werden soll. Bundesjustizminister Buschmann versichert potenziellen Kritikern, dass die „richtigen“ Täter:innen auch nach der Entschärfung hart bestraft werden. Die richtigen Täter:innen, das meint dabei vor allem: Täter:innen, die pädophil sind oder dafür gehalten werden.<br><br>Dabei würde nur eine klitzekleine Änderung ausreichen, um den Entwurf weniger diskriminierend zu machen. Anstatt eine geringe Schuld anzunehmen, wenn die beschuldigte Person „offensichtlich nicht aus pädokrimineller Energie gehandelt hat“, wie es im aktuellen Entwurf heißt, sollte von Beschuldigten die Rede sein, die nicht aus „krimineller Energie“ handeln. Die Streichung der unnötigen Vorsilbe „pädo-“ würde schon einen großen Schritt tun, um einer Ungleichbehandlung pädophiler Menschen vor Gericht vorzubeugen. Denn eine kriminelle Handlung wird schließlich nicht weniger schlimm dadurch, dass die Beschuldigten nichts mit Pädophilie am Hut haben.</p>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/62023-12-31T00:00:00+01:002024-03-19T03:12:19+01:002023 + 1<p>Es ist mal wieder Zeit, mit viel Getöse das vergangene Jahr zu verabschieden, das neue zu begrüßen und anschließend zu versuchen, unsere zitternden Haustiere wieder unter dem Bett hervorzulocken. Wie die Zeit vergeht! Kaum zu glauben, aber diesen Blog hier gibt es jetzt schon seit über vier Jahren. Wäre der Blog ein Mensch, wäre er schon alt genug, um für unsere nepiophilen Leser:innen nicht mehr interessant zu sein!</p>
<p>Wie es viele in dieser Jahreszeit tun, möchte ich mich auch einmal an einen Rückblick auf das vergangene Jahr versuchen. Viele Themen waren in irgendeiner Form auch im Kontext Pädophilie relevant, und leider habe ich im Laufe des Jahres nicht annähernd so viele Sachen hier thematisiert, wie ich es gerne getan hätte. Um dieses Defizit zumindest ein wenig zu beheben, ist hier eine sicherlich unvollständige Liste an Themen, die letztes Jahr für mich im Kontext Pädophilie relevant waren, und es oft auch im nächsten Jahr noch sein werden.</p><div class="post-content">
<p>Es ist mal wieder Zeit, mit viel Getöse das vergangene Jahr zu verabschieden, das neue zu begrüßen und anschließend zu versuchen, unsere zitternden Haustiere wieder unter dem Bett hervorzulocken. Wie die Zeit vergeht! Kaum zu glauben, aber diesen Blog hier gibt es jetzt schon seit über vier Jahren. Wäre der Blog ein Mensch, wäre er schon alt genug, um für unsere nepiophilen Leser:innen nicht mehr interessant zu sein!</p>
<p>Wie es viele in dieser Jahreszeit tun, möchte ich mich auch einmal an einen Rückblick auf das vergangene Jahr versuchen. Viele Themen waren in irgendeiner Form auch im Kontext Pädophilie relevant, und leider habe ich im Laufe des Jahres nicht annähernd so viele Sachen hier thematisiert, wie ich es gerne getan hätte. Um dieses Defizit zumindest ein wenig zu beheben, ist hier eine sicherlich unvollständige Liste an Themen, die letztes Jahr für mich im Kontext Pädophilie relevant waren, und es oft auch im nächsten Jahr noch sein werden.</p>
<h2>Die dunkle Bedrohung: Chatkontrolle</h2>
<p>Dieses Jahr sah hitzige Debatten um die vermutlich größte Bedrohung für die europäische Demokratie, die ich in während Lebenszeit beobachten konnte. Die Rede ist von einer von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Verordnung zur Bekämpfung sexuellen Kindesmissbrauchs. Die Verordnung sieht unter anderem vor, sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufzubrechen, um auch private Kommunikation automatisch auf Kindesmissbrauchsabbildungen und Grooming zu scannen, mit bisher ungeprüften Technologien und unklaren Fehlerquoten. Ebenfalls Teil der Verordnung sind auch Netzsperren und Alterskontrollen für Webseiten, die effektiv das Recht auf Anonymität im Internet beendet hätte. Hardliner wollten die Verordnung sogar noch verschärfen und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – und damit vertrauliche Kommunikation – grundsätzlich kriminalisieren.</p>
<p>Die Chatkontrolle hat <a href="https://netzpolitik.org/2023/ungeahnte-allianzen-so-breit-ist-der-widerspruch-gegen-die-chatkontrolle/">massiv Kritik von verschiedenen Akteuren</a> erfahren. Juristische Expert:innen sehen in dem Vorschlag einen <a href="https://anwaltverein.de/de/newsroom/pm-18-23-chatkontrolle-buerger-innen-unter-generalverdacht">massiven Eingriff in die Grundrechte</a> und einen <a href="https://www.euractiv.de/section/innovation/news/rechtsgutachten-des-eu-rates-daempft-das-gesetz-gegen-kindesmissbrauch/">Verstoß gegen geltendes EU-Recht</a>, Fachleute halten die vorgeschlagenen Lösungen für <a href="https://netzpolitik.org/2023/chatkontrolle-internetwirtschaft-fordert-schutz-von-verschluesselung/">technisch nicht machbar</a>, Sachverständige haben sich <a href="https://netzpolitik.org/2023/anhoerung-im-bundestag-neun-zu-null-gegen-die-chatkontrolle/">einstimmig dagegen positioniert</a>. Die Chatkontrolle birgt zahlreiche Gefahren gerade auch für stigmatisierte Minderheiten wie zum Beispiel queere Menschen, aber ganz besonders auch für Pädophile. Über die gefährlichen Implikationen für pädophile Menschen habe ich im Dezember letzten Jahres einen <a href="https://www.euractiv.de/section/innovation/news/rechtsgutachten-des-eu-rates-daempft-das-gesetz-gegen-kindesmissbrauch/">ausführlichen Beitrag geschrieben</a>.</p>
<p>Zwischenzeitlich sah es in diesem Jahr trotz alledem so aus, als ob die Chatkontrolle dennoch beschlossen werden würde. Die EU-Kommission wehrte Kritik mit <a href="https://netzpolitik.org/2023/falsche-behauptungen-so-unserioes-machen-einige-kinderrechtsorganisationen-fuer-die-chatkontrolle-mobil/">unseriösen und irreführenden Aussagen ab</a> und emotionalisierte die Debatte immer wieder. Teils wurden Gegner der Verordnung als <a href="https://www.faz.net/aktuell/politik/datenschutz-gegen-kinderschutz-ein-ungleicher-kampf-19360338.html">Unterstützer von „Kinderschändern“ (sic!)</a> diffamiert. Dies ist ein Beispiel dafür, wie Kinderschutz oft zum Aufbau eines industriellen Massenüberwachungskomplexes instrumentalisiert wird, und durch geschicktes Framing Grund- und Persönlichkeitsrechte als Feind des Kinderschutzes dargestellt werden. Auch typisch ist, dass derart kritische Verordnungen erst unter dem Vorwand des Kinderschutzes etabliert und anschließend sukzessiv ausgebaut werden – aus internen Dokumenten wurde etwa ersichtlich, dass Akteure wie Europol sich bereits eine <a href="https://netzpolitik.org/2023/interne-dokumente-europol-will-chatkontrolle-daten-unbegrenzt-sammeln/">Erweiterung der Verordnung auf „andere Kriminalitätsbereiche“</a> wünschten.</p>
<p>Das Blatt wendete sich erst, als <a href="https://balkaninsight.com/2023/09/25/who-benefits-inside-the-eus-fight-over-scanning-for-child-sex-content/">nach Recherchen eines internationalen Journalistenteams</a> bekannt wurde, dass hinter der EU-Verordnung ein starkes Lobbyismus-Netzwerk steckte, die Millionen in Lobbyfirmen investiert haben, um gezielt EU-Abgeordnete zu beeinflussen. Im Zentrum stand die Organisation Thorn des US-Schauspielers Ashton Kutcher, die sich nach außen hin als gemeinnützige Kinderschutzorganisation präsentierte, aber eher als amerikanisches KI-Startup verstanden werden sollte, das ein handfestes kommerzielles Interesse an der Umsetzung der Verordnung hat. Dieses Netzwerk hatte Verbindungen in die höchsten Ränge der EU-Gesetzgebung, während sich gleichzeitig die EU-Kommission in der ganzen Gesetzgebungsphase kein einziges Mal mit kritischen Stimmen aus der Zivilgesellschaft zusammengesetzt hatte. Wenig später wurde darüber hinaus bekannt, dass die EU-Kommission versuchte, EU-Mitgliedsstaaten mit fragwürdigen Methoden des <em>Microtargetings</em> <a href="https://dannymekic.com/202310/undermining-democracy-the-european-commissions-controversial-push-for-digital-surveillance">gezielt zu beeinflussen</a>.</p>
<p>Daraufhin hat sich erst das <a href="https://netzpolitik.org/2023/jenseits-der-chatkontrolle-wie-das-parlament-das-ruder-herumreissen-moechte/">EU-Parlament gegen die kritischsten Punkte der Verordnung positioniert</a>, während im EU-Rat <a href="https://netzpolitik.org/2023/etappensieg-verpflichtende-chatkontrolle-vorerst-gescheitert/">keine Einigung gefunden werden konnte</a>. Als Folge liegt die Verordnung erst einmal auf Eis. Ein Grund zum Aufatmen ist das aber noch nicht: 2024 ist EU-Wahl, und es ist sehr wahrscheinlich, dass die Befürworter:innen der Verordnung nach der Wahl erneut versuchen werden, die Verordnung in einer Form durchzubringen. Die Chatkontrolle wird uns vermutlich auch 2024 – und darüber hinaus – noch lange begleiten.</p>
<p>Eine spannende Zusammenfassung des ganzen Dramas von einigen der Leute, die an erster Reihe gegen die Verordnung gekämpft haben, kann man sich <a href="https://media.ccc.de/v/37c3-12240-chatkontrolle_-_es_ist_noch_nicht_vorbei">hier anschauen</a>.</p>
<h2>Die Gefahren der Digitalisierung von Gesundheitsdaten</h2>
<p>Im Bereich der Gesetzgebung gibt es weitere Vorhaben, die für pädophile Menschen äußerst relevant sind. 2023 hat der Bundestag <a href="https://netzpolitik.org/2023/gesundheitsdigitalisierung-unsichtbar-gemachte-sicherheitsrisiken/">zwei Gesetze verabschiedet</a>, die zur Digitalisierung des Gesundheitswesens beitragen sollen. Mit dem <em>Digital-Gesetz</em> kommt ab 2024 das eRezept und ab 2025 die elektronische Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten. Letztere sieht vor, Gesundheitsdaten zentral digital zu speichern, um sie für Ärzte verfügbar zu machen. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz wiederum sieht vor, diese Daten auch für die Forschung, aber auch für Unternehmen nutzbar zu machen. Auf europäischer Ebene wiederum wurde <a href="https://netzpolitik.org/2023/europaeischer-gesundheitsdatenraum-eu-parlament-will-mehr-widerspruchsrechte-fuer-patientinnen/">2023 der europäische Gesundheitsdatenraum diskutiert</a>, der auch einen Austausch der Gesundheitsdaten über Landesgrenzen hinweg ermöglichen soll.</p>
<p>Auch hier <a href="https://www.ccc.de/de/updates/2023/digitalegesundheit">äußern digitale Aktivist:innen Bedenken</a>. Die zentrale Speicherung geht mit <a href="https://netzpolitik.org/2023/faq-zur-elektronischen-patientenakte-was-lauterbachs-plaene-fuer-aerztinnen-und-versicherte-bedeuten/#wie-sollen-die-daten-fur-forschung-verwendet-werden">diversen Sicherheitsrisiken</a> einher, die während des Gesetzgebungsprozesses eher beiseite gewischt statt ernst genommen wurden. Für die Forschung sollen die Daten zwar pseudonymisiert werden, allerdings ist zu befürchten, dass diese pseudonymisierten Daten <a href="https://www.eff.org/deeplinks/2023/11/debunking-myth-anonymous-data">mit wenig Aufwand einzelnen Personen wieder zugeordnet werden können</a>.</p>
<p>Laut ICD-10 ist Pädophilie in Deutschland immer noch eine diagnostizierbare Störung. Dies ist im ICD-11 zwar nicht mehr grundsätzlich der Fall, allerdings kann unter bestimmten Umständen immer noch eine „pädophile Störung“ diagnostiziert werden – und es ist bisher noch nicht absehbar, ab wann der ICD-11 in Deutschland eingesetzt werden wird. Heißt im Klartext: jeder, der sich gegenüber Fachkräften als pädophil outet, geht in der Zukunft die Gefahr ein, dass in einem zentralisierten Datensatz hinterher vermerkt ist, dass man pädophil ist und man hinterher noch nicht einmal genau nachvollziehen kann, wer auf diese Information Zugriff bekommt. Zwar kann man der Speicherung widersprechen, dies muss man allerdings aktiv selber machen (sogenanntes <em>Opt-Out-Verfahren</em>).</p>
<p>Für Cyberkriminelle ist dieser Datensatz ein sehr verlockendes Angriffsziel. Gerade stigmatisierte Diagnosen eignen sich wunderbar, um Individuen damit zu erpressen – und es gibt wohl kaum eine Diagnose im ICD-10, die stärker stigmatisiert ist, als Pädophilie. Jede:r Pädophile sollte sich dieses Risiko bewusst sein und im Zweifelsfall erwägen, der ePA zu widersprechen.</p>
<h2>Die Causa Teichtmeister</h2>
<p>Zumindest in Österreich ist das Thema Pädophilie 2023 durch den Fall des (bis dahin) beliebten Schauspielers Florian Teichtmeister in der Öffentlichkeit relevant geworden, bei dem Anfang des Jahres ein <a href="https://www.derstandard.de/story/2000142552064/anklage-wegen-besitz-von-kinderpornografie-burgtheater-trennt-sich-von-schauspieler">Verfahren wegen Beschaffung und Besitz von Kinderpornografie</a> eingeleitet wurde. Ein ursprünglich auf den Februar angesetzter Gerichtstermin wurde mehrfach verschoben, letzten Endes wurde er im September zu <a href="https://www.derstandard.de/story/3000000185716/kein-gefaengnis-fuer-florian-teichtmeister">zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt</a>.</p>
<p>Im Gegensatz zu vielen anderen Fällen ist Teichtmeister wohl wirklich pädophil – zumindest gab er dies in seiner Gerichtsverhandlung zu. Infolgedessen wurde das Thema in der Öffentlichkeit breit diskutiert und Dutzende Medienberichte veröffentlicht. Abgesehen von einigen stigmatisierenden Äußerungen lief der Diskurs überwiegend sachlich, wenn auch sehr klinisch und auf Prävention fokussiert. Dennoch zeigt der Fall damit einmal mehr, dass Pädophilie meist nur im Zusammenhang mit öffentlichkeitswirksamen Kriminalfällen überhaupt thematisiert wird, was für die stigmatisierende kognitive Verknüpfung von Pädophilie mit schweren Straftaten eher förderlich ist.</p>
<p>Auch die Politik hat auf den Fall reagiert und prompt ein <a href="https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/paket-gegen-kindesmissbrauch-experten-gespalten;art385,3780243">Maßnahmenpaket zum Kinderschutz</a> vorgeschlagen, das unter anderem einige in solchen Fällen schon obligatorische Strafverschärfungen enthalten (die dennoch weit hinter den derzeit in Deutschland geltenden Strafen zurückbleiben). Als positive Überraschung enthält das Paket <em>kein</em> Verbot von Liebespuppen mit kindlichem Aussehen, obwohl es 2022 noch so aussah, als ob <a href="https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/paket-gegen-kindesmissbrauch-experten-gespalten;art385,3780243">auch in Österreich bald ein Verbot folgen würde</a>, und obwohl es mindestens einen Antrag zu <a href="https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/3105/fname_1513105.pdf">Maßnahmen gegen Pädophilie und Kindesmissbrauch (sic!)</a> gab, der dies forderte.</p>
<h2>Die ungebrochene Angst vor dem Silikon</h2>
<p>Beim Thema der sogenannten „Kindersexpuppen“ gab es dieses Jahr ebenfalls ein paar Entwicklungen.</p>
<p>Einmal wurde <a href="https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00224499.2023.2199727">neue Forschung publiziert</a>, die ernsthafte Zweifel an der vermuteten Gefährlichkeit dieser Puppen eröffnet und im Gegenteil nahelegt, dass die Benutzung von Puppen eher einen kriminalpräventiven Effekt hat. Dies reiht sich im Wesentlichen an die <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2022/11/02/erste-studie-untersucht-besitzer-von-kindlichen-sexpuppen">Ergebnisse vergangener Studien</a> an. Gleichzeitig <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/neunundzwanzig">gab es dieses Jahr erstmals Daten zu Puppen in der polizeilichen Kriminalstatistik</a> – und auch diese Daten widersprechen deutlich dem Narrativ, dass Puppen ständig bei Missbrauchstäter:innen gefunden würden und deshalb einen Beitrag zur Überwindung der Hemmschwelle für Missbrauch leisten müssten.</p>
<p>Dennoch ist eine politische Rücknahme des Verbots auch unter der Ampelregierung ausgeschlossen. Entsprechende Hoffnungen <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/04/28/bundesjustizminister-buschmann-bleibt-bei-verbot-von-puppen-mit-kindlichem-aussehen">zerschlug Bundesjustizminister Marco Buschmann im April</a> auf der Plattform <em>abgeordnetenwatch.de</em>. Die einzige Hoffnung auf eine mögliche Rücknahme des Verbots besteht daher in einer <a href="https://gegen-das-puppenverbot.de/">ausstehenden Verfassungsbeschwerde gegen deren Kriminalisierung</a>, zu der es im vergangenen Jahr allerdings keine neuen Entwicklungen gegeben hat.</p>
<h2>Verbrechen, Vergehen, Versehen</h2>
<p>2021 hatte die damalige Regierung nicht nur Sexpuppen mit kindlichem Aussehen kriminalisiert, sondern unter dem Motto <em>Verbrechen statt Vergehen</em> unter anderem auch die Strafmaße für Straftaten im Deliktbereich der Kinderpornografie <a href="https://lexetius.com/StGB/184b,2">massiv erhöht</a>.</p>
<p>2022 stellte sich diese Verschärfung als großer Fehler heraus, der <a href="https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kinderpornos-missbrauch-strafverfolgung-kritik-100.html">zahlreiche Probleme in der Praxis verursacht</a>.</p>
<p>Noch ein Jahr (und mehrere Verfassungsbeschwerden von verzweifelten Richtern) sollte es dauern, bis das Bundesjustizministerium im November schließlich einen <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/11/26/bundesjustizministerium-stellt-fragwurdigen-entwurf-zur-entscharfung-des-sexualstrafrechts-bei-kinderpornografie-vor">Gesetzesentwurf für die teilweise Entschärfung der Strafmaße vorschlug</a>.</p>
<p>Leider enthält der Gesetzesentwurf einige sehr kritische Passagen. Buschmann hat offenbar Angst, politisch diffamiert zu werden als jemand, der auf der Seite von Täter:innen steht, und versucht dies zu umgehen, indem er versichert, dass die <em>richtigen</em> Täter:innen nach wie vor mit voller Härte bestraft werden. Und die <em>richtigen</em> Täter:innen sind vor allem: Pädophile.</p>
<p>Die Entschärfung hat damit das Potenzial, die Diskriminierung pädophiler Menschen voranzutreiben und den Gleichsatz, dass vor dem Recht alle gleich sind zuungunsten von Täter:innen, die pädophil sind, anzugreifen.</p>
<p>Auch das ist ein Thema, das uns 2024 sicherlich beschäftigen wird, da der Entwurf nächstes Jahr im Bundestag abgestimmt wird.</p>
<h2>Die zunehmende Auslöschung Pädophiler aus dem öffentlichen Diskurs</h2>
<p>2023 war auch das Jahr, in dem soziale Medien zunehmend strikter gegen Pädophile vorgegangen sind. Egal ob in <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/der-standard-oder-wie-man-einen-konstruktiven-austausch-unmoeglich-macht">Kommentarspalten auf News-Webseiten</a>, auf <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/gutefrage-net-und-die-neue-richtlinie-zu-padophilie-1">Hilfeseiten wie GuteFrage.net</a> oder auf sozialen Medien, es werden zunehmend Regeln geschrieben, die pädophilen Menschen schon die Präsenz auf den Plattformen verbieten oder die Accounts Pädophiler unter oft fadenscheinigen Begründungen gelöscht. 2023 war auch das Jahr, in dem Google überraschend die YouTube-Konten zahlreicher Pädophiler Aktivist:innen gelöscht hat (darunter auch mein Konto).</p>
<p>Angestoßen wurde dies unter anderem von journalistischen Recherchen in Missbrauchsnetzwerken, <a href="https://www.wsj.com/articles/instagram-vast-pedophile-network-4ab7189">die nicht hinreichend zwischen Pädophilie und Missbrauch differenzieren</a>, sodass als Antwort soziale Medien oftmals pauschal moderative Richtlinien gegen <em>alle</em> Pädophile erlassen.</p>
<p>Die Folge ist, dass <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-werden-aus-dem-offentlichen-diskurs-ausgeschlossen">pädophile Menschen aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen werden</a>, die Perspektiven und Lebensrealitäten Pädophiler noch unsichtbarer werden, beleidigenden und verletzenden Aussagen noch seltener widersprochen wird und sich damit das Stigma immer mehr als scheinbare Selbstverständlichkeit etabliert.</p>
<h2>Fediverse to the rescue (?)</h2>
<p>Als Lösung für das Problem, aus den großen zentralisierten sozialen Medien regelmäßig ausgesperrt zu werden, erfreuen sich dezentrale Lösungen wie das <a href="https://www.heise.de/ratgeber/Fediverse-So-funktioniert-die-Kommunikation-im-dezentralen-Netzwerk-7359644.html">Fediverse</a> immer größerer Beliebtheit <a href="https://www.eff.org/deeplinks/2023/12/taking-back-web-decentralization-2023-review">unter Pädophilen und anderen marginalisierten Randgruppen</a>. Anders als bei Netzwerken wie <em>Facebook</em> gibt es hier keine zentrale Instanz, welche die volle Kontrolle hat und Sperrungen und Löschungen veranlassen kann, sondern zahlreiche kleinere Instanzen, deren Mitglieder untereinander kommunizieren können. Jede Instanz kann für sich entscheiden, mit welchen anderen Instanzen sie kommunizieren möchte, aber es ist theoretisch unmöglich, jemanden vollständig aus dem Fediverse auszusperren.</p>
<p>Im September des Jahres haben wir ebenfalls den Sprung ins Fediverse gewagt und mit <a href="https://paravielfalt.zone">Paravielfalt</a> eine Instanz eröffnet, die sich an alle Menschen wendet, die sich aufgrund ihrer sexuellen Identität stigmatisiert und benachteiligt fühlen.</p>
<p>Wer möchte, ist herzlich eingeladen sich zu registrieren und teilzunehmen!</p>
<p>Aber auch im Fediverse läuft nicht alles ohne Probleme. So hatten wir recht schnell nach Eröffnung der Instanz Probleme mit einer Instanz für queere Menschen, die uns ohne Beweise die Verbreitung krimineller Inhalte unterstellte. Ein Versuch meinerseits, die Situation mit den Admins zu klären wurde mit einer Sperre und <a href="https://web.archive.org/web/20231003221459/http://web.archive.org/screenshot/https://tooters.org/@tooters/111172834279326384">versuchtem Doxing</a> quittiert.</p>
<p>Dennoch hatten die Vorwürfe zumindest begrenzt Erfolg, nachdem die Instanz uns mit falschen Unterstellungen gesperrt hatte, schlossen sich der Sperre mehrere andere Instanzen an – darunter auch große und bedeutsame Instanzen wie <em>mastodon.social</em> und <em>digitalcourage.social</em>. Auf vielen der Sperrlisten steht immer noch die falsche Behauptung als Sperrgrund, dass wir strafbares Material verbreiten oder uns für die Legalisierung von Kindesmissbrauch einsetzen würden, und Appelle an die Admins bleiben meist folgenlos und unbeantwortet.</p>
<h2>Künstliche Intelligenz</h2>
<p>Ein großes Thema sind weiterhin die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Politisch wurde auf EU-Ebene die <a href="https://netzpolitik.org/2023/ki-verordnung-schraffierte-rote-linien-als-kompromiss/">weltweit erste Richtlinie zur Regulierung künstlicher Intelligenz</a> verhandelt, die leider zahlreiche Ausnahmen für Strafverfolgungsbehörden offen lassen. Besonders kritisch ist das sogenannte „Predictive Policing“, das (mit Einschränkungen) erlaubt wird. Dies bezeichnet den Einsatz von Systemen, die aus bestimmten Merkmalen eines Menschen die Wahrscheinlichkeit der Person vorhersagen soll, Straftaten zu begehen. Für Menschen, die – warum auch immer – in einer Polizeidatenbank als „(möglicherweise) pädophil“ gelistet sind kann dies fatale Folgen haben, denn natürlich werden auch diese automatischen Systeme von den Vorurteilen beeinflusst, nach denen Pädophile grundsätzlich „tickende Zeitbomben“ und „permanente Gefahren“ sind.</p>
<p>Ebenso kontrovers diskutiert wurde das Thema der künstlich generierten Kinderpornografie. Hier ist grundsätzlich zu differenzieren zwischen Modellen, die mit realer Kinderpornografie trainiert wurden oder darauf spezialisiert sind, reale Kinder (und oft auch reale Missbrauchsopfer aus bekannten Missbrauchsdokumentationen) nachzubilden, und solchen, die rein fiktive Kinder generieren und ohne die Benutzung von Missbrauchsabbildungen erstellt wurden. Letztere schaden keinen real existierenden Kindern, können somit für Pädophile eine weitere Möglichkeit darstellen, ihre Sexualität ohne jemanden zu schaden auszuleben und stellen vielleicht auch eine Chance dar, Konsument:innen realer Kinderpornografie auf ethische Ausweichmöglichkeiten „umzuleiten“.</p>
<p>Leider wird das Thema der künstlich generierten Kinderpornografie selten so differenziert betrachtet, und eher einseitig dämonisiert. Besonders negativ aufgefallen ist hier ein Artikel im <a href="https://www.spiegel.de/netzwelt/web/generative-ki-und-kindesmissbrauch-das-kann-sich-fast-wie-eine-erneute-vergewaltigung-anfuehlen-a-8d97accb-7afb-450c-ba47-213939f8fb21">SPIEGEL aus dem September</a>, in dem auch KTW-Pressesprecher Maximillian von Heyden zu Wort kommt. Nicht nur werden hier Behauptungen aufgestellt, die sich wissenschaftlich nicht belegen lassen, sondern auch die <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/10/06/offener-brief-an-maximilian-von-heyden-und-kein-tater-werden">Lebensrealitäten straffrei lebender Pädophiler nicht bedacht</a>.</p>
<p>Nach meinem (Laien-)Verständnis des Strafgesetzbuches ist die Generierung künstlicher Kinderpornografie für den privaten Gebrauch derzeit legal, solange die generierten Bilder nicht realitätsnah sind. Die Debatte um KI-generierte Bilder wird in der Zukunft sicherlich nur weiter an Fahrt aufnehmen und an Relevanz gewinnen. Wenn es bei dieser einseitigen Betrachtung bleibt, die wir bisher sehen können, besteht daher die Gefahr, dass aufgrund der einseitigen Verurteilung KI-generierter Kinderpornografie in der Zukunft das Gesetz geändert wird, und das möglicherweise auf eine Weise, die gleichzeitig auch sämtliche fiktive Kinderpornografie unter Strafe stellt.</p>
<h2>Pädophilie in den Medien</h2>
<p>Auch 2023 waren die meisten Medienberichte eher stigmatisierend. Sehr häufig wurde Pädophilie mit Missbrauch assoziiert oder direkt gleichgesetzt: Die Zeit fragte etwa, ob die Kirche beim Thema Missbrauch „<a href="https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-07/missbrauch-evangelische-kirche-aufarbeitung-studie">blind gegenüber Pädophilie</a>“ gewesen sei; es war die Rede von „<a href="https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_100219994/lostprophets-saenger-ian-watkins-paedophiler-star-im-gefaengnis-abgestochen.html">pädophilen Verbrechen</a> und „<a href="https://www.antenneunna.de/artikel/paedophilie-vorwuerfe-bei-tus-borussia-hoechsten-in-dortmund-trainer-soll-jahrelang-kinder-gefilmt-haben-1754471.html">Pädophilie-Vorwürfen</a>, wenn es um eigentlich Missbrauch ging; und um eine Oberkommissarin, die „<a href="https://www.bild.de/bild-plus/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/oberkommissarin-spuert-kinderschaender-und-paedophile-in-nrw-auf-83678130.bild.html">Kinderschänder und Pädophile</a> aufspürt – um nur einmal ein paar Beispiele zu nennen.</p>
<p>Erwähnenswert ist auch eine Kontroverse um ein <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/was-wirklich-hinter-dem-padophilen-netzwerk-auf-instagram-steckt">Missbrauchs-Netzwerk auf Instagram</a>, welche im Juli Wellen schlug und das in den Medien fast ausnahmslos als „Pädophilen-Netzwerk“ bezeichnet wurde.</p>
<p>Positiv-Beispiele wiederum sind rar gesät. Immerhin ermöglichte die <em>Partei der Humanisten</em> Mitgliedern von <em>Schicksal und Herausforderung e. V.</em>, auf einem <a href="https://suh-ev.de/23-04_themenabend-bei-der-partei-der-humanisten">Themenabend zu sprechen</a>. Andere Positiv-Beispiele waren kurzlebiger: so wurde der Auftritt eines Stand-up-Comedians, der sich in seinem Programm <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/01/11/zum-lachen-ins-review-padophilie-und-liliputaner">empathisch zu nicht-straffälligen Pädophilen geäußert hatte</a>, nach einem Aufruhr auf X (das damals noch Twitter hieß) vom WDR <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/01/17/update-emporungswelle-erfolgreich-wdr-loscht-neumeiers-auftritt">kurzerhand gelöscht</a>. Anstatt sich gegen die Bedrohungen und Beleidigungen, die auf X geäußert wurden zu positionieren, entschuldigte sich der WDR sogar noch bei denen, die dem Comedian teils physische Gewalt androhten.</p>
<p>Es gibt zwei Entwicklungen bei der medialen Thematisierung von Pädophilie, die mir derzeit Sorgen bereiten. Einerseits scheint die Gleichstellung von Pädophilie und Missbrauch immer mehr um sich zu greifen, und auch eigentlich seriöse Medien und Fachpersonal zu erreichen. So gab es beispielsweise eine Therapeutin, die öffentlich Pädophile als <a href="https://www.wienerzeitung.at/h/experten-padophilie-lasst-sich-kontrollieren-aber-nicht-heilen">„abnormale“ und „krankhaft gestörte“ Menschen bezeichnete</a>, oder auch eine Medienpädagogin, die warnte, dass „<a href="https://www.blick.ch/schweiz/in-der-tiktok-paedo-falle-alles-mit-einer-chatfunktion-stellt-eine-gefahr-dar-id19178479.html">Pädophile viele Maschen [haben], um an die Kinder zu kommen</a>.“</p>
<p>Gleichzeitig scheinen selbst seriöse Medien immer weniger bereit zu sein, stigmatisierende und falsche Aussagen zu korrigieren. Selbst bei wissenschaftlich orientierten Publikationen, wenn sie damit eigentlich <a href="https://www.blick.ch/schweiz/in-der-tiktok-paedo-falle-alles-mit-einer-chatfunktion-stellt-eine-gefahr-dar-id19178479.html">rechten Akteuren in die Hand spielen und die Quellen, welche sie selbst verlinken ihren Aussagen direkt widersprechen</a>. Im Zuge der Berichterstattung über das sogenannte „Pädophilen-Netzwerk“ bei Instagram habe ich gut ein Dutzend Redaktionen angeschrieben, und keine einzige Antwort bekommen – die Artikel mit den hetzerischen Überschriften sind bis heute unverändert online.</p>
<h2>Die letzten Worte des Jahres</h2>
<p>Obwohl es an wirklich großen Themen gefehlt hat (vom Fall Teichtmeister vielleicht einmal abgesehen) ist es schwer zu übersehen, dass die gesellschaftlichen Entwicklungen wieder einmal überwiegend negativ waren. Die Stigmatisierung und Diskriminierung pädophiler Menschen scheint unbeirrt voranzuschreiten, und die Möglichkeiten sich dagegen zu wehren in gleichen Tempo zu schrumpfen.</p>
<p>Um dennoch nicht auf einer deprimierenden Note zu enden, möchte ich mich abschließend bei allen treuen Leser:innen bedanken. Der Blog ist oft nicht so aktiv, wie ich es mir gerne wünschen würde, und so möchte ich mich auch bei allen anderen Autor:innen bedanken, die Texte für <em>Kinder im Herzen</em> bereitgestellt und damit die Lücken gefüllt haben.</p>
<p>Wer selber als Autor:in tätig werden oder einen Gastbeitrag einreichen möchte, ist herzlich eingeladen uns <a href="https://kinder-im-herzen.net/kontakt">zu kontaktieren</a>.</p>
<p>Ansonsten bleibt mir nur noch übrig, allen ein <strong>gutes und erfolgreiches 2024</strong> zu wünschen!</p>
</div>
Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1332023-12-28T00:00:00+01:002024-03-19T03:11:33+01:00Unantastbar<p>Ich sitze im Publikum eines Konzerts. Das Thema des Abends: „Ich bin was ich bin.“</p>
<p>Begrüßt werde ich mit einem fröhlichen „Liebe Damen, liebe Herren, liebe Kinder und alles dazwischen und außerhalb“.</p>
<p>Zwischen den Stücken werden immer wieder kleine Reden geschwungen. Locker, lustig. Einige der Sprecher vermutlich selbst Teil der LGBTQI+ Bewegung. Ein Mann in einem glitzernden Jackett lobt unser Grundgesetz. Zitiert die ersten Zeilen, betont wie glücklich wir sein können, dass wir in Deutschland leben, weil es anderen Menschen anderswo nicht vergönnt ist in den Genuss eben jener Grundrechte zu kommen.</p><div class="post-content">
<p>Ich sitze im Publikum eines Konzerts. Das Thema des Abends: „Ich bin was ich bin.“</p>
<p>Begrüßt werde ich mit einem fröhlichen „Liebe Damen, liebe Herren, liebe Kinder und alles dazwischen und außerhalb“.</p>
<p>Zwischen den Stücken werden immer wieder kleine Reden geschwungen. Locker, lustig. Einige der Sprecher vermutlich selbst Teil der LGBTQI+ Bewegung. Ein Mann in einem glitzernden Jackett lobt unser Grundgesetz. Zitiert die ersten Zeilen, betont wie glücklich wir sein können, dass wir in Deutschland leben, weil es anderen Menschen anderswo nicht vergönnt ist in den Genuss eben jener Grundrechte zu kommen.</p>
<p>Nach dem nächsten Stück erläutert eine Frau wie jeder Teil der Vielfalt ist, nicht nur Leute aus der queeren Bewegung. Zum Beispiel auch People of Colour. Im Orchester sitzen Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Körperformen, unterschiedlichen Alters. Ziemlich bunt.</p>
<p>Ja jeder, der keinem anderen schadet, lautet der Nebensatz. Mir wird schlecht. Ich weiß wer damit gemeint ist.</p>
<p>Ich fühle mich ertappt und mir wird schlagartig schmerzlich bewusst: Alle sind damit gemeint. Alle, außer ich. Ich spüre wie sich zuerst Enttäuschung, dann bittere Ernüchterung und schließlich Wut anstaut.</p>
<p>Ich schade niemandem damit wie ich bin. Und doch weiß ich, dass hier eine Ausnahme gemacht werden würde. Ich möchte mich melden, möchte fragen. Möchte rufen. Doch natürlich tue ich das nicht. </p>
<p>Stattdessen Passivität. Ich verweigere das Klatschen nach der Rede, doch fühle mich als dürfte ich selbst das nicht und als würde diese dreiste Unhöflichkeit nur bestätigen, wie falsch meine Existenz ist.</p>
<p>Teil der Show ist eine Transfrau und tatsächlich freue ich mich zu sehen wie normal dies geworden ist. Ganz ohne Drama – einfach nur eine Frau. Doch komme ich nicht über den bitteren Beigeschmack hinweg. </p>
<p>Ich fühle mich ausgeschlossen aus der Gesellschaft und das in dem Land in dem ich aufgewachsen bin und welches ich mein Leben lang für seine Werte bewundert habe. Ich fühle mich belogen.</p>
<p>Warum darf ich nicht darüber sprechen wie es mir damit geht? Wie kann es sein, dass ich Angst haben muss, vor Polizeibesuch, vor psychischer oder gar physischer Gewalt, wenn ich das Schweigen breche? Wie kann es sein, dass ich nicht sein darf wie ich bin, mich verstecken muss, nicht zeigen darf? Wer hat allgemeingültig beschlossen, dass meine Werte und mein Verhalten nicht zählen, sondern nur wie ich geboren bin?</p>
<p>Und warum ist meine Würde als einzige antastbar?</p>
</div>
Rubricappulatag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1382023-10-12T00:00:00+02:002024-03-19T03:12:20+01:00Volksverhetzer Volksverpetzer: „einen ‚guten‘ Pädophilen gibt es nicht“<p>Es gibt Gruppen, bei denen ist es nicht wirklich überraschend, hetzerische und menschenverachtende Aussagen gegen Pädophile zu hören. Boulevardmedien wie <a href="https://www.bild.de/bild-plus/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/oberkommissarin-spuert-kinderschaender-und-paedophile-in-nrw-auf-83678130.bild.html">die BILD</a> etwa, oder das <a href="https://www.nius.de/Gesellschaft/so-feiert-der-deutschlandfunk-paedophilie-ab/9e08dd82-40f7-46a1-bfb3-a281ef69c920">neurechte Magazin Nieus</a> von Ex-BILD Chef Reichelt. Oder <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/video-afd-hetzrede-gegen-padophile-vor-dem-nrw-landtag">Rechte und rechtsextreme Kräfte</a>, die generell gegen Minderheiten hetzen, und Pädophilie dabei häufig als Thema instrumentalisieren um andere Minderheiten zu diffamieren. Oder auch <a href="https://rp-online.de/nrw/panorama/missbrauch-wermelskirchen-reul-fordert-mehr-handlungsspielraum-fuer-ermittler-in-sachen-datenschutz_aid-70607927">konservative „Law and Order“ – Politiker:innen</a>, die sich gerne als Hardliner inszenieren und dafür Pädophile als große gesellschaftliche Bedrohung und sich selber als Helden im Kampf dagegen darstellen. Nicht, dass dies menschenverachtende und stigmatisierende Aussagen weniger schlimm, abscheulich oder gefährlich machen würde. Aber es ist zumindest nicht unerwartet.</p><div class="post-content">
<p>Es gibt Gruppen, bei denen ist es nicht wirklich überraschend, hetzerische und menschenverachtende Aussagen gegen Pädophile zu hören. Boulevardmedien wie <a href="https://www.bild.de/bild-plus/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/oberkommissarin-spuert-kinderschaender-und-paedophile-in-nrw-auf-83678130.bild.html">die BILD</a> etwa, oder das <a href="https://www.nius.de/Gesellschaft/so-feiert-der-deutschlandfunk-paedophilie-ab/9e08dd82-40f7-46a1-bfb3-a281ef69c920">neurechte Magazin Nieus</a> von Ex-BILD Chef Reichelt. Oder <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/video-afd-hetzrede-gegen-padophile-vor-dem-nrw-landtag">Rechte und rechtsextreme Kräfte</a>, die generell gegen Minderheiten hetzen, und Pädophilie dabei häufig als Thema instrumentalisieren um andere Minderheiten zu diffamieren. Oder auch <a href="https://rp-online.de/nrw/panorama/missbrauch-wermelskirchen-reul-fordert-mehr-handlungsspielraum-fuer-ermittler-in-sachen-datenschutz_aid-70607927">konservative „Law and Order“ – Politiker:innen</a>, die sich gerne als Hardliner inszenieren und dafür Pädophile als große gesellschaftliche Bedrohung und sich selber als Helden im Kampf dagegen darstellen. Nicht, dass dies menschenverachtende und stigmatisierende Aussagen weniger schlimm, abscheulich oder gefährlich machen würde. Aber es ist zumindest nicht unerwartet.</p>
<p>Dann gibt es Gruppen, von denen würde man solche hetzerische und stigmatisierende Aussagen nicht unbedingt erwarten. Dazu gehörten bis vor kurzem für mich die Autor:innen des Blogs „Volksverpetzer“, der sich eigentlich für Minderheitenrechte, wissenschaftlich objektive Berichterstattung und gegen Hetze und Desinformationen engagiert. „Wir müssen uns nur auf demokratische Grundlagen einigen, die für das Funktionieren einer weltoffenen, liberalen Demokratie entscheidend sind“, <a href="https://www.volksverpetzer.de/ueber-uns/">schreiben sie in ihrer Selbstbeschreibung</a>. Und weiter: „Kräfte und Parteien, die täglich durch Lügen, Hass und Zwietracht diesen demokratischen Konsens verletzen, gehören entlarvt und angeprangert.“</p>
<p>Umso enttäuschter war ich, als ich vor einiger Zeit den Artikel <a href="https://www.volksverpetzer.de/satire/wieso-denken-rechtsextreme-bei-sex-an-kinder/">AfD: Wieso denken Rechtsextreme bei Sex sofort an Kinder … ?</a> gelesen habe. Dabei ist die Grundaussage des Artikels durchaus richtig. Es geht nämlich um Instrumentalisierung von Kinderschutz durch rechte Akteure (oft aus dem Umfeld der AfD) für die Hetze gegen unliebsame Minderheiten, die als inhärente Gefahr für Kinder dargestellt werden. Unter Kampfbegriffen wie „Frühsexualisierung“ oder „Umerziehung“ wird dabei insbesondere queeren Menschen, Dragqueens und Transsexuellen vorgeworfen, sexuelle Übergriffe gegen Kinder begehen zu wollen. Dies ermöglicht es, die Diskriminierung gegen diese Minderheiten als Kampf für den Schutz von Kindern umzudeuten, und dadurch mehr Unterstützung in der allgemeinen Bevölkerung zu gewinnen.</p>
<p>Problematisch wird es in dem Artikel allerdings immer dann, wenn es um Pädophilie geht. Auch dieses Thema wird in rechten Desinformationskampagnen gerne instrumentalisiert, um damit gegen andere Minderheiten zu hetzen. Dies funktioniert wiederum nur, weil das Stigma gegen Pädophile so massiv ist, dass jegliche Assoziation mit dem Thema als rufschädigend gesehen werden kann. Und hier versagt der Artikel des Volksverpetzers leider völlig, indem es diese Vorurteile am Ende nur bestätigt und bekräftigt.</p>
<p>Das präsenteste Vorurteil ist wohl, dass Pädophilie und sexueller Kindesmissbrauch ein und dasselbe sind. Der Volksverpetzer betont hier, dass die meisten „pädophilen Übergriffe“ heterosexuell seien, und es keinen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie geben würde, da Kindesmissbrauch nichts mit Homosexualität zu tun habe. Hier werden also einerseits Homosexuelle davor beschützt, pauschal für Kindesmissbrauch verantwortlich gemacht zu werden, und gleichzeitig Pädophilie mit Kindesmissbrauch gleichgestellt. Das ist nicht nur offenkundige Doppelmoral, sondern auch rein faktisch falsch. Die meisten dieser sogenannten „pädophilen Übergriffe“ sind nicht nur nicht homosexuell, sondern vor allem auch nicht pädophil. Zu dem Ergebnis kommen Studien <a href="https://www.dutchrapporteur.nl/publications/reports/2015/03/19/on-solid-ground-tackling-sexual-violence-against-children-2014">immer</a> <a href="https://link.springer.com/article/10.1023/A:1009510328588">wieder</a> <a href="https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/62667">aufs</a> <a href="https://www.uw-recht.org/images/230303%20Bericht%20EVV_final.pdf">Neue</a>. Selbst die Quelle, <a href="https://beauftragte-missbrauch.de/themen/definition/wer-sind-die-taeter-und-taeterinnen">die vom Volksverpetzer hier selber verlinkt wird</a> (!), kommt zu dem Schluss, dass Pädophilie nicht die Hauptmotivation für Täter:innen ist, so liest man dort: „Als ein wesentliches Motiv gilt in vielen Fällen der Wunsch, Macht auszuüben und durch die Tat ein Gefühl von Überlegenheit über eine Person zu erlangen. Bei einigen Tätern und wenigen Täterinnen kommt eine sexuelle Fixierung auf Kinder hinzu.“</p>
<p>Auch beim Thema klerikalen Missbrauchs schießt der Artikel einen ziemlichen Bock. Hier wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Taten nichts mit Homosexualität zu tun hätten, und gleichzeitig unterstellt, dass sie intrinsisch mit Pädophilie verknüpft seien. Als Quelle wird eine Studie der katholischen Kirche aus dem Jahr 2011 erwähnt, die zwar nicht direkt verlinkt ist, allerdings mit ein bisschen Recherche leicht <a>online gefunden werden kann</a>. Und die Studie kommt tatsächlich zu dem Ergebnis, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch gibt. Doch mehr noch: in der Studie steht auch, dass Kindesmissbrauch auch nicht direkt mit Pädophilie zusammenhängt. Weniger als fünf Prozent der Beschuldigten seien pädophil, und deutlich öfter als Pädophilie sei bei den Tätern Drogenmissbrauch, insbesondere Alkoholismus, vorhanden, heißt es dort. Die Studie kritisiert außerdem in deutlichen Worten, dass in der medialen Berichterstattung über Missbrauch in der katholischen Kirche die Täter häufig fälschlicherweise als pädophil bezeichnet werden. Also genau das, was der Volksverpetzer hier, mit Verweis auf eben diese Studie, selber macht.</p>
<p>Nur mal nebenbei: Es ist durchaus zu loben, dass die Autor:innen des Volksverpetzers regelmäßig zahlreiche Links in ihren Artikeln setzen. Dies ermöglicht es einem Leser wie mir, die aufgestellten Behauptungen zu prüfen, und ist <a href="https://uebermedien.de/88395/der-link-das-ewige-tabu/">in der Medienbranche leider alles andere als gängige Praxis</a>. Peinlich wird es nur, gerade für ein faktenorientiertes Medium, wenn in diesen Links teils das genaue Gegenteil von dem steht, was der Artikel behauptet, bis man sich als Leser irgendwann die Frage stellt, ob sich die Autorin die verlinkten Ressourcen überhaupt mal angeschaut hat.</p>
<p>Nicht nur, dass der Volksverpetzer der Meinung zu sein scheint, alle Kindesmissbrauchstäter:innen seien pädophil. Auch scheint die Möglichkeit gar nicht in Betracht gezogen zu werden, dass es auch pädophile Menschen gibt, die keine Täter:innen sind. Den traurigen Höhepunkt erreicht diese verzerrende und realitätsfremde Darstellung in der Behauptung, „einen ‚guten‘ Pädophilen gibt es nicht“. Hier wird allen pädophilen Menschen, ganz unabhängig ihrer Persönlichkeit, ihres Charakters oder ihrer Erfahrungen, alleine aufgrund ihrer Sexualität, die Fähigkeit abgesprochen „gute“ Menschen sein zu können. Dies ist erstklassige Hetze, eine menschenverachtende und stigmatisierende Aussage, die so (bezogen zum Beispiel auf queere Menschen) problemlos aus dem Mund eines Rechtsextremen hätte kommen können.</p>
<p>Die Aussage wird mit einem Link auf ein <a href="https://taz.de/Sexualtherapeut-ueber-Paedophilie/!5057202/">zehn Jahre altes Interview mit Sexualtherapeuten Gerhard Senf in der taz</a> belegt. Dort findet sich tatsächlich die Frage der taz, ob es „solche ‚guten‘ Pädophile“ geben würde, was Senf pauschal verneint. Aus dem Kontext wird aber deutlich, was mit „solche“ gemeint ist: Es geht um Menschen, die im Kontrast zu nicht-pädophilen Kindesmissbrauchstäter:innen tatsächlich pädophil sind, und sexuelle Handlungen mit Kindern in der Annahme begehen, dass diese das auch wollen. Also <em>nicht</em> um grundsätzlich alle Pädophilen. Die durchaus äußerst unglücklich formulierte Aussage, solche guten Pädophile würde es nicht geben heißt in dem Zusammenhang nichts anderes, als dass auch solche Fälle Gewalt an und Ausnutzung von Kindern darstellen. Der Volksverpetzer verzerrt diese Darstellung und macht daraus eine pauschale Aussage über alle Pädophilen, scheinbar in dem Unvermögen sich vorzustellen, dass es auch nicht-straffällige Pädophile geben kann.</p>
<p>Es offenbart die Geisteshaltung, die hinter dem Artikel steckt. Immer wieder wird betont, sogar mit <a href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/praevention-sexuellen-missbrauchs-von-kindern-paedophile-100.html">Verweis auf <em>Kein Täter Werden</em> – Chef Prof. Beier</a>, dass Pädophilie nichts mit Homosexualität zu tun habe. Das marginalisiert nicht nur die Erfahrungen pädophiler Menschen, die sich gleichzeitig auch als homosexuell oder queer identifizieren. Gleichzeitig fällt der Volksverpetzer dabei selber auf die rechte Rhetorik rein, die gerade von der extremen Stigmatisierung von Pädophilie profitiert, und schließt sich ihr kritiklos an, wenn es gegen Pädophile geht. Anstatt grundsätzlich anzukreiden, wenn Menschen pauschal aufgrund ihrer Sexualität kriminalisiert und Ziel von Hassbotschaften werden, wird genau das gemacht, was die rechten Akteure auch machen: Es wird eine Linie gezogen zwischen den „Guten“ und den „Bösen“, bzw. „validen“ und „nicht validen“ Identitäten, und dies aufgrund einer Eigenschaft, die sich niemand aussuchen kann. Am Ende haben genau wie in rechtsextremen Narrativen nur die „Guten“ Schutz vor Hetze verdient, die gegen die „Bösen“ wiederum als gerechtfertigt verkauft wird.</p>
<p>Es ist bestürzend, derart extreme Hetze gegen Pädophile in einem Artikel zu lesen, der sonst klare Worte gegen queerfeindliche Narrativen findet, der an anderer Stelle betont, dass man sich seine Sexualität nicht aussucht und sich dafür einsetzt, dass jedes queere Kind in einer Gesellschaft aufwachsen kann, die es „so akzeptiert, wie es ist, ohne sich schämen zu müssen.“</p>
<hr>
<p>Übrigens: ein kritischer Hinweis an die Redaktion mit zahlreichen Quellenverweisen blieb unbeantwortet. Erst auf Nachfrage teilte man mir mit, dass die Kritik an die Autorin weitergeleitet worden wäre. Der Artikel steht bis heute unverändert online, und in <a href="https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/fake-verbreiter-faktenchecks-bezahlen/">zwei seitdem</a> <a href="https://www.volksverpetzer.de/analyse/community-notes-twitter/">veröffentlichten Artikeln</a> ist von Kinderpornografie als „pädophile Inhalte“ die Rede.</p>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1522023-09-27T00:00:00+02:002024-03-19T11:19:29+01:00Wenn das Stigma Täter:innen hilft<p>Ich habe als Betroffener hier und anderswo schon viel über das Stigma gegen pädophile Menschen geschrieben. Meist schreibe ich darüber, welche Auswirkungen das Stigma auf Betroffene hat, etwa über alltägliche Formen digitaler Gewalt und Hasskommentare, <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/kein-teil-der-gesellschaft">gesellschaftliche Marginalisierung</a> und <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-werden-aus-dem-offentlichen-diskurs-ausgeschlossen">Auslöschung</a>, <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/das-versagen-eines-rechtsstaats-teil-ii">staatliche Eingriffe in die Grundrechte pädophiler Menschen</a> als auch <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/die-indirekten-auswirkungen-des-puppenverbots">psychische und körperliche Belastungen, die sich aus der Stigmatisierung ergeben</a>.</p>
<p>Neben der Frage, was für Auswirkungen das Stigma gegen pädophile Menschen für Betroffene hat, stellt sich auch die Frage, was die Auswirkungen für diejenigen sind, die das sind, was pädophilen Menschen gerne pauschal unterstellt wird zu sein: Missbrauchstäter:innen. Man könnte vielleicht meinen, dass das starke Stigma gegen Pädophile zumindest dazu führt, dass wirkliche Täter:innen umso stärker verurteilt werden. Doch noch nicht einmal das ist der Fall. Eher im Gegenteil: das Stigma hilft Täter:innen sogar noch ihre Taten zu rechtfertigen, für geringere Strafen zu plädieren und tatsächlich milder bestraft zu werden.</p><div class="post-content">
<p>Ich habe als Betroffener hier und anderswo schon viel über das Stigma gegen pädophile Menschen geschrieben. Meist schreibe ich darüber, welche Auswirkungen das Stigma auf Betroffene hat, etwa über alltägliche Formen digitaler Gewalt und Hasskommentare, <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/kein-teil-der-gesellschaft">gesellschaftliche Marginalisierung</a> und <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-werden-aus-dem-offentlichen-diskurs-ausgeschlossen">Auslöschung</a>, <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/das-versagen-eines-rechtsstaats-teil-ii">staatliche Eingriffe in die Grundrechte pädophiler Menschen</a> als auch <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/die-indirekten-auswirkungen-des-puppenverbots">psychische und körperliche Belastungen, die sich aus der Stigmatisierung ergeben</a>.</p>
<p>Neben der Frage, was für Auswirkungen das Stigma gegen pädophile Menschen für Betroffene hat, stellt sich auch die Frage, was die Auswirkungen für diejenigen sind, die das sind, was pädophilen Menschen gerne pauschal unterstellt wird zu sein: Missbrauchstäter:innen. Man könnte vielleicht meinen, dass das starke Stigma gegen Pädophile zumindest dazu führt, dass wirkliche Täter:innen umso stärker verurteilt werden. Doch noch nicht einmal das ist der Fall. Eher im Gegenteil: das Stigma hilft Täter:innen sogar noch ihre Taten zu rechtfertigen, für geringere Strafen zu plädieren und tatsächlich milder bestraft zu werden.</p>
<p>Ein Beispiel dafür spielte sich <a href="https://www.stern.de/panorama/mann-will-paedophile-ueberfuehren-und-wird-wegen-besitzes-von-kinderpornografie-verurteilt-33737626.html">in Krefeld im vergangenen August ab</a>. Dort wurde ein 31-jähriger Mann wegen Besitzes von vier kinderpornografischen Bildern zu einer Geldstrafe von 2400 € verurteilt – und das, obwohl die gesetzliche Mindeststrafe eigentlich bei einem Jahr Haft liegt. Der Täter gehört zu einer Gruppe sogenannter „Pädojäger“ – also Gruppen, die versuchen Menschen in die Falle zu locken, die sexuelle Kontakte mit Minderjährigen eingehen wollen, um sie der Polizei zu übergeben<sup><a href="#fn1">1</a></sup> (manchmal aber auch um sie <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/09/21/pedo-hunters-wegen-gefahrlicher-korperverletzung-raub-sowie-sexueller-notigung-vor-gericht">zu misshandeln, zu erpressen und auszurauben</a>). Obwohl der Mann sich selber des Besitzes von Kinderpornografie strafbar gemacht hatte, bezeichnete sogar der Staatsanwalt das Verhalten des Täters als „moralisch vertretbar“. Der Richter scheint dieser Auffassung gefolgt zu sein und deshalb diese außergewöhnlich niedrige Strafe ausgesprochen zu haben. Nicht nur wird damit das „Jagen“ von vermeintlichen Pädophilen legitimiert, sondern auch ein Stück weit die Begehung von Straftaten für diesen Zweck relativiert.</p>
<p>Und das ist nicht der einzige Fall, in dem mit Täter:innen überraschend mild umgegangen wird, wenn sie überzeugend darstellen können, dass sie nicht pädophil sind. Ein <a href="https://www.schwaebische.de/regional/allgaeu/wangen/menschliche-tragoedie-im-gericht-angeklagte-durchlebte-die-hoelle-1558673">Bericht über eine Frau, die unter anderem wegen schweren Kindesmissbrauchs ihrer eigenen Kinder verurteilt wurde</a>, malt ein Porträt der Täterin, das sympathisierender und mitfühlender ist als die meisten Mediendarstellungen nicht-übergriffiger Pädophiler. Für sie spreche – auch laut ihres Verteidigers – dass sie keine sexuellen Neigungen zu Kindern habe. Auch <a href="https://www.freiepresse.de/mittelsachsen/freiberg/staatsanwaeltin-im-kinderpornografie-prozess-in-freiberg-durch-leute-wie-sie-wird-diese-industrie-am-laufen-gehalten-amp12968184">in</a> <a href="https://www.oberhessen-live.de/2023/05/11/verwarnung-und-geldauflage-wegen-kinderpornografie-besitz/">anderen</a> <a href="https://www.merkur.de/lokales/weilheim/weilheim-ort29677/weilheimer-falscher-polizist-kinder-missbrauch-bestreitet-vorwuerfe-muenchner-landgericht-prozess-92115421.html">Fällen</a> werden Gutachten, die keine Pädophilie bei den Angeklagten feststellen können als etwas aufgeführt, was für sie sprechen würde, und dementsprechend das Urteil mildern. Oft bleiben <a href="https://www.sueddeutsche.de/muenchen/fuerstenfeldbruck/kinderpornografie-rentner-verurteilt-puchheim-amtsgericht-1.6016227">nicht-pädophilen Täter:innen</a> <a href="https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.kinderporno-prozess-gucken-sie-nicht-so-viel-auf-ihren-schirm.74ef3ccc-f6a8-4beb-b855-c578f9f7ab6a.html">Therapieauflagen erspart</a>, die <a href="https://www.leinetal24.de/lokales/einbeck/gericht-verhaengt-bewaehrungsstrafe-92266248.html">pädophile Täter:innen fast immer bekommen</a>.</p>
<p>Im Zuge einiger solcher Fälle haben Staatsanwälte sogar offen zugegeben, dass die Gesetze <a href="https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/lehrerin-kinderpornografischer-inhalte-konfisziert-deswegen-angeklagt-100.html">eigentlich Pädophile hart bestrafen</a> sollen. Laut Oberstaatsanwalt Florien Kienle etwa darf es nicht sein, dass wegen Ermittlungen in weniger gravierenden Fällen (von nicht-pädophilen Täter:innen) <a href="https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kinderpornografie-ampelkoalition-will-im-einzelfall-mildere-strafen-ermoeglichen-a-0ca18d60-506b-4ba6-9364-d429b00d5657">die Verfolgung „echter Pädophiler“ leide</a>. Dies offenbart eine Haltung, nach der Sexualstraftaten gegen Kinder nur dann wirklich schlimm sind, wenn sie von Pädophilen begangen werden. Diese Idee beruht nicht zuletzt auch auf dem Stigma, nachdem Pädophile besonders gefährlich und abartig seien und deshalb, wenn es zu Taten komme, entsprechend auch besonders schwer verurteilt gehören. Nur: für die Opfer solcher Taten dürfte es erst einmal egal sein, welche Sexualität der:die Täter:in hat. Es ist grundsätzlich unverständlich, warum pädophile Täter:innen nur aufgrund ihrer Sexualität härter bestraft werden sollten, und im Umkehrschluss führt dies dazu, dass nicht-pädophile Täter:innen, die immerhin die Mehrheit ausmachen mit deutlich milderen Strafen rechnen und sich hinter ihrer „gesunden“ Sexualität verstecken können.</p>
<p>Aber auch für Täter:innen, die tatsächlich pädophil sind, bietet das Stigma eine Chance, wie ein kürzlich <a href="https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/andernach-und-mayen_artikel,-paedophilen-zu-langer-haft-verurteilt-62jaehriger-verging-sich-an-sohn-und-stieftochter-_arid,2572930.html">ein Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Koblenz</a> gezeigt hat. Der 62-jährige Angeklagte wurde beschuldigt, erst seine Stieftochter, und später seinen eigenen Sohn über Jahre hinweg zum Teil schwer sexuell missbraucht zu haben. Zusammen mit seinem Anwalt plädierte er für eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus statt einer Haftanstalt. Als Begründung – und Erklärung für seine Taten – führte der Täter an, dass seine pädophile Neigung ihn zu den Taten getrieben habe.</p>
<p>Der Angeklagte nutzte hier das Stigma gegen Pädophile sehr geschickt aus, um ein für ihn angenehmeres Urteil zu erreichen<sup><a href="#fn2">2</a></sup>. Der Kern des Stigmas ist es, Pädophile als grundsätzlich gefährlich zu sehen, als „tickende Zeitbomben“ und als Menschen, die entweder <em>schon</em> oder <em>noch nicht</em> zum Täter geworden sind, wobei es bei letzteren angeblich nur eine Frage der Zeit sei. Dahinter steckt der Gedanke, dass eine pädophile Sexualität schwer zu kontrollieren sei, und höchstens mit unmenschlicher Willenskraft (und viel Therapie, natürlich) „unter Kontrolle gebracht“ werden kann.</p>
<p>Genau diese Vorurteile instrumentalisiert der Angeklagte. Seine „Verteidigung“ ist im Wesentlichen: <em>Ich bin pädophil, natürlich habe ich Kinder vergewaltigt – was hätte ich denn machen sollen? Ich kann doch nichts dafür, meine Pädophilie hat mich dazu getrieben.</em> Die Medien machen sich allzu häufig zum Spielball solcher verharmlosenden Narrativen, in einem anderen Fall etwa <a href="https://www.wp.de/staedte/ennepetal-gevelsberg-schwelm/kinderpornos-ennepetaler-20-findet-keine-therapie-id238503023.html">schrieb eine Lokalzeitung über einen pädophilen Täter</a>, dass dieser „Täter und gleichzeitig Opfer einer Neigung [ist], gegen die er nur schwer ankämpfen kann“.</p>
<p>Das ist natürlich, um es in aller Deutlichkeit zu sagen, kompletter und gefährlicher Unsinn. Pädophil zu sein, treibt niemanden dazu, seine eigenen Kinder über Jahre hinweg schwer zu missbrauchen. Missbrauch zu begehen, ist eine aktive Entscheidung, und die Verantwortung dafür liegt lediglich bei den Tätern. Die Aussage des Angeklagten kann eigentlich nur als schwacher Versuch gewertet werden, sich selbst auf Kosten aller gesetzestreu lebenden pädophilen Menschen besser darzustellen. Es ist ein maximaler Affront für die zahlreichen pädophilen Menschen, die ihr Leben leben, ohne je auch nur auf den Gedanken zu kommen, das zu tun, was der Angeklagte über Jahre hinweg getan hat.</p>
<p>Es ist kaum zu glauben, aber dennoch folgte selbst der psychiatrische Gutachter der Nette-Gut-Klinik dieser Selbstdarstellung und bescheinigte dem Täter eine verminderte Schuldfähigkeit, da er sich aufgrund seiner pädophilen Neigung teils nicht unter Kontrolle gehabt hätte. Immerhin sind das Gericht und die Staatsanwaltschaft diesem Gutachten letztendlich nicht gefolgt. Beide waren der Auffassung, dass der Angeklagte den Gutachter manipuliert habe, um ihn zu dieser Einschätzung zu bringen. Unter dem Gesichtspunkt könnte man durchaus auch anzweifeln, ob der Angeklagte überhaupt pädophil war, oder ob diese Selbsteinschätzung teil seiner Strategie war. So oder so illustriert dieser Fall, wie brandgefährlich das Stigma auch für den Kinderschutz sein kann.</p>
<p>Die Narrative „wer pädophil ist, missbraucht zwangsläufig“ kann Täter:innen dabei helfen, ihre Taten vor sich selbst zu rechtfertigen, und im Anschluss vor Gericht für mildere Strafen zu plädieren, indem sie argumentieren, dass sie nicht anders hätten handeln können. Deswegen ist es wichtig, Kindesmissbrauch nicht als zwangsläufige Folge von Pädophilie darzustellen. Dies negiert die Verantwortung, die jede:r Täter:in, egal ob pädophil oder nicht, hat. </p>
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<hr>
<ol>
<li>
<p>Obwohl sie sich selber als Pädophilen-Jäger bezeichnen, handelt es sich bei den Menschen, die sie ins Visier nehmen meistens wohl <a href="https://www.berchtesgadener-anzeiger.de/startseite_artikel,-paedophilenjaegern-in-die-falle-gegangen-angeklagter-muss-drei-jahre-in-haft-_arid,771451.html">eher nicht um Pädophile</a>. <a href="#fnref1">↩</a></p>
</li>
<li>
<p>Ob eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus tatsächlich ein angenehmeres Urteil gewesen wäre, sei mal dahingestellt. <a href="#fnref2">↩</a></p>
</li>
</ol>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1422023-08-12T00:00:00+02:002024-03-19T11:08:58+01:00Warum es nicht möglich ist, "contact neutral" zu sein<p>Seit einigen Wochen hat sich unser Team vermehrt mit der amerikanischen Pädophilenszene befasst. Insbesondere Mastodon, eine über sogenannte Instanzen jeweils selbstverwaltete Twitteralternative, stellt hierbei einen Schmelztiegel der verschiedenen Ansichten innerhalb der Community dar - insbesondere jener Ansichten, die sich auf die Frage, ob sexueller Kontakt zwischen Kindern und Erwachsenen vertretbar ist, beziehen. [1] Häufig stößt man hierbei auf pädophile und hebephile Menschen, die von sich selbst behaupten, keine oder eine neutrale Haltung bezüglich dieser Frage zu vertreten. Ähnliches lässt sich auch in der deutschen Pädophilenszene beobachten und ist somit der Grund für diesen Artikel. Wir wollen näher beleuchten, warum wir der Auffassung sind, dass dies als pädophiler Mensch schlichtweg nicht möglich ist und was eigentlich hinter einer solchen "Haltung" steckt. [2]</p><div class="post-content">
<p>Seit einigen Wochen hat sich unser Team vermehrt mit der amerikanischen Pädophilenszene befasst. Insbesondere Mastodon, eine über sogenannte Instanzen jeweils selbstverwaltete Twitteralternative, stellt hierbei einen Schmelztiegel der verschiedenen Ansichten innerhalb der Community dar - insbesondere jener Ansichten, die sich auf die Frage, ob sexueller Kontakt zwischen Kindern und Erwachsenen vertretbar ist, beziehen. [1] Häufig stößt man hierbei auf pädophile und hebephile Menschen, die von sich selbst behaupten, keine oder eine neutrale Haltung bezüglich dieser Frage zu vertreten. Ähnliches lässt sich auch in der deutschen Pädophilenszene beobachten und ist somit der Grund für diesen Artikel. Wir wollen näher beleuchten, warum wir der Auffassung sind, dass dies als pädophiler Mensch schlichtweg nicht möglich ist und was eigentlich hinter einer solchen "Haltung" steckt. [2]</p><h3>Begriffserklärungen</h3><p>Zunächst möchten wir einige Begriffserklärungen vornehmen.</p><h4>Pro-Contact / Pro-C</h4><p>Pro-Contact stellt die Haltung dar, dass sexuelle und romantische Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen grundsätzlich oder unter bestimmten Bedingungen vertretbar sind und dem Kind an sich nicht schaden würden, würde die Gesellschaft anders mit diesem Thema umgehen. Dies muss nicht bedeuten, dass betreffende Personen auch danach handeln und sexuelle Kontakte zu Kindern eingehen, da sich häufig aus Angst vor den rechtlichen Konsequenzen (oder auch aufgrund der sozialen Konsequenzen für das Kind) an die geltenden Gesetze des jeweiligen Landes gehalten wird. Dennoch gibt es natürlich Pro-Contacter, die sexuelle Kontakte zu Kindern eingehen, wenn sie davon ausgehen, dass dieser Kontakt unentdeckt bleibt.</p><h4>Anti-Contact / Anti-C</h4><p>Anti-Contact stellt die Haltung dar, dass sexuelle und romantische Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen nie vertretbar sind, da sie immer das Potenzial in sich tragen, dem Kind zu schaden. Dies schließt den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema ebenfalls ein, allerdings wird dieser nicht als der ausschlaggebende Punkt betrachtet. Der Fokus liegt auf dem Erleben des Kindes, der möglichen Überforderung, dem Machtgefälle zwischen Erwachsenem und Kind und der unterschiedlich entwickelten Sexualität. Dazu kommt, dass man nicht vor Eingehen des Kontaktes wissen kann, wie das Kind im Laufe seiner Pubertät über diesen Kontakt denken wird und dadurch spätere Gefühle von Schuld, Scham oder Ekel auftauchen und das Kind belasten können.</p><h4>Contact-Neutral / Neutral-C</h4><p>Kommen wir also zum letzten Punkt, Contact-Neutral. Wie der Name schon vermuten lässt, stellt Contact-Neutral die Haltung dar, dass jemand bezüglich der oben genannten Frage, keine eindeutige Ansicht vertritt, man “zwischen den Stühlen” steht, also sowohl die Argumentation der einen, wie auch der anderen Seite verstehen kann oder sich nicht näher mit der Frage beschäftigen möchte, weil man sie nicht für wichtig erachtet. Oft ist diese Haltung verbunden mit der Meinung, dass die Pädophilenszene sich nicht in diese beiden Lager spalten solle, da dies grundsätzlich dem Aktivismus und dem Zusammenhalt schade.</p><p>Zugegeben, hier steckt schon einiges an Implikationen in den jeweiligen Erklärungen und es gibt weitere Themenbereiche, die bei den jeweiligen Haltungen eine Rolle spielen, wir wollen uns in diesem Text allerdings auf den sexuellen/romantischen Kontakt zum Kind beschränken.</p><h4>Unmöglichkeit, keine Meinung zu dem Thema zu haben</h4><p>Es ist schlichtweg nicht möglich, keine Meinung zu einem Thema zu haben, das ein derart wichtiger Teil des eigenen Erlebens ist. Jemand, der sich in sozialen Netzwerken oder Selbsthilfegruppen beteiligt, beschäftigt sich zwangsläufig mit seiner Pädophilie und das oftmals schon seit mehreren Jahren und tagtäglich. Es ist unmöglich, keine Ansicht bezüglich einer derart fundamentalen Frage, die eigene Sexualität und den Umgang mit dieser betreffend, zu haben. Früher oder später wird sich einem pädophilen Menschen immer die Frage stellen, ob und in welchem Umfang er seine Sexualität ausleben kann.</p><h4>Wenn man eine Meinung vertritt, möchte man diese auch äußern.</h4><p>Das führt uns zu unserem zweiten Punkt. Wenn man eine Meinung hat, dann möchte man diese auch äußern, insbesondere der eigenen Peer-Group gegenüber, manchmal aber auch nach außen hin, etwa über soziale Netzwerke. Das ist eine Tatsache, die uns in unserer Selbsthilfearbeit schon des öfteren begegnet ist. Man kann nicht lange einer Meinung zustimmen, die mit der eigenen nicht übereinstimmt. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man ganz direkt, oft aber indirekt, seine wahren Ansichten durchblicken lässt. Das ist ganz normal und geht wohl jedem Menschen so.</p><h4>Man kann zu dieser Frage nicht neutral stehen</h4><p>Da wir nun festgestellt haben, dass es unmöglich ist keine Meinung zu einem Thema zu haben, das einen selbst betrifft und dass man diese auch äußern will, ergibt sich daraus, dass eine neutrale Haltung nicht möglich ist. Entweder man ist der Überzeugung, dass sexuelle Kontakte Kindern schaden können und hält sie deshalb für nicht vertretbar - dann ist man anti-contact. Oder man hält dieses Risiko für nicht gegeben bzw. die alleinige Schuld bei der Gesellschaft und wünscht sich, dass sich Gesetze diesbezüglich ändern - dann ist man pro-contact. Ist man nicht anti-contact, ist man automatisch pro-contact. Etwas dazwischen gibt es nicht.</p><h4>Warum ist das wichtig?</h4><p>Wenn man überzeugt davon ist, dass sexuelle Handlungen und romantische Beziehungen zu Kindern diesen schaden können, dann ist es nicht möglich, andere Ansichten als bloße Meinungen zu akzeptieren. Andersherum sieht das selbstverständlich anders aus. Ein Pro-Contacter verliert nichts, wenn er sich mit Anti-Contactern verbündet, wohingegen Anti-Contacter ihre Haltung verraten, wenn sie sich mit Pro-Contactern verbünden. Es zeigt, dass ihre Haltung bloße Maskerade ist um besser dazustehen und keine tiefere Überzeugung dahintersteckt. Es ist nicht möglich, etwas selbst abzulehnen und für schädlich zu erachten und gleichzeitig mit Leuten zusammenzuarbeiten, die meinen, dieser Schaden existiere nicht und die Sache solle legalisiert werden. Insbesondere was den Aktivismus betrifft, handelt es sich also um zwei Gruppen, die komplett unterschiedliche Ziele verfolgen, welche sich nicht vereinbaren lassen.</p><p>Jemand der sich als contact-neutral bezeichnet, ist im Kern also jemand, der sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen nicht grundsätzlich ablehnt (sonst wäre er ja anti-c), sondern diese zumindest toleriert, oftmals sogar gutheißt. Es handelt sich somit bei “contact neutral” um keine eigene Haltung, sondern den Versuch, die eigene pro-contact-Haltung zu verschleiern.</p><p>Anmerkungen: [1] Bei der oben beschriebenen Debatte geht es ausdrücklich um sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern, nicht um sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen oder zwischen Jugendlichen und Kindern bei geringem Altersunterschied. [2] Es geht hier nicht im Pädophile, die sich erst seit kurzer Zeit ihrer Pädophilie bewusst sind und daher noch keine gefestigte Haltung haben.</p>
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RegenbogenfischRubricappulatag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1502023-07-15T00:00:00+02:002024-03-19T03:12:15+01:00Was wirklich hinter dem „Pädophilen-Netzwerk“ auf Instagram steckt<p>Anfang Juni veröffentlichte das Stanford Internet Observatory, eine Forschungseinrichtung der Stanford University, einen Bericht über Strukturen des Vertriebs von Kinder- und Jugendpornografie auf sozialen Medien. Die Forschergruppe stellte fest, dass es auf Online-Plattformen wie Twitter oder TikTok eine große Anzahl Accounts von anscheinend Minderjährigen gibt, die pornografisches Material, das sie selber von sich angefertigt haben, gegen Entgelt anbieten und verkaufen. Den Forschern gelang es, über das Nachverfolgen von Followern ein Netzwerk von Accounts, die damit in Verbindung stehen, zu identifizieren.</p><div class="post-content">
<p>Anfang Juni veröffentlichte das Stanford Internet Observatory, eine Forschungseinrichtung der Stanford University, einen Bericht über Strukturen des Vertriebs von Kinder- und Jugendpornografie auf sozialen Medien. Die Forschergruppe stellte fest, dass es auf Online-Plattformen wie Twitter oder TikTok eine große Anzahl Accounts von anscheinend Minderjährigen gibt, die pornografisches Material, das sie selber von sich angefertigt haben, gegen Entgelt anbieten und verkaufen. Den Forschern gelang es, über das Nachverfolgen von Followern ein Netzwerk von Accounts, die damit in Verbindung stehen, zu identifizieren.</p>
<p>Dieses Netzwerk lässt sich in zwei Gruppen aufteilen. Auf der einen Seite stehen Verkäufer-Accounts, die meistens von Minderjährigen selber betrieben werden. Diese bieten über sogenannte „Menüs“ meist Videos und Bilder mit unterschiedlichen Inhalten, zum Teil aber auch sexuelle Treffen zu verschiedenen Preisen an. Der Großteil der Accountbetreiber gab an, zwischen 13 und 17 Jahre alt zu sein. Auch wenn die Forscher darauf hinweisen, dass einige der „Menüs“, die sie gefunden haben auch Material von sich, als sie jünger waren, angeboten haben, reden wir hier also wohl eher von Jugend- statt von Kinderpornografie. Die Autor:innen selber benutzen aber durchgängig den <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/kinderpornografie-missbrauchsabbildungen-digitale-delikte-der-versuch-einer-differenzierten-debatte">nicht ganz unproblematischen Begriff SG-CSAM</a> (self-generated child sexual abuse material, zu Deutsch etwa selbst erstellte Kindesmissbrauchsabbildungen).</p>
<p>Auf der anderen Seite stehen die vermutlichen Käufer-Accounts, die unter den Followern der Verkäufer-Accounts gefunden wurden. Zahlenmäßig machten diese einen deutlich kleineren Anteil aus, bei Instagram wurden beispielsweise 405 Verkäufer- und 58 potenzielle Käufer-Accounts identifiziert. Dabei bleibt allerdings unklar, ob diese Accounts tatsächlich in illegale Aktivitäten verwickelt sind. Laut Aussage der Forscher wurden die Käufer-Accounts an das amerikanische NCMEC gemeldet, dessen Aufgabe unter anderem die Entfernung krimineller Inhalte ist. Nach einem Monat waren 28 Käufer-Accounts weiterhin aktiv, was insbesondere, da viele dieser Accounts sogar unter Realnamen betrieben wurden die Vermutung nahe liegt, dass diese schlicht nichts Kriminelles getan haben.</p>
<p>Unter den Plattformen, welche die Forschergruppe untersucht hatten, stach Instagram besonders negativ hervor. Nicht nur wurden dort die meisten Accounts gefunden, Instagrams Algorithmen halfen sogar aktiv bei der Bewerbung dieser Inhalte. Schon das Folgen eines Verkäufer-Accounts führte zu Empfehlungen weiterer ähnlicher Accounts.</p>
<p>Wer mehr wissen möchte, findet den frei zugänglichen Bericht in der <a href="https://purl.stanford.edu/jd797tp7663">digitalen Bibliothek der Stanford University</a>. Wichtig sind hier zusammenfassend vor allem zwei Punkte:</p>
<ol>
<li>Die Netzwerke bestehen überwiegend aus Accounts, die von 13-17-jährigen Jugendlichen selber betrieben werden und vor allem Jugendpornografie sowie extreme und riskante Handlungen von sich anbieten.</li>
<li>Das Wort „Pädophilie“ wird weder von der Forschergruppe, noch im zugehörigen <a href="https://cyber.fsi.stanford.edu/news/addressing-distribution-illicit-sexual-content-minors-online">Blogbeitrag des Internet Observatorys</a> auch nur einmal erwähnt.</li>
</ol>
<p>Letzteres ist besonders wichtig. Natürlich machen sich die Käufer strafbar, wenn sie gegen Entgelt sexuelle Videos mit Minderjährigen erwerben oder sich gar auf sexuelle Treffen einlassen. Es handelt sich dann um Sexualstraftäter. Es ist aber einerseits falsch, und andererseits stigmatisierend Sexualstraftaten pauschal auf eine sexuelle Identität zurückzuführen. Und wenn man in diesen Fall diesen Fehlschluss dennoch machen wollte, müsste man – da es eben vor allem um Jugendliche, und nicht um Kinder geht – von Hebe- oder Ephebophilie reden, und nicht von Pädophilie.</p>
<p>Kurz gesagt: diese Netzwerke, die vor allem auf Instagram gefunden wurden, haben schlicht nichts mit Pädophilie zu tun. Pädophilie ist die sexuelle Ansprechbarkeit auf vorpubertäre Kinder, die in der Regel jünger als zwölf sind, während es hier um sexuelle Grenzverletzungen gegen Jugendliche geht.</p>
<h2>Pädophile als Sündenbock der Gesellschaft</h2>
<p>In den deutschsprachigen Medien wurden derart unwichtige Details schnell unter dem Tisch fallen gelassen. Stattdessen wurde aus diesen Ergebnissen in den medialen Narrativen schnell ein „Pädophilen-Netzwerk“, das ungestraft auf Instagram agieren könne.</p>
<p>Die Schlagzeilen lauteten zum Beispiel: <a href="https://www.businessinsider.de/wirtschaft/recherche-zeigt-instagram-hat-problem-mit-kinderpornographie/">Instagram half Pädophilen, Kinderpornografie über Hashtags zu finden und schlug sogar Bilder vor</a> (Business Insider), <a href="https://futurezone.at/digital-life/instagram-algorithmus-paedophilen-netzwerke-kindesmissbrauch-wsj-university-of-stanford-university/402478400">Instagram-Algorithmen empfehlen Pädophilen-Netzwerke</a> (futurezone), <a href="https://t3n.de/news/meta-vernetzung-von-paedophilen-kinderpornografie-kindesmissbrauch-auf-instagram-1557617/">So fördern Instagram-Algorithmen die Vernetzung pädophiler Netzwerke</a> (t3n), <a href="https://kurier.at/chronik/welt/meta-instagram-paedophile-missbrauch/402479696">Algorithmen von Instagram fördern Vernetzung Pädophiler</a> (der Kurier), <a href="https://www.heise.de/news/Breton-an-Zuckerberg-Paedophiles-Netzwerk-auf-Instagram-sofort-abstellen-9181712.html">Pädophiles Netzwerk auf Instagram sofort abstellen</a> (Heise), <a href="https://www.hallo-eltern.de/news/instagram-missbrauchsinhalte/">Pädophile vernetzen sich auf Instagram</a> (Hallo : Eltern) oder <a href="https://www.derstandard.at/story/3000000173758/instagram">Instagrams Algorithmus befördert Reichweite von Pädophilen-Netzwerken</a> (Der Standard).</p>
<p>Formulierungen wie „Pädophilen-Netzwerke“ oder „Pädophilenringe“ waren in der Berichterstattung um das Thema allgegenwärtig. Pauschal wird allen Menschen, die für sexuelle Handlungen und Darstellungen von Jugendlichen bezahlen somit eine pädophile Sexualität unterstellt. Die angebotenen Darstellungen werden zudem gerne als „Pädophilen-Inhalte“ bezeichnet. Dadurch wird eine maximale Distanz zwischen der nicht-Pädophilen Mehrheit und diesem kriminellen Verhalten geschaffen. Anstatt sich selbstkritisch schwierige Fragen stellen zu müssen, die vielleicht auch das eigene Umfeld betreffen könnten, können alle nicht-pädophilen erleichtert aufatmen. Denn es ist angenehmer, sich zu sagen, dass solche Vorfälle "pädophile Netzwerke" sind, die "pädophile Inhalte" unter "Pädophilen" verbreiten, als anzuerkennen, dass hinter den Käufer-Accounts auch ganz „normale“ Menschen stecken, die sich nicht durch ein leicht festzulegendes Merkmal von den Durchschnittsbürgern unterscheiden. Das ist aber ein <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/paedophilie-ist-keine-tat#abschnitt-nicht-jeder-t%C3%A4terin-ist-p%C3%A4dophil">gefährlicher Trugschluss</a> – die meisten Täter:innen sind schon bei Sexualstraftaten gegen Kinder nicht pädophil, bei Sexualstraftaten gegen Jugendliche werden es wohl eher noch weniger sein. Die Narrativen um die „Pädophilen-Netzwerke“ sind eine Wohlfühl-Lüge, die den Blick auf die tatsächlichen Täter:innen verschleiert.</p>
<p>Auf der anderen Seite erreichen diese Narrativen die pauschale Kriminalisierung pädophiler Menschen, indem jedem Netzwerk pädophiler Menschen kriminelle Machenschaften unterstellt wird. Gleichzeitig befördert dies weiter die gesellschaftliche Ausgrenzung Pädophiler. Wenn etwa beklagt wird, dass es „viele Pädophile auf der Plattform Instagram“ gibt (<a href="https://www.hr-inforadio.de/programm/themen/rechercheergebnisse-aus-den-usa---wie-gefaehrlich-sind-instagram-und-co-v1,instagram-166.html">hr-iNFO</a>), wird nicht sexuell ausbeuterisches Verhalten problematisiert, sondern die Präsenz Pädophiler auf sozialen Medien. Nicht nur, dass dadurch die wirklichen Täter:innen nicht angeprangert werden, so fordert dies den grundsätzlichen Ausschluss pädophiler Menschen aus derartigen Online-Plattformen völlig unabhängig davon, ob sie mit diesen Taten überhaupt in Zusammenhang stehen oder nicht. Somit wird nicht sexuelle Gewalt, sondern Pädophilie zur Gefahr, die bekämpft werden muss. Dies führt immer mehr dazu, dass <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-werden-aus-dem-offentlichen-diskurs-ausgeschlossen">Pädophile aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen werden</a> und Unschuldige für die Taten von Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden, die höchstwahrscheinlich noch nicht einmal pädophil sind. Am Ende fördert diese Art der Berichterstattung die Stigmatisierung pädophiler Menschen und kann im schlimmsten Fall als scheinbare Legitimation Diskriminierung, Hasskriminalität und Gewalt gegen Pädophile fördern.</p>
<h2>Unwillen oder Unwissen?</h2>
<p>„Geh nicht von Böswilligkeit aus, wenn Dummheit genügt“, besagt ein als <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hanlon%E2%80%99s_Razor">Hanlons Rasiermesser bekanntes Sprichwort</a>. Vielleicht steckt hinter den diskriminierenden und verharmlosenden Formulierungen also gar keine bewusste Strategie, sondern einfach nur Unwissen und die Übernahme des weit verbreiteten Vorurteils, nach dem Pädophilie und sexuelle Grenzüberschreitungen gegenüber Minderjährigen quasi Synonyme sind?</p>
<p>Um dies zu testen, habe ich insgesamt neun Redaktionen, die stigmatisierende Artikel zu dem Thema veröffentlicht haben per Mail angeschrieben und auf die Problematik hingewiesen. Die Mail gibt es am Ende des Beitrags im Original zu lesen. Verschickt habe ich die Mails am 13.06.</p>
<p>Das Ergebnis: nach gut einem Monat hat von den neun Redaktionen <em>keine einzige</em> geantwortet (von automatisierten Antworten abgesehen). Acht haben ihre Artikel weiterhin unverändert Online.</p>
<p>Die Neue Züricher Zeitung (NZZ) hat zwar nicht geantwortet, aber zumindest als einzige <a href="https://www.nzz.ch/technologie/wie-der-instagram-algorithmus-die-verbreitung-von-paedokriminellen-inhalten-beguenstigt-ld.1741763">ihren Artikel</a> marginal angepasst. Statt „Wie Pädophilie-Netzwerke vom Algorithmus profitieren“ heißt es jetzt: „Der Instagram-Algorithmus begünstigt die Verbreitung von pädokriminellen Inhalten.“ Damit nutzt die Redaktion ein ähnliches Vokabular wie <a href="https://www.spiegel.de/netzwelt/web/instagram-schlug-nutzern-offenbar-paedokriminelle-beitraege-vor-a-d90ae987-e06e-4423-a7f2-394687dfbaaf">Der Spiegel</a> und <a href="https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100189598/instagram-algorithmus-schlug-wohl-kindesmissbrauchsmaterial-vor.html">T-Online</a>, die als einzige Medien von Anfang an von Pädokriminalität statt Pädophilie gesprochen haben. Leider ist dies nur eine leichte Verbesserung, da auch der Begriff Pädokriminalität eine Verbindung zu Pädophilie nahe liegt, die in den meisten Fällen wie gesagt einfach nicht gegeben ist, und die Verknüpfung zwischen Pädophilie und Straftaten weiter aufrechterhält.</p>
<p>Ach ja, und im Artikel der NZZ ist später im Text trotzdem weiterhin noch von „Pädophilie-Netzwerke“ die Rede.</p>
<h2>Wie konnte es so weit kommen?</h2>
<p>Um zu sehen, wie das Narrativ der Pädophilie-Netzwerke, die strafbare pädophile Inhalte austauschen in der Berichterstattung so dominant geworden ist, lohnt sich ein Blick darin, wie die Geschichte überhaupt viral gegangen ist.</p>
<p>Begleitend zu der Veröffentlichung des Forschungsberichts erschien ein Artikel im englischsprachigen Wall Street Journal (WSJ). Hierzu muss erwähnt werden, dass in der englischsprachigen Medienwelt die Gleichstellung von Pädophilie und Sexualstraftaten noch einmal deutlich stärker ist, und selbst übelste hetzerische Artikel dort an der Tagesordnung sind. Einen Eindruck vermittelt <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/sirius-sonntagskiste-nr-25-english-please">dieser Beitrag</a> (auch wenn er inzwischen schon über drei Jahre alt ist, geändert hat sich in der Zeit nicht viel). Nicht zuletzt dürfte dies mit ein Grund dafür sein, dass eine wachsende Zahl pädophiler Menschen sich lieber als <em>Minor Attracted Person</em> (MAP) identifizieren, statt als <em>Pedophile</em>.</p>
<p>So ist es nicht verwunderlich, dass der WSJ als Erstes von Pädophilie in dem Kontext spricht. <a href="https://www.wsj.com/amp/articles/instagram-vast-pedophile-network-4ab7189">Instagram verbindet ein gewaltiges Pädophilen-Netzwerk</a> lautet der Titel des Artikels, welcher die Ergebnisse des Forschungsberichts erstmals an die breite Öffentlichkeit getragen hat. Zur Erinnerung: dieses „gewaltige“ Netzwerk bestand vermutlich aus so etwa 30 Accounts, die sich möglicherweise illegal verhalten haben. Damit wird bereits in der Überschrift die Narrative festgelegt: Das Hauptproblem ist demnach nicht, dass Instagram kriminelle Inhalte nicht sorgfältig genug filtert und sogar noch bewirbt, oder welche Umstände dazu führen, dass Jugendliche scheinbar ohne Wissen ihrer Erziehungsberechtigten sich selber derart verkaufen; sondern, dass Pädophile sich frei im Internet bewegen können.</p>
<p>Auch der Artikel selber erfüllt alle Punkte für die Stigmatisierung Pädophiler: Die Käufer werden pauschal als Pädophile bezeichnet, Pädophile im Internet werden als zu bekämpfende Bedrohung dargestellt, eine positive Einstellung zu Pädophilie wird als ernstzunehmende Gefahr porträtiert, es wird von Pädophilen an Stellen geredet, wo eigentlich Straftäter:innen gemeint sind, und so weiter.</p>
<p>Von dort aus haben zahlreiche Medien die Geschichte übernommen, und dabei die wesentlichen Formulierungen einfach übernommen. Am Ende ist die Geschichte auch in den deutschsprachigen Bereich angekommen, und auch hier haben die Medien die Darstellungen einfach unkritisch kopiert und ins Deutsche übersetzt, offenbar ohne zu hinterfragen, ob das Thema überhaupt was mit Pädophilie zu tun hat.</p>
<p>Doch warum hat der WSJ-Artikel überhaupt angefangen von Pädophilie zu reden, wenn weder im Forschungsbericht noch in der zugehörigen Pressemitteilung das Wort überhaupt erwähnt wurde? Ich habe an den WSJ auch eine englischsprachige Version meiner Mail verschickt, und tatsächlich eine Antwort von Jeff Horwitz, einem der beiden Autoren des Artikels, bekommen.</p>
<p>In der (sehr knappen) Antwort erklärt Horwitz, dass er sich über den Begriff Pädophilie tatsächlich Gedanken gemacht habe und sich der Differenz zwischen der „alltäglichen“ (sprich: falschen) Gebrauch als Begriff für Sexualstraftäter und dem „medizinischen“ (sprich: richtigen) Gebrauch als Begriff für Menschen, die sich zu Kindern hingezogen fühlen, bewusst gewesen sei. Die Mail schließt mit dem vagen Versprechen, in der Zukunft mehr auf die Unterscheidung zu achten, ohne zu erklären, warum er sich trotz besseren Wissens für die falsche und stigmatisierende Terminologie entschieden hat.</p>
<p>Ich glaube, wenn es um Pädophilie geht, müssen wir Hanlons Rasiermesser einmal überdenken.</p>
<h2>Fazit</h2>
<p>Forscher aus Stanford finden auf sozialen Medien und insbesondere auf Instagram Accounts von Jugendlichen, die sexuelle Treffen mit und Darstellungen von sich verkaufen. Obwohl dies mit Pädophilie reichlich wenig zu tun hat, veröffentlicht das Wall Street Journal dies unter der Überschrift, dass auf Instagram ein gewaltiges Pädophilen-Netzwerk existieren würde. Deutschsprachige Medien übernehmen diese Narrative unkritisch, befördern damit die Stigmatisierung Pädophiler und versäumen es gleichzeitig, die wahren Ursachen und Täter:innen sexualisierter Gewalt zu beleuchten. Kritische Hinweise werden von den Redaktionen ignoriert, lediglich ein Artikel wurde marginal angepasst, ohne die grundlegenden Probleme zu beheben.</p>
<h2>Anhang: Mail an die Redaktionen</h2>
<p>Sehr geehrte Redaktion,</p>
<p>Ich schreibe Ihnen anlässlich Ihres Artikels „[Titel]“ vom <a href="%5BLink%5D">Datum</a>, der sich mit den Missständen bei Meta in Bezug auf die Verbreitung unangemessener Inhalte befasst. Während ich Ihre Bemühungen schätze, auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen, möchte ich meine Bedenken hinsichtlich der verwendeten Terminologie, insbesondere des Begriffs „Pädophilie“ in Formulierungen wie „[Beispiel]“, zum Ausdruck bringen.</p>
<p>Pädophilie ist definiert als die sexuelle Präferenz zu vorpubertären Kindern, und ist damit an sich ist keine Straftat, sondern ein Teil der Sexualität, die bei einigen Menschen vorhanden ist, ohne dass diese sich das ausgesucht haben. Strafbar ist der sexuelle Missbrauch von Kindern, unabhängig von der sexuellen Orientierung der Täter:innen. In Studien wurde wiederholt festgestellt, dass die Mehrheit der Kindesmissbrauchstäter:innen nicht pädophil ist. Zudem passt der Begriff Pädophilie auch darüber hinaus grundsätzlich nicht, da es in den Recherchen des Stanford Internet Observatories vorwiegend um 13-17-jährige Jugendliche, und nicht um vorpubertäre Kinder ging.</p>
<p>Pauschal von „Pädophilen“ zu reden, wenn damit eigentlich Täter (in diesen Fall Konsument:innen von Kinder- und Jugendpornografie) gemeint sind, hat somit zwei Folgen. Einerseits führt die Verwendung des Begriffs ohne klare Abgrenzung dazu, dass unschuldige Menschen fälschlicherweise mit Täter:innen gleichgesetzt werden. Straffrei lebende pädophile Menschen werden dadurch ungerechtfertigterweise kriminalisiert und stigmatisiert.</p>
<p>Andererseits kann die Beschränkung dieser Missstände auf das Thema „Pädophilie“ verharmlosend wirken und von den nicht-pädophilen Täter:innen ablenken, die ebenfalls in solchen Netzwerken unangemessene Inhalte verbreiten. Indem der Fokus auf die Pädophilie gelegt wird, wird eine unsachgemäße Gleichstellung zwischen Sexualstraftaten gegen Kinder und Pädophilie hergestellt, die dazu führen kann, dass andere Tätergruppen und ihre kriminellen Handlungen unbeachtet bleiben oder als weniger schlimm empfunden werden.</p>
<p>Ich möchte daher darum bitten, den Artikel zugunsten einer präziseren Terminologie zu überarbeiten, welche die Probleme angemessen beschreibt, und zum Beispiel anstelle von „Pädophilen“ klar von „Täter:innen“ oder „Kriminellen“ zu sprechen. Die Fokussierung auf die sexualisierte Ausbeutung von Jugendlichen und Kindern statt auf vermeintliche sexuelle Neigungen fördert eine gerechtere und differenziertere Diskussion, die nicht zur weiteren Stigmatisierung einer Minderheit beiträgt.</p>
<p>Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, dass Sie meine Anregung in Betracht ziehen werden.</p>
<p>Mit freundlichen Grüßen<br>
Sirius (Pseudonym)<br>
Ein straffrei lebender pädophiler Mensch</p>
</div>
Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1532023-07-09T00:00:00+02:002024-03-19T12:51:41+01:00Wie eine Lüge durch Wiederholung zur Wahrheit wird<p>Am 1. Juli 2023 wurden es nun zwei Jahre seitdem das Verbot von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild in Kraft getreten ist. Und in dieser Zeit hat sich (in meiner Wahrnehmung) ein erstaunlicher Wandel in der Gesellschaft bezüglich dieser Puppen und deren Verbot vollzogen. </p>
<p>Als vor etwa drei Jahren die Diskussion um jene Puppen begann, hatte ich den Eindruck, dass ein Großteil der nicht-pädophilen Bevölkerung zu dem Zeitpunkt gegen ein Verbot war. Beispielhaft sei dabei dieses <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Um2KPh4P1iI">Interview der damaligen Bundestagsabgeordneten Sylvia Pantel mit der BILD</a></p><div class="post-content">
<p>Am 1. Juli 2023 wurden es nun zwei Jahre seitdem das Verbot von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild in Kraft getreten ist. Und in dieser Zeit hat sich (in meiner Wahrnehmung) ein erstaunlicher Wandel in der Gesellschaft bezüglich dieser Puppen und deren Verbot vollzogen. </p>
<p>Als vor etwa drei Jahren die Diskussion um jene Puppen begann, hatte ich den Eindruck, dass ein Großteil der nicht-pädophilen Bevölkerung zu dem Zeitpunkt gegen ein Verbot war. Beispielhaft sei dabei dieses <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Um2KPh4P1iI">Interview der damaligen Bundestagsabgeordneten Sylvia Pantel mit der BILD</a> erwähnt, in welchem sie bereits eines der zentralen Argumente, mit denen später das Verbot begründet wurde, aufwarf: nämlich dass Pädophile an solchen Puppen Missbrauch "einüben" würden. Wieso diese (von keinerlei wissenschaftlichen Studien gestütze) Hypothese geradezu absurd ist, <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/so-etwas-gehoert-verboten">hat Sirius bereits damals erklärt</a>. Bemerkenswert finde ich allerdings, dass sich in den Kommentaren fast ausschließlich ablehnend gegenüber einem Verbot geäußert wurde. Die meisten Personen waren hier der Meinung, dass die Puppen eine unschädliche Alternative für Pädophile seien und es wurde ihnen eher eine präventive Wirkung zugesprochen (nach dem Motto: "Besser sie nehmen eine Puppe als ein Kind"). Zwar lag hier der Fokus primär auf der angesprochenen möglichen präventiven Wirkung und nicht darauf, dass auch Pädophile ein Recht darauf haben, ihre Sexualität auszuleben, solange dabei nicht die Rechte Dritter eingeschränkt werden, dennoch war der Grundtenor recht eindeutig. </p>
<p>Das gleiche Bild (no pun intended) zeigte sich auch auf gutefrage. Auch dort war bei Umfragen, ob solche Puppen erlaubt sein sollten, eine Mehrheit dafür und somit gegen ein Verbot. </p>
<p>Kurze Zeit später wurde dann die Petition <a href="https://www.change.org/p/verbieten-sie-kindersexpuppen-in-deutschland-es-geht-um-den-schutz-unserer-kinder-bmjv-bund-bmfsfj-sexpuppen-missbrauch-kindesmissbrauch">"Verbot von #Kindersexpuppen in Deutschland! Es geht um den Schutz unserer Kinder!"</a> ins Leben gerufen, in der nun auch (erneut ohne Belege) die Hypothese, die Nutzung solcher Puppen würde "die Hemmschwelle für potenzielle Täter senken" aufgestellt wurde. Bald begann der Bundestag über das Thema zu diskutieren und schließlich wurden, entgegen der Empfehlung der meisten Sachverständigen "Inverkehrbringen, Erwerb und Besitz von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild" nach §184l StGB unter Strafe gestellt. </p>
<p>Vor etwa drei Monaten wurde dann die <a href="https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2022/PKSTabellen/ThematischeGliederung/tabellenthema_node.html">polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2022</a> veröffentlicht. <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/neunundzwanzig">Sirius wies bereits in einem Artikel darauf hin</a>, dass 11 130 Tatverdächtigen von sexuellem Kindesmissbrauch gerade einmal 29 Tatverdächtige gegenüberstehen, gegen die wegen Inverkehrbringen, Erwerb und Besitz von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild ermittelt wurde. Selbst wenn alle diese 29 Tatverdächtigen Missbrauch begangen hätten, so wären das gerade einmal etwas über 0,2% aller Missbrauchstäter. Inzwischen wurden nun auch die <a href="https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2022/PKSTabellen/BundTV/bundTV.html?nn=211724">Tabellen der Mehrfachtatverdächtigen</a> (also derjenigen, die mindestens zwei Mal während eines Berichtsjahres polizeilich erfasst wurden) veröffentlicht. Von den 29 Tatverdächtigen war dies genaue eine Person. Eine! Es ist noch nicht einmal klar, um welche Straftat es sich hierbei handelt. Aber auch wenn wir davon ausgehen, dass es sich um sexuellen Kindesmissbrauch handelt, wäre das eine Person von 11 130 - oder 0,008%. Und auch dann bleibt völlig unklar, ob diese Person wegen dieser Puppe übergriffig wurde oder, im Gegenteil, trotz dieser. In jedem Fall dürfte spätestens jetzt klar sein, dass es sich bei der Aussage, bei vielen Missbrauchstätern seien solche Puppen gefunden und durch sie Missbrauch eingeübt worden, um eine glatte Lüge handelt. </p>
<p>Das Problem ist, dass dies in der Gesellschaft überhaupt nicht angekommen ist, ganz im Gegenteil. Wenn heute das Thema aufkommt, sehe ich so gut wie niemanden mehr, der Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild verteidigt und das Verbot in Frage stellt. Stattdessen sind nun überall die Argumente zu hören, die seit über zwei Jahren hartnäckig von Politik und Medien verbreitet werden; dass die Nutzung solcher Puppen Hemmschwellen senke und die "sexuelle Fixierung" verstärke. Auch die neue Regierung und <a href="https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/marco-buschmann/fragen-antworten/es-gibt-bestimmte-arten-von-virtueller-pornografie-welche-opferlos-ist-aber-nach-184b-illegal-sein-kann-0">Justizminister Marco Buschmann</a> wiederholen exakt die gleichen Argumente, die die große Koalition zuvor genutzt hatte (und das obwohl FDP und Grüne die Parteien waren, die sich noch am kritischsten zu dem Verbot geäußert hatten). </p>
<p>Scheinbar reicht es aus, eine Lüge oft genug zu wiederholen, damit sie sie für die Leute irgendwann zur Wahrheit wird. Aber sie bleibt eben doch eine Lüge. </p>
</div>
Regenbogenfischtag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/802023-07-03T00:00:00+02:002024-03-19T04:46:04+01:00Politik und Selbsthilfe?<p>Eigentlich wollte ich mein eigenes Blog schon im Februar online haben. Leider verzögert sich die Veröffentlichung noch immer. Damit nicht noch mehr Zeit ins Land geht, möchte ich hier gern schon einmal ein paar Gedanken zum Verhältnis zwischen Selbsthilfe und politischer Einflussnahme skizzieren, die mit zu meinem Weggang von <em>Schicksal und Herausforderung</em> beigetragen haben. Über den Vertrauensverlust zum Team habe ich ja in meinem <a href="https://suh-ev.de/22-15_abschied-max?target=_blank">dortigen Abschiedspost</a> bereits geschrieben. Beim Zündfunken für meine letzte Entscheidung aber ging es auch um das Verhältnis zwischen Selbsthilfe und Politik. Um die Frage, </p><div class="post-content">
<p>Eigentlich wollte ich mein eigenes Blog schon im Februar online haben. Leider verzögert sich die Veröffentlichung noch immer. Damit nicht noch mehr Zeit ins Land geht, möchte ich hier gern schon einmal ein paar Gedanken zum Verhältnis zwischen Selbsthilfe und politischer Einflussnahme skizzieren, die mit zu meinem Weggang von <em>Schicksal und Herausforderung</em> beigetragen haben. Über den Vertrauensverlust zum Team habe ich ja in meinem <a href="https://suh-ev.de/22-15_abschied-max?target=_blank">dortigen Abschiedspost</a> bereits geschrieben. Beim Zündfunken für meine letzte Entscheidung aber ging es auch um das Verhältnis zwischen Selbsthilfe und Politik. Um die Frage, <strong>welche Art politischer Arbeit der Verein </strong><strong><em>SuH</em></strong><strong> leisten sollte</strong>. Ich habe mir darüber schon jahrelang viele Gedanken gemacht und auch immer wieder im Team darüber gesprochen und Zuspruch erhalten. Im letzten November plötzlich nicht mehr. Worum geht es und worin genau gingen unsere Ansichten anscheinend so weit auseinander?</p><p>In vielen Ländern inklusive Deutschlands verschlechtert sich meinem Eindruck nach seit ca. 2017 die Situation nicht-übergriffiger Pädophiler und derer, die gegen ihre Stigmatisierung eintreten. Soziale Medien haben etwa <a href="https://aboutpedophilia.com/2020/09/18/twitter-censors-support-for-minor-attracted-people">gezielte Schritte unternommen</a>, die Redefreiheit zum Thema einzuschränken, und einst respektable Medien <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Salon.com#Todd_Nickerson">nahmen vorbildliche Artikel vom Netz</a>. Viele Aktivisten beklagten die überraschende Sperrung ihrer Nutzerkonten. Sogar Fachleute und Künstler werden für die öffentliche Aussprache <em>gegen</em> die Stigmatisierung nicht-übergriffiger Pädophiler angegriffen. Vergleiche etwa die Sache mit Dr. Allyn Walker, der <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2021/11/20/angriffe-auf-forschung-meinungsfreiheit-und-kinderschutz">den Arbeitsplatz verlor</a> oder die <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/01/17/update-emporungswelle-erfolgreich-wdr-loscht-neumeiers-auftritt">Zensur des WDR</a> in einer Show des Komikers Moritz Neumeier.</p><p>Das löst bei vielen Betroffenen Hilflosigkeit, Angst und Wut aus. Was liegt da näher als irgendetwas dagegen zu unternehmen? Eine Änderung unfairer Zustände zu fordern? Und als respektable Organisation wurde <em>SuH</em> wiederholt gebeten, sich solcher Dinge anzunehmen.</p><p>Im November 2022 gaben Teile des Vorstands dem nach und verschickten ein Schreiben mit Forderungen an die Politik voreilig als <em>im Namen des Vereins</em> an die Justizminister der deutschen Bundesländer. Daraufhin diskutierte ich das mit meinen Vorstandskollegen NewMan und Caspar ausführlich. Es wurde klar, dass sie sowie ein paar weitere Foren- und Vereinsmitglieder die Aufgabe des <em>Schicksal und Herausforderung e.V.</em> auch darin sahen, direkter als bisher in die Politik einzugreifen um gegen diskriminierende Gesetze vorzugehen.<br> Ich nicht. Warum?</p><p>Die Arbeit/Kernaufgabe von <em>SuH</em> richtet sich von jeher auf die Aufklärung und Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn man etwas als <strong>Kernaufgabe</strong> betrachtet kann man erwarten, dass alle Aktivitäten, die die Erfüllung dieser einen Aufgabe gefährden, ausbleiben geschweige denn Priorität erhalten. Meiner Ansicht nach wäre das der Fall, wenn die Tätigkeit des Vereins weiter als bisher in politisches Terrain geführt wird: es wird die Selbsthilfe und Aufklärung erschweren oder gefährden. Deshalb sollten diese Aktivitäten von <strong>anderen Vereinigungen</strong> übernommen werden aber nicht von <em>SuH</em>. <!--Die November-Aktion hat allein mit dem Bruch im Team bereits beträchtlichen Schaden angerichtet.--></p><h2>Warum mehr Politik in meinen Augen ein Problem ist</h2><p>Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind zwar wertvolle Güter in unserer Gesellschaft. Doch Politik ist auch notorisch unehrlich, korrupt, langsam und zerstritten. Das Bestreben, daran gezielt etwas zu verbessern, funktioniert grundsätzlich anders als die Selbsthilfe. Es ist auch bekanntermaßen ein äußerst zermürbender Kraftfresser, der engagierte Leute verschleißt und oft kraftlos oder desillusioniert wieder ausspuckt. Ich habe schon selbst beobachtet, wie politische Diskussionen über Formulierungen oder nebensächliche Details ganze Projekte geschädigt oder zerstört haben. Das wünsche ich mir für kein Projekt nicht-übergriffiger Pädos.</p><p>Da es beim Bruch zwischen dem Team und mir darum gegangen ist, die Änderung einer Reihe von Gesetzen zu fordern, bleibe ich mal direkt bei diesem Beispiel: Stellt euch vor, eine Organisation wie <em>SuH</em> versucht ein Gesetz zu ändern. Welche Schritte sind dazu nötig? - Recherche, interne Diskussion und Abstimmung um einen Entwurf für ein Schreiben dazu zu verfassen - mind. 1-2 Gespräche und Nachbearbeitung um im Team bzw Verein Konsens über die Formulierungen und konkreten Forderungen zu erreichen - Dieses Schreiben landet auf dem Schreibtisch der Adressaten statt im Papierkorb und wird auch gelesen - Die Adressaten bringen die Forderungen wirklich in die Diskussion mit ihren Kolleg*innen ein (zu einem Thema, wo sie leicht als „Pädophilenfreund“ bei Wähler*innen in Ungnade fallen könnten) - Ein Gesetz wird tatsächlich zugunsten des Schutzes pädophiler Menschen vor Diskriminierung geändert - Diese Gesetzesänderung wird so effektiv umgesetzt, dass sie tatsächlich unsere Situation in der Gesellschaft merklich verbessert</p><p>Jeder dieser Schritte kostet entweder Zeit und Kraft oder ist ziemlich unwahrscheinlich. Und zum letzten Punkt muss man bedenken, dass viele diskriminierende Dinge schon vor Jahrzehnten gesetzlich verboten worden sind. Haben aber auch nur eine der betroffenen Bevölkerungsgruppen wirklich schon Ruhe? Ist der Sexismus bereits begraben worden? Oder der Rassismus?</p><p>Ein Erfolg hängt hier also von <strong>viel Arbeit</strong> und einer ganzen Reihe <strong>relativ unwahrscheinlicher Ereignisse</strong> ab. Lasst uns rechnen: Sagen wir, ein Schreiben zu verfassen koste <strong>2 Leute</strong> vom Team circa <strong>eine Woche</strong> an Zeit und von <strong>50 Briefen</strong> würde <strong>einer</strong> auch zu einer Gesetzesänderung führen (was ich beides für sehr optimistische Schätzungen halte). Das vernachlässigt komplett die Notwendigkeit der Mitsprache von weiteren Teammitgliedern aber lassen wir das erstmal so. Dann wäre die Arbeitskraft von 2 Teammitgliedern etwa ein Jahr lang gebunden pro Gesetz. Also nicht mehr verfügbar für das Kerngeschäft des <em>Selbsthilfevereins</em>. Und wie wirken sich die 49 quasi erfolglosen Wochen voll Arbeit auf die Energie und die Psyche der Teammitglieder aus? Wie wirkt sich das wiederholte Abstimmen und sich-Einigen auf konkrete Forderungen aus? Oder ständig mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu leben?</p><p>Dieses Beispiel geht jetzt von ständiger Arbeit an den Gesetzen aus. Wie wäre es damit, ab und zu mal einen Brief zu schreiben? Das Potential für Frustration und Streit bleibt. Oder sich in diese politischen Themen zu verrennen. Sind wirklich <em>alle</em> Mitglieder/Entscheider an Bord mit den Forderungen? Es ist im Forum kein Geheimnis, dass einzelne Mitglieder des Vereins/Teams von <em>SuH</em> zB ganz unterschiedliche Ansichten zu gezeichneter Kinderpornographie oder kindlichen Sexpuppen haben. Welche Forderung stellt der Verein dann an die Politik: Die, wo Mitglied A ignoriert wird, oder die, wo Mitglieder B und C nicht voll dahinterstehen können? Selbst professionell durchorganisierte Teams oder enge persönliche Freunde kann sowas auseinander bringen.</p><p><strong>In meinen Augen ist dies eine zermürbende und kraftzehrende Arbeit: ein Unterfangen mit den Erfolgsaussichten eines Glücksspiels und einem hohen Risiko für die Stabilität eines Teams.</strong></p><h2>Selbsthilfe und Aufklärung: leise aber mächtig</h2><p>Selbsthilfearbeit und Aufklärung sind keinesfalls einfach. Doch sie bieten die Möglichkeit, Menschen <strong>direkt</strong> zu erreichen und zu helfen. Lange bevor es zu irgendwelchen Gesetzesänderungen kommt sorgen sie schon für Unterstützung und eine gewisse Abhilfe. Manchmal hat man dabei das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen, weil eben die Gesetze und die gesellschaftliche Situation sich noch nicht ändern. Dasselbe Gefühl des Ausgeliefert-seins, mit dem auch die Ratsuchenden zu tun haben. <strong>Doch der Erfolg ist weder von Verkettungen günstiger Zufälle abhängig noch von großen Änderungen.</strong> Man erreicht viele Menschen, berührt ihr Herz und bereichert direkt ihr Leben.</p><p>Und betrachten wir es auch von der politischen Seite aus, unter dem Gesichtspunkt des die-Gesellschaft-verändern-wollens: Kommen wirkliche Veränderungen in der Gesellschaft durch Gesetze zustande? Schafft beispielsweise ein Antidiskriminierungsgesetz ein Stigma und die Diskriminierung ab? Nein, sondern erst wenn ein Großteil der Gesellschaft die <strong>Grundsätze hinter diesem Gesetz verinnerlicht</strong> hat, dann verändert sich die Diskriminierung merklich. Wenn Menschen einen Zusammenhang neu begreifen, <em>dann</em> verändern sich ihre Haltung und ihr Leben. Nur Aufklärung bewirkt dies. Und wird sie lang genug konsequent weitergeführt kommt die Veränderung irgendwann, quasi von unten, auch auf der Ebene der Gesetze an und verändert sie.</p><p><strong>Deswegen halte ich insgesamt Aufklärung und Hilfe für den weit stärkeren und gesünderen Weg.</strong></p><p>Warum gesünder? Ein gezieltes Feilen an der Politik scheitert öfter als dass es gelingt und bringt all das negative Potential mit sich, das ich oben erläutert habe.<br> Doch selbst wenn sich die Gesetze und die gesellschaftliche Situation <em>nie</em> ändern würden, wären Selbsthilfe und Aufklärungsarbeit nicht umsonst. Das ist das Besondere daran: der Weg ist hierbei buchstäblich das Ziel. Denn unabhängig von Stigmatisierung und Gesetzen hilft man unterwegs schon vielen vielen Menschen. Man <em>kann</em> sozusagen nicht einmal scheitern. Und solche Arbeit gibt oft auch viel mehr Kraft als man investiert.</p><h2>Fazit</h2><p>Die übliche Art politischer Arbeit, die manche aus der Community gern von <em>SuH</em> gemacht sehen wollen (für die im GSA-Forum auch flammende Beiträge verfasst wurden) und für die sich auch meine ehemaligen Vorstandskollegen NewMan und Caspar im letzten Jahr entschieden hatten, halte ich also für großteils vergeblich. Für <strong>ernsthaft schädlich</strong> halte ich sie, weil unter diesem zusätzlichen Kraftfresser die Selbsthilfe als Kerngeschäft leidet und auch die Stabilität des Teams.</p><p>Opfert das Team diesem Kraftfresser Energie dann fehlt diese, um die Ziele zu verfolgen, mit denen <em>SuH</em> seit Jahren gute Arbeit leistet. Und sollte sich der Verein irgendwann über politische Forderungen zerstreiten, dann gehen <em>sowohl</em> Politik als auch Selbsthilfe kaputt.</p><p>Versteht mich nicht falsch, wer die politische Arbeit machen will soll sie gern machen. Was ich kritisiere ist vor <strong>die Vermischung mit der Selbsthilfe.</strong> Wenn andere Vereinigungen oder Privatpersonen gezielter an der Politik arbeiten wollen: Nur her damit! Macht das, wofür euer Herz schlägt.</p>
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Max Webertag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1542023-06-13T00:00:00+02:002024-03-19T13:04:40+01:00Wie ich mit Liebespuppenkindern zusammenlebte<p>Schon vor seiner Einführung in Deutschland wurde das Puppenverbot (§ 184l StGB) hauptsächlich mit zwei Positionen argumentiert. Die Befürworter*innen sprachen von „Hemmschwellen“, welche durch Puppen hinsichtlich realer sexueller Gewalt gesenkt würden. Diejenigen, welche sich gegen ein Verbot aussprachen, sprachen von der Möglichkeit der Puppen zur „Triebabfuhr“. Von dem Verbot Betroffene wurden nicht gefragt. Und als Betroffener ich bin erstaunt, dass es nur diese beiden Positionen gibt. Denn mein Zusammenleben mit Puppenkindern sah ganz anders aus, sodass ich mich keinen der beiden vorgenannten Extreme anschließen möchte. Daher denke ich, es macht viel Sinn, wenn Menschen wie ich, einmal aus ihrem eigenen alternativen Liebesleben berichten, so wie sie es damals, vor dem Verbot von Liebespuppenkindern, führten. Es ist ein sehr sensibles Thema, denn wer will schon öffentlich über sein eigenes Liebesleben berichten? Doch ich sehe die Notwendigkeit.</p><div class="post-content">
<p>Schon vor seiner Einführung in Deutschland wurde das Puppenverbot (§ 184l StGB) hauptsächlich mit zwei Positionen argumentiert. Die Befürworter*innen sprachen von „Hemmschwellen“, welche durch Puppen hinsichtlich realer sexueller Gewalt gesenkt würden. Diejenigen, welche sich gegen ein Verbot aussprachen, sprachen von der Möglichkeit der Puppen zur „Triebabfuhr“. Von dem Verbot Betroffene wurden nicht gefragt. Und als Betroffener ich bin erstaunt, dass es nur diese beiden Positionen gibt. Denn mein Zusammenleben mit Puppenkindern sah ganz anders aus, sodass ich mich keinen der beiden vorgenannten Extreme anschließen möchte. Daher denke ich, es macht viel Sinn, wenn Menschen wie ich, einmal aus ihrem eigenen alternativen Liebesleben berichten, so wie sie es damals, vor dem Verbot von Liebespuppenkindern, führten. Es ist ein sehr sensibles Thema, denn wer will schon öffentlich über sein eigenes Liebesleben berichten? Doch ich sehe die Notwendigkeit.</p>
<p>Die meisten Menschen – vor allem jene, die teleophil<sup><a href="#fn1">1</a></sup> sind, werden sich nicht in einem Forum anmelden wollen, in dem pädophile Menschen schreiben und haben damit auch keinen Zugang zum geschützten Bereich solcher Foren. Das sich ein teleophiler Mensch dort nicht anmelden möchte, kann ich gut nachvollziehen, denn selbst ich, als romantisch kinderliebender Mensch, habe mich lange Zeit nicht dazu überwinden können, eine E-Mail-Adresse dafür von mir preiszugeben. Aus diesem Grund möchte ich allen Interessierten diese Hürde nehmen und meinen Beitrag daher so veröffentlichen, dass er für alle Menschen auch ohne Anmeldung zugänglich ist.</p>
<p>Zunächst möchte ich mich hier näher vorstellen, damit alle Lesenden mich etwas besser kennenlernen können. Im Anschluss daran werde ich auf das alternative Liebesleben eingehen, so wie ich es vor Inkrafttreten von § 184l StGB mit meinen Puppenkindern führte.</p>
<p>Ich bin ledig. In meiner Vergangenheit versuchte ich einmal, etwas daran zu ändern. Ich besuchte einen Tanzkurs und lernte auch nette Frauen kennen. Doch musste ich mir bald eingestehen, sie können meine Freunde sein, doch ich werde ihnen gegenüber niemals das empfinden können, was ich für kleine Mädchen fühle. Wenn ich diese Gefühle ignoriere, würde ich einer Frau großes Unrecht tun. Daher habe ich es nicht weiterverfolgt, mir eine Frau zu suchen.</p>
<p>Ich bin puellaphil mit einer Tendenz zur Infantophilie. Die Puellaphilie ist die Liebe zu kindlichen Mädchen. Diesen wirklich schönen Begriff verdanken wir Dr. Ahlers, der ihn in seiner Dissertation zur Begriffsdifferenzierung der sexuellen Ausrichtung vorgeschlagen hat. Romantisches oder sexuelles Interesse an Jugendlichen oder Erwachsenen hatte ich nie. Meine emotionale Zuneigung sowie mein sexuelles Interesse bezogen sich schon seit meiner frühen Kindheit ausschließlich auf kleine Mädchen. Spätestens im Alter von 5 oder 6 Jahren interessierte ich mich für ihre Geschlechtsteile. Mit steifem Glied beobachtete ich einmal ein Doktorspiel zwischen zwei Mädchen meiner damaligen Kindergartengruppe als ich ein kleiner Junge war. Mädchen waren für mich also schon sehr früh etwas ganz Besonderes. Aber ich war ein total schüchternes Kind. Ich empfand es damals als peinlich, mit einem Mädchen zusammen zu sein. Man wurde schließlich auch gleich von den anderen Kindern aufgezogen mit „Ei ei ei was seh ich da?“ Spätestens als ein Junge aus meiner Kindergartengruppe einmal behauptete, dass Jungs gern ihren „Pimmel“ in die Scheide von Mädchen stecken und Mädchen das auch mögen, war es um mich geschehen. Beim Schuhe anziehen vor dem nach draußen spielen gehen, dachte ich verträumt wie erregt daran, wie aufregend das wohl sein mochte. Aber ich habe mich so etwas nie getraut ein Mädchen zu fragen, geschweige denn einfach nur so mit einer ganz normal zu spielen. Vorher war ich mal mit etwa 4 total in ein Mädchen verliebt, aber da war das mit dem sexuellen noch nicht. Ich fühle mich stark emotional zu kleinen Mädchen hingezogen und finde sie auch körperlich wunderschön. Mein Interesse an Mädchen hat sich seit meiner Kindheit nicht verändert. Nur ist mir erst im Erwachsenenalter durch Nachdenken über mich klargeworden, dass das Pädophilie sein muss.</p>
<p>Meine Anziehung zu Mädchen schätze ich auf ein Alter von ungefähr 2 bis 9 Jahren. Tendenziell mag ich vor allem jüngere Kinder. Da es bei mir durchaus vorkommen kann, dass ich Mädchen schon ab einem Jahr interessant finde und sie schließlich besonders im niedrigen Altersbereich sehr niedlich sind, habe ich von einer Tendenz zur Infantophilie geschrieben. Ich finde das insgesamt sehr schwierig zu schätzen und es kommt für mich auch ganz auf den Menschen an, um den es dabei geht. Möglicherweise hat sich das sogenannte „Age of Attraction“ (AoA) mit den Jahren bei mir auch etwas nach unten verschoben. Ich finde kleine Mädchen toll, wenn sie vor allem ganz stereotypisch kleine Mädchen sind. Niedlichkeit spielt bei meiner Faszination zu Mädchen eine sehr große Rolle. Das betrifft aber nicht nur ihr Aussehen. Es gibt etliche kleine Mädchen, die einen total niedlichen und kindlichen Charakter haben. Solche Kinder lassen mein Herz höherschlagen. In meiner Vergangenheit konnten mich Mädchen auch schon mit ihrer süßen Mädchenstimme verzaubern. Für mich spielt dabei der Mensch als Wesen eine Rolle und nicht nur der kindliche Körper. Je kindlicher und stereotypisch mädchenhafter ein Mädchen ist – je süßer sie ist, desto mehr kann sie mich verzaubern. Da spielt alles mit rein, Erscheinungsbild, Verhalten, Charakter und Stimme.</p>
<p>Bei Puppenkindern ist das natürlich zunächst einmal auf Äußerlichkeiten reduziert. Daher erfordert es auch Fantasie, mit Puppen glücklich zusammenzuleben. Man sollte in der Lage sein, sich das Fehlende zu erträumen. Das gilt natürlich gleichermaßen für teleophile Menschen, die mit Puppen zusammenleben. Leider können das nicht alle Menschen und deswegen sind Puppen unglücklicherweise zumindest emotional auch nicht für jede*n eine Lösung.</p>
<p>§ 184l StGB war ein tiefer Einschnitt in mein Leben. Ich lebte mit Künstlerpuppen zusammen, in deren Stoffkörper ich künstliche Vaginen einsetze. Mit ihnen erlebte ich ein sehr erfülltes alternatives Liebesleben inkl. emotionaler Wärme und sehr befriedigter Sexualität. Das Gesetz hat dieses Liebesleben in seiner damaligen sehr erfüllten Form zerstört und mir großes Leid zugefügt. Ich bin sowieso gegen realen Kindersex und überzeugt, dass es keinen einvernehmlichen Kindersex geben kann. Kinder können sich oftmals nicht artikulieren, geschweige denn wissen, worum es dabei überhaupt geht. Meine tiefen inneren Überzeugungen werfe ich doch nicht über den Haufen, nur weil es immer realistischere Puppen gibt. Das Gesetz hatte mir damals allen Lebensmut genommen. Meine Puppenmädchen bedeuten mir alles. Ich dachte, ich müsste das Liebste in meinem Leben bis zur Unkenntlichkeit zerstören, wollte ich dem Gesetz Genüge tun. Das konnte ich nicht. Ich stand kurz vor meinem Selbstmord an dem Abend, an dem ich es erfuhr. Nur weil zwei mir nahestehende Menschen seit 2015 in meine Situation eingeweiht waren, kam es nicht dazu. So konnte mir eine Idee helfen, auf die ich in meinem Schockzustand nicht mehr kam: Das Gesetz verbietet nur Puppen, die von ihrer Beschaffenheit für sexuelle Handlungen bestimmt sind. Wenn meine Puppenkinder keine künstlichen Vaginen mehr hätten, wären sie also wieder ganz normale Künstlerpuppen und würden nicht mehr unter das Gesetz fallen. Diese Idee rettete mein Leben. Ich litt noch viele Wochen unter der schlimmen Situation. Anstelle dass der Gesetzgeber anerkennt, wenn Menschen wie ich einen Weg suchen, ihre Sexualität verantwortungsvoll zu leben, zerstörte er mit diesem Gesetz mein alternatives Liebesleben. Liebte ich es früher, mich mit meinen Mädchen all abendlich glücklich zusammenzukuscheln, beschäftigte ich mich nun mit Rechtsthemen, Moral, Demokratie und Freiheit. Wochenlang weinte ich, sogar auf der Arbeit. Es bekam nur niemand mit, weil ich ein eigenes Büro habe. Immerhin konnten mir meine Puppenkinder noch emotional Trost spenden. Doch das Vorurteil hielt ich fortan in meinen Armen. Ich kann keine eigene Familie haben und ich kann auch an keiner Familie teilhaben. Meine Puppenkinder sind meine Familie. Genau wie die Puppenfrauen der teleophilen Männer oftmals auch ihre Familie sind. Es ist für mich einigermaßen erstaunlich, dass die Frage nach „Hemmschwellen“ nur in Bezug auf die Gestalt einer solchen Liebespuppe aufkommt. Vielleicht hat man noch nicht geschafft, Frauenliebespuppen zu verbieten, weil sich Besitzer von Frauenpuppen besser wehren können. Menschen wie ich sind diesbezüglich hilfloser als Kinder. Wir können uns nicht wehren. Wenn wir das versuchen, sind wir geoutet und setzen uns Hass und Gewalt aus. Wir können nur auf das nächste Gesetz warten, das noch weitere unserer Freiheiten einschränkt.</p>
<p>Eine Beziehung zwischen einem Menschen und einer Puppe ist natürlich anders, als eine Beziehung zwischen zwei Menschen. Ich würde sie eher mit einer Beziehung zwischen einem Kind und einem Kuscheltier vergleichen, mit dem Unterschied, dass die Beziehung zu meinen Puppenmädchen gleichermaßen emotional wie sexuell war.</p>
<p>Ganz zu Anfang, in meinem Zusammenleben mit Puppenkindern, hatte ich ausschließlich sexuelles Interesse an ihnen. Allerdings lehrten mich meine Mädchen mit der Zeit, wie wichtig das Kuscheln ist. Ich stellte fest, dass mich die liebevolle Beschäftigung mit ihnen, wirklich glücklich macht. Sie zu streicheln, zärtlich zu küssen, sie in meinen Armen zu halten und sanft an mich zu drücken, mit ihnen abends einzuschlafen und ihnen morgens beim Aufwachen in die Augen zu schauen, all das löste in mir ein zuvor nie gekanntes Glück aus, das ich heute als das Allerwichtigste in meinem Leben ansehe. Zwar erfüllten mir meine Puppenmädchen auch meine Sexualität, jedoch verschob sich mein Interesse in den Jahren des Zusammenlebens mit ihnen immer mehr in Richtung Emotionalität. Meine Sexualität wurde dadurch nicht unwichtig, doch sie wurde zweitrangig.</p>
<p>Selbstverständlich spielt sich ein großer Teil so einer Beziehung in der Fantasie ab. Ich wollte in meinen Mädchen immer mehr sehen, als nur leblose Puppenkinder. Zu einigen von ihnen entstand eine größere emotionale Bindung, als zu anderen. Das hing zum einen von der Dauer des Zusammenlebens mit ihnen ab, als auch mit „gemeinsamen“ Erlebnissen. Dabei bin ich durchaus Realist. Ich kann die Realität von der Fantasie sehr gut unterscheiden. Trotzdem habe ich nie verlernt, mich auch in eine Fantasiewelt hineinzuträumen. Ich denke, das ist auch die Voraussetzung dafür, um tatsächlich eine tiefere Beziehung zu Puppen aufbauen zu können.</p>
<p>Eine wirklich tiefe emotionale Bindung baute ich nur zu wenigen meiner Puppenkinder auf. Eben sie waren es, mit denen ich besonders viel Zeit verbrachte und schöne Erlebnisse teilte, oder die in schwierigen Situationen an meiner Seite waren. Es waren jene Mädchen, die mich auf der einen oder anderen Reise begleitet hatten und im Hotelzimmer auf meinem Schoß saßen. Und sie waren es, mit denen ich mir gemeinsam vom Fenster aus das Silvesterfeuerwerk anschaute. Für sie habe ich neue hübsche Kinderkleidung ausgesucht, in der sie so wundervoll aussahen. Liebevoll bürstete ich ihre Haare und schmückte sie. Ich machte mir Sorgen um sie, wann immer etwas mit ihnen war. Dadurch lernte ich auch, wie Künstlerpuppen aufgebaut sind und konnte ihnen helfen. Ich knipste Fotos, als meine Mädchen so süß mit den Stofftieren kuschelten. Diese Kinder ließen mich meine Alltagsstress-Situationen vergessen. Und wer saß an meinem Bett, als ich krank war? Sie waren es auch, die mich trösteten, wann immer ich traurig war. Und gemeinsam erlebten wir viele schöne Film-, Hörspiel- und Leseabende. Nicht zuletzt, als sie damals noch ihre Scheiden hatten, waren sie es auch, die mir nicht etwa nur halfen, mit meinen sexuellen Wünschen besser klarzukommen. Mit ihnen zusammen konnte ich diese damals sogar ganz erfüllend erleben. Ich war immer sehr dankbar, dass ich meine Puppenkinder hatte.</p>
<p>Natürlich ist so ein Zusammenleben eine Illusion. Und natürlich kann sich keines meiner Mädchen an unser gemeinsames Zusammensein erinnern. Ich bin es, der sich für uns daran erinnert. All diese schönen Momente des Zusammenseins und des Gefühls von Nähe und Herzenswärme trage ich für uns in meinem Herzen. Das ist es für mich, was eine Beziehung dieser Art ausmacht. Es ist ein Gefühl, das ich als pädophiler Mensch niemals mit anderen Menschen werde erleben können. Es ist ein Weg, um glücklich zu werden. Und darum ist es grausam, dass gerade pädophile Menschen in dieser Hinsicht so unbarmherzig eingeschränkt wurden.</p>
<p>Da § 184l StGB ausschließlich auf Sexualität abzielt, möchte ich insbesondere auf mein damaliges sexuelles Erleben mit meinen Puppenmädchen eingehen:</p>
<p>Hinsichtlich meiner Sexualität wurde es mir ein Anliegen, mich nicht einfach nur an meinen Puppenmädchen zu befriedigen. Ich sehnte mich nach gemeinsamer Erfüllung dieses Bedürfnisses. So entschied ich mich auch für Vaginalsex, denn weibliche Wesen haben ihre sexuelle Empfindsamkeit an Klitoris und Vulva. Mit einem realen kleinen Mädchen würde so etwas niemals funktionieren – selbst wenn es erlaubt wäre. Aber mit meinen Puppenmädchen konnte daraus in meiner Fantasie ein beglückendes gemeinsames Erleben werden. Es war die Sexualität eines echten alternativen gemeinsamen Liebeslebens und keinesfalls „Triebabfuhr“. Ich empfand es in dieser erlebten Weise auch nicht als Masturbation.</p>
<p>Häufig war es noch nicht einmal sexuelles Verlangen, das den Wunsch nach sexuellem Erleben mit meinen Puppenkindern in mir weckte. Es war manchmal einfach auch nur das Bedürfnis nach einem gemeinsamen schönen Erlebnis. Ich befriedigte mich folglich nicht „an“ meinen Puppenmädchen, sondern erlebte die beglückenden Aspekte meiner Sexualität zusammen mit ihnen in einer sehr beglückenden Qualität. Ein interessanter Aspekt dabei ist, dass Künstlerpuppen von ihren Körpern her unterschiedlich aufgebaut sein können. Manche Puppenkinder haben nur Stoffkörper. Andere Puppenkinder haben sogenannte Brustplatten aus Vinyl. Bei solchen Puppenkindern ist die Brust inkl. Speckfältchen häufig sehr detailliert und kindlich ausmodelliert. Dadurch wirken sie viel natürlicher und sind folglich auch für jemanden wie mich sexuell attraktiver. Dennoch kam etwas in meinem Zusammenleben mit meinen Puppenmädchen bei mir vor, das mich selbst verblüffte. Ich bevorzugte oft auch sexuell die unattraktiveren Puppenkinder mit Stoffkörpern. Die starke emotionale Bindung zu ihnen machte dann so viel aus, dass ich mir gemeinsames sexuelles Erleben mit ihnen wünschte, um dieses Glück mit ihnen teilen zu können. Ein sexuelles Erleben in dieser erfüllenden Form und in dieser emotionalen Qualität wäre mit einem realen Kind niemals möglich.</p>
<p>Wären die Grünen damals mit ihrem Vorschlag zum „einvernehmlichen Kindersex“ erfolgreich gewesen und wären somit alle Verbote und Schutzalter diesbezüglich abgeschafft worden, würde ich, auch ohne meine ablehnende Haltung zu Kindersex, auf jeden Fall immer noch Sex mit Liebespuppenkindern bevorzugen. Rein sexuell betrachtet gehe ich dabei nämlich noch einen Schritt weiter, als einfach nur aufzuzeigen, dass Liebespuppenkinder ein guter Ersatz für ein reales Kind sein können. Denn selbst WENN Sex mit Kindern erlaubt wäre und wir emotionale Schäden ausschließen könnten, ich mag vor allem Kleinkinder. Mit so einem kleinen Mädchen KANN ich keinen penetrativen Sex haben, ohne die Kleine körperlich zu verletzen. Bei meinen Puppenmädchen hingegen konnte ich mir nicht nur ganz ohne Gewissensbisse Einvernehmlichkeit erträumen. Sie gaben mir zudem auch die Gewissheit, sie dabei nicht zu verletzen. Meine Puppenmädchen waren auf Sex ausgelegt, was kleine Kinder eben nicht sind! Und dieser Sex war tatsächlich penetrativ möglich und ich habe ihn als äußerst erfüllend erlebt. So etwas wäre also mit einem Kind in dieser erfüllenden Form schon rein körperlich gar nicht möglich. Mit dem jeweiligen Puppenmädchen konnte ich mir zudem auch noch vorstellen, dass wir es beide als schön und erfüllend erleben. Damit ist Sex mit Puppenkindern nicht einfach nur ein verantwortungsvoller Ersatz. Lassen wir all diese Überlegungen mit einfließen, stellt sich heraus, dass er realem Kindersex sogar überlegen ist.</p>
<p>Wie ich schon beschrieben habe, können Puppenkinder vor allem emotional eine große Lebenshilfe sein. Bis zu einem gewissen Grad ist es somit möglich, emotionales Glück mit Puppen zu erleben. Die Gefahr bei einem solchen Zusammenleben ist, dass man sich von anderen Menschen abkapselt und die soziale Eingebundenheit dabei zu kurz kommt, die Menschen ebenfalls brauchen. Diese kann mit Freund*innen und Bekannten erlebt werden. Mit einem sozialen Nanny-Kontakt, eben nicht mehr als was eine Nanny tut, aber auch nicht weniger, wäre die Erfahrung sozialer Eingebundenheit sogar zu Kindern denkbar. Auf soziale Kontakte zu Kindern habe ich als Erwachsener vor allem deshalb verzichtet, weil ich mich keinen Vorurteilen und Verdächtigungen aussetzen wollte. Dieser Verzicht machte Puppenkinder für mich emotional sogar noch wichtiger. Abgesehen von meinen klaren inneren Werten und den bereits zuvor schon harten Strafen bezogen auf realen Kindersex, hätte ich auch sonst niemals mein erfülltes Zusammenleben mit Puppenkindern aufs Spiel gesetzt. Und trotz meines verantwortungsvollen Verhaltens wurde ein Gesetz eingeführt, mit dem ich nun viel verloren habe.</p>
<p>§ 184l StGB wurde von Dr. Jan-Marco Luczak (CDU) und Dr. Johannes Fechner (SPD) damit begründet, dass die Verwendung von „Kindersexpuppen“ „Hemmschwellen“ senke. Ich würde Liebespuppenkinder nicht als „Sexpuppen“ bezeichnen wollen, denn diese Bezeichnung wird ihnen nicht gerecht, wie mittlerweile klar sein sollte. Auch kann ich die Gesetzesbegründung nicht nachvollziehen, wenn ich mir logisch überlege, wie menschliche Grundbedürfnisse funktionieren. Zunächst einmal ist Sexualität ein menschliches Grundbedürfnis, das vergleichbar mit Hunger, Durst, dem Bedürfnis nach Schlaf etc. ist. Treten diese Bedürfnisse auf, bleiben sie normalerweise nur solange in unserem Bewusstsein, bis sie erfüllt sind. Wer also satt ist, wird kaum auf die Idee kommen, seinem Nachbarn den Kühlschrank zu plündern. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Sexualität. Ist jemand sexuell ausgeglichen, läuft er nicht tagein und tagaus total erregt in der Öffentlichkeit herum. Problematisch werden solche Grundbedürfnisse erst dann, wenn Menschen sie sich eben nicht (mehr) erfüllen können. Dann denken sie an nichts anderes mehr.</p>
<p>Liebespuppenkinder sind ein Hilfsmittel für pädophile Menschen, ihre Sexualität menschenwürdig leben zu können, ohne dabei einem Kind zu schaden. Als meine Puppenmädchen noch Vaginen hatten, erlebte ich mit ihnen eine sehr erfüllte Sexualität. Seit dem Verbot bin ich nicht mehr in diesem hohen Maße befriedigt, worunter meine Lebensqualität stark leidet. Aufgrund meiner inneren Überzeugung würde ich – auch bei Gelegenheit – niemals einen sexuellen Kontakt zu einem Kind anbahnen. Aber in der Nähe eines attraktiven kleinen Mädchens würde ich in meiner heutigen Verfassung viel eher an Sex denken, als es noch zu der Zeit war, in der meine Puppenmädchen Vaginen hatten und ich durch sie wirklich vollständig sexuell ausgeglichen war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Effekt Ziel des Gesetzes sein sollte.</p>
<p>Logisch betrachtet, sehnen sich nur pädophile Menschen nach einem Ersatz wie Liebespuppenkinder. Teleophile Menschen – auch die Ersatzhandlungstäter unter ihnen – würden sicher ebenfalls eine Puppe wählen, die ihrer Sexualpräferenz entspricht. Und das ist eine Puppe in Erwachsenengestalt. Ich käme schließlich auch nicht auf die Idee, mir einen kleinen Puppenjungen zu kaufen, um sexuelle Befriedigung mit ihm zu erleben, weil Homosexualität nicht Bestandteil meiner Sexualpräferenz ist. Und mit einer vollbusigen Liebespuppe, welche als echter Mensch vielleicht die Traumfrau der meisten teleophilen Männer wäre, kann ich ebenfalls nichts anfangen.</p>
<p>Ersatzhandlungstäter, die den größten Teil der Missbrauchstäter ausmachen, missbrauchen Kinder bekanntlich nur deshalb, weil sie eine Beziehung zu einem erwachsenen Partner nicht hinbekommen. Ebenfalls bekannt ist, dass Ersatzhandlungstäter von ihrer Sexualpräferenz auf das erwachsene Körperschema ausgerichtet sind. Daraus folgere ich, dass ein Ersatzhandlungstäter – geht man davon aus, dass das Argument mit dem „Einüben von Verhaltensweisen“ überhaupt zutreffend ist – seine Tat an einer Puppe in Erwachsenengestalt „trainieren“ würde, nicht aber an einer Kinderpuppe. Warum also nur Puppen in Kindergestalt verboten wurden, erschließt sich mir in diesem Zusammenhang nicht.</p>
<p>Abgesehen von dieser Überlegung, war jedoch bereits vor Einführung von § 184l StGB aus der Psychologie bekannt, dass die Persönlichkeit eines Menschen darüber entscheidet, ob er zum Täter wird, nicht aber seine Sexualpräferenz und eine genutzte Stimulation.
Siehe hierzu auch:
<a href="https://www.welt.de/iconist/partnerschaft/article206485313/Sexpuppen-und-Sexroboter-Ist-das-die-Zukunft-des-Begehrens.html">https://www.welt.de/iconist/partnerschaft/article206485313/Sexpuppen-und-Sexroboter-Ist-das-die-Zukunft-des-Begehrens.html</a></p>
<p>Weiter ist bekannt, dass es für die Gesundheit wichtig ist, seine Sexualität zu leben. Wer sich der Sexualität anderer Menschen durch Medikamente entledigen will oder diese unverhältnismäßig durch Verbote einschränkt, ohne alternativ Hilfsmittel in Betracht zu ziehen, welche eine erfüllende, menschenwürdige Sexualität auch durch Masturbation ermöglichen können, schadet damit ganz bewusst anderen Menschen und handelt folglich unmoralisch.</p>
<p>Der logische Schluss aus all diesen Überlegungen ist, dass die Legalisierung von Lebenshilfen für pädophile Menschen, die für Kinder unschädlich sind, insbesondere die Abschaffung von § 184l StGB, nicht nur notwendig, sondern auch moralisch geboten ist.</p>
<p>Abschließend möchte ich noch ganz deutlich sagen, dass ich nur deswegen viel verloren habe, weil es meiner Persönlichkeit entspricht, ehrlich zu sein. Ich hätte mich auch genauso gut verstecken und weitermachen können, wie bisher. Welche bzw. welcher Außenstehende könnte schon nachvollziehen, dass eine Künstlerpuppe auch noch etwas anderes sein kann? Wenn sie angezogen und hübsch zurechtgemacht ist, merkt schließlich niemand, wenn sie eine Vagina hat. Doch ich möchte mich nicht strafbar machen und würde niemals mit Absicht gegen ein Gesetz verstoßen – auch nicht gegen ein solches, wie § 184l StGB, dass nicht nur unmoralisch und diskriminierend, sondern obendrein hinsichtlich des vom Gesetzgeber angestrebten Zieles auch noch wirkungslos ist. Auch möchte ich dieses Unrecht nicht ertragen müssen, ohne wenigstens etwas dazu sagen zu dürfen. Daher habe ich meine persönlichen Gedanken aufgeschrieben.</p>
<div class="footnotes">
<hr>
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<li>
<p>Teleophil = erwachsenenliebend; wird meistens "teleiophil" geschrieben. Da ich immer nicht wusste, wie es richtig ausgesprochen wird, ziehe ich die seltenere Schreibweise „teleophil“ vor, bei der die Aussprache klar ist.) <a href="#fnref1">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
</div>
Klasetag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1592023-06-07T00:00:00+02:002024-03-19T13:04:25+01:00Wolf im Schafspelz: eine Kritik zum „Aufsatz zur Situation Pädophiler in Deutschland“<p>Es gibt nur wenig Menschen, die etwas Nettes über Pädophile zu sagen haben, und die gesellschaftlichen Vorurteile gegen Pädophile als Missstand betrachten. Als Pädophiler ist es fast schon eine positive Erfahrung, nicht direkt beleidigt, beschimpft und angegriffen zu werden, wenn sich andere Menschen des Themas annehmen. Umso spannender wirkt zunächst der <a href="https://www.heilzentrum-oststadt.de/aufsatz-p%C3%A4dophlie/">Aufsatz zur Situation Pädophiler in Deutschland</a>, den der Heilpraktiker Wolfgang Wedler 2022 auf seiner Webseite veröffentlichte, und der auf den ersten, flüchtigen Blick tatsächlich ein wertvoller Beitrag gegen die Stigmatisierung pädophiler Menschen zu sein scheint.</p><div class="post-content">
<p>Es gibt nur wenig Menschen, die etwas Nettes über Pädophile zu sagen haben, und die gesellschaftlichen Vorurteile gegen Pädophile als Missstand betrachten. Als Pädophiler ist es fast schon eine positive Erfahrung, nicht direkt beleidigt, beschimpft und angegriffen zu werden, wenn sich andere Menschen des Themas annehmen. Umso spannender wirkt zunächst der <a href="https://www.heilzentrum-oststadt.de/aufsatz-p%C3%A4dophlie/">Aufsatz zur Situation Pädophiler in Deutschland</a>, den der Heilpraktiker Wolfgang Wedler 2022 auf seiner Webseite veröffentlichte, und der auf den ersten, flüchtigen Blick tatsächlich ein wertvoller Beitrag gegen die Stigmatisierung pädophiler Menschen zu sein scheint.</p>
<p>Als der Aufsatz letztens Thema in einer Sitzung des <a href="https://p-punkte.de/">P-Punkte-Chats</a> war, wurde mir, nachdem ich mich kritisch geäußert hatte vorgeworfen, mich mit dem Text nicht ausführlich beschäftigt zu haben und ihn aus oberflächlichen Gründen abzulehnen. Da ich so etwas nicht gerne auf mir sitzen lassen möchte, folgt hier nun eine detaillierte Analyse des Aufsatzes, Abschnitt für Abschnitt, mit allen Problemen, die ich in dem Text sehe. Insbesondere möchte ich versuchen zu erklären, warum der Aufsatz meiner Meinung nach eine äußerst problematische Grundhaltung offenbart und daher zur Aufklärung über Pädophilie absolut nicht geeignet ist – sondern im Gegenteil sogar das Potenzial hat, das Stigma gegenüber Pädophilen noch zu verstärken und zu bestätigen und es daher auch <em>nicht</em> ausreicht, die weniger problematischen Teile zu zitieren und den Rest zu ignorieren.</p>
<p>Wer nur die Kurzfassung möchte, kann hier direkt zur <a href="#abschliessende-bewertung">abschließenden Bewertung</a> springen.</p>
<h2>Der Aufsatz</h2>
<h3>ICD 11</h3>
<p>Der Aufsatz beginnt mit einer Diskussion der 11. Revision der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11). Wedler kritisiert, dass dort Pädophilie weiterhin einen Eintrag hat, und fordert, dass analog zur Homosexualität auch Pädophilie aus dem Handbuch entfernt wird.</p>
<p>Dieser Forderung kann ich erst einmal grundsätzlich zustimmen. Ein Blick in die historische Entwicklung der Klassifizierung sexueller Präferenzstörungen lässt durchaus die Interpretation zu, dass die Frage, ob eine Sexualität laut WHO als „krank“ eingestuft wird eher ein Spiegel der jeweiligen gesellschaftlichen Vorurteile, und weniger medizinischen Fakten geschuldet ist. Die Existenz einer „pädophilen Störung“ im ICD kann stigmatisierende Vorurteile unterfüttern und damit gerade die Situation verschlimmern, die zu krankheitswertigen Belastungen bei pädophilen Menschen führen. Mehr dazu hatte ich <a href="https://www.youtube.com/watch?v=xHy3FZ8hPSk">vor zwei Jahren in einem Video</a> ausgeführt.</p>
<p>Wedlers grundsätzlich nicht unberechtigte Kritik an der ICD-Einstufung leidet letzten Endes aber an einer ungenauen Darstellung. So ist unklar, woher genau die deutsche Fassung der „pädophilen Störung“ kommt, die er zitiert – sie entspricht jedenfalls nicht der aktuellen <a href="https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html;jsessionid=DA799AA775241F53BA02370345317457.intranet671">deutschen Entwurfsfassung</a> und unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten davon. Insbesondere ist laut offizieller Entwurfsfassung eine pädophile Störung diagnostizierbar, wenn die betroffene Person durch ihre Pädophile „stark belastet“ ist, während Wedler von „merklich betroffen“ spricht. Dies hat durchaus Auswirkungen: da Pädophilie ein Teil der eigenen Identität ist, dürfte so ziemlich jede:r Pädophile davon „merklich betroffen“ sein, aber nicht jeder ist dadurch notwendigerweise auch „stark belastet“. Nicht das WHO, sondern ausgerechnet Wedler macht damit jeden Pädophilen zu einem kranken Menschen, was das ICD derart pauschal nicht hergibt.</p>
<h3>Absicht / Begriffsbestimmung</h3>
<p>Ich bin der Ansicht, dass wir <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/strg_h-missbrauch-paedophilie">viele Unklarheiten, Missverständnisse und stigmatisierende Vorurteile</a> aus dem Weg räumen könnten, wenn wir uns auf klar und sauber definierte Konzepte für bestimmte Begriffe einigen könnten. So hat es mich durchaus gefreut zu sehen, dass der Aufsatz mit einem Abschnitt zu Begriffsbestimmungen anfängt. Solche Definitionen ermöglichen es uns als Leser, konkret über Konzepte und Inhalte zu reden, ohne dass wir raten müssen, was mit bestimmten Begriffen gemeint sein könnte.</p>
<p>Zentral in dem Abschnitt zur Begriffsbestimmung ist die Definition von „Missbrauch“, den Wedler als sexuelle Übergriffe „durch Anwendung physischer oder psychischer Gewalt“ definiert. Leider wird der Begriff Gewalt, der mindestens genauso deutungsoffen ist wie der Begriff „Missbrauch“ nicht weiter definiert, sodass letzten Endes doch wieder offen bleibt, was der Definition zufolge genau unter dem Begriff fällt.</p>
<p>Interessanter als, was nach dieser Frage unter den Begriff Missbrauch subsumiert ist, ist aber vielleicht die Frage, was laut dieser Definition <em>nicht</em> (zwingend) darunter fällt. Dazu gehören insbesondere sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern, die durch emotionale Manipulation, Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen oder auf scheinbar freiwillige Initiative des Kindes zustande kommen. Dafür, dass sexuelle Kontakte zu Kindern auch dann problematisch sind, wenn sie scheinbar „von beiden Seiten gewollt“ sind, gibt es <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/argumente-gegen-smk#abschnitt-kinder-die-ihr-einverst%C3%A4ndnis-geben">zahlreiche Argumente</a>. In der <a href="https://beauftragte-missbrauch.de/themen/definition/definition-von-kindesmissbrauch">Missbrauchsdefinition der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung</a> fallen daher auch Handlungen, in die Kinder aufgrund „körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können“.</p>
<p>Auch wenn man sich die Definition der Missbrauchsbeauftragten nicht zu eigen macht, ist die völlige Abwesenheit dieser Kategorie an Handlungen in Wedlers Missbrauchsdefinition auffällig. Wie wir später sehen werden, handelt es sich dabei um eine bewusste Entscheidung, und nicht nur um einfache Unachtsamkeit. Für den Moment merken wir uns diese Definition – wir werden später darauf zurückkommen.</p>
<h3>Auslöser</h3>
<p>Im nächsten Abschnitt schreibt Wedler von seiner Motivation, die ihn zum Verfassen des Beitrags getrieben hat. Und hier dauert es nicht lange, bis seine eigentlichen Intentionen dem aufmerksamen Leser offenkundig werden.</p>
<p>Der Aufsatz trägt die Überschrift „zur Situation Pädophiler in Deutschland“. So wirkt es erst einmal irritierend, dass Wedler einen Absatz der therapeutischen Behandlung von Missbrauchsopfern widmet. Was hat das mit der Situation Pädophiler zu tun? Während er zunächst kritisiert, dass Opfer sexueller Übergriffe auf diese reduziert werden, beklagt er im nächsten Absatz, dass „bereichernde“ (sic!) sexuelle Kontakte von Kindern mit Erwachsenen nicht betrachtet würden. Und obwohl er selber erzählt, dass solche Kontakte „nicht gefunden“ werden (weil seiner Darstellung nach niemand danach sucht) und er dementsprechend keine Belege dafür nennen kann, steht für ihn trotzdem fest, dass solche Kontakte nicht grundsätzlich zu verurteilen sind.</p>
<blockquote>
<p>Es entsteht der Eindruck, dass sexualisierte Kontakte zwischen<br>
Erwachsenen und Kindern zwangsläufig problematisch sind. <strong>Das ist nicht der Fall.</strong></p>
</blockquote>
<p>Nicht nur enthält der Aufsatz keinerlei Belege für diese Aussage. Er geht außerdem nicht weiter darauf ein, dass auch Fälle, in denen solche Kontakte als „unwichtig oder bereichernd“ erfahren wurden nicht zwingend bedeuten, dass sie unproblematisch sind. Um einmal in aller Kürze darauf einzugehen: relevant ist vor allem, ob man im <em>Vorfeld</em> abschätzen kann, dass ein sexueller Kontakt unschädlich ist. Das ist aufgrund der fehlenden Reife von Kindern schlicht unmöglich. Fälle, in denen im <em>Nachhinein</em> kein Schaden entstanden ist, sind kein Gegenbeispiel dafür. <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/unsere-haltung-zu-sex-mit-kindern">Die Langfassung gibt's hier</a>.</p>
<p>Spätestens hier ist klar, dass die Fälle von ich nenne sie mal „scheinbar einvernehmlichen“ sexuellen Kontakten nicht zufällig, sondern ganz bewusst aus der vorigen Missbrauchsdefinition ausgeklammert sind. Für die Interpretation des Aufsatzes ergibt sich damit ein grundsätzlich anderes Bild: auch wenn stellenweise eine objektive und sachliche Auseinandersetzung mit und die Entstigmatisierung von Pädophilie gefordert wird, ist das vornehmliche Ziel die gesellschaftliche Akzeptanz sexuell intimer Beziehungen zwischen Pädophilen und Kindern. Wir werden später noch weitere Beispiele dafür finden.</p>
<p>An dem Rest des Abschnitts ist ärgerlicherweise nicht allzu viel auszusetzen. Ärgerlicherweise deswegen, weil dadurch Teils wichtige und richtige Botschaften mit dem Werben für Akzeptanz von sexuell übergriffigen Handlungen gegenüber Kindern vermischt werden. So weist er korrekterweise darauf hin, dass die meisten Kindesmissbrauchstaten nicht von pädophilen Menschen begangen werden (dies gilt übrigens auch, wenn man die juristische Definition von „Missbrauch“ zugrunde legt), und dass es zu wenig Hilfsangebote für pädophile Menschen gibt, die gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren. Ebenso kritisiert er korrekterweise den Hass, den pädophile Menschen tagtäglich erleben, wobei Kinder häufig als „Rechtfertigung für abscheuliche Beiträge“ herhalten müssen. Leider fehlt es dem Abschnitt allerdings an Belegen, welche diese Aussagen stützen.</p>
<h3>Kinder als sexuelle Wesen</h3>
<p>Ein Muster des Aufsatzes ist, dass auf jeden Absatz, der berechtigte Gesellschaftskritik enthält ein Absatz mit mindestens problematischen Aussagen folgt, die nicht zuletzt auch geeignet sind, das Misstrauen, die Angst und das Stigma gegenüber pädophilen Menschen weiter aufrechtzuerhalten.</p>
<p>Völlig haltlos behauptet Wedler nämlich als nächstes, dass Pädophilie die Frage nach sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Kindern aufwirft. Seiner Meinung nach „meinen“ viele, „diese sei beantwortet“ – womit er einerseits alle Erkenntnisse zu den Folgen sexuellen Missbrauchs als reine „Meinung“ entwertet, und andererseits impliziert, dass die landläufige Meinung (nämlich dass diese Kontakte nicht tolerierbar sind) falsch ist.</p>
<p>Da er auch hier auf jeden ernstzunehmenden Beleg verzichtet, greift er stattdessen auf einen umso absurderen Vergleich zurück. Ähnlich wie das „Klettern auf einen Baum […] als Gefahr oder als Lern- und Erfahrungsmöglichkeit“ gesehen werden kann, verhalte es sich auch mit Sexualität. Ob ein Kind einen Baum oder einen Erwachsenen besteigt, macht laut Wedler also keinen signifikanten Unterschied – beides sind schließlich Gelegenheiten, etwas fürs Leben zu lernen. Oder so ähnlich.</p>
<p>Ich meine, muss ich wirklich erklären, warum dieser Vergleich absurd ist? Vielleicht hilft folgender Gedanke: mit dieser Argumentation kann jede noch so riskante Aktion mit Kindern gerechtfertigt werden, solange irgendeine Chance besteht, dass das Kind etwas Positives daraus mitnehmen kann. Den Achtjährigen mit 200 Sachen über die Autobahn fahren lassen? Der Sechsjährigen den unbegrenzten Konsum von Alkohol ermöglichen, wenn sie dies wünscht? Dem Neunjährigen die 20 Meter hohe Steilküste erklimmen lassen, wenn ihm der Baum langweilig geworden ist? Warum nicht, aus all diesen Erfahrungen kann man ja was lernen. Und wenn es schiefgeht … was soll’s, man kann Kinder schließlich nicht vor allen Gefahren schützen.</p>
<p>Die Tatsache, dass Erziehung auch (teils äußerst schwierige) Nutzen-Risiko-Abwägungen bedeutet, heißt im Umkehrschluss nicht, dass jedes Risiko akzeptabel ist. Wedler scheint hier einer Art <a href="https://yourlogicalfallacyis.com/de/schwarzweissmalerei">Falsches-Dilemma-Fehlschluss</a> zu erliegen, nach der man nur entweder alle, oder gar keine Risiken im Leben von Kindern akzeptieren kann. Bei der Bewertung des Risikos sexueller Handlungen mit Kindern helfen vielleicht folgende Fragen: Wer profitiert von den Handlungen eigentlich am meisten? Was haben Kinder davon, wenn Erwachsenen sexuelle Intimitäten mit ihnen erlaubt werden? Und wer hat im Schadensfall die schlimmsten Folgen zu tragen?</p>
<p>Im weiteren Verlauf bedient sich Wedler einer geschickten Taktik: während er zuvor noch ausdrücklich (wir haben es gesehen) über Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern redete, schreibt er plötzlich, ohne den Übergang deutlich zu machen, von kindlicher Sexualität im Allgemeinen. So behauptet er, die Pädagogik würde fälschlicherweise das Kind nicht als sexuelles Wesen anerkennen und jegliches sexuelles Begehren bei Kindern leugnen.</p>
<p>Diese Behauptung wird häufig aufgestellt von Menschen, die für die Legalisierung von Kindesmissbrauch argumentieren. Weil Erwachsenen keine sexuellen Handlungen mit Kindern erlaubt werden, wird behauptet, dass Kinder als asexuelle Wesen gesehen werden, und jegliche sexuellen Gefühle bei Kindern zum Nachteil der Kinder geleugnet und unterdrückt werden. Das entspricht schlicht nicht der Wahrheit. Dass Kinder schon von Geburt an (und sogar vorher) sexuelle Wesen sind, hat längst den Weg in die <a href="https://www.westermann.de/landing/kompetent-erziehen/Sexualpaedagogik">Pädagogik</a> und auch in <a href="https://elternseite.at/de/themen/aufklaerung-von-anfang-an-reden-ueber-sexualitaet-reden-mit-kleinen-kindern">Elternratgeber</a> gefunden. Das habe sogar ich in einem Pädagogik-Grundkurs vor zehn Jahren gelernt, Wedler als „staatlich anerkannter Erzieher“ müsste dies also auch wissen. Seine Aussagen an dieser Stelle sind also entweder eine bewusste Irreführung, oder für ihn sind kindliche Körpererkundungsspiele und ähnliches keine richtige „Sexualität“ und die beginnt erst dann, wenn Kinder sexuelle Handlungen durch Erwachsene erfahren „dürfen“.</p>
<p>Aber warum reden wir überhaupt darüber, wenn es in dem Aufsatz doch eigentlich um die Situation Pädophiler in Deutschland geht? Genau das ist das Problematische an Wedlers Darstellung, dass die Frage nach sexuellen Handlungen mit Kindern im Kern der Frage steht, wie gesellschaftlich mit Pädophilen umgegangen werden soll. Am Ende stützt er damit nämlich die Stigmatisierung pädophiler Menschen, indem er die Vorurteile bestätigt, dass die Akzeptanz von Pädophilie gleichbedeutend ist mit der Akzeptanz von Kindesmissbrauch, und jegliche „Normalisierung“ von Pädophilie damit als Gefahr zu betrachten ist.</p>
<h3>Kinder lieben / Kontakt zu Kinder</h3>
<p>Eine weitere häufig verwendete Argumentationsstrategie von Befürwortern sexueller Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen ist es, dass Negativfolgen solcher Taten nicht durch den Kontakt selber zustande kommen, sondern durch die Reaktionen des Umfelds, wenn dieser Kontakt bekannt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Wedler genau in diese Kerbe schlägt. Wenn ein Pädophiler sich auf sexuelle Handlungen einlässt, würde dieser ihm zufolge dem Kind definitiv keinen Schaden zufügen. Ein Trauma würde ihm stattdessen durch „Eltern, Justiz und alle am Prozess beteiligten“ zugefügt werden. Diese Aussage wird ebenso wie alle anderen zentralen Aussagen des Aufsatzes ohne jeglichen Beleg stehen gelassen.</p>
<p>Und Wedler geht noch weiter. Nicht nur stellt er diese unbewiesene Behauptung als Fakt dar, er behauptet außerdem (wieder ohne jeglichen Beleg), „die meisten Pädophilen“ würden es auch so sehen.</p>
<blockquote>
<p>Die meisten Pädophilen verzichten auf den sexuellen Kontakt. Nicht weil sie denken, dieser würde dem Kind schaden. Sie wissen, was dem Kind passiert, sollte es herauskommen.</p>
</blockquote>
<p>Schenkt man dieser Aussage Glaube, gibt es also nur zwei Arten von Pädophilen: solche, die Kinder missbrauchen, und solche, die es gerne würden aber es aus Angst vor Entdeckung nicht tun. Das alleine sollte schon Beweis genug dafür sein, dass der Aufsatz absolut ungeeignet ist, um für die Entstigmatisierung des Themas Pädophilie zu werben, und eher selber noch zum Stigma beiträgt. Ich selber würde niemanden ein Kind anvertrauen, der so denkt – zu groß wäre mir die Gefahr, dass derjenige doch in eine Situation kommt, in der er das Risiko nicht entdeckt zu werden als vertretbar einschätzt. Ein nicht-Pädophiler, der Wedlers Worten Glauben schenkt und denkt, jeder Pädophile denkt so muss zu dem Schluss kommen, dass die Ausgrenzung Pädophiler zur Sicherheit von Kindern nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig ist.</p>
<h3>Kinderpornografie</h3>
<p>Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit dem Thema Kinderpornografie, und insbesondere den letzten Gesetzesverschärfungen. Auch wenn ich an dem Abschnitt, im Großen und Ganzen, nichts auszusetzen habe, irritieren dennoch einige fragwürdige Behauptungen.</p>
<p>Dass etwa die Straftat des gewerbsmäßigen Handelns mit Kinderpornografie schon erfüllt sein soll, wenn man ohne zu zahlen Kinderpornografie abruft, erscheint mir als juristischen Laien mehr als fragwürdig. Zunächst einmal bezieht sich der gewerbsmäßige Handel auf <a href="https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__184b.html">Herstellung und Verbreitung</a>, nicht auf den Besitz. Und dass vor alleine die „Absicht, […] Geld sparen zu wollen“ für eine Gewerbsmäßigkeit ausreicht, scheint auch nicht der <a href="https://www.strafrecht-bundesweit.de/strafrecht-blog/die-gewerbsmaessige-begehung-einer-straftat/">gängigen Definition</a> zu entsprechen, wonach „Gewerbsmäßig handelt, wer sich aus wiederholter Tatbegehung eine nicht nur vorübergehende, nicht ganz unerhebliche Einnahmequelle verschaffen will“.</p>
<p>Darüber hinaus zieht Wedler auch hier problematische und stigmatisierende Querverbindungen zu Pädophilie. So soll eine nicht näher benannte russische Studie zu dem Ziel gekommen sein, dass „pädophile Nutzer von Kinderpornografie […] Wert auf Abbildungen [legen], die ohne Zwang oder Gewalt angefertigt wurden“. „Richtige“ Missbrauchsabbildungen würden von Menschen mit einem Gewaltproblem angesehen werden, nicht von Pädophilen. Dabei wird komplett unter den Tisch fallen gelassen, dass Abbildungen, bei denen kein Zwang oder Gewalt direkt zu sehen sind nicht notwendigerweise auch Abbildungen sind, für deren Erstellung kein Zwang oder Gewalt angewandt wurde.</p>
<p>Dass Kinderpornografie und Missbrauchsabbildungen nicht als synonyme Begriffe betrachtet werden sollten, habe ich <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/kinderpornografie-missbrauchsabbildungen-digitale-delikte-der-versuch-einer-differenzierten-debatte">an anderer Stelle selber argumentiert</a>. Im Zusammenhang mit Wedlers zuvor deutlich gewordenen Ansichten, dass sexuelle Handlungen zwischen Pädophilen und Kindern grundsätzlich unschädlich sind, ergibt sich der Eindruck, dass er auch die Aufnahmen solcher Handlungen für grundsätzlich unproblematisch hält.</p>
<h3>Ermittlungsbehörden / Normale Kinderbilder / Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild</h3>
<p>Ich muss zugeben, dass ich mich auch schon gefragt habe, was die Ermittlungsarbeit im Bereich Kinderpornografie so belastend macht, dass regelmäßig <a href="https://www.zeit.de/news/2022-09/16/vier-tage-sonderurlaub-fuer-kinderpornographie-ermittler">Zulagen und Boni</a> für die in dem Bereich eingesetzten Ermittler:innen verhandelt werden – gerade im Vergleich zu Arbeitsbereichen, in denen sie realer Gefahr für Leib und Leben oder direkt mit den Opfern von schweren Gewaltverbrechen konfrontiert werden. Zu fordern, dass diese Zulagen abgeschafft werden, wie Wedler es tut, scheint mir dennoch nicht sinnvoll zu sein und erweckt eher den Eindruck, dass er sich auf ein persönliches Feindbild eingeschossen hat, dem er unter allen Umständen alles Positive verwehren möchte.</p>
<p>Weiterhin behauptet er, das in den Foren im Umlauf befindliche kinderpornografische Material sei nicht nur „immer dasselbe“, sondern „überwiegend 15–25 Jahre alt.“ Diese überraschend spezifische Aussage wird erneut nicht belegt und ist zumindest fragwürdig, 2021 hat das NCMEC immerhin <a href="https://netzpolitik.org/2022/ncmec-zahlen-erklaert-das-raunen-vom-millionenfachen-missbrauch/">1,4 Millionen digitale Fingerabdrücke bisher unbekannter kinderpornografischer Aufnahmen</a> in ihre interne Referenzdatenbank neu aufgenommen. Auch das Argument, dass neues Material von Computerprogrammen nicht gefiltert werden könne, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Erstens <em>können</em> Computerprogramme tatsächlich nicht alle entsprechenden Dateien filtern – unter anderem deswegen werden Ermittler:innen benötigt, welche die Festplatten von Verdächtigen am Ende manuell auswerten. Zweitens <a href="https://www.land.nrw/pressemitteilung/kuenstliche-intelligenz-im-kampf-gegen-kinderpornographie">gibt es heutzutage bereits künstliche Intelligenz</a>, die auch in der Lage ist, bisher unbekanntes Material zu erkennen. Das Ganze ist aber immer mit einer gewissen Fehlerquote behaftet, weshalb die manuelle Prüfung auch hier nicht wegfallen kann.</p>
<p>Der Abschnitt zu normalen Kinderbildern wiederum enthält einige berechtigte Kritik, die aber wieder durch die mangelhafte Quellenarbeit geschmälert wird: so wird die Folge irgendeiner Sendung für ihr unmenschliches Porträt eines gesetzestreu lebenden Pädophilen kritisiert, ohne dass die Folge oder zumindest die Sendung genannt wird.</p>
<p>Der Kritik des Verbots von Puppen mit kindlichem Aussehen kann ich mich größtenteils anschließen, schließlich war das auch hier <a href="https://kinder-im-herzen.net/themen/thema:Kindersexpuppen">schon öfter mal Thema</a>. Aber auch hier fehlt es an dringend benötigten Belegen, Links und Quellenangaben, sodass der Abschnitt einen kritischen Leser eher nicht überzeugen können wird.</p>
<h3>Kritische Betrachtung von „Kein Täter Werden“</h3>
<p>Auch der Kritik an dem Präventionsnetzwerk „Kein Täter Werden“ (KTW) kann ich mich an einigen Stellen anschließen, ist an anderen Stellen aber deutlich zu platt. Richtig ist, dass der Name schon grundsätzlich ein Stigma in sich trägt. <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/akzeptanz-statt-praevention">2020 schrieb ich dazu</a> anlässlich einer gerade neu veröffentlichen Studie: „Schon im Namen von KTW steckt die Ansicht drin, dass pädophile Menschen irgendwie Hilfe dabei brauchen, keine sexuellen Übergriffe zu begehen. […] Die Ansicht, die implizit dahinter steht: pädophile Menschen sind doch irgendwie immer eine Gefahr, tickende Zeitbomben quasi, die in Therapie gehören um dort mühsam zu lernen, keine Kinder zu missbrauchen.“</p>
<p>Ebenso ist die therapeutische Abdeckung für pädophile Menschen, die keine Angst haben Straftaten zu begehen aber unter Stigmatisierung, Ausgrenzung oder auch Liebeskummer leiden katastrophal (sprich: praktisch nicht vorhanden). Sinnvoll wäre es daher meiner Meinung nach, KTW für alle (auch nicht-pädophile) Menschen zu öffnen, die befürchten Übergriffe zu begehen, und gleichzeitig spezifische Hilfsangebote für Pädophile zu schaffen, die nicht unter dem Leitmotiv und Primärziel der Prävention stehen. Aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel.</p>
<p>Wedlers Behauptung, dass „eine Vielzahl der KTW Therapeuten“ Pädophile alleine auf ihren Sexualtrieb reduzieren würden, grenzt für mich aber schon an Verleumdung. Ich habe bei KTW sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht und würde nicht so weit gehen, einer Mehrheit der in dem bundesweit agierenden Netzwerk agierenden Mitarbeiter:innen menschenverachtende Ansichten zu unterstellen.</p>
<p>Kritisch wird es auch, wenn Wedler davon spricht, dass Pädophile das gleiche Beziehungsideal wie die „Mehrheitsgesellschaft“ haben. Grundsätzlich stimmt es, dass pädophile Menschen im Allgemeinen die gleichen emotionalen und romantischen Bedürfnisse bezogen auf Kinder haben, wie nicht-pädophile Menschen auch. Aber Kinder sind eben keine Erwachsenen, und daraus ergibt sich dann doch die ein oder andere Besonderheit. Nicht nur, dass sexuelle Intimität mit Kindern nicht möglich ist, auch romantische Nähe, wie es nicht-pädophile Menschen erleben können, ist kaum realisierbar. Gemessen an vorigen Aussagen kommen hier durchaus Zweifel aus, ob sich Wedler dieser Unterschiede bewusst ist oder auch der Meinung ist, dass Pädophile grundsätzlich genauso Beziehungen zu Kindern führen können sollten, wie es nicht-pädophile mit Erwachsenen machen, mit allem, was dazu gehört. Das macht es unklar, ob sich hinter der auf den ersten Blick humanisierenden Aussage gegenüber Pädophilen nicht die stille Aufforderung zu Legalisierung sexueller Handlungen mit Kindern versteckt, und zeigt, warum selbst nur die scheinbar positiven Passagen aus dem Text zu zitieren nicht ohne Fallstricke ist.</p>
<p>Zum Schluss weist Wedler darauf hin, dass sich pädophile Klienten gegenüber Therapeuten in einer asymmetrischen Beziehung befinden, in der sie besonders verletzlich sind und sich zu Dingen überreden lassen könnten, deren Folgen sie „nicht annähernd begreifen“ können. Es ist bemerkenswert, dass Wedler diese Gefahr in der professionellen Beziehung zwischen Klient und Therapeut erkennt, aber im Kontext sexueller Beziehungen zwischen Pädophilen und Kindern nicht für auch nur erwähnenswert zu halten scheint.</p>
<h3>Selbstbefriedigung</h3>
<p>Weiter geht es mit einer historischen Abhandlung zur „Geschichte der Onanie“. Diese fördern laut Wedler Parallelen zutage, die „erschrecken“. Im Einzelnen sei dies die „Monodiagnostik“ vergangener Mediziner und Pädagogen, die Onanie als Ursache jeglichen körperlichen und geistigen Übels erkannt haben wollte, weil bei der Befragung von Erkrankten fast immer festgestellt wurde, dass diese sich in der Vergangenheit schonmal selbst befriedigt hatten.</p>
<p>Die Parallele in der Modernen liegt laut Wedler im Umgang mit Missbrauchsbetroffenen, deren Missbrauchserfahrungen als Ursache für jegliche Erkrankungen und Störungen konstruiert werden würden. Die Skepsis, dass sexuelle Erfahrungen mit Erwachsenen als Kind überhaupt negative Folgen haben können, trieft dabei förmlich aus jeder Zeile. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die dieser Skepsis widersprechen, werden entsprechend denunziert – aber nicht durch das Zitieren von Arbeiten, die zu gegenteiligen Ergebnissen kommen, sondern indem einfach das Wort „wissenschaftlich“ in Anführungszeichen gesetzt wird. Dies soll wohl implizieren, dass alle Arbeiten, die einen dauerhaften Schaden nachweisen höchstens pseudowissenschaftlich sein können, freilich ohne, dass diese Kritik weiter unterfüttert oder substanziiert wird.</p>
<p>Laut Wedler sind die Opfer des Ganzen „vor allem Pädophile“. Was natürlich falsch ist: wenn überhaupt, sind die Opfer Pädophile, die ihre Sexualität ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen mit einem Kind ausleben wollen, und das sind bei weitem nicht alle Pädophile. Pädophile, die sexuelle Handlungen mit Kindern ablehnen – und zwar grundsätzlich und nicht nur aus Angst vor Konsequenzen – und diese nicht entkriminalisieren wollen, scheint es in Wedlers Welt nicht zu geben. Letzten Endes macht ihn das nicht viel besser als jemand, für den Pädophile allesamt Missbrauchstäter sind.</p>
<h3>Opfer / Digitale Opfer</h3>
<p>In diesen Abschnitt sehen wir nicht viel Neues, was wir nicht bereits gesehen haben. Wedler wehrt sich erneut dagegen, dass „sexuelle Erfahrungen mit einem Erwachsenen“ pauschal als Kindesmissbrauch gesehen werden und wiederholt die falsche Behauptung, dass es kein Problem darstellt, wenn ein Erwachsener sexuelle Handlungen vornimmt, weil Kinder ja grundsätzlich sexuelle Wesen seien. Von Links und Quellenangaben fehlt weiterhin jede Spur.</p>
<p>Besonders hässlich wird es allerdings, wenn er auf Opferverbände zu sprechen kommt. Es ist eine Sache, einzelne Kinderschutzorganisationen aufgrund ihres Vorgehens zu kritisieren. Ein gutes Beispiel ist die äußerst fragwürdige Organisation <em>Bündnis Kinderschutz</em> des Kampfsportlers und Hobbycholerikers Carsten Stahl, deren populistische Aktionen schon zur <a href="https://www.derstandard.de/story/2000143438123/buendnis-kinderschutz-wer-hinter-den-missbrauchsjaegern-steckt">Retraumatisierung von Opfern und zum Freispruch mutmaßlicher Täter</a> geführt haben. Ein weiteres Beispiel ist die Organisation <em>Innocence in Danger</em>, die <a href="https://netzpolitik.org/2023/falsche-behauptungen-so-unserioes-machen-einige-kinderrechtsorganisationen-fuer-die-chatkontrolle-mobil/">unter Verwendung unseriöser Falschaussagen versuchen, gefährliche politische Forderungen durchzudrücken</a>. Es ist also keineswegs so, dass alle Kinderschutzorganisationen über jegliche Kritik erhaben wären, und wie man an den verlinkten Artikeln sieht, findet diese Kritik auch durchaus statt.</p>
<p>Wedler geht aber noch weiter als nur bestimmte Organisationen wegen konkreten Verhaltens zu kritisieren: Er kritisiert pauschal und ohne konkrete Vorwürfe <em>alle</em> Opferverbände, indem er ihnen grundsätzlich und undifferenziert niedere Motive vorwirft. Diese würden bewusst Narrativen verbreiten, die auch Betroffenen schaden, um dadurch eigene finanzielle Interessen durchzusetzen. Ironischerweise wurden genau diese Vorwürfe vor kurzem gegen Wedlers eigene Zunft, den Heilpraktikern, erhoben, dort allerdings unterfüttert durch <a href="https://www.ardmediathek.de/video/vollbild-recherchen-die-mehr-zeigen/undercover-in-heilpraktiker-schule-albtraum-statt-ausbildung/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4NTQwNzA">handfeste Recherchen des öffentlich-rechtlichen Recherchemagazins „Vollbild“</a>.</p>
<p>Diese Vorwürfe gegen die Opferverbände wiederum werden, wenig überraschend, durch nichts belegt. Lediglich der Begriff „Seelenmord“ als Bezeichnung für sexuellen Missbrauch werde laut Wedler von den Verbänden bewusst eingesetzt, um die Debatte zu emotionalisieren und letzten Endes die Anzahl der Opfer (und damit ihre finanziellen Gewinne) künstlich nach oben zu treiben. Auf den Webseiten vieler Kinderschutzorganisationen wie dem <a href="https://kinderschutzbund.de/">Kinderschutzbund</a>, <a href="https://www.dunkelziffer.de/">Dunkelziffer</a> oder <a href="https://www.zartbitter-muenster.de/index.php">Zartbitter</a>, aber auch der <a href="https://beauftragte-missbrauch.de/">Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten</a> wird das Wort „Seelenmord“ allerdings überhaupt nicht erwähnt.</p>
<h3>Öffentlichkeit / Anonymität / Pädophilie als Waffe / Die Sicht der Bürger auf Pädophilie</h3>
<p>Die nächsten Absätze beschreiben wieder größtenteils korrekt die Situation, in der Pädophile aufgrund des hohen Stigmas leben. Letzten Endes wird man sich als pädophile:r Leser:in dort wiederfinden können, aber für Menschen, die nicht selber in dieser Situation leben, liefert der Absatz abgesehen von hypothetischen Szenarien und als wahr vorausgesetzten Aussagen wenig Überzeugendes.</p>
<h3>Ersatztäter / Gewalt gegen Kinder</h3>
<p>Es stimmt, dass die meisten Täter:innen von Kindesmissbrauch nicht pädophil sind. Je nach Studie und insbesondere der verwendeten Methodik liegt der Anteil zwischen <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/aktuelles/2023/03/15/laut-dissertation-nur-2-prozent-der-weiblichen-kindesmissbrauchstaterinnen-sind-padophil">2 %</a> und <a href="https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24008098/">50 %</a>, wobei die meisten Zahlen eher unterhalb der <a href="https://www.dutchrapporteur.nl/publications/reports/2015/03/19/on-solid-ground-tackling-sexual-violence-against-children-2014">20 % liegen</a>.</p>
<p>Wedler kritisiert darauf aufbauend die einfache und diskriminierende Darstellung „Pädophil = Böse, Hetero = Gut“, erliegt dabei aber einer ebenso vereinfachten Darstellung, nach der es ausschließlich die böse Gesellschaft ist, die Kindern Schaden zufügt – etwa indem sie Kindern, die „einvernehmliche“ Sexualkontakte zu Erwachsenen hatten ein Trauma einredet. Die Gesellschaft solle doch aufhören, voller Hysterie pädophilen Menschen die Freude am Geschlechtsverkehr mit Kindern zu nehmen, und stattdessen lieber mal an die armen hungernden Kinder in Afrika denken.</p>
<p>Zugegeben, ganz so platt formuliert er es nicht, aber doch relativ ähnlich. Kurz vor Schluss führt Wedler jedenfalls noch ein Paradebeispiel eines <a href="https://utopia.de/ratgeber/whataboutism-was-das-ist-und-wie-du-kontern-kannst/">Whataboutisms</a> vor – also einer Desinformationsstrategie, die von dem Fehlen eigener Argumente durch den Hinweis auf Missstände an anderer Stelle abzulenken versucht. In diesen Fall ist es Kinderarmut, die im Gegensatz zu sexuellem Kindesmissbrauch keine Aufmerksamkeit erfahren würde, wodurch Kinder in Armut keine Unterstützung und „keine Lobby“ hätten. Der Grund dafür sei, dass Armut „eben nicht sexy“ sei (Missbrauch aber schon?) – diese Darstellung <a href="https://www.unicef.de/informieren/projekte/einsatzbereiche-110796/kinderarmut-111214">stimmt</a> <a href="https://www.savethechildren.de/">selbstverständlich</a> <a href="https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/fachthemen/kinder-in-not/kinderarmut/">überhaupt</a> <a href="https://www.dkhw.de/schwerpunkte/kinderarmut-in-deutschland/">nicht</a>.</p>
<h3>Fazit</h3>
<p>Kommen wir (darf ich sagen, endlich?) zum Ende des Aufsatzes. Was ist also das Fazit der ganzen Geschichte? Ein paar gesellschaftskritische Aspekte werden hier genannt, die ich selber auch schon kritisiert habe – etwa, dass <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-werden-aus-dem-offentlichen-diskurs-ausgeschlossen">Pädophile gezielt aus der Gesellschaft und dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen werden</a>. Aber umrahmt werden diese Aspekte von einem ganz anderen Thema: nämlich, dass „dem Pädophilen zur Befriedigung seiner Wünsche nicht viel“ bleibt, und die Gesellschaft einen „entspannten Umgang mit Sexualität“ dringend benötigen würde. Im Kontext voriger Aussagen heißt das wohl, dass die Gesellschaft sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern nicht grundsätzlich verteufeln solle. Denn wir erinnern uns: laut Wedler sind diese „unentspannten“ Reaktionen des Umfeldes, wenn solche Kontakte bekannt werden der einzige Quell eventueller Negativfolgen beim Kind.</p>
<h2>Quellen</h2>
<p>Mehrfach bemängelt habe ich das Fehlen jeglicher Quellenverweise bei allen zentralen Aussagen des Aufsatzes. Zugegebenermaßen, die Kritik stimmt nicht so ganz: am Ende des Aufsatzes findet sich tatsächlich ein Quellenverzeichnis mit insgesamt zwölf Einträgen. Problem dabei ist, dass diese Liste ohne jeglichen Bezug zum Text des Aufsatzes steht. Dadurch ist völlig unklar, <em>wofür</em> genau die Einträge in dem Quellenverzeichnis ein Beleg sein sollen.</p>
<p>Einer der Quelleneinträge ist etwa einfach nur ein Link auf die Hauptseite von <em>Kein Täter Werden</em>. Wofür soll das nun eine Quelle sein? Welche Informationen der Webseite wurden für welche Passagen des Aufsatzes in welcher Form verwendet? Das bleibt unklar. Am Ende ist das ähnlich nichtssagend, als würde man eine 15-seitige Hausarbeit schreiben und am Ende in das Quellenverzeichnis einfach nur „<a href="https://wikipedia.org">https://wikipedia.org</a>“ eintragen.</p>
<p>Ein paar Einträge aus dem Quellenverzeichnis verdienen aber dennoch eine besondere Erwähnung. Da wäre einmal das „Lexikon der Pädophilie Irrtümer“ von Felix Kaiser. Die meisten dieser „Irrtümer“ betreffen Argumente, die gegen sexuelle Kontakte mit Kindern vorgebracht werden. Damit ist diese Sammlung, anders als es der Titel impliziert, weniger eine Richtigstellung häufiger Falschannahmen über Pädophilie und mehr eine Sammlung von Scheinargumenten dafür, warum sexuelle Handlungen mit Kindern grundsätzlich akzeptabel seien.</p>
<p>Der zweite verlinkte Aufsatz des gleichen Autors mit dem Titel „1 Prozent - nicht 50 Prozent“ behandelt ebenfalls zwei Themen: ein vordergründiges und ein tatsächliches. Vordergründig befasst sich dieses Dokument mit der Frage, wie hoch der Anteil pädophiler Menschen unter Missbrauchstäter:innen ist. Tatsächlich geht es auch hier um die scheinbare „Ungerechtigkeit“ der gesellschaftlichen Ablehnung sexueller Handlungen zwischen Kindern und Erwachsener, die laut Autor „fälschlicherweise“ als Missbrauch gesehen werden. Zum Schluss zerfällt dieser Text in inkohärente Wutausbrüche, in denen Sexualwissenschaftler und KTW-Gründer Prof. Klaus Beier wegen einer Aussage als „dreckiger Lügner“ beschimpft wird, nach der kein Kind von einem pädophilen Mann sexuell angefasst werden möchte.</p>
<p>Mit Abstand am schlimmsten in der kurzen Liste ist jedoch Mark Norliks „Tabuzone“, eine fast 1200-seitige Kampfschrift für die Akzeptanz sexueller Handlungen an Kinder durch Erwachsene. Schon in dessen Einleitung findet sich das Plädoyer, dass die „Tatsache sexueller Übergriffe und Gewalt an Kindern kein Grund dafür sein darf, pädophiles Empfinden zu verurteilen und <em>intime Begegnungen zwischen Kindern und Erwachsenen in jedem Fall als verletzend und schädigend aufzufassen</em>.“ Bereits ein kurzes Überfliegen des Dokuments hat mich ziemlich schockiert und angewidert zurückgelassen. Selbst explizite Sexualpraktiken mit Kindern und schwerste Formen sexuellen Kindesmissbrauchs, einschließlich der analen Penetration von Kindern, werden teils im Detail beschrieben und vom Autor als positive Form freiwilliger sexueller Intimität beschönigt.</p>
<p>Dieses Dokument, ebenso wie die vorigen, sind auch auf <a href="https://www.heilzentrum-oststadt.de/p%C3%A4dophilie/">Wedlers Themenseite über Pädophilie</a> unter der Überschrift „Wertvolle Beiträge zum Thema“ verlinkt. Viele Gedanken aus dem Text finden sich, wenn auch in abgeschwächter und weniger expliziter Form, genauso in Wedlers Aufsatz.</p>
<h2>Abschließende Bewertung</h2>
<p>Keine Frage, die Situation Pädophiler in Deutschland ist aus humanistischer Sicht inakzeptabel. Der öffentliche Diskurs wird von <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/typische-falschvorstellungen-zum-thema-paedophilie">Vorurteilen und Falschaussagen bestimmt</a>, die <a href="https://www.deutschlandfunk.de/berichterstattung-ueber-paedophilie-wenn-medien-taeter-100.html">von Medien weitergetragen werden</a> und zur pauschalen Kriminalisierung pädophiler Menschen beitragen. Stigmatisierende Haltungen, Ablehnung und Hassbotschaften sind <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/was-ist-das-problem">in der Allgemeinbevölkerung</a> genauso omnipräsent wie unter <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/negativ-beispiele">Personen des öffentlichen Lebens sowie selbst bei Expert:innen</a>. Gleichzeitig werden Pädophile <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/padophile-werden-aus-dem-offentlichen-diskurs-ausgeschlossen">aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen</a> und damit jegliche Möglichkeit genommen, sich gegen verhetzende Botschaften und falsche Anschuldigungen zu wehren. <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/wie-im-bundestag-gegen-padophile-gehetzt-wird">Politischer Opportunismus</a> führt zu teils fragwürdigen <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/das-versagen-eines-rechtsstaats-teil-1">Gesetzesänderungen</a>, welche die bereits äußerst prekären psychischen Belastungen pädophiler Menschen <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/die-indirekten-auswirkungen-des-puppenverbots">potenziell weiter verschlimmern</a>. Gleichzeitig gibt es Hilfsangebote und Anlaufstellen für pädophile Menschen nur im Kontext Prävention, wer nicht befürchtet Straftaten zu begehen ist im Wesentlichen auf sich alleine gestellt.</p>
<p>Bei aller Kritik an dem vorliegenden Aufsatz möchte ich noch einmal eines klarstellen: all dies sind reale existierende Missstände, die wir als Gesellschaft unbedingt angehen müssen. Der vorliegende Aufsatz ist nur überhaupt nicht geeignet dafür, diese Missstände tatsächlich sachlich anzuprangern.</p>
<p>Dies fängt schon auf der methodischen Ebene an. Die Quellenarbeit ist unsauber, zentrale Aussagen werden nicht belegt. Vieles ist schlecht recherchiert, falsch oder zumindest irreführend und oft mit wenig Aufwand widerlegbar. Und selbst Aussagen, die grundsätzlich richtig sind und die ich an anderen Stellen selbst auch schon ähnlich formuliert habe, werden zum Teil inkohärent und fragwürdig argumentiert. </p>
<p>Wenn dies alles wäre, würde es sich erst einmal nur um einen Aufsatz handeln, der dem Anliegen der Aufklärung über Pädophilie vielleicht nicht signifikant hilft, aber auch nicht groß schadet. Das eigentliche Problem geht aber noch viel weiter: so wird unter dem Deckmantel der Entstigmatisierung der Pädophilie ein ganz anderes Ziel verfolgt, nämlich die Entstigmatisierung sexueller Handlungen an Kindern durch Erwachsener. Neben Absätzen, die teils tatsächliche Missstände beschreiben finden sich immer wieder Absätze, die für die gesellschaftliche Akzeptanz solcher „Beziehungen“ werben. Und das macht den Aufsatz eben nicht nur methodisch fragwürdig, sondern auch inhaltlich gefährlich.</p>
<p>Schon zu Beginn stellt Wedler klar, dass für ihn sexuelle Handlungen von Pädophilen an Kindern nicht wirklich unter dem Begriff „Missbrauch“ fallen, zumindest wenn sie von einem Pädophilen im „Einverständnis“ des Kindes geschehen. Ein Schaden entstehe in diesen Fällen nur durch das Umfeld, wenn diese Handlungen bekannt werden. Dies ist eine weit verbreitete Ansicht unter Aktivisten, welche die Legalisierung sexueller Kontakte mit Kindern fordern.</p>
<p>Die Frage nach sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Menschen wird als eine der zentralen Fragen bei der Beschäftigung mit dem Thema präsentiert. Gleichzeitig gibt es für Wedler nur zwei Arten von Pädophilen: diejenigen, die sexuelle Handlungen an Kindern vornehmen, und diejenigen, die es gerne würden aber aus Angst vor Konsequenzen nicht tun. Das Anliegen der Entstigmatisierung von Pädophilie wird damit als untrennbar zu dem Anliegen der Akzeptanz sexueller Handlungen zwischen Pädophilen und Kindern präsentiert. Dadurch bestätigt er die Befürchtungen vieler Gegner einer rationaleren und vorurteilsfreien Betrachtung des Themas Pädophilie, wonach Bemühungen zur Aufklärung letzten Endes zur Akzeptanz von Sex mit Kindern führen müssen. Am Ende macht das diesen Aufsatz damit nicht viel besser als die zahlreichen Medienberichte, in denen Pädophile grundsätzlich als (potenzielle) Täter dargestellt werden.</p>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1552023-06-03T00:00:00+02:002024-03-19T13:01:21+01:00Wie im Bundestag gegen Pädophile gehetzt wird<p>Letzten Freitag diskutierte der Deutsche Bundestag über einen Antrag der AfD-Fraktion zur „Verbesserung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch“ (<a href="https://dserver.bundestag.de/btd/20/060/2006086.pdf">PDF</a>). Der Antrag sieht unter anderem erweiterte und gesetzlich verankerte Befugnisse für die unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung und Meldepflichten für Mitarbeiter:innen von Kirchen und Institutionen bei Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs vor. Von Mitgliedern der anderen Fraktionen wurde der Antrag stark kritisiert, insbesondere wurde der AfD die versuchte Politisierung von Kinderschutz vorgeworfen.</p><div class="post-content">
<p>Letzten Freitag diskutierte der Deutsche Bundestag über einen Antrag der AfD-Fraktion zur „Verbesserung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch“ (<a href="https://dserver.bundestag.de/btd/20/060/2006086.pdf">PDF</a>). Der Antrag sieht unter anderem erweiterte und gesetzlich verankerte Befugnisse für die unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung und Meldepflichten für Mitarbeiter:innen von Kirchen und Institutionen bei Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs vor. Von Mitgliedern der anderen Fraktionen wurde der Antrag stark kritisiert, insbesondere wurde der AfD die versuchte Politisierung von Kinderschutz vorgeworfen.</p>
<p>Dennoch bot die Diskussion eine Plattform für diffamierende und stigmatisierende Aussagen gegenüber pädophilen Menschen in Deutschland. Dies fing mit dem Abgeordneten Thomas Ehrhorn von der AfD an, der in Bezug auf das berüchtigte „Kentler-Experiment“ davon sprach, dass „schwererziehbare Straßenkinder an pädophile Pflegeväter“ vermittelt wurden, und damit allen Sexualstraftätern im Kontext des „Experiments“ eine Pädophilie unterstellte – obwohl erwiesenermaßen <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/paedophilie-ist-keine-tat">die meisten Täter:innen nicht pädophil sind</a>. Ebenso bezeichnete er die Reformpädagogik als „Deckmantel für pädophile Verbrechen“, und stellte damit Pädophilie mit Kindesmissbrauch gleich.</p>
<p>Das die AfD gegen pädophile Menschen hetzt, <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/video-afd-hetzrede-gegen-padophile-vor-dem-nrw-landtag">ist nichts Neues</a>. Leider beschränkten sich diese negativen Aussagen aber nicht auf die Fraktion der AfD. Noch weiter ging etwa Rednerin Ana-Maria Träsnea von der SPD. Sie bezeichnete das Kentler-Experiment sogar als staatlich gedecktes „bundesweit agierendes Netzwerk an Pädophilen“ und spielt damit auf vor allem im rechten Milieu verbreitete Verschwörungsmythen an, nach denen „pädophile Eliten“ im Geheimen die Welt regieren. Im weiteren Verlauf ihrer Rede redet sie vom „Teufelskreis pädophiler Gewalt in Deutschland“ und wirft die Frage auf, wie dieser durchbrochen werden könnte. Insgesamt impliziert sie damit, dass pädophile Menschen eine bedeutsame Gefahr für die öffentliche Ordnung in Deutschland seien.</p>
<p>Katja Adler, Rednerin für die FDP, entschied sich wiederum dafür in ihrer Rede das „Sharenting“, also das exzessive Veröffentlichen von Kinderbildern durch Erziehungsberechtigte auf sozialen Medien zu kritisieren. Dies sei problematisch, da dies vielen Pädophilen eine Freude bereiten würde. Anstatt einer differenzierten Betrachtungsweise unterstützt sie hiermit die weit verbreitete Narrative, nach der das, was auch nur marginal positiv für Pädophile sein könnte unbedingt negativ und schädlich sein muss. Weiterhin warnte sie Eltern davor, dass die „Kontaktaufnahme der Pädophilen“ heute häufig im Netz geschehen würde und sie daher besonders vorsichtig sein sollen. Auch hier werden einerseits Pädophile grundsätzlich als Gefahr dargestellt, und andererseits alle Menschen mit negativen Absichten als pädophil gelabelt.</p>
<p>All diese Redebeiträge stellen pädophile Menschen pauschal als eine Gefahr für die Gesellschaft dar, oder setzen Pädophilie gleich mit Kindesmissbrauch gleich. Ähnlich klingende und diffamierende Aussagen finden sich bei Abgeordneten über sämtliche Parteigrenzen hinweg und über das gesamte politische Spektrum.</p>
<p>Auf keine der genannten Passagen gab es Einwürfe oder Proteste aus dem Plenum. Obwohl der Antrag und die Rede der AfD scharf kritisiert wurde, griff niemand die Grundannahme an, dass Pädophilie etwas Schlechtes und in der deutschen Gesellschaft nicht tolerierbar sei. Daraus ergibt sich ein überparteiliches und besorgniserregendes Verständnis, Pädophile als grundsätzliche Gefahr zu verstehen, und die Aufgabe des Bundestags darin zu sehen, diese „Gefahr“ zu bekämpfen.</p>
<p><img src="/uploads/sirius/regierung-opposition-meme.jpg" alt=""></p>
<p>Die AfD vertritt bekanntermaßen nicht nur beim Thema Pädophilie, sondern auch beim Thema LGBT stigmatisierende Standpunkte. Nicht selten wird dabei Pädophilie instrumentalisiert, um Themen im Bereich LGBT zu diffamieren. So schloss AfD-Abgeordneter Ehrhorn seine Rede mit einer Reihe queerfeindlicher Aussagen, und sprach unter anderem von „aufgezwungene[r] Vielfaltspolitik“ und „Queer-Propaganda“. Auf diese Aussagen regte sich übrigens lauter Protest im Plenum, Redner Daniel Baldy von der SPD kommentierte dies mit den Worten: „Regenbogenfahne und sexuellen Kindesmissbrauch in einen Zusammenhang in einer Rede zu bringen, das ist das Allerletzte.“ Umso enttäuschender ist es, dass gleichzeitig seine Partei- und Koalitionskolleginnen in ihren Reden wiederholt Pädophilie mit Kindesmissbrauch gleichstellen. Nicht zuletzt ist dies ein Beispiel dafür, dass auch auf politischer Ebene Pädophile keinen Schutz vor Diskriminierung und Stigmatisierung erfahren.</p>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/762023-05-18T00:00:00+02:002024-03-19T12:57:41+01:00Pädophile werden aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen<p>Fast drei Monate ist es nun her, dass die Frageplattform <a href="https://gutefrage.net">GuteFrage.net</a> ihre Richtlinien zum Umgang mit dem Thema Pädophilie angepasst hat. Mit fadenscheinigen und teils frei erfundenen Fallbeispielen wurde jegliche Auseinandersetzung praktisch unmöglich gemacht und als <a href="https://www.gutefrage.net/policy">anstößig, obszön und vulgär</a> diffamiert. <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/gutefrage-net-und-die-neue-richtlinie-zu-padophilie-1">Regenbogenfisch hat damals ausführlich darüber geschrieben</a>.</p>
<p>Ähnlich wie Regenbogenfisch habe ich die Plattform dabei lange Zeit als einen angenehmen Ort für Aufklärung und Informationen empfunden. Es kamen häufig ernst gemeinte und interessante Fragen herein. Sachliche Diskussionen unter den Fragen wurden zugelassen, während offene Beleidigungen, Bedrohungen und sonstige Formen digitaler Gewalt gegen pädophile Nutzer:innen zeitnah gelöscht wurden.</p><div class="post-content">
<p>Fast drei Monate ist es nun her, dass die Frageplattform <a href="https://gutefrage.net">GuteFrage.net</a> ihre Richtlinien zum Umgang mit dem Thema Pädophilie angepasst hat. Mit fadenscheinigen und teils frei erfundenen Fallbeispielen wurde jegliche Auseinandersetzung praktisch unmöglich gemacht und als <a href="https://www.gutefrage.net/policy">anstößig, obszön und vulgär</a> diffamiert. <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/gutefrage-net-und-die-neue-richtlinie-zu-padophilie-1">Regenbogenfisch hat damals ausführlich darüber geschrieben</a>.</p>
<p>Ähnlich wie Regenbogenfisch habe ich die Plattform dabei lange Zeit als einen angenehmen Ort für Aufklärung und Informationen empfunden. Es kamen häufig ernst gemeinte und interessante Fragen herein. Sachliche Diskussionen unter den Fragen wurden zugelassen, während offene Beleidigungen, Bedrohungen und sonstige Formen digitaler Gewalt gegen pädophile Nutzer:innen zeitnah gelöscht wurden.</p>
<p>Die neuen Richtlinien waren damit eine signifikante Abkehr von diesem einst grundsätzlich toleranten Umgang. Die Vorzeichen dieses Gesinnungswandels waren dabei schon lange vorher zu merken. Früher konnten wir etwa eine Zeit lang wir unsere Online-Präsenzen <a href="https://kinder-im-herzen.net">kinder-im-herzen.net</a>, <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de">wir-sind-auch-menschen.de</a> und <a href="https://p-punkte.de">p-punkte.de</a> noch an passenden Stellen in Antworten verlinken. Irgendwann hat GuteFrage schon jegliche Erwähnung der Projekte pauschal unterbunden. Begründet wurde dies auf unsere Nachfrage mit dem Vorwurf des „Agenda-Setting“, ohne nähere Erläuterung, was damit genau gemeint sein sollte. Seitdem ist es nicht mehr möglich, zum Beispiel unser Selbsthilfeangebot „<a href="https://p-punkte.de">Die P-Punkte</a>“ zu verlinken, wenn jemand verzweifelt schreibt, dass er Angst habe pädophil zu sein und nicht weiß, wie er damit umgehen soll (Links auf präventive Therapieangebote sind natürlich weiterhin erlaubt). Auch wurden beleidigende und stigmatisierende Äußerungen bereits Monate vor der Richtlinienänderung deutlich seltener entfernt, oder kamen zum Teil noch von Moderatoren der Plattform selber.</p>
<p>Und wie sieht die Situation jetzt nach der Änderung aus? Die neue Richtlinie verbietet nicht grundsätzlich Pädophilen den Aufenthalt auf der Plattform. Accounts offen pädophiler Nutzer:innen werden (für den Moment zumindest) noch geduldet. Auch mein Account ist noch nicht sanktioniert worden. Es ist jedoch so gut wie unmöglich geworden, das Thema überhaupt zu behandeln.</p>
<p>Allgemeine Fragen zum Thema Pädophilie werden in der Regel innerhalb von einer Stunde gelöscht. Übrig bleiben vor allem Fragen, <a href="https://www.gutefrage.net/frage/paedophiler-will-sich-mit-12-jaehrigen-treffen">die</a> <a href="https://www.gutefrage.net/frage/paedophilen-melden-2">Pädophilie</a> <a href="https://www.gutefrage.net/frage/koennte-man-paedophilien-straftaetern-statt-sie-ins-gefaengnis-zu-sperren-nicht-einfach-einen-peniskaefig-verpassen">mit Missbrauch</a> <a href="https://www.gutefrage.net/frage/kinderpor-besitzer-bei-polizei-melden">gleichsetzen</a>. Als Konsequenz gibt es für mich kaum noch einen Grund, mich auf der Plattform aufzuhalten. Dies zeigt sich deutlich in den Statistiken zu meinem Account (mit dem ich ausschließlich zum Thema Pädophilie schreibe), die GuteFrage selber bereitstellt: sowohl die Anzahl meiner Beiträge, wie häufig diese gelesen wurden und die Anzahl erhaltener positiver Bewertungen ist seit der Richtlinienänderung signifikant zurückgegangen.</p>
<p><img src="/uploads/sirius/gute-frage-stats.png" alt=""></p>
<p>Regenbogenfisch hat seinen Account in der Zwischenzeit sogar komplett gelöscht. Insgesamt hat es GuteFrage damit geschafft, Pädophile von ihrer Plattform auszusperren, ohne sich dabei durch direkte Sperrungen selber die Hände schmutzig machen zu müssen.</p>
<h2>Phasen der Ausgrenzung</h2>
<p>Betrachtet man sich die Entwicklung rückblickend, lässt sich die Entwicklung der Plattform bezüglich ihres Umgangs mit Pädophilen ganz grob in vier Phasen unterteilen.</p>
<p><strong>Phase 1: Toleranz</strong>. Zu Beginn sind Debatten zum Thema Pädophilie noch akzeptiert. Solange man sachlich argumentiert hat man keine Sanktionen zu erwarten, auch wenn man unpopuläre Standpunkte vertritt. Gleichzeitig bietet die Plattform noch einen gewissen Schutzraum für Pädophile, indem auf Meldungen von digitaler Gewalt gegen pädophiler Nutzer:innen reagiert wird und Hasskommentare, Beleidigungen oder Drohungen zeitnah gelöscht werden.</p>
<p><strong>Phase 2: Gesinnungswandel</strong>. Meist ohne erkennbaren Anlass ist langsam zu bemerken, dass die Plattform ihre Einstellung gegenüber Pädophilen ändert. Es wird mehr und mehr deutlich, dass pädophile Menschen und ihre Ansichten nicht erwünscht sind. Meldungen von digitaler Gewalt führen seltener zu Handlungen, dafür werden willkürlich auch sachliche Beiträge pädophiler Nutzer:innen gelöscht. Nutzer:innen, die offen als pädophil auftreten, werden ohne nachvollziehbare Gründe durch Maßnahmen wie Accountsperren und Löschungen sanktioniert.</p>
<p><strong>Phase 3: Reglementierung</strong>. Als nächstes wird aus subtiler Ausgrenzung offene Diskriminierung. Nachdem die Plattform über lange Zeit immer feindlicher gegenüber pädophilen Nutzer:innen geworden ist, werden hier schließlich die fundamentalen Regeln angepasst. Offene Diskussionen des Themas werden dabei untersagt, oder pädophile Nutzer:innen grundsätzlich ausgeschlossen. Begründet wird dies etwa damit, dass schon alleine die Präsenz Pädophiler eine Verharmlosung von Missbrauch sei oder eine Gefährdung Minderjähriger darstellt.</p>
<p><strong>Phase 4: Exodus</strong>. Die Anpassung der Regeln entfaltet langsam ihre Wirkung. Mehr und mehr pädophile Nutzer:innen verlassen die Plattform. Gruppen und Communitys, die sich auf der Plattform gebildet haben, lösen sich auf oder wandern woanders hin. Diejenigen, die bleiben und versuchen, auf der Plattform zu überleben werden mit Sanktionen konfrontiert oder haben schlicht keinen Ansatzpunkt mehr, sich zu beteiligen, da Diskussionen schnell dicht gemacht und gelöscht werden.</p>
<h2>US-Firmen haben es vorgemacht</h2>
<p>Die Entwicklung von GuteFrage passt ziemlich gut in diese vier Phasen, ist aber bei weitem nicht die erste Plattform, die sich so entwickelt hat. Lange, bevor ich mir einen Account auf GuteFrage erstellt habe, war ich auf der amerikanischen Plattform <a href="https://redd.it">Reddit</a> zum Thema Pädophilie aktiv mit dem Ziel, zu informieren und aufzuklären. Auch hier gab es lange Zeit eine Phase der Akzeptanz, die interessante und sachliche Diskussionen möglich gemacht haben. Ruby und ich konnten sogar ein <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/fragen-uber-fragen">AmA (Ask Me Anything)</a> dort veranstalten, dass insgesamt von der Community sehr gut angenommen wurde.</p>
<p>Auch hier wurde irgendwann ein Gesinnungswandel spürbar. Immer häufiger wurden meine Accounts ohne Angabe von Gründen urplötzlich gesperrt. Eine Regeländerung gab es zwar nicht, allerdings wurde die Interpretation <a href="https://www.redditinc.com/policies/content-policy">einer bereits existierende Regel gegen die Verbreitung sexueller Inhalte mit Minderjährigen</a> erweitert, um damit den systematischen Ausschluss pädophiler Nutzer:innen zu legitimieren. Irgendwann reichte es schon offen zu sagen, dass man pädophil ist, um aufgrund dieser Regel ohne Vorwarnung wegen angeblicher „Sexualisierung Minderjähriger“ gesperrt zu werden.<sup><a href="#fn1">1</a></sup> Eine offensichtlich fadenscheinige Begründung, um unliebsame Minderheiten von der Plattform zu vertreiben. Als ich die Plattform schließlich endgültig verließ, war es so schlimm, dass selbst Morddrohungen gegen Pädophile stehen gelassen wurden, während das Wehren gegen diese Formen von Gewalt mit einer sofortigen Sperre quittiert wurde (siehe auch mein <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/wie-reddit-hassprediger-deckt-und-unterstutzt">Bericht dazu von vor drei Jahren</a>).</p>
<p>Eine weitere US-Plattform, die eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat, ist <a href="https://twitter.com">Twitter</a>. Auch hier gab es lange Zeit eine Phase der Toleranz, in der die Plattform sogar zu einer Art Zentrum der MAP-Community wurde (MAP steht für <em>Minor Attracted Person</em>, also eine pädo- hebe oder ephebophile Person). Ein Gesinnungswandel war spürbar, als immer wieder Accounts von pädophilen Aktivist:innen willkürlich gesperrt wurden, obwohl sogar weltweit führende Expert:innen dagegen in <a href="https://www.docdroid.net/f2HaDtR/letter-to-twitter-re-maps-redacted-1-pdf">einem offenen Brief</a> protestierten.</p>
<p>Die Regelanpassung (Phase 3) kam im Oktober 2020. Während vorher Diskussionen über Pädophilie in den Richtlinien sogar <a href="https://web.archive.org/web/20201001202550/https://help.twitter.com/en/rules-and-policies/sexual-exploitation-policy">explizit erlaubt waren</a>, ist es <a href="https://help.twitter.com/en/rules-and-policies/sexual-exploitation-policy">seitdem</a> verboten, über Pädophilie als eine Form sexueller Identität zu reden. Die Regel findet sich im Abschnitt zu Kinderschutz gleichwertig neben Punkten wie dem Verbot der Verbreitung von Kinderpornografie, oder dem Verbot des Anschreibens Minderjähriger mit sexuellen Absichten. Ähnlich wie Reddits Ausschluss von Pädophilen mit der fadenscheinigen Begründung der Sexualisierung Minderjähriger ist also auch für Twitter schon alleine das Reden über Pädophilie eine Gefährdung von Kindern, und etwa gleichwertig zu Straftaten wie Cybergrooming oder Kinderpornografie.</p>
<p>Erst kürzlich wurde auf Twitter übrigens ein elf Jahre alter Account gesperrt, der eine selbstgemachte Pride-Flagge für Pädophile vorgestellt hat. Elon Musk höchstpersönlich kommentierte den Fall mit den Worten „<em>auf dieser Plattform nicht toleriert</em>“. Musk, der sich hier dafür zelebrieren ließ, mit unverhältnismäßiger Härte gegen einen Nutzer vorgegangen zu sein, der nichts wirklich Schlimmes getan hat, kündigte übrigens fristlos als eine seiner ersten Amtshandlungen nach Übernahme von Twitter quasi <a href="https://www.wired.com/story/twitter-child-sexual-abuse-material/">die komplette für Kinderschutz zuständige Belegschaft</a>. Ebenso <a href="https://www.zdf.de/nachrichten/digitales/musk-amnestie-gesperrte-twitter-accounts-100.html">reaktivierte er zahlreiche Accounts</a>, die zuvor wegen Rassismus, Rechtsextremismus oder Verbreitung von Hassbotschaften gesperrt worden waren (darunter auch Ex-Präsident Donald Trump), und verhalf zuletzt Querdenkern, Antisemiten, Rassisten und russischen Propagandisten per blauem Haken <a href="https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/moerder-kriegsverbrecher-nazis-blauen-haken/">zu mehr Reichweite</a>.</p>
<p><img src="/uploads/sirius/elon-musk-flagge.jpeg" alt=""></p>
<p>Kriegsverbrecher, Neonazis und Volksverhetzer sind in der Social-Media-Welt von Elon Musk scheinbar tolerierbar. Bei Pädophilen aber, da ist für ihn die Grenze erreicht.</p>
<h2>Die Angst vorm Pädophilen</h2>
<p>Über den Grund für diese plötzlichen Sinneswandel bei sozialen Plattformen, die lange Zeit durchaus tolerant und fair gegenüber pädophilen Nutzer:innen waren, kann man jetzt nur spekulieren. Meine Vermutung ist, dass es dabei vor allem um Angst geht, die sich gleich auf mehreren Ebenen äußert.</p>
<p>Einmal ist es die Angst davor, irgendetwas vermeintlich Schlimmes zu „verharmlosen“ und damit am Ende Kindern zu schaden. Da hinein spielt auch das häufig verbreitete Vorurteil, dass Pädophile sehr manipulativ seien und Menschen geschickt für sich gewinnen können, mit dem Endziel sich Kindern sexuell zu nähern. Um es einmal klar zu sagen: das ist absoluter Quatsch. Weder stimmt das Vorurteil, noch ist es unser Endziel uns Kindern sexuell zu nähern. Die Ablehnung jeglicher sexueller Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen ist auf all unseren oben erwähnten Webseiten mehrmals nachzulesen.</p>
<p>Die zweite Angst ist wohl die Angst vor einer Art „Kontaktschuld“. Das Stigma gegenüber Pädophilen ist so stark, das es auch Menschen und Organisationen, die sich in der öffentlichen Wahrnehmung nicht deutlich genug gegen Pädophile positionieren fast genauso stark trifft, wie uns als Pädophile selbst. Als abschreckendes Beispiel dienen hier vielleicht die Grünen, denen selbst nach Jahrzehnten noch vorgeworfen wird, dass einst Teile ihrer Partei in der Vergangenheit ein offenes Ohr für Menschen hatte, die Sex mit Kindern legalisieren wollten (obwohl dies, wie gesagt, gar nicht unser Ziel ist).</p>
<p>Nicht zuletzt geht es vielleicht auch um Angst vor einem Kontrollverlust. Derzeit dominieren gesamtgesellschaftlich einseitige Narrativen das Thema Pädophilie, nach denen Pädophile immer (potenzielle) Täter sind. Entsprechend wird das Thema immer inhärent mit den Themen Missbrauch und Prävention verknüpft. Aspekte wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit, positive Lebensperspektiven, oder Würde und Gleichbehandlung pädophiler Menschen spielen hingegen kaum eine ernsthafte Rolle. Das Fehlen ernstzunehmender Stimmen, die sich für die Belange pädophiler Menschen einsetzen, und die einseitige Natur der Debatten spielt nicht zuletzt auch zahlreichen Akteuren in die Hände, die das Thema gerne <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/die-instrumentalisierung-der-padophilie">für ihre eigene politische Agenda instrumentalisieren</a>. Dementsprechend gibt es durchaus ein gewisses gesellschaftliches Interesse daran, dass Pädophile nicht die Gelegenheit bekommen, sich zu verteidigen und am Diskurs zu partizipieren.</p>
<h2>Nehmt uns ernst, hört uns zu</h2>
<p>Am Ende ist das Gesamtergebnis, dass viel über uns geredet wird – und das häufig von Menschen, die noch nicht einmal wissen, was Pädophilie eigentlich ist und Pädophile mit Missbrauchstäter:innen gleichsetzen. Versuche unsererseits, emanzipiert und selbstbestimmt aufzutreten, werden häufig mit fadenscheinigen und unglaubwürdigen Scheinargumenten unterdrückt. Soziale Medien bedienen sich dabei gerne des diskriminierenden <em>Framings</em>, nach dem schon alleine Pädophilen zuzuhören eine Gefährdung schutzbedürftiger Minderjähriger ist, womit ein pauschaler Ausschluss aus dem Diskurs gerechtfertigt wird. Neben sozialen Medien betrifft das auch <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/der-standard-oder-wie-man-einen-konstruktiven-austausch-unmoeglich-macht">Kommentarspalten unter Medienartikeln über Pädophilie</a>. </p>
<p>Auch dieser Blogbeitrag wird vermutlich nicht diejenigen erreichen, die er erreichen müsste. Für den Fall, dass ich mich irre, möchte ich ihn dennoch mit einem Appell abschließen.</p>
<p><em>Hört zu, was wir zu sagen haben, und lehnt es nicht automatisch ab, weil es von Pädophilen gesagt wurde. Gebt uns eine faire Chance, uns an dem gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen. Es ist nicht unser Ziel, Kindern zu schaden. Was wir erreichen wollen, ist eine Gesellschaft, in der wir uns sicher und akzeptiert fühlen können, die uns fair behandelt und Möglichkeiten für ein zufriedenes und menschenwürdiges Leben bietet.</em></p>
<div class="footnotes">
<hr>
<ol>
<li>
<p>Der Gedanke, dass schon alleine die Anerkennung der Existenz pädophiler Menschen eine sexuelle Grenzverletzung gegenüber Minderjährigen darstellt, ist natürlich gefährlicher Unsinn. Das ist in etwa gleichbedeutend mit Männern, die sich sofort sexuell angemacht fühlen, wenn sich ein Kumpel ihnen gegenüber als schwul outet. <a href="#fnref1">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
</div>
Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/222023-04-22T00:00:00+02:002024-03-19T12:51:08+01:00Die indirekten Auswirkungen des Puppenverbots<p><em>Hinweis: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema Suizid.</em></p>
<p>Neulich las ich <a href="https://www.volksverpetzer.de/analyse/ehe-fuer-alle-senkte-suizidrate/">einen Artikel</a> über eine Studie, die 2017 in den USA publiziert wurde. <a href="https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/2604258">Die Studie</a> untersuchte die Entwicklung der Suizidrate unter Jugendlichen über einen Zeitraum von 15 Jahren und stellte dabei fest, dass in Bundesstaaten, welche die gleichgeschlechtliche Ehe in dem Zeitraum legalisiert hatten, die Suizidrate insbesondere unter queeren Jugendlichen signifikant zurückgegangen ist.</p>
<p>Eine mögliche Erklärung für diesen bemerkenswerten Rückgang liegt in der gesellschaftlichen Entstigmatisierung, die mit der Legalisierung einhergeht, und durch die sich psychische Belastungen von LGBT-Personen reduzieren. Dies passt auch zu Erkenntnissen aus der Stigma-Forschung, wo sich immer wieder gezeigt hat, dass soziale Ablehnung, Stigmatisierung und Vorurteile gegen marginalisierte Gruppen mit einer Vielzahl von gesundheitlichen und psychischen Folgen für die Mitglieder dieser Gruppen verbunden sind.</p><div class="post-content">
<p><em>Hinweis: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema Suizid.</em></p>
<p>Neulich las ich <a href="https://www.volksverpetzer.de/analyse/ehe-fuer-alle-senkte-suizidrate/">einen Artikel</a> über eine Studie, die 2017 in den USA publiziert wurde. <a href="https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/2604258">Die Studie</a> untersuchte die Entwicklung der Suizidrate unter Jugendlichen über einen Zeitraum von 15 Jahren und stellte dabei fest, dass in Bundesstaaten, welche die gleichgeschlechtliche Ehe in dem Zeitraum legalisiert hatten, die Suizidrate insbesondere unter queeren Jugendlichen signifikant zurückgegangen ist.</p>
<p>Eine mögliche Erklärung für diesen bemerkenswerten Rückgang liegt in der gesellschaftlichen Entstigmatisierung, die mit der Legalisierung einhergeht, und durch die sich psychische Belastungen von LGBT-Personen reduzieren. Dies passt auch zu Erkenntnissen aus der Stigma-Forschung, wo sich immer wieder gezeigt hat, dass soziale Ablehnung, Stigmatisierung und Vorurteile gegen marginalisierte Gruppen mit einer Vielzahl von gesundheitlichen und psychischen Folgen für die Mitglieder dieser Gruppen verbunden sind.</p>
<h2>Minderheitenstress</h2>
<p>In der Forschung gibt es dafür den Begriff <em>Minderheitenstress</em> (<em>Minority Stress</em>), der ausdrückt, dass die Symptome gesellschaftlicher Ausgrenzung und sozialer Ächtung vergleichbar zu chronischem Langzeitstress sind und diese Dauerbelastung zahlreiche Folgeprobleme auslösen können. Dazu zählen körperliche Belastungen wie erhöhter Blutdruck und ein allgemein erhöhtes Erkrankungsrisiko ebenso wie psychische Probleme, beispielsweise Angststörungen, Suchtkrankheiten, Depressionen bis hin zu Suizidalität. Auch wenn sich die eigene Sexualität grundsätzlich verstecken lässt, und Menschen mit einer stigmatisierten Sexualität daher nicht zwingend direkter Diskriminierung ausgesetzt sind heißt das also nicht, dass die Stigmatisierung dieser Minderheiten folgenlos ist. Im schlimmsten Fall kann sie sogar zum Tod eines Menschen führen.</p>
<p>Auch wenn sich die Stigma-Forschung vor allem mit LGBT-Personen, queeren Menschen und ethnischen Minderheiten beschäftigt hat, so sind all diese Folgen beim Thema Pädophilie ebenfalls höchst relevant. In Umfragen und Studien zeigt sich immer wieder, dass stigmatisierende Einstellungen und ablehnende Haltungen gegenüber pädophilen Menschen in der Bevölkerung stärker vorhanden sind, als bei jeder anderen Minderheit und marginalisierten Gruppe. Entsprechend hoch ist auch die Prävalenz schwerwiegender psychischer Erkrankungen unter pädophilen Menschen. <a href="https://www.b4uact.org/research/survey-results/youth-suicidality-and-seeking-care/">In einer Umfrage</a> hat die amerikanische Organisation <em>B4U-Act</em> ermittelt, dass circa die Hälfte der Befragten schon einmal wegen Gründen, die mit ihrer sexuellen Präferenz zu Minderjährigen zusammenhängen, ernsthaft über Suizid nachgedacht haben.</p>
<p>Besonders vulnerabel für suizidale Tendenzen sind dabei Minderjährige. In der Umfrage traten bei den meisten die ersten suizidale Gedanken bereits im Jugendalter auf, das häufigste Alter eines ersten Suizidversuchs war 14. Bedenkt man, dass pädophile Menschen ihre Sexualität wie alle Anderen meistens im Jugendalter entdecken und gleichzeitig ohne Vorbilder, Rollenmodelle oder Menschen, denen sie sich anvertrauen können, häufig damit auf sich alleine gestellt sind, ohne dass ihnen positive Lebensperspektiven vermittelt werden, ist das aus meiner Sicht auch nicht überraschend.</p>
<h2>Das Puppenverbot als Ausdruck gesellschaftlicher Stigmatisierung</h2>
<p>Ich bin der Ansicht, dass die Debatte um den Besitz von kindlichen Puppen in Bezug auf Pädophilie einen ähnlichen Stellenwert besitzt, wie die Debatte um die Ehe für alle in Bezug auf Homosexualität. Sexuelle und romantische Beziehungen zu Kindern als pädophiler Mensch schließen sich aus offensichtlichen Gründen grundsätzlich aus. Während homosexuelle Menschen ihre Sexualität also mit anderen Menschen gleichen Geschlechts durchaus ausleben können, bleibt für pädophile Menschen die Auslebung auf Alternativen beschränkt, die keine realen Kinder involvieren. Puppen sind, bzw. waren bis sie 2021 strafrechtlich verboten wurden, so eine Alternative, welche für viele nicht nur eine Form von Sexualpartner waren, sondern auch ein romantischer Partner und eine emotionale Stütze.</p>
<p>Die Möglichkeit, auch Menschen des gleichen Geschlechts heiraten zu können gibt homosexuellen Menschen mehr Perspektiven für erfüllende Lebensmodelle und schadet niemanden, wird aber dennoch von konservativen Kreisen grundlos als Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung inszeniert. Ähnlich eröffnet die Möglichkeit, als pädophiler Mensch kindliche Puppen besitzen und eine Art „Ersatzbeziehung“ mit ihnen führen zu können Alternativen für einen erfüllenden Umgang mit der eigenen Sexualität, die dennoch von Gegnern ohne irgendeinen handfesten Beweis als Bedrohung der öffentlichen gesellschaftlichen Ordnung diskreditiert wird.</p>
<p>Die Legalisierung der Ehe für alle beweist, dass eine Gesellschaft bereit ist, queere Menschen als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft zu akzeptieren und ihnen das Recht auf ein glückliches Leben abseits traditioneller, heteronormativer Lebensentwürfe zuzugestehen. Analog zeigt die Kriminalisierung von kindlichen Puppen, dass die Gesellschaft auch dann nicht bereit ist, das Ausleben einer Pädophilie zu akzeptieren, wenn niemand involviert ist oder dadurch verletzt wird. In Ermangelung einer wissenschaftlich fundierten Basis wurde das Verbot mit emotional aufgeladenen Scheinargumenten legitimiert, die sich vor allem durch die inflationäre Verwendung von Adjektiven wie „widerlich“ oder „abartig“ auszeichnete. Diese Adjektive hätten genauso gut direkt gegen pädophile Menschen gerichtet sein können. Insgesamt geht von dem Verbot das Signal aus, dass pädophile Menschen so, wie sie sind, in dieser Gesellschaft nicht erwünscht sind, und jeglicher Versuch einer gesunden Sublimierung romantischer und sexueller Wünsche nach Möglichkeit kriminalisiert werden wird.</p>
<p>Das Puppenverbot ist also einerseits das Ergebnis der gewaltigen gesellschaftlichen Ablehnung pädophiler Menschen. Es konnte nur umgesetzt werden, weil es Ekel- und Angstgefühle, die gegen pädophile Menschen in der Bevölkerung vorherrschen, anspricht und scheinbar beruhigt. Gleichzeitig befeuert das Verbot das Stigma selbst weiter, indem schon die rein fiktive Auslebung pädophiler Fantasien an einem leblosen Gegenstand kriminalisiert wird.</p>
<p>Betroffen von dem Verbot sind daher unter Umständen nicht nur Besitzer:innen, Hersteller:innen und Verkäufer:innen von kindlichen Puppen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Verbot von kindlichen Puppen aufgrund der stigmatisierenden gesellschaftlichen Botschaft, die davon ausgeht negative Auswirkungen hat, die weit über die direkt Betroffenen hinausgehen – ganz analog dazu, wie die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe positive Auswirkungen auf Jugendliche hat, für die das Thema Ehe auch keine unmittelbare Relevanz hat.</p>
<p>Anekdotisch kann ich das bestätigen. Ich habe nie eine Puppe besessen noch hatte ich je ernsthaft vor, eine Puppe zu erwerben. Im Grunde hat sich für mich mit Beschluss des Verbots genau gar nichts geändert. Trotzdem hat es mich zutiefst erschüttert, als das Gesetz 2021 im Bundestag beschlossen wurde. Eben aufgrund der Botschaft, die durch das Verbot an pädophile Menschen gesendet wird, und weil es die Bereitschaft der Regierung gezeigt hat, pädophilen Menschen ohne Angabe nachvollziehbarer Gründe Freiheiten wegzunehmen. Ich weiß, dass es nicht nur mir so geht und ich kann mir aus meiner eigenen Perspektive gut vorstellen, dass so etwas psychische Belastungen erzeugen oder bestehende verschlimmern kann.</p>
<h2>Die Konsequenzen voreiliger Verbote</h2>
<p>Die Frage, die sich mir beim Lesen des eingangs erwähnten Artikel daher gestellt hat, ist diese: Wenn gesetzliche Entkriminalisierungen, die Ausdruck einer fortschreitenden Entstigmatisierung und Gleichbehandlung sind, mit einer sinkenden Suizidrate zusammenhängen, gilt dieser Zusammenhang auch umgekehrt? Folgt auf rechtliche Kriminalisierungen, die Ausdruck einer fortschreitenden Stigmatisierung und Ausgrenzung sind, eine Zunahme an Suizidversuchen?</p>
<p>Konkret auf das Thema Pädophilie und Kinderpuppen bezogen:<br>
<strong>Müssen wir damit rechnen, dass seit der Kriminalisierung von Sexpuppen mit kindlichem Aussehen mehr pädophile Jugendliche Suizidversuche begangen haben?</strong></p>
<p>Aufgrund fehlender Daten können wir hier nur spekulieren. Aber es gibt zumindest einige Indizien, die darauf hindeuten, dass dies prinzipiell möglich sein könnte. Wir wissen aus anderen Bereichen, dass politische Gesetzesverfahren bei marginalisierten Minderheiten Auswirkungen auf die Suizidrate haben können; wir wissen, dass die gesellschaftliche Stigmatisierung von Menschen psychische und gesundheitliche Auswirkungen hat, die im schlimmsten Fall bis hin zu Suizidversuchen münden können; und es liegt nahe, dass das Verbot von harmlosen Alternativen und die Stigmatisierung pädophiler Menschen direkt zusammenhängen.</p>
<p>Während die Gesellschaft in den letzten Jahren toleranter und offener gegenüber queeren Menschen geworden ist, scheinen die Einstellungen gegenüber pädophilen Menschen tendenziell in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Wichtig ist es daher vielleicht gar nicht mal, die obige Frage eindeutig zu beantworten. Wichtig ist es, dass die Gesellschaft im Ganzen und der Gesetzgeber insbesondere überhaupt erst einmal <em>anfängt</em>, diese Frage zu stellen, und sich der möglichen Folgen ihres Handelns bewusst zu machen. Stigmatisierung und Diskriminierung haben direkte gesundheitliche Auswirkungen, die Minderjährige mindestens genauso treffen wie Erwachsene. Es darf nicht sein, dass negative und potenziell lebensbedrohende Auswirkungen ignoriert werden und damit leblose Gegenstände im Namen eines vorgeblichen Kinderschutzes mehr Schutz und Rücksichtnahme erfahren, als real existierende pädophile Jugendliche.</p>
</div>
Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/722023-04-05T00:00:00+02:002024-03-19T12:46:57+01:00Neunundzwanzig<p>Vor inzwischen eineinhalb Jahren trat in Deutschland ein Verbot von Besitz, Herstellung und Verkauf von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild in Kraft. Die Begründung für dieses Verbot war dabei mehr als fragwürdig. Die Benutzung von Puppen tut offenbar niemanden direkt weh. Dafür, dass die Puppen indirekt gefährlich sind, indem sie bei den Benutzer:innen die Hemmschwelle für sexuelle Übergriffe gegen Kinder aus Fleisch und Blut senken, fehlt wiederum bis heute jeglicher empirischer Beweis.</p>
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<p>Vor inzwischen eineinhalb Jahren trat in Deutschland ein Verbot von Besitz, Herstellung und Verkauf von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild in Kraft. Die Begründung für dieses Verbot war dabei mehr als fragwürdig. Die Benutzung von Puppen tut offenbar niemanden direkt weh. Dafür, dass die Puppen indirekt gefährlich sind, indem sie bei den Benutzer:innen die Hemmschwelle für sexuelle Übergriffe gegen Kinder aus Fleisch und Blut senken, fehlt wiederum bis heute jeglicher empirischer Beweis.</p>
<p>Anstelle handfester Evidenz wurde das Verbot daher auf sehr wackeligen argumentativen Konstrukten gebaut. Laut CDU-Abgeordneten Thorsten Frei sei <a href="https://dserver.bundestag.de/btp/19/19187.pdf#P.23549">aus der Praxis bekannt, dass Kindersexpuppen „in der Regel die Vorstufe für echten sexuellen Missbrauch“ sind</a>, der dann „häufig“ folgen würde. Immer wieder wurden zur Rechtfertigung des Verbots Fälle angeführt, in denen bei Missbrauchstäter:innen angeblich solche Puppen gefunden wurden. Diese Fälle seien ein Beweis dafür, dass „der Wunsch geweckt beziehungsweise verstärkt werden [kann], die an dem Objekt eingeübten sexuellen Handlungen in der Realität an einem Kind vorzunehmen“ – wie es hinterher in der <a href="https://dserver.bundestag.de/btd/19/237/1923707.pdf">Gesetzesbegründung</a> hieß.</p>
<h2>Erste handfeste Zahlen</h2>
<p>Bisher war es nicht möglich, diese Behauptungen zu überprüfen. Konkrete Zahlen wurden nie genannt, stattdessen war immer nur von Einzelfällen die Rede, welche aber angeblich mit erschreckender Häufigkeit vorkommen würden.</p>
<p>Dies hat sich nun geändert. Kürzlich wurde die <a href="https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2022/PKSTabellen/ThematischeGliederung/tabellenthema_node.html">polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2022 vorgestellt</a>. In dieser Statistik, genauer gesagt in Tabelle T20 (Tatverdächtige insgesamt nach Alter und Geschlecht – bei vollendeten Fällen, V1.0) finden sich erstmals handfeste Zahlen zu der Frage, wie verbreitet Straftaten im Zusammenhang mit kindlichen Sexpuppen sind.</p>
<p>Und die Antwort ist: nicht sehr. In ganz Deutschland gab es 2022 insgesamt gerade einmal <em>29</em> Menschen, gegen die wegen Inverkehrbringen, Erwerb und Besitz von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild ermittelt wurde. Davon waren 26 Männer und drei Frauen. Einer der Tatverdächtigen war dabei lediglich 16–17 Jahre alt.</p>
<p>Vergleichen wir dies einmal mit den Zahlen zu sexuellem Kindesmissbrauch. Dort sind letztes Jahr insgesamt <em>11 130</em> Tatverdächtige registriert worden. Wenn wir davon ausgehen, dass bei Ermittlungen wegen Kindesmissbrauch in der Regel auch eine Hausdurchsuchung erfolgt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit kindliche Sexpuppen im Besitz des:der Tatverdächtigen findet, folgt daraus, dass ein Anteil von <strong>maximal 0,2 %</strong> der überführten Kindesmissbrauchstäter:innen eine kindliche Sexpuppe besessen haben. Tatsächlich dürfte der Anteil eher noch geringer sein, da vermutlich nicht jede:r Tatverdächtige von Kindersexpuppen aufgrund von Missbrauchsermittlungen in den Fokus der Ermittlungsbehörden gekommen ist.</p>
<p>Soviel also dazu, dass solche Puppen bei Täter:innen <em>ständig</em> gefunden werden.</p>
<h2>Der Mythos vom einstudierten Missbrauch</h2>
<p>Noch eindeutiger sehen die Zahlen bei der Verbreitung und Besitz von Anleitungen zu sexuellem Missbrauch von Kindern aus. Dieser Straftatbestand wurde ebenfalls 2021 eingeführt, auch mit der Begründung, dass diese „nicht selten“ bei Beschuldigten von Kindesmissbrauch gefunden werden würden und dies beweisen würde, dass diese Anleitungen die Hemmschwelle für Missbrauch senken.</p>
<p>Hier wurden im gesamten Jahr 2022 allerdings gerade einmal neun Tatverdächtige registriert: zwei Frauen und sieben Männer, einer davon ein 14-15-jähriger Jugendlicher. Dies macht im Vergleich sogar nur einen Anteil von <strong>maximal 0,08 %</strong> der Tatverdächtigen von Missbrauch aus.</p>
<p>Oder, um es anders zu formulieren: mehr als 99 % der Tatverdächtigen im Bereich Kindesmissbrauch haben ihre Taten begangen, ohne dabei eine Anleitung oder eine Übungspuppe gebraucht zu haben. Der Gedanke, dass ein Missbrauch erst langwierig einstudiert und geprobt werden muss, entspricht offenbar nicht der Realität – andernfalls hätte die Kriminalstatistik annähernd so viele Fälle von Missbrauchsanleitungen und Kindersexpuppen registrieren müssen, wie auch Fälle von Missbrauch registriert wurden.</p>
<h2>Kollateralschäden</h2>
<p>Bei all dem dürfen wir außerdem nicht vergessen, dass das grundsätzliche Argument schon auf Sand gebaut ist. Selbst wenn Kindersexpuppen häufig bei Missbrauchstäter:innen gefunden werden würde, ließe sich daraus noch lange nicht schließen, dass diese Puppen zu den Missbrauchstaten geführt hätten. Auch andere Objekte finden sich häufig im Besitz von Missbrauchstäter:innen: Wasserkocher, Kleiderschränke, Spülmaschinen. Niemand würde auf die Idee kommen daraus zu schließen, dass diese Objekte irgendeinen Anteil an den verübten Taten hätten.</p>
<p>Man müsste andersherum vorgehen und zeigen, dass Besitzer:innen von Kindersexpuppen übermäßig häufig Missbrauch begehen. Und selbst das würde erst einmal nur eine statistische <em>Korrelation</em> zeigen und nicht zwingend bedeuten, dass es auch einen kausalen Zusammenhang gibt. Um dies zu beweisen wäre wesentlich mehr Forschung notwendig – die dank der Kriminalisierung in Deutschland aber nun signifikant erschwert ist.</p>
<p>Das Argument wäre also selbst dann unlogisch und falsch, wenn die Fallzahlen es stützen würden.</p>
<p>Was übrig bleibt, sind 29 Menschen, denen eine Haftstrafe droht, weil sie sich an einem Stück Plastik vergangen haben – aufgrund eines Gesetzes, das auf logischen Fehlschlüssen und falschen Zahlen basiert.</p>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/602023-03-31T00:00:00+02:002024-03-19T12:37:00+01:00Kinderpornografie, Missbrauchsabbildungen, digitale Delikte: Der Versuch einer differenzierten Debatte<p><em>Hinter jedem Bild steckt ein gequältes Kind, dessen Seele zerstört wurde</em>. Wenn es um Kinderpornografie geht, zieht sich dieser Satz in dieser oder ähnlicher Form durch sämtliche Leitmedien und ist zu einem der zentralen Narrativen der Berichterstattung zu dem Thema geworden. Demzufolge zeigt jeder kinderpornografische Inhalt schwerste Gewalt an Kindern, und jede:r Konsument:in eines solchen Inhalts macht sich des Missbrauchs mindestens mitschuldig, oder steht mit den Missbrauchstäter:innen auf einer Stufe.</p><div class="post-content">
<p><em>Hinter jedem Bild steckt ein gequältes Kind, dessen Seele zerstört wurde</em>. Wenn es um Kinderpornografie geht, zieht sich dieser Satz in dieser oder ähnlicher Form durch sämtliche Leitmedien und ist zu einem der zentralen Narrativen der Berichterstattung zu dem Thema geworden. Demzufolge zeigt jeder kinderpornografische Inhalt schwerste Gewalt an Kindern, und jede:r Konsument:in eines solchen Inhalts macht sich des Missbrauchs mindestens mitschuldig, oder steht mit den Missbrauchstäter:innen auf einer Stufe.</p><p>Wie stark diese Narrative inzwischen verbreitet ist, zeigte sich zuletzt im Fall des österreichischen Schauspielers Florian Teichtmeister, der sich <a href="https://kurier.at/chronik/oesterreich/kein-verhandlungstermin-gegen-florian-teichtmeister-in-sicht/402355158">wegen des Besitzes von Dateien mit kinderpornografischen Inhalten jetzt vor Gericht verantworten muss</a>. Teichtmeisters Anwalt betonte in einer Stellungnahme, dass sein Klient Kindern gegenüber nie direkt übergriffig geworden sei, und es sich bei seinen Straftaten um <a href="https://www.derstandard.de/story/2000142552064/anklage-wegen-besitz-von-kinderpornografie-burgtheater-trennt-sich-von-schauspieler">rein „digitale Delikte“ gehandelt habe</a>. Dies löste eine starke Gegenreaktion von Politiker:innen sowie Kinderschutz- und Strafrechtsexpert:innen aus, die in den folgenden Wochen diese im Strafrecht durchaus übliche Formulierung als „verharmlosend“ bezeichneten und auf das reale Leid hinwiesen, das hinter jedem einzelnen Bild stecken würde.</p><p>Was auf dem ersten Blick gut und vernünftig klingt, hat nur ein großes Problem: Es stimmt einfach nicht. Zumindest nicht grundsätzlich. Die Realität ist wesentlich facettenreicher und nuancierter. Was nicht heißt, dass es Aufnahmen von Kindern, denen vor laufender Kamera sexuelle Gewalt angetan wird, nicht gibt, oder der Konsum dieser Aufnahmen nicht zu verurteilen wäre. Die Aussage, dass <em>sämtliche</em> kinderpornografischen Inhalte so wären verkürzt das durchaus komplexe Thema allerdings auf ein vereinfachtes Schwarz-Weiß-Bild, steht dabei der Aufklärung und Bearbeitung von Themen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch im Wege und schadet nicht zuletzt denen, die eigentlich geschützt werden sollen.</p><h2>Das Problem mit dem Begriff Missbrauchsabbildungen</h2><p>Das Präventionsprojekt <em>Kein Täter Werden</em> versucht in dem Zusammenhang bereits seit Jahren (mit einigem Erfolg) den Begriff „Kinderpornografie“ aus der öffentlichen Debatte zu verdrängen und durch den Begriff „Missbrauchsabbildungen“ zu ersetzen. Auf der <a href="https://www.kein-taeter-werden.de/journalistinnen">Webseite des Projekts</a> steht dazu in einem Infokasten:</p><blockquote>Der in Presse und Justiz gängige Begriff Kinderpornografie ist nicht geeignet, um das zu kennzeichnen, was wir als Nutzung von Missbrauchsabbildungen bezeichnen, da die Aufnahmen Kinder bei sexuellen Handlungen zeigen, die nicht auf deren freiwillige Mitwirkung, sondern auf sexuelle Interessen von Erwachsenen zurückzuführen sind.</blockquote><p>Dieser Ansicht haben sich viele Expert:innen angeschlossen. Nach dem Bekanntwerden des Fall Teichtmeister <a href="https://kurier.at/politik/inland/bilder-von-kindesmissbrauch-regierung-erhoeht-strafen-deutlich/402304133">einigte sich die Regierung Österreichs innerhalb weniger Wochen auf ein neues Gesetzespaket</a>, das unter anderem vorsieht, den Begriff „Kinderpornografie“ durch die Formulierung „Darstellung von Kindesmissbrauch“ zu ersetzen.</p><p>Diese Umbenennung basiert auf der zentralen Narrative des Themas Kinderpornografie: dass hinter jedem Bild das unermessliche Leid eines missbrauchten Kindes steckt, und folglich der Begriff Pornografie verharmlosend sei, da er eine Gleichberechtigung mit grundsätzlich einvernehmlicher Erwachsenenpornografie impliziert.<a href="#fn1">1</a> Und für Inhalte, auf die das zutrifft, die also den sexuellen Missbrauch von Kindern dokumentieren oder die durch sexuelle Ausbeutung von Kindern entstanden sind, ist diese Argumentation durchaus schlüssig.</p><p>Das Problem mit dem Begriff ist, dass aber eben nicht alle Inhalte in diese Kategorie fallen. Damit ein Bild als kinderpornografisch gewertet werden kann, ist es nicht notwendig, dass ein Kindesmissbrauch darauf zu sehen ist. Es ist noch nicht einmal notwendig, dass darauf überhaupt ein real existierendes Kind zu sehen ist. Das zeigt ein Blick in das Strafgesetzbuch (StGB), genauer gesagt den <a href="https://dejure.org/gesetze/StGB/184b.html">§ 184b StGB</a>, der für Deutschland definiert, was im rechtlichen Sinn einen kinderpornografischen Inhalt ausmacht.</p><h2>Von Kindern selbst produzierte Kinderpornografie</h2><p>Zunächst einmal ist laut Gesetzestext jede Darstellung als Kinderpornografie strafbar, die in irgendeiner Form <em>sexuelle Handlungen von, an oder vor einem Kind</em> zeigt. Das schließt insbesondere Aufzeichnungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Erwachsene ein – also jene Inhalte, hinter denen in der Tat das Leid eines Kindes steckt, das vergewaltigt und missbraucht wurde, und für welche die Bezeichnung <em>Missbrauchsabbildungen</em> absolut zutreffend ist.</p><p>Das Gesetz stellt allerdings nicht nur Abbildungen des sexuellen Missbrauchs unter Strafe, sondern sämtliche Darstellungen sexueller Handlungen von Kindern. Darunter fallen auch sexuelle Handlungen, die Kinder an sich selber oder untereinander durchführen. Zum Beispiel würde ein Video, das ein dreizehnjähriges Mädchen bei der Selbstbefriedigung zeigt, immer als Kinderpornografie zählen, auch dann, wenn das Mädchen die Aufzeichnung selber erstellt hat. In diesen Fällen ist es mehr als fragwürdig, von Missbrauchsabbildungen zu sprechen, da solche Aufnahmen schlicht keinen Missbrauch abbilden.</p><p>An dieser Stelle könnte man zwei Einwände einbringen. Zunächst einmal ist es natürlich möglich, dass auch Aufnahmen scheinbar freiwilliger Handlungen unter äußerem Zwang oder unter Anleitung eines Erwachsenen erstellt werden. In diesen Fällen kann man durchaus auch von einer Form von Missbrauch, sexueller Ausbeutung oder Erpressung sprechen. Aber das ist eben keine notwendige Voraussetzung für die Strafbarkeit, und auch völlig einvernehmliche Aufnahmen, bei denen keine Erwachsenen involviert waren, zählen als Kinderpornografie.</p><p>Solche Fälle sind keine Seltenheit. Laut <a href="https://annualreport2021.iwf.org.uk/trends/selfgenerated">Jahresbericht 2021 der IWF</a> fielen ca. 75 % der gemeldeten kinderpornografischen Inhalte in diese Kategorie der „selbst erstellten Inhalte“. Dazu meldet das BKA in den letzten Jahren einen dramatischen Anstieg minderjähriger Täter:innen, zuletzt <a href="https://netzpolitik.org/2022/strafrecht-die-meisten-tatverdaechtigen-bei-kinderpornografie-sind-minderjaehrig/">stellten Minderjährige sogar die Mehrheit der Tatverdächtigen</a>. Es ist davon auszugehen, dass es in einigen dieser Fälle schlicht um Minderjährige geht, welche sich sexuell ausprobieren.</p><p>Die undifferenzierte Bezeichnung dieser Inhalte als <em>Missbrauchsabbildungen</em> hat damit insbesondere zwei Konsequenzen. Einmal wird die sexuelle Vergewaltigung von Kindern auf eine Stufe gestellt mit natürlichen und altersgerechten Sexualverhalten. Gleichzeitig werden Kinder, die einvernehmliche sexuelle Handlungen untereinander oder auch nur mit sich selber vornehmen und sich dabei filmen, zu Tätern erklärt. Die IWF bezeichnet etwa Videos, die Kinder von sich selber bei sexuellen Handlungen anfertigen als „selbst erstellte Missbrauchsdarstellungen“ – und hebt damit die Kinder auf die Stufe von Schwerverbrechern. Selbstbefriedigung wird so sprachlich quasi zu einer Missbrauchstat eines Kindes an sich selber umdefiniert.</p><p>Der zweite Einwand ist: Auch wenn solche Aufzeichnungen von Kindern selber ohne Zwang erstellt wurden, ist es von ihnen eher nicht gewollt, dass diese im Internet verbreitet und von Fremden angesehen werden. Auch wenn die Inhalte selber keinen Missbrauch zeigen, ist somit die Verbreitung eine Form von Missbrauch. Dies mag zwar stimmen, ist aber eine ziemliche Dehnung des Begriffs „Missbrauchsabbildungen“, der im Wortsinn eben „Abbildungen von Missbrauch“ bedeutet, und nicht missbräuchlich verwendete oder verbreitete Abbildungen. Davon abgesehen ist auch eine derartige Verbreitung nicht Voraussetzung dafür, dass eine Aufzeichnung als Kinderpornografie zählt. Auch Aufnahmen, die das Handy eines Kindes nie verlassen oder die <a href="https://rp-online.de/nrw/panorama/kindesmissbrauch-chatplattformen-und-foren-im-darknet_aid-84763793">Kinder oder Jugendliche einvernehmlich untereinander verschicken</a>, sind Kinderpornografie.</p><h2>Familienfotos und unabsichtliches Posing</h2><p>Die zweite Kategorie der nach § 184b StGB strafbaren Inhalte betrifft Darstellungen eines „ganz oder teilweise unbekleideten Kindes in aufreizend geschlechtsbetonter Körperhaltung.“ <em>Ganz oder teilweise unbekleidet</em> ist klar. Was aber ist eine <em>aufreizend geschlechtsbetonte Körperhaltung</em>?</p><p>Diese Formulierung ist am 01.01.2021 in das StGB eingefügt worden, und hat die bis dahin gültige Formulierung „unnatürlich geschlechtsbetonte Körperhaltung“ ersetzt. Um die Frage zu beantworten, lohnt sich daher ein Blick in die <a href="https://dip.bundestag.de/vorgang/gesetz-zur-%C3%A4nderung-des-strafgesetzbuches-modernisierung-des-schriftenbegriffs/260964">Begründung des Gesetzgebers für diese Änderung</a>.</p><blockquote>So wird zum einen die Zwecksetzung des § 184b Absatz 1 Nummer 1 Buchstabe b StGB, Darstellungen mit sexuell aufreizenden Posen des Kindes zu erfassen, mit dem Begriff „unnatürlich“ nur unzureichend erfüllt. Denn ein schlafendes Kind nimmt grundsätzlich keine „unnatürliche“ Körperhaltung ein, kann sich aber im Schlaf in einer sexuell aufreizenden Pose befinden und entsprechend abgebildet werden. Auch Aufnahmen, bei denen das Kind überraschend und ohne für den Betrachter zu posieren in einer geschlechtsbetonten Körperhaltung fotografiert wird, wird durch den Begriff „unnatürlich“ nicht rechtssicher erfasst. Treffender ist es […] das Wort „unnatürlich“ durch das Wort „aufreizend“ zu ersetzen, was auch der Empfehlung der Reformkommission zum Sexualstrafrecht entspricht.</blockquote><p>Grundsätzlich geht es also darum, sogenannte „Posing“-Bilder strafbar zu stellen, also Bilder, in denen Kinder Posen einnehmen, die der sexuellen Erregung dienen können. In Fällen, in denen Kinder dazu überredet oder gezwungen werden, kann sicherlich auch von einer Form von Missbrauch oder sexueller Ausbeutung gesprochen werden. Wenn wir sagen, der Missbrauch besteht daraus das Kind dazu zu bringen, diese Pose einzunehmen, und die Aufnahme davon bildet diesen Missbrauch ab, können wir solche Posing-Bilder mit viel guten Willen auch unter den Begriff Missbrauchsabbildungen fassen.</p><p>Das Problem ist aber auch hier, dass dies nicht alles ist, was das Gesetz unter Strafe stellt. Es geht nicht nur um Bilder, in denen Kinder explizit aufgefordert werden sexualisierte Haltungen einzunehmen, sondern auch um Abbildungen, in denen Kinder ganz natürlich und ohne äußeren Zwang solche Posen von sich aus einnehmen.</p><p>Dies kann auch Alltags- und Urlaubsfotos treffen, die sich vermutlich in vielen Familienalben finden lassen: Zum Beispiel Bilder von Kindern, die nackt in der Badewanne flanieren, breitbeinig in Badehose am Strand eine Sandburg bauen oder beim Schlafen ihren Po der Kamera entgegenstrecken. Dies kann nicht nur potenziell strafbar sein – wie das Zitat oben zeigt, ist die Strafbarkeit vom Gesetzgeber sogar explizit so gewollt.</p><p>Solche an sich harmlosen Familienfotos fallen eher in die Kategorie der Bilder, über die man sich Jahre später amüsieren kann. Eines bilden sie jedoch nicht ab: Missbrauch, und sollten daher auch nicht so bezeichnet werden. Ähnlich wie bei der Kategorie der selbst produzierten Kinderpornografie ist es zwar denkbar, dass diese Bilder missbräuchlich entwendet und verbreitet werden, dies ist für die Strafbarkeit aber keine notwendige Voraussetzung. Beispiel: Im Oktober 2021 fand eine <a href="https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/017088/index.html">Hausdurchsuchung bei einem Vater</a> statt, der (mit Zustimmung seines inzwischen erwachsenen Sohns) ein 15 Jahre altes Familienfoto über WhatsApp teilte. Auf dem Bild war der damals 6-jährige Sohn mit nackten Unterkörper zu sehen, wie er breitbeinig auf der Couch saß und an seinen Penis herumspielte. Der Vater muss sich deswegen nun wegen Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie vor Gericht verantworten. Ihm drohen ein bis zehn Jahre Haft, obwohl die Polizei während der Ermittlungen selber feststellte, dass „ein sexueller Missbrauch oder ähnliches“ nicht stattfand. Anders gesagt: bei dem Bild handelt es sich also um Kinderpornografie, aber <em>nicht</em> um eine Missbrauchsabbildung.</p><h2>Nacktbilder</h2><p>Die letzte Kategorie, die das Gesetz unter Strafe stellt, umfasst Aufnahmen, welche den nackten Unterkörper von Kindern zeigen und dabei besonderen Fokus auf den Genitalbereich legen. Neutrale Nacktbilder, zum Beispiel FKK-Bilder oder medizinische Abbildungen sind zwar nicht grundsätzlich betroffen, die Grenzen zur strafbaren „sexuell aufreizenden Wiedergabe“ sind aber fließend.</p><p>Hier fällt es besonders schwer, noch von „Missbrauchsabbildungen“ im Sinne von „Abbildungen von Missbrauch“ zu reden, da in diese Kategorie auch Darstellungen fallen, die zunächst einmal überhaupt keinen sexuellen Bezug haben. Während es in der ersten Kategorie explizit um Darstellungen sexueller Handlungen geht, und in der zweiten Kategorie zumindest um Aufnahmen sexualisierter Körperhaltungen, wird der sexuelle Kontext in dieser Kategorie nur durch die Art der Aufnahme erzeugt. Als Beispiel kann etwa eine Aufnahme eines FKK-Strands zählen, wobei (entweder vom Fotografen oder anschließend in der Bildbearbeitung) besonders in den Genitalbereich eines nackten Kindes hereingezoomt wird.</p><p>Solche Aufnahmen mögen moralisch verwerflich sein, insbesondere wenn sie heimlich entstehen. Aber auch sie bilden keinen Missbrauch ab, sondern zeigen Kinder in alltäglichen Situationen. Das Verwerfliche besteht in dem Fall in der Art, wie die Aufnahme angefertigt wurde, nicht in den Handlungen, die sie abbildet.</p><action-text-attachment content-type="image" url="/uploads/sirius/kinderpornografie-plakate.png?classes=caption" width="1102" height="521" caption="Die Widersprüchlichkeit einiger Aussagen im Bereich Kinderpornografie zeigt eine Plakatkampagne des Polizeipräsidiums Aalen. Auf der einen Seite heißt es, kinderpornografische Dateien zeigen immer echtes Leid, gleichzeitig wird unter dem Begriff aber auch einvernehmliches Sexting und Familienfotos, die keinen Missbrauch zeigen, gefasst. Quelle: https://ppaalen.polizei-bw.de/kinderpornografie/"><figure class="attachment attachment--preview">
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Die Widersprüchlichkeit einiger Aussagen im Bereich Kinderpornografie zeigt eine Plakatkampagne des Polizeipräsidiums Aalen. Auf der einen Seite heißt es, kinderpornografische Dateien zeigen immer echtes Leid, gleichzeitig wird unter dem Begriff aber auch einvernehmliches Sexting und Familienfotos, die keinen Missbrauch zeigen, gefasst. Quelle: https://ppaalen.polizei-bw.de/kinderpornografie/
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</figure></action-text-attachment><p></p><h2>Fiktive Kinderpornografie</h2><p>Abschließend bleibt noch zu klären, was einen <em>Inhalt</em> im strafrechtlichen Sinn überhaupt ausmacht. Dies ist in <a href="https://dejure.org/gesetze/StGB/11.html">§ 11 Abs. 3 StGB</a> geregelt und umfasst nicht nur Bild- und Videoaufnahmen, sondern auch Audioaufnahmen und Texte. Zudem ist es nicht erforderlich, dass die Aufnahmen ein <em>tatsächliches</em> Geschehen zeigen, es sich also um Video- oder Bildaufnahmen realer Geschehnisse handelt. Strafbar können genauso rein fiktive Werke sein, etwa Zeichnungen, computergenerierte 3D-Animationen, fiktive Geschichten und Text-Rollenspiele oder (aktuell besonders brisant) KI-generierte Bilder.</p><p>Im Kinderpornografie-Gesetz wird hier zwischen <em>wirklichkeitsnahen</em> und <em>nicht wirklichkeitsnahen</em> Abbildungen unterschieden. Wirklichkeitsnah ist eine (auch rein fiktive) Abbildung dann, wenn ein durchschnittlicher Beobachter die Darstellung nicht mehr eindeutig als unecht erkennen kann. Das Gesetz macht keinen Unterschied, ob ein Inhalt nur wirklichkeitsnah ist oder ein reales Ereignis aufzeichnet. Nicht wirklichkeitsnahe Inhalte wie abstrakte Zeichnungen oder stark stilisierte computergenerierte Bilder sind zwar im Besitz legal, dürfen aber auch nicht verbreitet werden.</p><p>Spätestens bei nicht wirklichkeitsnahen Inhalten hier wird es ganz absurd, noch von Missbrauchsabbildungen zu sprechen. Derartige <em>fiktive Kinderpornografie</em> zeigt keine real existierenden Kinder, und kann demnach auch keinen Missbrauch abbilden. Selbst wenn Szenen dargestellt werden, die in der Realität Missbrauch wären, ist eine sprachliche Gleichstellung mit realem Kindesmissbrauch nicht angemessen und bagatellisiert letzten Endes echten Gewalttaten gegen real existierende Kinder.</p><h2>Ein breites Spektrum</h2><p>Zusammengenommen lässt sich sagen, die Aussage, hinter jedem kinderpornografischen Bild steckt ein Missbrauch und das Leid eines Kindes ist deutlich verkürzend. Wenn wir von Kinderpornografie im rechtlichen Sinne reden, also Inhalten, deren Besitz, Herstellung oder Verbreitung in Deutschland mit Gefängnisstrafen nicht unter einem Jahr geahndet werden, dann decken diese Inhalte in der Realität ein sehr breites Spektrum ab.</p><p>Auf der einen Seite des Spektrums stehen Zeichnungen nicht real existierender Kinder, auf der anderen Seite der Aufnahmen, die Kinder zeigen, welche von Erwachsenen brutal vergewaltigt werden. Dazwischen gibt es zahlreiche Abstufungen und Graustufen, die in den aktuellen Debatten und Narrativen zu dem Thema nicht sichtbar werden.</p><action-text-attachment content-type="image" url="/uploads/sirius/kinderpornografie-spektrum.png?classes=caption" width="1342" height="576"><figure class="attachment attachment--preview">
<img width="1342" height="576" src="/uploads/sirius/kinderpornografie-spektrum.png?classes=caption">
</figure></action-text-attachment><p></p><h2>Warum überhaupt differenzieren?</h2><p>Die Narrative, dass hinter jedem Bild ein gequältes Kind steckt und jeder kinderpornografische Inhalt eine Missbrauchsabbildung ist, stellt alle diese Abstufungen auf dieselbe moralische Stufe: fiktive Zeichnungen mit Aufnahmen realen Missbrauchs, Bilder, in denen Eltern ihre Kinder baden mit Bildern, in denen Eltern ihre Kinder vergewaltigen, und einvernehmliches Sexting unter Minderjährigen mit Ausbeutung und sexualisierter Gewalt.</p><p>Der Versuch, durch die Verwendung einer entsprechend eskalierten Sprache nichts zu „verharmlosen“ erreicht letzten Endes genau dies: eine Verharmlosung, die impliziert, dass das Bild eines am Strand spielenden Kindes genauso schlimm ist wie die Aufnahme der Vergewaltigung eines Kindes. Durch die Verwendung von Begriffen wie „Gewalt“ und „Missbrauch“ zur Beschreibung von Szenen, in denen Gewalt und Missbrauch gar nicht vorkommen, werden die Begriffe unscharf und verwaschen.</p><p>Das erzeugt eine Reihe von Problemen. Wenn wir die sexuelle Ausbeutung von Kindern effektiv bekämpfen wollen, ist Aufklärung und Information unerlässlich. Dies wiederum benötigt präzise und eindeutige Begrifflichkeiten. Nur so ist ein sachlicher Diskurs überhaupt möglich. Die bisherigen, extremen Narrativen sind eher geeignet, eine moralische Panik zu befeuern, als eine sachliche Auseinandersetzung zu fördern.</p><p>Die Narrative, hinter jedem Bild steckt eine zerstörte Kinderseele sorgt dafür, dass sich der Blick auf die schlimmstmöglichen Inhalte beschränkt, und dabei unterschlagen wird, dass es auch eine ganze Reihe weiterer Inhalte gibt, die ebenfalls als Kinderpornografie zählen. Der Gedanke an diese schlimmstmöglichen Fälle wiederum erzeugt regelmäßig Rufe nach härteren und erbarmungslosen Strafen. Insbesondere wird mit den schlimmsten Fällen auch für eine Anhebung der Mindeststrafen argumentiert, die eigentlich für die am wenigsten schlimmen Fälle vorgesehen sind. Heißt, die Fälle, in denen es dann nicht um Abbildungen schlimmster sexueller Gewalt geht, sondern vielleicht nur um ein harmloses Familienfoto, müssen dann nach genau diesen Mindeststrafen ebenso verurteilt werden.</p><p>Die schädliche Wirkung ist aktuell ganz besonders akut. Mit dem Blick auf diese schlimmsten Fälle wurden 2021 die Strafen drastisch erhöht, und schon der Besitz von Kinderpornografie <a href="https://www.spiegel.de/panorama/justiz/bundestag-beschliesst-verschaerftes-gesetz-gegen-sexuellen-kindesmissbrauch-a-5a01c7a6-4295-4b24-8687-cec3cf3554b8">von einem Vergehen zu einem Verbrechen hochgestuft</a>. Die damalige Justizministerin Christine Lambrecht <a href="https://www.sueddeutsche.de/politik/sexuelle-gewalt-kindesmissbrauch-gesetzentwurf-justizministerin-lambrecht-1.4953581">begründete dies wie folgt</a>: „Ich will, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder ohne Wenn und Aber ein Verbrechen ist. Gleiches gilt für Kinderpornografie, mit der diese widerlichen Taten gefilmt und verbreitet werden. Wer mit der Grausamkeit gegen Kinder Geschäfte macht, soll künftig mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden können.“ Voraussetzung dafür, dass die Gesetzesänderung politisch erfolgreich sein konnte, war also genau diese Narrative, dass jeder kinderpornografische Inhalt eine Missbrauchsabbildung ist und damit schlimmste Gewalt an Kindern zeigt.</p><p>Gut ein Jahr nach Inkrafttreten der Verschärfung zeigen sich die massiven Probleme: bereits überarbeitete Justizbehörden werden von unzähligen Bagatellfällen überschwemmt, was den Kampf gegen Menschen, die tatsächlich schwere Gewalt an Kindern ausüben deutlich erschwert. Laut Deutschen Richterbund ist die Verschärfung „<a href="https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kinderpornos-missbrauch-strafverfolgung-kritik-100.html">nicht praxistauglich</a>“, aktuell ist eine <a href="https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/kinderpornografie-184b-stgb-strafrahmen-verbrechen-vergehen-verfassungswidrig-buschmann/">Rücknahme der Verschärfungen</a> im Gespräch.</p><p>Leidtragende sind nicht zuletzt gerade diejenigen, die eigentlich geschützt werden sollen: Kinder und Jugendliche. Einmal, indem sie selber kriminalisiert und für etwa einvernehmliches Sexting als Verbrecher behandelt werden. Und andererseits, weil gerade solche Fälle Ressourcen auffrisst, die für den Schutz von Kindern und Jugendlichen benötigt werden, die tatsächlich sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind.</p><h2>Vorschlag für eine differenzierte Terminologie</h2><p>Die Debatte über die geplante Entschärfung des Strafrechts bietet eine einmalige Gelegenheit, genau zu überprüfen, was eigentlich einen kinderpornografischen Inhalt ausmacht, und wie wir die verschiedenen Kategorien angemessen bezeichnen können. Wie könnte eine differenzierte Terminologie also aussehen, die auf der einen Seite nichts verharmlost, und auf der anderen Seite der Bandbreite des Themas gerecht wird? Dazu möchte ich abschließend einen Vorschlag vorstellen.</p><p>Zunächst einmal können wir den Begriff <em>Kinderpornografie</em> durch die Formulierung <em>sexualisierte Darstellungen von Kindern</em> ersetzen. Denn genau dies ist das, was alle Inhalte des Spektrums gemeinsam haben: dass Kinder in einen sexualisierten Kontext dargestellt werden, entweder indem direkt (reale oder fiktive) sexuelle Handlungen an oder mit Kindern abgebildet werden, oder indem durch die Auswahl des Bildfokus oder der Pose abgebildeter Kinder eine „aufreizende“ Wirkung erzeugt wird.</p><p>Der Begriff <em>Missbrauchsabbildungen</em> ist nicht grundsätzlich schlecht und sollte beibehalten werden, aber in der Verwendung ganz eindeutig beschränkt werden auf eben jene Darstellungen, die den realen Missbrauch von Kindern dokumentieren. Insbesondere sollte der Begriff nicht länger als Synonym für Kinderpornografie verwendet werden. Auf diese Art kann das besondere, reale Unrecht dieser Abbildungen ungemindert ausgedrückt werden, ohne es gleichzustellen mit Inhalten, in denen kein (realer) Kindesmissbrauch abgebildet wird.</p><p>Für fiktive Inhalte, bei deren Erstellung keine echten Kinder involviert waren passt der Begriff „Pornografie“, der bei Abbildungen von schwerem Missbrauch von Kindern kritisiert wird wiederum sehr gut, da es sich um genau das handelt: einvernehmlich von Erwachsenen erstellte Inhalte, die zur sexuellen Erregung anderer Erwachsener gedacht sind. Für diese Teilmenge ist die Formulierung „fiktive Kinderpornografie“ also durchaus treffend und bringt insbesondere zum Ausdruck, dass es sich eben nicht um realen Missbrauch handelt, der auf derartigen Werken zu sehen ist.</p><p><strong>Nachtrag.</strong> Am 30.03. veröffentlichte das ZDF <a href="https://www.zdf.de/nachrichten/politik/kinderpornografie-minderjaehrige-kinder-gruppenchats-polizeiliche-kriminalstatistik-100.html">ein Interview</a> mit dem Leiter des Instituts für Cyberkriminalität der Polizei-Hochschule Brandenburg, Thomas-Gabriel Rüdiger, über den Anstieg minderjähriger Täter:innen bei Kinderpornografie-Delikten. Darin erklärt Rüdiger folgendes.</p><blockquote>Wenn ein 13-Jähriger seiner 14-jährigen Freundin auf deren Wunsch hin ein pornografisches Bild von sich schickt, entsteht ein kinderpornografischer Inhalt. <strong>Dabei muss das [</strong><strong><em>sic</em></strong><strong>] kein Machtgefälle oder Gewalt im Spiel sein</strong> - was man ja eigentlich mit dem Begriff assoziert. Sexting ist einfach eine Form von Sexualität, die in vielen Altersstufen durchaus verbreitet ist - so auch bei jungen Menschen. Das Gesetz spiegelt solche Fälle aber nicht hinreichend wider.</blockquote><p>Direkt darüber: ein Infokasten zum „Begriff Kinderpornografie“ vom ZDF.</p><blockquote>In der gesellschaftlichen Diskussion wird häufig vertreten, dass der Begriff "Kinderpornografie" unpassend sei, <strong>da er Gewalt gegen Kinder verharmlose</strong>. Es gibt für diese Ansicht gute Argumente. Der strafrechtliche Paragraf § 184b StGB spricht jedoch von der Verbreitung von "kinderpornografischen" Schriften. Im Alltag wird auch oft der Begriff "Sexualisierte Gewalt gegen Kinder" oder "dokumentierter Kindesmissbrauch" verwendet.</blockquote><p>Ironischerweise forciert das ZDF damit genau jene Probleme, die in dem Interview selbst angesprochen werden.</p><ol><li>Wobei durchaus infrage gestellt werden kann, ob Erwachsenenpornografie grundsätzlich immer so harmlos, freiwillig und einvernehmlich ist, wie es diese Aussage impliziert. <a href="#fnref1">↩</a>
</li></ol>
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Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/502023-02-27T00:00:00+01:002024-03-19T12:36:49+01:00Gutefrage.net und die neue Richtlinie zu Pädophilie<p>Gutefrage.net war lange Zeit ein Ort, an dem ich mich sehr gern aufgehalten habe. Ich war dort, schon lange bevor ich mir meiner Pädophilie bewusst geworden bin, aktiv, habe viele nette Menschen kennengelernt und nicht zuletzt wäre ich ohne gutefrage wohl nie mit anderen Pädophilen in Kontakt gekommen, die mich während der Phase des Coming-Ins (also des Bewusstwerdens meiner pädophilen Neigung) unterstützt haben.</p><p>Als ich dann begonnen habe, über Pädophilie aufzuklären, war gutefrage einer der wenigen Orte, an denen das noch möglich war, da gutefrage – zumindest verglichen mit den meisten anderen Plattformen – sehr tolerant dem Thema gegenüber war. Damit meine ich, dass man sich dort als pädophiler Mensch zu erkennen geben konnte, man über die eigenen Empfindungen schreiben konnte und andere beispielsweise über den Unterschied zwischen Pädophilie und Kindesmissbrauch aufkären konnte – alles unter der Prämisse, dass sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern niemals stattfinden dürfen. Beiträge, die Kindesmissbrauch verharmlost und (angeblich) einvernehmliche sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern befürwortet haben, wurden und werden dort seit eh und je gelöscht und Nutzer, die wiederholt durch solche Beiträge auffielen, gesperrt.</p><div class="post-content">
<p>Gutefrage.net war lange Zeit ein Ort, an dem ich mich sehr gern aufgehalten habe. Ich war dort, schon lange bevor ich mir meiner Pädophilie bewusst geworden bin, aktiv, habe viele nette Menschen kennengelernt und nicht zuletzt wäre ich ohne gutefrage wohl nie mit anderen Pädophilen in Kontakt gekommen, die mich während der Phase des Coming-Ins (also des Bewusstwerdens meiner pädophilen Neigung) unterstützt haben.</p><p>Als ich dann begonnen habe, über Pädophilie aufzuklären, war gutefrage einer der wenigen Orte, an denen das noch möglich war, da gutefrage – zumindest verglichen mit den meisten anderen Plattformen – sehr tolerant dem Thema gegenüber war. Damit meine ich, dass man sich dort als pädophiler Mensch zu erkennen geben konnte, man über die eigenen Empfindungen schreiben konnte und andere beispielsweise über den Unterschied zwischen Pädophilie und Kindesmissbrauch aufkären konnte – alles unter der Prämisse, dass sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern niemals stattfinden dürfen. Beiträge, die Kindesmissbrauch verharmlost und (angeblich) einvernehmliche sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern befürwortet haben, wurden und werden dort seit eh und je gelöscht und Nutzer, die wiederholt durch solche Beiträge auffielen, gesperrt.</p><p>Natürlich war auch dort nicht alles perfekt, Anfeindungen und Beleidigungen gegenüber pädophilen Menschen gab es dort wie überall, aber diese wurden meist zeitnah gelöscht und alles in allem war gutefrage eine positive Ausnahme im Umgang mit dem Thema.</p><p>Leider blieb es nicht dabei. Schon vor den jüngsten Entwicklungen, wegen derer ich diesen Beitrag schreibe, fiel auf, dass sich das Blatt auf gutefrage langsam zu unseren Ungunsten wendete. Ich wurden beispielsweise für 24 Stunden gesperrt, weil ich darauf hingewiesen hatte, dass Pädophilie laut ICD-11 nicht grundsätzlich als Störung gilt, sondern dort zwischen Pädophilie und pädophiler Störung unterschieden wird. Dies sei verharmlosend, hieß es von Seiten gutefrages. Zudem bildete sich eine Art Allianz verschiedener Usermods, die in Diskussionen völlig willkürlich Beiträge, die ihnen nicht passten, löschten und auf die Weise sachliche Diskussionen unmöglich machten. Jedoch muss man auch hier sagen, dass nach einer Beschwerde bei dem Team von gutefrage, die entsprechenden Beiträge meist wieder hergestellt wurden, wenn sie zuvor grundlos gelöscht worden waren, die „Gewaltenteilung“ bei gutefrage also immernoch funktionierte. </p><p>Und damit kommen wir zu den angesprochenen jüngsten Entwicklungen in Form einer neuen Richtlinie. Gutefrage war der Diskussionen zu dem Thema offenbar überdrüssig und entschied sich daher, solche Diskussionen einfach von vorneherein zu unterbinden. Unter dem Punkt <a href="https://www.gutefrage.net/policy">„stark anstößige, obszöne oder vulgäre Beiträge“</a> (zu denen, gutefrage zufolge, Pädophilie wohl ganz grundsätzlich zählt) heißt es jetzt</p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ek5ERV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--7d28e2014cbbe00425fd34c68daab23fcce1a8f5" content-type="image/jpeg" url="https://v2.kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBbFVCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--fc5da789240513f45071d9a9352b32269aadb059/image(3).jpeg" filename="image(3).jpeg" filesize="77267" width="1000" height="474" previewable="true" presentation="gallery"><figure class="attachment attachment--preview attachment--jpeg">
<img src="https://kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/representations/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBbFVCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--fc5da789240513f45071d9a9352b32269aadb059/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaDdCem9MWm05eWJXRjBTU0lKYW5CbFp3WTZCa1ZVT2hSeVpYTnBlbVZmZEc5ZmJHbHRhWFJiQjJrQ0FBUnBBZ0FEIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJ2YXJpYXRpb24ifX0=--97f77d85ca906dff86ab4382e8feadfebf3b516d/image(3).jpeg">
<figcaption class="attachment__caption">
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</figure></action-text-attachment>Dazu muss erst einmal gesagt werden, dass in der gesamten Zeit, die ich bereits auf gutefrage aktiv bin, ich nicht ein einziges Mal mitbekommen habe, dass die Plattform von Pädophilen missbraucht wurde, um ihre sexuelle Neigung dort auszuleben, ebenso wie es eine Frage wie „Sollte es eine Pädophilenquote unter Kindergärtnern geben?“ nie gegeben hat. Diese Frage als Beispiel dafür zu nutzen, was nicht mehr erlaubt ist, ist meiner Ansicht nach der Versuch gutefrages, das Thema, ob Pädophile Kontakt mit Kindern haben können, auf die Weise ins Lächerliche und Absurde zu ziehen. <p></p><p>Der wichtigste Satz ist aber natürlich folgender: „Im Bereich Pädophilie sind lediglich konkrete Ratsuchen Betroffener zulässig.“. Ein <a href="https://www.gutefrage.net/forum/beitrag/10931943#post-10931943">Community Manager von gutefrage führte weiter aus, was damit gemeint ist</a>:</p><action-text-attachment content-type="image" url="/uploads/regenbogenfisch/image-1.png" width="747" height="233"><figure class="attachment attachment--preview">
<img width="747" height="233" src="/uploads/regenbogenfisch/image-1.png">
</figure></action-text-attachment>Im Klartext heißt das, Fragen zu Pädophilie sind nur noch erlaubt, wenn sie von einer pädophilen Person stammen, die schön in das Klischee des unter der Neigung leidenden und kurz vor einem Übergriff stehenden Pädos passt oder von einer Person, die „Opfer einer pädophilen Tat“ geworden ist. Womit gutefrage dann auch unter Beweis gestellt hätte, dass sie immernoch nicht in der Lage sind, zwischen einer Neigung und einer Tat zu unterscheiden. Oder was ist bitteschön eine pädophile Tat? Ist jede Tat, die ein Pädophiler begeht, eine pädophile Tat? Auch wenn sie ohne Einbeziehung eines Kindes stattfindet, z.B. Masturbation zu Fantasien? Und auf der anderen Seite, wie nennt gutefrage es, wenn ein Kind von einer nicht pädophilen Person missbraucht wurde?<p></p><p>Aber zurück zum Thema. Die Begründung für diese Richtlinienänderung ist also, dass Pädophilie verharmlost würde. Was gutefrage hierbei unter „Verharmlosung“ versteht, wurde ja schon in der Vergangenheit deutlich. Da reicht es aus, zu sagen, dass Pädophilie nicht grundsätzlich eine Störung ist, um Verharmlosung vorgeworfen zu bekommen. Außerdem gäbe es Fragen, „wo grundsätzlich der Tenor einer Entkriminalisierung das Ziel der Frage ist“. Das klingt ja schlimm. Ich bin ausdrücklich gegen die Entkriminalisierung sexueller Handlungen mit Kindern oder von Aufnahmen, die solche Handlungen zeigen! Wer weiterliest, sieht aber, dass gutefrage das gar nicht mit "Entkriminalisierung" gemeint hat. Es geht um Kindersexpuppen. Man bekommt als pädophile Person jetzt also nicht nur diese unschädliche Möglichkeit, seine Sexualität auszuleben, verboten. Nein, man darf dieses Verbot jetzt nichtmal mehr kritisieren. Und wieder einmal bin ich sprachlos, ob dieser Ungerechtigkeit. </p><p>Diese Richtlinienänderung ist nun bereits etwa drei Monate her. Wie sieht denn nun der tatsächliche Umgang mit dem Thema Pädophilie bei gutefrage aus? </p><p>Positiv lässt sich hervorheben, dass ich überhaupt noch schreiben darf und mein Account nicht deaktiviert wurde, weil ich ja ein Pädophiler bin, der keinen konkreten Rat sucht. Außerdem werden Beiträge, die Beleidigungen enthalten (zumindest dann, wenn es wirklich krasse sind) oder in denen mir Straftaten wie Kindesmissbrauch oder der Konsum von Kinderpornografie unterstellt werden, immernoch recht zeitnah gelöscht. </p><p>Ansonsten setzt gutefrage die neue Richtlinie größtenteils um. Es gibt kaum noch Fragen zu Pädophilie, die nicht entweder von Personen stammen, die befürchten pädophil zu sein und die von gutefrage standardmäßig den Hinweis vorgesetzt bekommen, wie wichtig es sei, dass sie sich professionelle Hilfe suchen (dabei ist sich gutefrage auch nicht zu schade, <a href="https://www.gutefrage.net/frage/bin-ich-paedophil-45">einen verunsicherten 14-jährigen Jungen, dem ein fast 12-jähriges Mädchen gefällt</a>, mit ebendiesem Hinweis noch mehr zu verunsichern) oder aber von <a href="https://www.gutefrage.net/frage/stimmt-es-das-in-amerika-solche-sachen-legal-sind">Leuten, die Pädophilie grundsätzlich mit Missbrauch gleichsetzen</a> (zum Teil sogar mit dem Missbrauch von Jugendlichen). </p><p>Damit wandelt sich gutefrage wohl nun immer mehr in Richtung twitter und reddit. Noch sind zwar Beleidigungen und Drohungen gegenüber Pädophilen untersagt, allerdings frage ich mich schon, wie lange das noch der Fall sein wird oder wann Drohungen z.B. gegenüber Pädophilen, die mit Kindern arbeiten, als gerechtfertigt für den Schutz von Kindern angesehen werden. </p><p>Wir dürfen gespannt bleiben. </p><p>Nachtrag, 04.06.2023: Inzwischen habe ich meinen gutefrage-Account selbstständig deaktiviert, da mich der Aufenhalt dort psychisch zu sehr belastet hat. </p>
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Regenbogenfischtag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/1472023-02-13T00:00:00+01:002024-03-19T12:36:42+01:00Was mich davon überzeugte, Sex mit Kindern abzulehnen<p>Mir wurde einmal eine sehr interessante Frage gestellt. Es ging dabei um die Selbstfindungsphase, in der man sich seiner Pädophilie bewusst wird. Während dieser suchen die meisten irgendwann den Austausch mit Gleichgesinnten und stoßen dabei leider sehr schnell auf Gruppierungen mit SmK (gemeint ist: Sex mit Kindern)-befürwortenden Haltungen. Wenn man nun also sieht, dass (scheinbar) der Großteil der eigenen „Peergroup“ diese Ansicht vertritt, warum übernimmt man diese dann nicht einfach ebenfalls um Anschluss zu finden? Immerhin betrachten sich viele pädophile Menschen ja sowieso schon als Außenseiter, da sie oftmals mit niemand anderem darüber reden können.</p><div class="post-content">
<p>Mir wurde einmal eine sehr interessante Frage gestellt. Es ging dabei um die Selbstfindungsphase, in der man sich seiner Pädophilie bewusst wird. Während dieser suchen die meisten irgendwann den Austausch mit Gleichgesinnten und stoßen dabei leider sehr schnell auf Gruppierungen mit SmK (gemeint ist: Sex mit Kindern)-befürwortenden Haltungen. Wenn man nun also sieht, dass (scheinbar) der Großteil der eigenen „Peergroup“ diese Ansicht vertritt, warum übernimmt man diese dann nicht einfach ebenfalls um Anschluss zu finden? Immerhin betrachten sich viele pädophile Menschen ja sowieso schon als Außenseiter, da sie oftmals mit niemand anderem darüber reden können.</p>
<p>Ich finde diese Frage sehr durchdacht und wichtig, auch, weil sie mich daran erinnert hat, wie ich überhaupt zu meinen heutigen Ansichten gekommen bin. Die Antwort auf diese Frage ist tatsächlich an Ironie kaum zu überbieten, insbesondere wenn man bedenkt wie sehr Befürworter von SmK sich auf die „Indoktrinierung“ von Kein Täter werden berufen. Aber von vorne. </p>
<p>Im Prinzip beginnt es in meiner eigenen Kindheit. Meine Mutter hat nie sehr ernst über das Thema Pädophilie gesprochen. Sie hat es eher locker nebenbei erwähnt, wenn jemand wohl äußerlich dem Cliche entsprach und hat dann amüsiert Sprüche wie „Der sieht ja aus wie ein Pädo“ fallenlassen, die ich als Kind einfach lustig fand, ohne sie genauer zu hinterfragen. Mein Umfeld hat ansonsten gar nicht über dieses Thema gesprochen, soweit ich mich erinnern kann. Ich hatte also gar nicht diesen Start ins Leben, dass es besonders schlimm wäre, pädophil zu sein. Nur irgendwie verschroben, seltsam, komisch. Nicht gefährlich. </p>
<p>Mein nächster nennenswerter Kontakt zu dieser Thematik war dann ein kurzer Bericht auf einem der üblichen Sender über einen (natürlich unkenntlich gemachten) pädophilen Mann, an den ich mich kaum erinnere, allerdings an die Aussage von diesem, dass er sich in Kinder verliebt. Ich weiß nicht wie alt ich zu dem Zeitpunkt war, aber ich habe das irgendwo abgespeichert und verknüpft. Ein Pädophiler liebt also Kinder, so wie Erwachsene andere Erwachsene lieben. Ich habe später nicht herausfinden können um was für einen Beitrag es sich gehandelt hat, aber er wirkte auf mich damals ebenfalls nicht gefährlich, auch eher etwas verschroben, vielleicht bedingt durch die verzerrte, mickeymouseartige Stimme die sie ihm gegeben haben. Irgendwo im Hinterkopf war der Gedanke, dass Sex (was auch immer das heißen mochte, aber eine grobe Vorstellung hatte ich zu dem Zeitpunkt schon) mit einem Kind nicht in Ordnung ist, und Erwachsene so etwas in einer Beziehung ja tun, aber dass es ja irgendwie doof für so einen Pädo ist, dass er das will und nicht darf. </p>
<p>Dieser Fernsehbeitrag scheint mich langfristig geprägt zu haben, denn dieser war auch der Grund für mich, weshalb ich mich lange nicht selbst als pädophil bezeichnet habe, auch wenn ich sexuelle Fantasien mit Kindern hatte. Denn ich hatte mich als Jugendliche und junge Erwachsene nie in ein Kind verliebt und hatte auch, bis auf die Fantasien, kein besonderes Interesse an ihnen. Zu diesem Zeitpunkt meines Lebens habe ich Kinder vor allem als störend und stressig empfunden. Also konnte ich, laut meiner eigenen Definition, nicht pädophil sein. Es war natürlich trotzdem so, ich habe es mir nur noch nicht richtig eingestehen können und auch rückblickend gab es Situationen, in denen ich durchaus etwas für Kinder, die deutlich jünger waren als ich, empfunden habe. </p>
<p>Ich weiß nicht wann, aber irgendwann ebenfalls in meiner Kindheit oder frühen Jugend, habe ich dann einen Fernsehauftritt eines bekannten SmK-Aktivisten gesehen. Und als ich ihn so habe reden hören, wurde mir klar, dass ich so weder bin noch sein will. Ich war zum ersten Mal angewidert bei der Thematik und habe innerlich abgelehnt, was er erzählt hat. Auch dieser Beitrag hat mich nachhaltig geprägt, und zwar so, dass ich bis ich Mitte 20 war, nie Kontakt zu anderen Pädophilen gesucht habe, selbst dann nicht, als ich mir schon eingestanden habe, selbst pädophil zu sein. Einfach deshalb, weil ich davon ausgegangen bin, dass jeder Pädophile so denkt wie er – scheinbar mit mir als Ausnahme. </p>
<p>Es bleibt bei diesem Text nicht aus, die ungesunde Beziehung die ich mit 14–16 mit einer neun Jahre älteren Frau hatte, zu erwähnen. Das war auch die Zeit in der ich zum ersten Mal unbeaufsichtigen Zugang zum Internet hatte. Diese Frau und ich haben an sich nie wirklich viel über die Thematik gesprochen, sie stand meinen Fantasien allerdings nicht ablehnend gegenüber, sondern eher befürwortend. Dennoch hat sie nie gesagt, dass so etwas in der Realität in Ordnung wäre, im Gegenteil. Sie wurde selbst als Kind missbraucht und hatte mir davon auch erzählt. Die Erzählung rief bei mir zwar einerseits extreme Ablehnung und Schock hervor, weil ich ja die psychischen Auswirkungen, die dies bei ihr hatte sehen konnte, übte gleichzeitig aber eine morbide Faszination auf mich aus. Ich habe und hatte zwar keine von mir ausgehenden Gewaltfantasien, allerdings können detaillierte Beschreibungen von sexualisierter Gewalt an Kindern dennoch manchmal etwas bei mir auslösen. Das liegt vermutlich daran, dass ich kaum Input von außen bekomme(n) kann in Form von Pornografie zum Beispiel, sodass ich auch auf Dinge reagiere, die mich eigentlich abstoßen.</p>
<p>Ich denke, diese Beziehung hat mich natürlich auch ein Stück weit beeinflusst, inwiefern weiß ich nicht mit Sicherheit – ich denke allerdings, dass sie nicht so maßgeblich an meinen sich formenden Ansichten bezüglich SmK beteiligt war, wie spätere Ereignisse meines Lebens. </p>
<p>Als ich etwa 15–16 Jahre alt war, habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob es Fälle gibt, in denen Kindern kein Schaden bei einem sexuellen Kontakt entsteht, ob es zu verantworten wäre, wenn man diesen bewusst sucht. Ob die Gesellschaft nicht doch falsch liegen könnte, einfach deshalb, weil ich ja einem Kind nicht schaden will, weil meine Fantasien nichts mit Gewalt zu tun haben. Wie ich heute weiß ein entscheidender Prozess eines jeden Pädophilen, sich damit intensiv zu befassen – meiner Meinung nach auch befassen zu müssen, um überhaupt die Chance zu haben, eine klare Haltung mit guter Argumentation vertreten zu können.</p>
<p>Ich habe mich also mit etwa 16 Jahren auf die Suche gemacht und habe neben Berichten und Geschichten von Opfern, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, auch nach Berichten von Menschen gesucht, die sexuelle Kontakte die sie als Kind hatten, nachträglich als Erwachsene nicht als Missbrauch betrachten, bzw. nicht den Eindruck haben, er habe ihnen geschadet. </p>
<p>Dabei bin ich recht schnell auf Rüdiger Lautmanns berüchtigtes Buch „die Lust am Kind“ gestoßen. Es ist mittlerweile zu viel Zeit vergangen, als dass ich mich an jedes Detail das darin Erwähnung findet, erinnern könnte. Ich glaube, ich habe auch nie das komplette Buch gelesen, sondern nur Teile davon. Was ich allerdings noch weiß ist, dass ich es nicht als wichtig empfand, was Herr Lautmann schrieb oder wie er über das Thema denkt, sondern mich haben vor allem die Erfahrungsberichte der pädophilen Menschen die laut eigener Aussage unschädliche sexuelle Kontakte zu Kindern hatten, interessiert.</p>
<p>Ich war mir zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst, was die Intention Lautmanns war, aber wenn diese Berichte als Positivbeispiele dienen sollten, dann haben sie ihre Wirkung gänzlich verfehlt. Ich habe diese kritisch betrachtet, mit der großen, hoffnungsvollen Frage im Hinterkopf, ob das was ich mir wünsche, möglich ist. Und realistischerweise habe ich in diesen Berichten gesehen, was ich gar nicht sehen wollte. </p>
<p>Allen Berichten ist gemein, dass die Kinder aus Verhältnissen stammten, die ungünstig für die Entwicklung eines Kindes ist. Armut, fehlende Liebe und Fürsorge, Gewalt in unterschiedlicher Form oder komplett abwesende Elternteile. Auch später habe ich keine Erzählung dieser Art gehört, in denen solche Kinder aus einem stabilen Elternhaus stammen. Nur, weil ein sexueller Kontakt in dem Moment oder auch nachträglich als weniger schlimm empfunden wird, als das was in ihrem eigenen zu Hause passiert, macht es den sexuellen Kontakt nicht zu etwas Gutem. Es macht ihn einfach nur zum kleineren Übel.</p>
<p>Die Kinder haben entweder nicht verstanden, woran sie beteiligt waren, weil sie zu jung waren, oder haben irgendwo gewusst und gemerkt, dass das was passiert nicht okay ist. Viele haben es entweder aus verzweifelter Suche nach Zuwendung hingenommen, teilweise sogar bewusst gesucht und/oder als eine Art Tauschgeschäft betrachtet. Eine aufrichtige gegenseitige Liebe war für mich darin nicht zu erkennen – oftmals nicht einmal von den Pädophilen selbst.</p>
<p>Einige haben ganz offen gesagt, „dass man ja nie wissen könne, was in so einem kleinen Kopf vor sich gehe“. Andere haben jedes Mal, wenn das Kind ihrem präferierten Alter entwuchs, die Beschenkung (in Form von Geld, Materiellem oder auch Ausflügen) und die Zuwendung eingestellt und nach einem neuen Kind Ausschau gehalten. Den Kindern wurde mehr als deutlich gemacht, dass die „Beziehung“ für diesen Erwachsenen keinen Wert hat, wenn kein sexueller Kontakt stattfindet. Manchmal ganz direkt, manchmal indirekt durch frustrierte Reaktionen, um damit Druck auf das Kind auszuüben. Dieses Buch hat also maßgeblich zu meinen heutigen Ansichten beigetragen und das gerade, weil diese Berichte so schonungslos ehrlich waren. </p>
<p>Bis dahin fand meine komplette Selbstfindungsphase im Grunde allein zwischen mir und dem Internet statt, ohne direkten persönlichen Austausch mit anderen Pädophilen. Ich wusste, dass ich Kinder weder zu meinen Gunsten manipulieren wollte, noch sollten sie sich vor mir ängstigen oder ekeln - egal ob in dem Moment oder sehr viel später. Und ich wusste, dass nichts dieses Risiko einzugehen ihnen mit so einem Kontakt zu schaden, rechtfertigen kann.</p>
<p>Ich habe mit Mitte 20 tatsächlich ein Diagnostikgespräch bei „Kein Täter Werden“ wahrgenommen, weil ich mir unsicher war, ob ich mich wirklich als pädophil bezeichnen kann, gerade auch scheinbar ohne romantisches Interesse an Kindern zu haben, das ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht eingestehen konnte. Nachdem mir sozusagen offiziell bestätigt wurde, dass ich pädophil bin und mir auch gesagt wurde, dass sie dennoch keinen Therapiebedarf bei mir sehen, wurde ich von dem Therapeuten auf das "Gemeinsam Statt Allein"-Forum aufmerksam gemacht, wo ich im Onlinekontakt zum ersten Mal auch anderen pädophilen Menschen begegnet bin. </p>
<p>Der Großteil der Nutzer dort vertrat Ansichten, bei denen ich zumindest größtenteils mitgehen konnte, andere dagegen Haltungen, die für mich ganz und gar nicht passten. Diese dadurch entstandenen, teils sehr hitzigen, Diskussionen und Gespräche, haben mir noch einmal verdeutlicht, wo die Denkfehler liegen und wie es teilweise zu Ansichten kommt bei denen sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen für vertretbar gehalten werden. Hin und wieder habe ich auch den ein oder anderen Blick in andere Foren, in denen größtenteils SmK-befürwortende Ansichten vertreten werden, geworfen, und die Diskussionen dort verfolgt, ohne mich daran zu beteiligen.</p>
<p>Dadurch bin ich endgültig zu dem Schluss gekommen, dass die Argumentation für sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern in erster Linie nicht das Wohl von Kindern im Sinn hat, sondern grundsätzlich zuerst das eigene. </p>
<p>Nachdem ich mir schließlich auch das romantische Interesse an Jungen eingestanden habe, einige Male Kontakt zu Kindern hatte und ich erleben konnte wie diese wirklich in der Realität sind (im Gegensatz zu dem Fantasiekonstrukt "Kind" in meinem Kopf) und handeln, hat mich das zusätzlich in meiner Haltung bestätigt.</p>
<p>Ich bin also gerade, weil ich offen für andere Ansichten war und mich umfassend damit befasst habe, zu einem gänzlich anderen Ergebnis gekommen. Diese Auseinandersetzung war für mich persönlich jedenfalls sehr wertvoll und notwendig, um heute sicher zu meinen Überzeugungen und Ansichten stehen zu können.</p>
</div>
Rubricappulatag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/182023-02-05T00:00:00+01:002024-03-19T12:36:13+01:00Der Standard - Oder wie man einen konstruktiven Austausch unmöglich macht<p>Vor einigen Tagen ist <a href="https://www.derstandard.de/story/2000143186691/paedophiler-selbst-moerder-haben-es-leichter-wieder-einen-weg-in">ein Beitrag im österreichischen Onlinemagazin <strong>Der Standard</strong></a> erschienen mit dem reißerischen Titel:</p>
<p><strong>Pädophiler: "Selbst Mörder haben es leichter, wieder einen Weg in die Gesellschaft zu finden"</strong></p>
<p>Um den Artikel selbst soll es mir heute allerdings nicht gehen.</p>
<p>Die Seite hat eine Kommentarfunktion an der man auch nach einer kostenlosen Anmeldung mit Pseudonym teilnehmen kann. Theoretisch. <strong>Der Standard</strong> hat dort einen Beitrag angepinnt, laut dem man Fragen an den interviewten <strong>Karl</strong></p><div class="post-content">
<p>Vor einigen Tagen ist <a href="https://www.derstandard.de/story/2000143186691/paedophiler-selbst-moerder-haben-es-leichter-wieder-einen-weg-in">ein Beitrag im österreichischen Onlinemagazin <strong>Der Standard</strong></a> erschienen mit dem reißerischen Titel:</p>
<p><strong>Pädophiler: "Selbst Mörder haben es leichter, wieder einen Weg in die Gesellschaft zu finden"</strong></p>
<p>Um den Artikel selbst soll es mir heute allerdings nicht gehen.</p>
<p>Die Seite hat eine Kommentarfunktion an der man auch nach einer kostenlosen Anmeldung mit Pseudonym teilnehmen kann. Theoretisch. <strong>Der Standard</strong> hat dort einen Beitrag angepinnt, laut dem man Fragen an den interviewten <strong>Karl</strong>(Pseudonym) stellen kann, die dann gesammelt an ihn weitergegeben werden würden.</p>
<p><img src="/uploads/rubricappula/image.png" alt=""></p>
<p>Dort wurden und werden auch fließig stigmatisierende Fragen an ihn gerichtet gestellt. Soweit so gut. Als ich selbst allerdings versucht habe mich dort zu beteiligen, wurde mein Beitrag nach einem Tag gelöscht. </p>
<p><img src="/uploads/rubricappula/image1.png" alt=""></p>
<p>Eine Begründung gab es nicht und nach einem Blick in die aufgestellten Communityregeln, kann ich auch keinen Verstoß gegen diese feststellen. </p>
<p>Seit der Löschung meines ersten und einzigen je freigegebenen Beitrages, kann ich keine neuen Beiträge erstellen, da diese sofort nach dem Absenden gelöscht werden. </p>
<p><img src="/uploads/rubricappula/image2.png" alt=""></p>
<p>Seltsam, wenn meine Anwesenheit dort unerwünscht ist, warum hat man dann nicht gleich meinen Account gesperrt?</p>
<p>Eine Anfrage an das <strong>Der Standard</strong>-Team diesbezüglich steht noch aus, allerdings erwarte ich nicht allzu viel. Für mich sieht es ganz klar danach aus, dass ein Austausch mit einer ebenfalls pädophilen Person schlicht nicht gewollt ist. Dies würde auch all die allesamt zugelassenen, hetzerischen, diffamierenden, stigmatisierenden, wissenschaftlich falschen und teils verschwörungstheoretischen Kommentare erklären. </p>
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Rubricappulatag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/772023-01-18T00:00:00+01:002024-03-19T12:36:02+01:00Pädophiler trifft Missbrauchte - ein Pulverfass<p><strong><em>Geschrieben mit Unterstützung von Sirius, Regenbogenfisch und Georg</em></strong></p><p>Eine Betroffene von sexuellem Missbrauch und ein pädophiler Mann sitzen zusammen in einem Raum.</p><p>Josefine ist ein ehemaliges Opfer sexuellen Missbrauchs. Sie wurde im Kindesalter von ihrer Mutter an einen Missbrauchsring verkauft und war bis zu ihrem 18. Lebensjahr immer wieder schwerem sexuellen Missbrauch und anderen Formen psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Heute setzt sie sich für Menschen ein, die ähnliches erfahren mussten.</p><div class="post-content">
<p><strong><em>Geschrieben mit Unterstützung von Sirius, Regenbogenfisch und Georg</em></strong></p><p>Eine Betroffene von sexuellem Missbrauch und ein pädophiler Mann sitzen zusammen in einem Raum.</p><p>Josefine ist ein ehemaliges Opfer sexuellen Missbrauchs. Sie wurde im Kindesalter von ihrer Mutter an einen Missbrauchsring verkauft und war bis zu ihrem 18. Lebensjahr immer wieder schwerem sexuellen Missbrauch und anderen Formen psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Heute setzt sie sich für Menschen ein, die ähnliches erfahren mussten.</p><p>Georg ist ein pädophiler Mann, der sich offen dazu bekennt und zu seiner Lebensgeschichte steht. Dazu gehört auch, dass er in der Vergangenheit aufgrund des Konsums von Kinderpornografie verurteilt wurde. Er setzt sich mit seinen öffentlichen Auftritten für mehr Aufklärung zur Thematik Pädophilie ein.</p><p>Beide sind Aktivisten, allerdings wird nur Josefine von Leeroy als eine solche ("Kinderschutzaktivistin") bezeichnet. Auffällig ist auch, dass zwar Josefines Instagram-Seite unter dem Video verlinkt wird, "Schicksal und Herausforderung" oder das "Gemeinsam Statt Allein"- Forum von Georg jedoch nicht.</p><p>Schon alleine diese Prämisse lässt erahnen, <a href="https://youtu.be/-zCuMHV6Y4o">worum es in dieser Folge des Formates „Das Treffen“ </a>von dem YouTube-Kanal „Leeroy will's Wissen“ gehen soll – nämlich vor allem darum, die Zuschauer mit möglichst „krassen“ Gästen und Themen zu clickbaiten und von vornherein ein Pulverfass aufzustellen. Ganz ähnlich wie es heutige Trash-TV Formate ala "Frauentausch" tun, die von den Konflikten vermeintlicher Gegensätze leben. Die Einleitung des Videos bestätigt diese Vermutung dann vollends:</p><p>Es werden als Teaser Ausschnitte aus dem Zusammenhang gerissen eingespielt und zusammengeschnitten, teilweise in einer Reihenfolge, wie sie später im Video überhaupt nicht vorkommen. Diese lassen es so aussehen, als würde Josefine Georg mit schlimmsten Gewalttaten, die ihr angetan wurden konfrontieren und er fände daran nichts Schlimmes, da er anschließend die Augen entnervt verdreht. Auch impliziert dieser merkwürdige Zusammenschnitt, dass Georg selbst Kinder in seinem Umfeld missbraucht hätte - was nicht der Fall ist.</p><p>Wir werden in diesem Blogbeitrag nicht jede Minute des Videos einzeln durchgehen, sondern nur ein paar der Dinge, die uns im weiteren Verlauf aufgefallen sind, hervorheben, anderes wiederum zusammenfassen, und uns dazu äußern. Auch kann die Reihenfolge der Aussagen abweichen.</p><p>Der vielleicht wichtigste Punkt zieht sich durch das komplette Video hindurch, nämlich der, dass Georgs Gedanken, Aussagen und Gefühle von Josefine abgewertet oder schlicht nicht ernst genommen werden. Auch dass direkte Fragen an Georg gestellt werden, deren Antwort eigentlich schon von vornherein klar ist und bei denen seine Antworten scheinbar bloß als Aufhänger dienen, um Georg dafür zu verurteilen oder die Worte zu verdrehen, fällt auf. Die Frage, die sich stellt, ist, ob es hier überhaupt um ehrlichen Informationsaustausch geht oder eigentlich um eine Zurschaustellung.</p><p>Josefine zeigt durch ihre Gestik und Mimik (bei der Begrüßung schaut sie beispielsweise als Reaktion auf die Aussage Georgs "Bei mir ist alles in Ordnung, ja." abfällig zur Seite, dies kommt mehrfach im Laufe des Videos vor) jedenfalls sehr deutlich ihre Ablehnung von Georgs Person und dass sie nicht in der Lage ist, seine sexuelle Präferenz von ihm als Gesprächspartner zu trennen. Sie unterbricht ihn sogar mehrfach und scheint permanent gereizt und angeekelt zu sein, wann immer er den Mund öffnet.</p><p>An einer Stelle des Videos fragt Josefine Georg vorwurfsvoll danach, was für Material er sich angesehen hat (Zitat Josefine: "Was hast du dir angeguckt?"). Georg antwortet ihr daraufhin, dass es bei ihm mit FKK-Bildern (Zitat Georg: "...Einfach mit nackten Kindern...") angefangen hat und dann zu Posing übergegangen ist. Dabei betont er, dass es also um Abbildungen gehe, bei denen Kindern keine offensichtliche Gewalt angetan wird, sondern sie "nur" dadurch missbraucht werden, dass sie ihren Körper für diese Bilder zur Verfügung stellen. Diese Erläuterung diente als Erklärung - nicht als Rechtfertigung. Daraufhin unterbricht Josefine ihn mit einem wütendem Schnaufen um ihrem Unmut darüber Luft zu machen (Zitat Josefine: "Oh man, wenn ich das schon höre, ne..."), weil es sie zu sehr ekelt und erzürnt, seiner Antwort bis zum Ende zuzuhören. Dabei wird sie lauter und geht über zu Beschreibungen ihres eigenen Missbrauchs und stellt dies auf die selbe Stufe.</p><p>Was soll man dazu noch sagen? Eine gute Gesprächskultur sieht anders aus.</p><p>Das ist einerseits aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte zwar nachvollziehbar, verdeutlicht damit aber auch, warum es vielleicht keine gute Idee ihrerseits war, an so einem Interview teilzunehmen – auch wenn sie uns hier sicherlich widersprechen würde. Die Verantwortung für diese Konstellation trägt in erster Linie Leeroy, denn es ist nicht Georgs Schuld, dass er einer Person gegenübergesetzt wird, die offensichtlich nicht gut mit der Thematik Pädophilie, und damit auch pädophilen Menschen, umgehen kann. Unter diesen Bedingungen ist ein Gespräch auf Augenhöhe von vornherein ausgeschlossen gewesen. Deutlich wird das unter anderem in folgender Passage des Videos:</p><p>Leeroy fragt zuerst Georg nach seinen sexuellen Fantasien, was an sich schon eine extrem intime Frage ist. Georg antwortet zwar darauf, geht dabei aber nicht allzu sehr ins Detail – was für ein solches Format auch durchaus angemessen ist. Anschließend stellt Leeroy Josefine die Frage, was das mit ihr mache, wenn sie von Georgs Fantasien höre.</p><p>Josefine reagiert an dieser Stelle noch relativ gefasst, auch wenn man ihr ihr Unwohlsein anmerkt. (Zitat Josefine: "...Das packt mich an, ich krieg' da jetzt 'ne enorme Wut... Aber ich kann gut damit umgehen.")</p><p>Leeroy lässt allerdings nicht locker und erwähnt, dass es sich dabei um Fantasien handelt, sie ja aber echte Taten erlebt hat. Josefine reagiert daraufhin offensiver und erklärt Leeroy, dass man dies nicht so klar voneinander trennen könne, fügt dann aber hinzu, dass man nicht einmal wisse, ob ihre Täter alle eine Präferenzstörung (was sie meint ist also eine pädophile Neigung) gehabt haben.</p><p>An dieser Stelle findet letztlich also doch wieder eine Vermischung der Themen Pädophilie, Fantasien, Handlungen und Missbrauch statt.</p><p>Es sollte unserer Ansicht nach keine Relevanz in diesem Gespräch haben, welche Gefühle die rein persönlichen Fantasien der Beteiligten, über die normalerweise ja gerade nicht in aller Öffentlichkeit gesprochen wird, beim jeweils anderen auslösen. Dass diese nicht gerade positiv ausfallen dürften, wenn sich ein ehemaliges Missbrauchsopfer vorstellen soll, was ein Pädophiler sich bei der Selbstbefriedigung vorstellt, dürfte jedem bewusst sein - auch Leeroy, weshalb wir diese provokanten Fragen als reine Vorführung Georgs empfinden.</p><p>Was außerdem auffällt, ist die absichtlich harte, laute und detaillierte Sprache, die Josefine verwendet, wenn sie ihren Missbrauch schildert und auch im Umgang mit Georg und Leeroy an sich. Dies mag zwar gewollt und ihre Art des Umgangs mit der Thematik sein, ist aber unserer Meinung nach keinesfalls zur Aufklärung geeignet. Indirekt wird dadurch nämlich Georg (und damit stellvertretend allen Pädophilen) eine Mitschuld an Josefines Missbrauch gegeben.</p><p>Vor allem stellte sich dabei die Frage, an wen diese deutlichen Worte eigentlich gerichtet sein sollen. Pädophile? Missbrauchstäter? Georg persönlich? Die meisten Leute, die man fragen würde, würden den sexuellen Missbrauch von Kindern wahrscheinlich als ein schlimmes Verbrechen betrachten. Es handelt sich hier um ein Thema, das in jedem Artikel, jeder Sendung und in jedem Gespräch als das schwerwiegendste Verbrechen beschrieben wird. Was soll es also nützen, wenn man die Leute zwingt, sich konkrete Handlungen auch noch bewusst vorzustellen? Etwas, was viele sowieso schon automatisch tun, wenn sie nur die Überschrift „Kind wurde missbraucht“ über einem Artikel lesen.</p><p>In unseren Augen wirkt dies schlicht hysterisch und soll beim Zuhörer vermutlich eine Alarmbereitschaft auslösen, was aber nicht förderlich ist, wenn man dort für ein Gespräch miteinander (nicht gegeneinander) erschienen ist. Der Zuschauer wird dadurch außerdem voreingenommen, indem bewusst Mitleid hervorgerufen werden soll, weil sich ein ehemaliges Missbrauchsopfer, nach dem was ihr angetan wurde, auch noch die Missbrauchsfantasien eines Pädophilen anhören muss.</p><p>Josefine stellt es im gesamten Interview so dar, als wüsste sie aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte, wie „Pädophile“ denken. Was sie in erster Linie jedoch weiß ist, wie einige Täter denken. Pädophile sind zudem keine homogene Gruppe, die ausschließlich gleich denkt, sondern Individuen, wie jeder andere auch. Nur weil es Pädophlile gibt die so wie von ihr beschrieben denken, trifft dies nicht automatisch auf alle zu. Es ist, wie sie selbst zu Anfang gesagt hat, nicht einmal klar, ob ihre ehemaligen Täter überhaupt (alle) pädophil waren, was angesichts ihrer Schilderungen nicht sehr wahrscheinlich ist.</p><p>Anstatt Georg, der als pädophiler Nichttäter dort zu Gast ist, zuzuhören oder ihn etwas ehrlich interessiert zu fragen, wirft sie ihm vor, die gleichen Gedankengänge zu haben, die ihre ehemaligen Peiniger oder die anderer ehemaliger Opfer, hatten. (Zitat Josefine: "Najoah, das Kind will's auch, warum seid ihr alle so blöd und seht das nicht?")</p><p>Sie macht sich z.B. fast schon über Georg lustig, nachdem dieser äußert, dass er Fantasien von Taten trennt und setzt ihn bewusst auf eine Stufe mit Missbrauchstätern, weil Georg sich durch den Besitz und Konsum von Missbrauchsabbildungen in der Vergangenheit strafbar gemacht hat. </p><p>Die fehlende Differenzierung ist mehr als unangebracht. Ja, er ist ein (ehemaliger) Straftäter. Jedoch einer, der sich durch das Ansehen von Straftaten anderer strafbar gemacht hat. Er hat selbst keinen Missbrauch begangen, und das gilt es hier eindeutig zu unterscheiden.</p><p>Georg erklärt an einer Stelle im Video, dass Pädophilie keine Tat ist und Gefühle nicht mit Handlungen gleichzusetzen sind (Zitat Georg: "Also ich trenne die beiden Bereiche immer, denn der Missbrauch ist klar eine Tat, den als Pädophilie zu bezeichnen ist in meinen Augen falsch")</p><p>Josefine gibt anschließend vor, Georg eine ehrlich interessierte Frage stellen zu wollen, macht dann aber in einem sehr überheblichen Ton klar, worum es ihr eigentlich geht, nämlich zu implizieren, er würde sie (und andere) täuschen wollen mit seinen Aussagen (Zitat Josefine: "Das hast du sehr schön erklärt und ja, du hättest mich auch fast überzeugt")</p><p>Da Georg zuvor allerdings selbst gesagt hat, dass er durch den Konsum von Missbrauchsabbildungen übergriffig wurde und später auch noch einmal ausführlich erklärt, dass er seine Strafe dafür angemessen findet und aus moralischer Sicht nichts dies wieder gutmachen kann, ist das, was er damit ausdrücken wollte auch nicht, dass er den Konsum solcher Abbildungen gutheißt.</p><p>Josefine wirft ihm an mehreren Stellen an den Kopf, dass er für sie alleine durch die Neigung krank und gefährlich ist, alleine schon durch die ständige Betonung des Wortes „Präferenzstörung“, aber auch ganz direkt (Zitat Josefine: „Für mich bist du auch sehr krank“).</p><p>Diese Darstellung von Georg als Gefahr und potenziellen Missbrauchstäter (Zitat Josefine: "Deine Neigung empfinde ich als hochgradig gefährlich!") ist auch deshalb so absurd, da er nicht mehr der Jüngste ist und dennoch in seinem ganzen Leben kein Kind missbraucht hat. Warum sollte er also jetzt nach Jahren plötzlich damit anfangen?</p><p>Alles in allem baut Josefine gerne <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Strohmann-Argument">Strohmann-Argumente</a> auf, die sie dann angreift, die aber nie etwas mit dem, was Georg gesagt hat, zu tun haben. Dazu nutzt sie Aussagen von Tätern, die sie entweder selbst gehört oder gelesen hat, oder die durch andere Personen an sie herangetragen wurden. (Zitat Josefine: "Wir die Pädophilen, wir lieben ja die Kinder und deswegen sind wir auch gut zu ihnen... STOP, nein!"),</p><p>Zusätzlich unterstellt sie damit allen Pädophilen, keine aufrichtigen Gefühle für Kinder empfinden zu können und stattdessen Missbrauch als Ausdruck von Liebe zu betrachten.</p><p>Das wird auch im weiteren Verlauf deutlich. So behauptet sie z. B., dass „die pädophile Bewegung“ (Zitat Josefine: "Jetzt gibt es aber auch einschlägige Vereine, ich möchte den Namen bewusst nicht nennen (...)" die sich ganz klar dafür aussprechen, dass das Mindestalter bitteschön herabgesetzt werden sollte, weil Kinder wollen ja, mit Männern, mit Erwachsenen, mit Frauen (...) und das stört mich tatsächlich an dieser pädophilen Bewegung, dass das sozusagen noch sehr verharmlost wird") das Herabsetzen des Schutzalters fordere, und impliziert durch ihre anschließende Belehrung, dass auch Georg dies möchte. (Zitat Josefine: "Wenn jemand eine "Sexualpräferenzstörung" hat, dann ist das Objekt seiner Begierde aufgrund seiner natürlichen Entwicklungsreife nicht in der Lage, die Manipulation der Täterperson zu durchdringen")</p><p>Es stellt sich die Frage, warum sie Georg dies erklärt, hält sie ihn für zugehörig zu dieser von ihr angesprochenen "pädophilen Bewegung"? Spricht sie hier nur von Gruppierungen, die dies eindeutig so sagen oder grundsätzlich von Aktivisten in diesem Bereich, was Georg und uns miteinschließen würde? Es scheint allerdings ganz so, als gäbe es für Josefine ausschließlich Aktivismus in der von ihr benannten Form.</p><p>Georg selbst verhält sich, charaktertypisch, sehr offen und ehrlich, jedoch passiv in dem Gespräch. Er hat Josefine bei vielem bloß zugestimmt, auch an der gerade genannten Stelle. Das kann allerdings daran liegen, dass er seine Form des Aktivismus nicht als unter ihren Beschreibungen der "pädophilen Bewegung" mitinbegriffen betrachtet hat.</p><p>Er lässt aber an der einen oder anderen Stelle auch vorsichtigen Widerspruch an einigen der Aussagen Josefines hören. Zum Beispiel als sie sagt "Als die Freier in den Raum kamen, lag ich auch da, als wär ich notgeil. Aber ich war's nicht!" (Zitat Georg daraufhin: Energisches Kopfschütteln. "Das meine ich ja gar nicht").</p><p>Meist wird dieser aber von Josefine ignoriert oder es folgt ein Schnitt oder ein Einwand von Leeroy um zu etwas anderem überzugehen.</p><p>Um dies an dieser Stelle einmal klar zu sagen: Auch wenn es für einige so klingen mag, geht es uns mit diesem Beitrag in erster Linie nicht darum, Josefine zu diskreditieren. Unsere Kritik richtet sich vor allem an Leeroy und sein Format und dass er dies so zugelassen hat. Es hätte dieser Thematik gutgetan, die bestehenden Ansichten, die in der Gesellschaft sowohl über Pädophile, als auch über Kindesmissbrauch bestehen, nicht zusätzlich für Klicks auszubeuten, sondern jedem Teilnehmer sein eigenes Video zu gönnen, in dem dieser dann seine Standpunkte und Gefühle sauber und ohne Unterbrechungen hätte erläutern können - ohne dass dabei zwei Themen vermischt werden.</p><p>Pädophilie und Missbrauch werden so gut wie immer in einem Atemzug genannt und dieses Video trägt maßgeblich zum Erhalt der dazu bestehenden Vorurteile und Klischees bei, anstatt sie aufzulösen. Auf uns wirkt es so, als solle hier in erster Linie der Zuschauer darüber belehrt werden, wie krank und manipulativ Pädophile sind, und wie wichtig es ist, das auch noch in die letzten Köpfe hinein zu hämmern, anstatt sich wirklich mit dem Thema und den Menschen die dies betrifft, zu befassen.</p><p>Dabei wurden einige wichtige Aspekte einfach ausgelassen, wahrscheinlich auch dadurch, dass Georg nur einen kleinen Redeanteil hatte. Über die psychische Belastung vieler pädophiler Menschen und die Stigmatisierung wurde z.B. kaum bis gar nicht gesprochen, und wenn, wurde dies sogleich verunglimpft und als Verharmlosung dargestellt. (Zitat Josefine: "Nichtsdestotrotz fällt mir halt regelmäßig auf und das ist mir auch so wichtig heute nochmal mitzunehmen hier...diese Verharmlosung häufig bei Menschen mit 'ner Sexualpräferenzstörung...Ihr seht das alle falsch, das Kind war doch schon 12 und das hats wahrscheinlich auch schon selbst gewollt...")</p><p>Anmaßend dazu ist auch die Frage von ihr an Georg gerichtet: "Ist das beste für das Kind, wenn du sexuell aktiv mit ihnen wirst?", als hätte er so etwas an irgendeiner Stelle jemals auch nur ansatzweise gesagt.</p><p>Eine wichtige Frage wurde gar nicht angesprochen, nämlich die, was ein Pädophiler denn außer seiner Fantasien als Ventil nutzen darf, wenn selbst normale Alltagsbilder von Kindern genauso schlimm seien wie harte Missbrauchsdokumentationen. (Zitat Josefine: "Das ist doch jetzt wirklich mal ein guter präventiver Ansatz zu sagen: Keine Bilder mehr von Kindern (...) mehr ins Netz, denn sie werden missbraucht").</p><p>Georg versucht hier sehr vorsichtig deutlich zu machen, dass dies manche erst zum Konsum von Missbrauchsabbildungen führen kann. Josefine fragt ihn daraufhin, ob er wüsste und merken würde, wie krank die Gesellschaft wäre, was Georg bejaht, woraufhin Josefine ihm ins Gesicht sagt "Aber für mich bist du auch sehr krank".</p><p>Das ist nichts weiter als beleidigend und spätestens an dieser Stelle hätte Leeroy definitiv eingreifen müssen, was er nicht getan hat.</p><p>Viele Aussagen und Ansichten wurden einfach unkommentiert im Raum stehengelassen, z. B. dass Pädophile grundsätzlich nicht mit oder in der Nähe von Kindern arbeiten sollten, was in einem kleinen Austausch deutlich wird:</p><p>Leeroy fragt Georg ob er seit seiner Verurteilung noch einmal mit Kindern gearbeitet hat, was dieser verneint. Josefine kommentiert dies mit einem erleichterten "Gut.", woraufhin Georg erläutert, dass es sich nicht angeboten habe. Josefine äußert sich daraufhin etwas abschätzig: "'Tschuldigung, da mal direkt ein Veto, finde ich auch absolut in Ordnung"</p><p>An dieser Stelle hätte Georg statt einem "Ist für mich auch in Ordnung" besser erläutert, dass dies aber nicht grundsätzlich der Fall sein muss. Josefines abschließende Bemerkung ("das MUSS die Voraussetzung sein!") bleibt somit als vermeintlicher Fakt stehen.</p><p>Auch dass jeder, der eine pädophile Neigung hat, automatisch krank ist alleine aufgrund seiner Präferenz und immer eine Therapie braucht, scheint als Tatsache so ungeprüft von allen Beteiligten übernommen zu werden - wobei Josefine der Therapie bei "Kein Täter werden" scheinbar nicht viel abgewinnen kann. (Zitat Josefine: "Und das macht diese Präfenzstörung so gefährlich, dass wir darauf vertrauen müssen, was die Menschen, was die Therapieprogramme uns zurückmelden")</p><p>Uns ist natürlich nicht bekannt, ob weitere Aussagen von Georg hierzu rausgeschnitten wurden oder er sich nicht dazu geäußert hat, dennoch wird hier unserer Ansicht nach die Verantwortung außer Acht gelassen, die man mit Beiträgen zu solch tabuisierten Themen nun einmal automatisch hat. Und dies schließt die Verantwortung für pädophile Menschen mit ein, die in diesem Interview völlig vergessen wurde.</p><p>Abschließend kann man also sagen, dass wir das "Gespräch" für misslungen halten und das in erster Linie, weil es von Anfang an keine faire Chance auf ein Gespräch auf Augenhöhe bei dieser Konstellation gab. Hier hätte es entweder eine professionelle Moderation gebraucht, welche Leeroy eindeutig nicht leisten kann, oder getrennte Interviews.</p><p><strong>Wir haben vor Veröffentlichung dieses Textes einen kurzen Austausch mit Georg über das Interview gehabt und ihn um ein persönliches Statement gebeten, welches wir gern noch hinzufügen möchten:</strong></p><p><em>Schon bei der ersten Kontaktaufnahme des Leeroy-Teams wies ich darauf hin, dass diesen Treffen kein „Gegenüber", sondern eher ein „Nebeneinander" werden würde, da auch meine Arbeit letztendlich dem Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen dient. Dies wurde so angenommen; die einzelnen Folgen sollten auch nicht immer ein „Gegeneinander" sein. Von Josephine wusste ich vorher nur dass sie Missbrauchsopfer ist. (Ich benutze absichtlich das Präsens, da ich glaube, dass die Folgen von Missbrauch lebenslang Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen haben.) Sie wurde als „starke Frau" dargestellt, die im Kinderschutz aktiv ist.</em></p><p><em>In der Tat erschütterte mich Josephines Vergangenheit und es war schnell zu merken, dass sie unbedingt ihre Message rüberkommen lassen wollte. Nun, das wollte ich eigentlich auch. Nämlich, dass Pädophilie nicht zwingend mit Missbrauch verbunden ist. Doch wollte ich dies keinesfalls so aggressiv wie Josephine machen. Ich hatte oft den Eindruck, dass auch Leeroy mit dieser Frau überfordert war.</em></p><p><em>Doch wenn ich daran denke, wie häufig pädophil empfindenden Menschen eine mangelnde Empathie nachgesagt wird, sollten sich die so denkende Leute Josephine näher anschauen. Egoistisch hatte sie nur ihre Message im Sinn. Auf die Problematiken der Pädophilie wollte sie gar nicht eingehen. Obwohl sie anfangs durchaus zwischen Pädophilie und Missbrauch unterscheiden konnte, brachte sie Beides in ihren Gefühlen (und Aussagen) wieder zusammen. Und insofern spiegelte sie ihre eigenen Erfahrungen. Sie missbrauchte die Situation, Leeroy und mich für ihre eigenen Interessen.</em></p>
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RubricappulaThimotag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/192022-12-26T00:00:00+01:002024-03-19T13:03:35+01:00Die Chatkontrolle im Kontext Pädophilie<p>Stellen wir uns einmal eine Welt vor, in der es keine vertraulichen Gespräche mehr gibt. In dieser Welt wird jede private Kommunikation zwischen zwei oder mehr Personen von staatlichen Agenten mitgelesen und auf Unbedenklichkeit geprüft. Automatisierte Verfahren erfassen jede versendete Nachricht, und schauen sich jedes einzelne verschickte Bild an – Milliarden und Abermilliarden von Dateien und Wörtern, jeden Tag. Wird dabei etwas gefunden, was als kritisch eingestuft wird, werden die örtlichen Behörden – ebenfalls vollautomatisch – benachrichtigt, und stehen kurz darauf mit einem Durchsuchungsbeschluss vor deiner Tür.</p><div class="post-content">
<p>Stellen wir uns einmal eine Welt vor, in der es keine vertraulichen Gespräche mehr gibt. In dieser Welt wird jede private Kommunikation zwischen zwei oder mehr Personen von staatlichen Agenten mitgelesen und auf Unbedenklichkeit geprüft. Automatisierte Verfahren erfassen jede versendete Nachricht, und schauen sich jedes einzelne verschickte Bild an – Milliarden und Abermilliarden von Dateien und Wörtern, jeden Tag. Wird dabei etwas gefunden, was als kritisch eingestuft wird, werden die örtlichen Behörden – ebenfalls vollautomatisch – benachrichtigt, und stehen kurz darauf mit einem Durchsuchungsbeschluss vor deiner Tür.</p>
<p>Was nach einem dystopischen Albtraum klingt, ist eine Welt, die von der Europäischen Kommission tatsächlich gewünscht ist. Im Mai dieses Jahres hat die Kommission <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52022PC0209&from=EN">eine Verordnung zur Festlegung von Vorschriften zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern</a> vorgelegt, welche Anbieter von sozialen Netzwerken und Messengerdiensten dazu verpflichtet, die Kommunikation ihrer Nutzer:innen anlasslos zu überwachen und gegebenenfalls automatisiert zu melden, wenn bestimmte Straftaten erkannt werden. Das vorgeschlagene Verfahren nennt sich <em>Client-Side Scanning</em>, umgangssprachlich hat sich dafür auch der Begriff <em>Chatkontrolle</em> eingebürgert. Im Wesentlichen geht es darum, dass der Staat Einblick in derzeit noch verschlüsselte und damit uneinsehbare Kommunikation bekommt, um über KI-Algorithmen automatisiert Straftaten gegen Kinder und Jugendliche, genauer gesagt die Verbreitung von Kinderpornografie und Cyber-Grooming zu erkennen.</p>
<p>Das vorgeschlagene Verfahren wird – völlig zurecht – von vielen Parteien scharf kritisiert. Zu den Kritikern gehören unter anderem <a href="https://freiheitsrechte.org/themen/freiheit-im-digitalen/chatkontrolle">Bürgerrechtsorganisationen</a>, <a href="https://anwaltverein.de/de/newsroom/pm-45-22-chatkontrolle-der-zweck-heiligt-nicht-die-mittel">der Deutsche Anwaltsverein</a>, <a href="https://www.cs.columbia.edu/%7Esmb/papers/bugs21.pdf">IT-Sicherheitsforscher:innen</a> und <a href="https://digitalegesellschaft.de/mitmachen/chatkontrolle-stoppen/">digitale Aktivist:innen</a>. Eine gute Zusammenfassung der zahlreichen Gründe, welche die Chatkontrolle so problematisch macht, findet sich auf der Kampagnenwebseite <a href="https://chat-kontrolle.eu/">Chatkontrolle stoppen!</a> Trotz dieser Kritik und obwohl eine <a href="https://www.patrick-breyer.de/umfrage-72-der-buergerinnen-gegen-eu-plaene-zur-automatisierten-nachrichten-und-chatkontrolle-mit-strafanzeigeautomatik/">überwältigende Mehrheit der EU-Bürger gegen die Pläne der EU-Kommission sind</a>, findet das Vorhaben breite politische Unterstützung – nicht zuletzt auch in Deutschland, wo sich zuletzt Innenministerin Nancy Faeser öffentlich für <a href="https://netzpolitik.org/2022/positionspapier-zu-chatkontrolle-innenministerin-faeser-will-koalitionsvertrag-brechen/">eine Umsetzung der Pläne einsetzte</a>.</p>
<p>Die Chatkontrolle trägt wenig zum Schutz von Kindern bei und bedroht dafür viele Gruppen, nicht zuletzt auch gerade diejenigen, die dadurch eigentlich geschützt werden sollen. Es gibt eine Gruppe, die in der Debatte um die Chatkontrolle bisher gar nicht berücksichtigt wird, nämlich die Gruppe der pädophilen Menschen. Dass Pädophile, wenn es um die negativen und gefährlichen Folgen einer Chatkontrolle geht, bisher keine Erwähnung fanden, ist dabei wenig verwunderlich. Allzu häufig werden Pädophile als die natürlichen Feinde von Kindern und Jugendlichen gesehen, und damit jede Maßnahme, die „gegen Pädophile“ gerichtet ist automatisch als eine wirksame Maßnahme für den Kinderschutz gesehen. Dies folgt aus dem weit verbreiteten Vorurteil, dass <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/paedophilie-ist-keine-tat">Pädophilie und Missbrauch quasi synonym sind</a>. </p>
<p>Tatsächlich treffen die vorgeschlagenen Maßnahmen aber gerade diejenigen am härtesten, die eigentlich Unterstützung und Hilfe verdient hätten: nämlich Menschen, die sich gesetzeskonform verhalten. Im Folgenden möchte ich daher einige der Implikationen erläutern, die sich aus der Chatkontrolle insbesondere für pädophile Menschen ergeben.</p>
<h2>Wie eine Chatkontrolle funktionieren müsste</h2>
<p>Zur Erinnerung: die Chatkontrolle soll ein Instrument sein, um strafrechtlich relevantes Verhalten automatisch zu erkennen und zur Anzeige zu bringen. Geplant ist unter anderem, dass automatisch erkannt werden soll, wenn Dateien mit kinderpornografischen Inhalt per Messenger verschickt werden. Dies geht prinzipiell noch, ohne dass dabei der <em>Inhalt</em> der Kommunikation detailliert analysiert erforderlich ist, indem digitale Fingerabdrücke der verschickten Dateien mit einem Verzeichnis bekannter illegaler Dateien abgeglichen werden. </p>
<p>Der Vorschlag der EU geht allerdings noch weiter. So soll nicht nur das Verschicken bereits bekannter kinderpornografischer Inhalte erkannt werden, sondern auch neue, noch nirgendwo registrierte Inhalte erkannt werden. Zudem ist geplant, dass auch Grooming, also das Annähern an Minderjährige mit sexuellen Absichten in Textnachrichten automatisch erkannt und gemeldet werden soll. Spätestens hierfür muss auch Inhalt und Kontext der Gespräche analysiert und zu einem gewissen Grad inhaltlich verstanden werden.</p>
<p>Das heißt konkret, jede Nachricht, die über eine soziale Plattform verschickt wird, muss von einem Algorithmus geprüft werden, der entscheidet, ob die Nachricht unbedenklich ist oder möglicherweise strafrechtlich relevante Inhalte enthält. Damit dies funktioniert, muss dieser Algorithmus eine Form von künstlicher Intelligenz enthalten, die Nachrichten inhaltlich verstehen und bewerten kann.</p>
<p>Die meisten KI-Algorithmen funktionieren so, dass im ersten Schritt anhand von händisch kategorisierten Trainingsdaten gelernt wird, bedenkliche von unbedenklichen Nachrichten zu unterscheiden. Dabei analysiert der Algorithmus komplexe Muster in den Trainingsdaten, und versetzt sich damit in der Lage, diese Muster auch bei neuen, unbekannten Daten anzuwenden. Dies bedeutet, dass die Entscheidungen, die der Algorithmus später trifft im Wesentlichen von den Trainingsdaten abhängt, mit denen der Algorithmus im ersten Schritt gefüttert wurde. Und genau an dieser Stelle gibt es ein riesiges Problem, das schwer bis gar nicht gelöst werden kann.</p>
<h2>Maschinelle Reproduktion von Vorurteilen</h2>
<p>Eine KI erlernt Muster in ihren Trainingsdaten und versetzt sich damit in der Lage, diese später auch bei unbekannten Daten wiederzuerkennen. Was ist aber, wenn die Trainingsdaten bereits implizit oder explizit Vorurteile enthalten? Richtig – dann wird eine KI, die damit trainiert wurde, am Ende <a href="https://www.politische-medienkompetenz.de/unsere-schwerpunkte/kuenstliche-intelligenz/diskriminierung-durch-ki/">diese Vorurteile reproduzieren</a>.</p>
<p>Das ist jetzt schon ein gewaltiges Problem in Bereichen, in denen KIs zum Einsatz kommen. Ein reales Beispiel dafür: im Jahr 2015 fand Amazon heraus, dass eine intern entwickelte KI zur Vorsortierung der Lebensläufe von Bewerber:innen <a href="https://www.businessinsider.de/wirtschaft/amazon-hat-eine-ki-gebaut-die-frauen-diskriminierte-2018-10/">überwiegend weibliche Bewerberinnen ablehnte</a>. Der Grund dafür: die Stellen sind in der Vergangenheit meistens durch Männer besetzt worden. So waren die „erfolgreichen“ Lebensläufe, anhand denen die KI trainiert wurde, entsprechend hauptsächlich von Männern. Die KI hat dieses Muster erkannt und daraus gelernt, Lebensläufe von Frauen früher abzulehnen, als die von Männern.</p>
<p>Ein weiteres, in Bezug auf das Thema Chatkontrolle noch relevanteres Beispiel: in den USA wird ein KI-System eingesetzt, um das Rückfallrisiko von Straftätern zu beurteilen. Wie sich herausstellt, hat auch dieses System Diskriminierung quasi eingebaut und schätzt das Rückfallrisiko bei <a href="https://www.propublica.org/article/machine-bias-risk-assessments-in-criminal-sentencing">dunkelhäutigen Menschen konsequent höher ein als bei weißen Menschen</a>.</p>
<p>Es ist ein rassistisches Vorurteil, dass schwarze Menschen eher kriminell sind, welches die KI gelernt und reproduziert hat. Ein weiteres Vorurteil, das noch einmal wesentlich stärker gesellschaftlich verankert ist: dass pädophile Menschen allesamt Missbrauchstäter:innen sind.</p>
<p>Während Diskriminierung durch voreingenommene KIs ein grundsätzliches Problem ist, das allen Minderheiten und gesellschaftlich benachteiligte Gruppen betrifft, ist dies beim Thema Pädophilie besonders brisant. Keine andere Minderheit wird derart stark mit Straftaten gegen Minderjährige assoziiert. Für nicht wenige Menschen sind Pädophilie und Kindesmissbrauch gar synonym zueinander. Als pädophiler Mensch steht man permanent unter Generalverdacht, schlimmste Straftaten gegenüber Kindern und Jugendlichen zu begehen und eine konstante Gefahr zu sein. </p>
<p>Diese Vorurteile sind <a href="https://wir-sind-auch-menschen.de/negativ-beispiele">auf jeder Ebene des gesellschaftlichen Diskurses präsent</a>: in Stammtischgesprächen, Internetdebatten, politischen Diskursen, in Medienbeiträgen und sogar bei Therapieprogrammen und Aufklärungsprojekten, deren Ziel eigentlich die Unterstützung pädophiler Menschen ist. Es ist anzunehmen, dass auch KIs, die zum Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen entwickelt wird, diese Assoziation bald lernt und damit Pädophile grundsätzlich als Gefahr klassifiziert werden.</p>
<p>Automatisierten Klassifizierungsverfahren sind übrigens grundsätzlich nie perfekt, sondern haben immer eine gewisse Fehlerquote. Einem <a href="https://netzpolitik.org/2022/geleakter-bericht-eu-kommission-nimmt-hohe-fehlerquoten-bei-chatkontrolle-in-kauf/">geleaktem Dokument</a> nach erwartet die EU-Kommission einen Anteil von bis zu 10 % Falschmeldungen. Das würde bedeuten, dass Milliarden Meldungen an ohnehin schon überforderte Behörden gehen und bearbeitet werden müssen, und dabei unzählige unschuldige Menschen ins Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft geraten. Aufgrund der präsenten Vorverurteilung pädophiler Menschen ist es sehr gut möglich, dass diese Fehlerquote bei pädophilen Menschen noch einmal signifikant höher ausfallen wird.</p>
<p>Maschinen sind in dieser Hinsicht also <strong>nicht neutral</strong>, sondern <strong>reproduzieren die Diskriminierung, die in der Gesellschaft bereits existiert</strong>. Häufig werden sie aber als neutral wahrgenommen, und ihre Entscheidungen daher eher als sachlich und objektiv richtig gesehen. Zudem sind die Entscheidungen von KI-Algorithmen meist intransparent und für einen Menschen nicht mehr nachzuvollziehen, und damit schwer zu kritisieren. Das birgt die Gefahr, dass Vorurteile und Stigmatisierungen nicht nur reproduziert, sondern durch die Reproduktion auch scheinbar legitimiert werden und sich somit noch tiefer gesellschaftlich verankern.</p>
<h2>Wenn Hilfe suchen gefährlich wird</h2>
<p>Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass eine Chatkontrolle massiv gegen pädophile Menschen stigmatisieren würde, indem der gleiche Chatverlauf zwischen einem Erwachsenen und zum Beispiel einem minderjährigen Verwandten viel schneller als problematisch eingestuft wird, wenn der Erwachsene als pädophil erkannt wurde. Die Frage ist, wie ein Algorithmus zur Chatkontrolle überhaupt feststellen kann, ob ein Erwachsener pädophil ist. Eine Möglichkeit: der Erwachsene erzählt es selber.</p>
<p>Stellen wir uns einmal vor, dass ein pädophiler Mensch outet sich bei einer Vertrauensperson, zum Beispiel dem besten Freund. Daraufhin folgen weitere Fragen oder Gespräche über das Thema. Im Moment noch ist es halbwegs sicher möglich, diese Gespräche über einen Messenger laufen zu lassen, da die meisten Messenger heutzutage Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind und damit niemand außer den Gesprächspartnern den Chatverlauf mitlesen kann: keine Ermittlungsbehörden, keine staatlichen Agenten, noch nicht einmal der Betreiber des Messengerdienstes.</p>
<p>Daraus folgt also: solange es möglich ist, sicher verschlüsselt zu kommunizieren, ist es auch nicht möglich den Inhalt von Gesprächen zu analysieren und auf potenzielle Straftaten hin zu scannen. Die „Lösung“ für diese Barriere zur Umsetzung einer umfassenden Chatkontrolle sieht hier so aus, dass sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abgeschafft werden soll. Die Betreiber von Kommunikationsplattformen müssen dafür Hintertüren einbauen, um noch auf den Endgeräten der Nutzer:innen die Nachrichten auf kriminelle Inhalte zu prüfen. </p>
<p>Das macht es aber praktisch unmöglich, über digitale Kommunikation als Pädophiler über die eigenen Gefühle zu reden, Unterstützung zu suchen oder Hilfe einzufordern. Gespräche mit dem besten Freund, bei dem man sich geoutet hat, werden damit zu einem Sicherheitsrisiko. Denn über allen steht das nicht einzuschätzende Risiko, dass eine voreingenommene KI, die nicht hinreichend zwischen Pädophilie und Straftaten differenziert alleine in dem Gespräch über die eigenen Gefühle einen bedenklichen Inhalt erkennt, und vorsorglich automatisch die Polizei verständigt. Das Klügste, was man als pädophiler Mensch dann also machen kann: schweigen. Auf diese Art werden nicht-straffällige pädophile Menschen, die jetzt schon eine fast unsichtbare Randgruppe bilden, weiter in einen Schatten gedrängt und ausgegrenzt, bis sie mit niemandem in einem vertraulichen und sicheren Umfeld reden können.</p>
<h2>Eliminierung von Schutzräumen</h2>
<p>Doch es sind nicht nur private 1:1-Chats und persönliche Unterhaltungen mit nahe stehenden Freunden und Familienmitgliedern über das Thema Pädophilie, die durch die Idee der Chatkontrolle gefährdet wird. Auch die Arbeit von Hilfsangeboten und Selbsthilfegruppen, die bereits jetzt aufgrund des starken Stigmas fast ausschließlich online und anonym stattfindet, ist de facto unmöglich, sollten die Pläne der EU-Kommission wie geplant umgesetzt werden.</p>
<p>Denn damit das Erkennen und Melden von Grooming so funktioniert, wie die EU-Kommission es sich vorstellt, <a href="https://netzpolitik.org/2022/grooming-mit-der-chatkontrolle-droht-die-alterskontrolle/">muss außerdem das Alter der Nutzer:innen einer Kommunikationsplattform von dem Anbieter zwingend überprüft werden</a>. In der Praxis bedeutet dies, dass die Betreiber:innen von Selbsthilfeplattformen verpflichtet würden, die Identität ihrer Nutzer:innen festzustellen, etwa durch eine Ausweisprüfung. Dadurch wird durch die Hintertür die Anonymität auf sozialen Plattformen und Kommunikationskanälen abgeschafft. Das Verschleiern der eigenen realen Identität ist aber oft der einzige wirksame Schutz, den pädophile Menschen vor Stigmatisierung, Diskriminierung und Übergriffen haben.</p>
<p>Das heißt ganz konkret: jede Selbsthilfeplattform, die sich an Pädophile richtet, könnte nach Inkrafttreten einer Chatkontrolle den Betrieb einstellen. Insbesondere schließt dies Plattformen ein, deren Mitglieder sich einander darin unterstützen wollen, keine Straftaten zu begehen: Foren wie <a href="https://gsa-forum.de">Gemeinsam statt allein</a> und <a href="https://virped.org">VirPed</a>, oder Chats wie <a href="https://p-punkte.de">Die P-Punkte</a> und der <a href="https://mapsupport.club/">Map Support Club</a>. Sich identifizierbar auf einer Plattform für Pädophile anzumelden, kann in dem heutigen gesellschaftlichen Klima und dem massiven und omnipräsenten Hass, der pädophilen Menschen entgegenschlägt, nur als lebensmüde bezeichnet werden. Damit wird Pädophilen effektiv die letzten Schutzräume genommen, in denen sie vertraulich und ohne Angst vor Ablehnung über das reden können, was sie bewegt. Für viele bedeutet dies, überhaupt keine Möglichkeit mehr zu haben, Unterstützung, Verständnis und Sympathie zu erfahren oder sich über Probleme auszutauschen.</p>
<p>Und das gilt nebenbei bemerkt natürlich nur für legitime Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder sich gesetzestreu verhalten. Kriminelle Vereinigungen, die sich zum Zweck des Austauschs illegaler Dateien oder der Planung von Straftaten im Internet organisieren, werden sich von den geplanten EU-Richtlinien sicherlich nicht beeindrucken lassen und weiterhin anonym und verschlüsselt kommunizieren. Damit trifft die geplante Richtlinie legale Vereinigungen und legitime Hilfsangebote, während kriminelle Gruppierungen weiter unbeeindruckt fortbestehen. Schon alleine dies sollte kritische Fragen an der Effektivität der Richtlinie aufwerfen.</p>
<h2>Behinderung von Therapien</h2>
<p>Nicht nur die Selbsthilfe, sondern auch die professionelle Hilfe wird durch die Chatkontrolle stark behindert. Das betrifft zum Beispiel Therapieangebote. Die erste Kontaktaufnahme mit Anlaufstellen wie <em>Kein Täter Werden</em> läuft zum Beispiel häufig per Mail ab. Diese Kontaktaufnahmen werden maßgeblich erschwert, wenn davon auszugehen ist, dass auch jede Mail gescannt und potenziell an Behörden gemeldet wird. Auch das Anlegen anonymer Mail-Postfächer, die viele Pädophile für die Mail-Kommunikation mit Therapeuten nutzen, würde durch die Identifizierungspflicht unmöglich werden. Eine wirklich anonyme und vertrauliche Kontaktaufnahme ist damit nicht mehr möglich. Dies erhöht signifikant die Hemmschwelle für die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten. </p>
<p>Selbst wenn die initiale Kontaktaufnahme noch zustande kommt, schwebt die permanente und anlasslose Kontrolle aller Nachrichten wie ein Damoklesschwert über jeden Kommunikationsablauf im Rahmen einer Therapie. Kritisch können zum Beispiel Situationen werden, wenn ein:e Patient:in in einer psychischen Notsituation Kontakt zu den behandelnden Therapeuten aufnehmen möchte, und im Zuge dessen erklärt, in der Krisensituation Kinderpornografie als Bewältigungsstrategie konsumiert zu haben. Auch hier ist zu befürchten, dass das Zugeben von Straftaten für eine automatisierte Meldung an Polizeibehörden schon ausreicht. Dabei kann die zeitnahe und barrierefreie Kontaktaufnahme für den weiteren Therapieverlauf sich als sehr wichtig erweisen und eine Eskalation des Konsumverhaltens verhindern. </p>
<p>Und selbst trivialere Fälle könnten schon bedenklich werden. Wenn zum Beispiel aufgrund von Krankheitsfällen mehrere Therapiesitzungen ausfallen und dies über Mails kommuniziert wird, die automatisch gescannt werden. Gefährlich wird dies bei einer KI, die derartige kontextuelle Informationen in die Entscheidungsfindung einbezieht und dabei das gesellschaftliche Vorurteil internalisiert hat, nach dem Pädophile, die nicht in Therapie sind noch einmal eine besonders hohe Gefahr darstellen. Denkbar ist, dass so eine KI entweder direkt Alarm schlägt, oder in anderen Situationen bei harmlosen Vorfällen einen falschen Alarm auslöst. </p>
<p>All dies wird die Kommunikation zwischen pädophilen Klienten und behandelnden Therapeuten wesentlich erschweren. Es ist davon auszugehen, dass Patient:innen zum Selbstschutz vieles gegenüber ihren Therapeuten gar nicht mehr ansprechen werden, zumindest nicht in der elektronischen Kommunikation. Das Ausweichen auf alternative Kommunikationswege (Telefon, Briefpost) ist auch keine Option, da die meisten Patient:innen von <em>Kein Täter Werden</em> dort völlig anonym behandelt werden, und damit Realname, Postanschrift oder Telefonnummer gar nicht bekannt sind. Somit bleibt die dann staatlich überwachte elektronische Kommunikation als einziges Medium für den Kontakt zwischen Therapeut:in und Patient:in übrig.</p>
<p>Dies betrifft natürlich nicht nur pädophile Menschen. Auch sonstige Patient:innen und insbesondere auch Menschen, die aufgrund von erlebten Missbrauchserfahrungen in Behandlung sind, sind von den Auswirkungen betroffen. Grundsätzlich macht die Chatkontrolle die Wahrung des Ärztegeheimnisses in der elektronischen Kommunikation praktisch unmöglich. Pädophile Menschen sind hier allerdings besonders stark betroffen, da Vertraulichkeit und Anonymität unveräußerliche Voraussetzungen sind, um überhaupt therapeutische Behandlung anzunehmen, und alternative analoge Kommunikationsmöglichkeiten keine Option sind. </p>
<h2>Hintertüren für böswillige Akteure</h2>
<p>Alles bisher Gesagte gilt unter der Annahme, dass die Chatkontrolle so funktioniert, wie sie soll. Sprich, dass auf die Daten nur die meldepflichtigen Anbieter und die zuständigen staatlichen Behörden Zugriff haben. Diese Vorstellung ist, um es behutsam auszudrücken, naiv und weltfremd. Tatsächlich sind in der Welt des Internets aber jede Menge illegitime Akteure mit bösartigen Absichten unterwegs. Die Chatkontrolle hebelt effektiv den Schutz vor diesen Akteuren durch das Aufweichen von Verschlüsselungstechnologien auf.</p>
<p>Wie bereits erläutert, kann es keine sichere Verschlüsslung in der digitalen Kommunikation mehr geben, wenn die Chatkontrolle Realität werden soll, da ansonsten das automatisierte Scannen von Nachrichten nicht möglich ist. Verschlüsselung aber ist eine der wenigen Sachen im Leben, die es nur ganz oder gar nicht gibt. Entweder <em>niemand</em> (außer den Beteiligten) kann in einen Chatverlauf reingucken, oder <em>jeder</em> kann (potenziell) reingucken. Es gibt hier keine Kompromisse. Eine Aufweichung von Verschlüsselung, sodass Dritte mitlesen können erfordert immer das Einbauen von Hintertüren, die auch von Unbefugten und Kriminellen gefunden und ausgenutzt werden können.</p>
<p>Sobald aber potenziell lesbare Daten irgendwo gespeichert oder übertragen werden, besteht die Gefahr, dass auch unbefugte Personen darauf Zugriff erlangen können. Und gerade bei Pädophilen gibt es ein großes Interesse von Seiten von Hackergruppen, ihre realen Identitäten ausfinden zu machen, um sie öffentlich zu outen und an den Pranger zu stellen. Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat sich beispielsweise bereits mehrfach damit gerühmt, <a href="https://www.spiegel.de/netzwelt/web/anonymous-hat-ein-neues-ziel-paedophile-a-843549.html">Jagd auf Pädophile zu machen</a>. Es ist eine reale Gefahr, dass solche Gruppen die gleichen Hintertüren ausnutzen, die staatlich legitimierte Akteure für das clientseitige Scannen benutzen sollen, um vertrauliche Konversationen zu entschlüsseln und daraus Listen mit pädophilen Personen zusammenstellen und veröffentlichen. <a href="https://www.vice.com/en/article/xydjjd/a-pedophile-opens-up-about-being-targeted-by-vigilantes">Präzedenzfälle, in denen unschuldige Personen zwangsweise öffentlich geoutet wurden</a>, gibt es bereits. Die Folgen solcher Outings können existenz- und lebensbedrohlich sein und schließen den Verlust von Arbeitsplatz, sozialen Beziehungen bis hin zu körperlichen Übergriffen ein. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Gruppen organisieren, um <a href="https://www.sueddeutsche.de/panorama/bremen-lynchjustiz-nach-tv-bericht-ueber-paedophile-mann-lebensgefaehrlich-verletzt-1.4015360">vermeintlich pädophile Personen zu überfallen und lebensbedrohlich zu verletzen</a>. </p>
<h2>Chatkontrolle als Zensurwerkzeug</h2>
<p>Eine weitere ernstzunehmende Gefahr bei der Chatkontrolle besteht in den Möglichkeiten zur Zensur, die diese bietet. Die vorgeschlagenen Richtlinien wird den staatlichen Institutionen die Möglichkeit geben, zentralisierte Blocklisten von Inhalt (Dateien sowie textuelle Gedanken) zu verwalten und deren Verbreitung über eine bisher noch nie dagewesene technische Infrastruktur EU-weit zu unterdrücken.</p>
<p>Der Vorwand, Kinder schützen zu wollen wird bereits heute gerne zur Unterdrückung und Zensur von ungewollten gesellschaftlichen Gruppierungen, insbesondere LGBT-Vereinigungen genutzt. In Polen wurden etwa unter dem Vorwand, „Pädophilie“ stoppen zu wollen <a href="https://www.heise.de/tp/features/Polen-Erweiterung-der-LGBT-freien-Zonen-4667542.html">mehrere Landkreise zu <em>LGBT-freien Zonen</em> erklärt</a>. Ungarn wiederum hat ein sogenanntes „Anti-Pädophilie Gesetz“ erlassen, das in Wahrheit die <a href="https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ungarn-homosexuali">Rechte von Homosexuellen einschränkt</a>. </p>
<p>Auch in Deutschland gibt es Präzedenzfälle. Im Jahr 2009 konnte die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen für kurze Zeit <a href="https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kinderporno-Sperren-Regierung-erwaegt-Echtzeitueberwachung-der-Stoppschild-Zugriffe-215637.html">die Installation von Netzsperren durchsetzen</a>, mit denen über Sperrlisten der Zugang zu Webseiten blockiert wurde. Dies sollte für Webseiten angewendet werden, auf denen kinderpornografisches Material verbreitet werden. Veröffentlichungen der eigentlich geheimen Sperrlisten anderer Länder auf Wikileaks hatte aber bereits gezeigt, dass solche Listen sehr schnell auch für die Sperrung von weiteren unliebsamen Webseiten genutzt werden. Dieser sehr kontroverse Fall hatte von der Leyen damals den Spitznamen „Zensursula“ gegeben. Heute, gut eine Dekade später, ist sie als Präsidentin der Europäischen Kommission eine der Hauptverantwortlichen für den Vorschlag der Chatkontrolle.</p>
<p>Bereits heute setzen viele Online-Plattformen von sich aus <a href="https://kinder-im-herzen.net/blog/wie-reddit-hassprediger-deckt-und-unterstutzt">Zensurmaßnahmen gegen pädophile Menschen um</a>. Der zugrunde liegende Gedanke ist, dass die freie Meinungsäußerung pädophiler Menschen bereits Kinder gefährden würde. Wenn alle Betreiber von sozialen Plattformen gezwungen werden, nach staatlichen Vorgaben Kommunikation zu filtern und zu melden, besteht die Gefahr, dass es bald überhaupt keine Plattform mehr gibt, auf der pädophile Menschen ihre Meinung äußern können. Auch dieser Blog hier könnte als „gefährlich“ und „verharmlosend“ eingestuft werden, und folglich aus dem Internet verschwinden müssen.</p>
<p>Darüber hinaus wird die Meinungsfreiheit auch über subtilere Methoden eingeschränkt. Es ist wahrscheinlich, dass Menschen <em>sehr</em> vorsichtig sein werden, was sie in Bezug auf Pädophilie äußern, wenn sie wissen, dass alles, was sie sagen gescannt wird und dazu führen könnte, dass sie als potenzielle Sexualstraftäter eingestuft werden. Menschen mit eigentlich differenzierten Haltungen werden im Zweifelsfall eher schweigen oder sich drastischen Gewaltfantasien gegen pädophilen Menschen anschließen, um nicht aufzufallen oder sich verdächtig zu machen. </p>
<p>Die Gesellschaft für Freiheitsrechte bezeichnet dies als einen <a href="https://freiheitsrechte.org/themen/freiheit-im-digitalen/chatkontrolle#c186006-es-drohen-chilling-effects-fuer-die-kommunikationsgrundrechte">Chilling Effects</a> der Chatkontrolle: Menschen werden in der Ausübung ihrer Kommunikationsgrundrechte gehemmt, wenn sie auf die Integrität und Vertraulichkeit des Kommunikationsprozesses nicht mehr vertrauen können. Das Resultat ist, dass bestimmte Meinungen und Haltungen, vor allem jene, die bereits jetzt im öffentlichen Diskus kaum sichtbar sind noch weiter in den Untergrund gedrängt und faktisch ausgelöscht werden.</p>
<h2>Schlussworte</h2>
<p>In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht bereits 2008 ein <em>Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme</em> eingeführt. Dieses auch als <a href="https://www.telemedicus.info/das-it-grundrecht-im-detail/">IT-Grundrecht</a> bezeichnete Recht leitete das Gericht von dem im Grundgesetz festgelegten allgemeinen Persönlichkeitsrecht ab, und ergänzt unter anderem das Telekommunikationsgeheimnis. Beides gewährt Grundrechte auf eine private und vertrauliche Kommunikation.</p>
<p>Am Beispiel Pädophilie zeigen sich die Schwächen von Sätzen wie „wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten“, mit denen Maßnahmen zur anlasslosen Massenüberwachung gerne gerechtfertigt werden. Als pädophiler Mensch hat man nämlich eine ganze Menge zu befürchten, und zwar auch dann, wenn man sich rechtlich und moralisch einwandfrei verhält. Privat- und Intimsphäre sind auch im digitalen Raum Teil der Grund- und Menschenrechte. Niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen, seine Grundrechte in Anspruch zu nehmen. </p>
<p>Pädophile Menschen sind eine besonders vulnerable Gruppe und mehr als jede andere Minderheit in Europa vor Ausgrenzung, Diskriminierung und gewaltsamen Übergriffen bedroht. Und das vollkommen unabhängig davon, ob Straftaten begangen werden oder nicht. Die Chatkontrolle ist damit für alle pädophilen Menschen, die in der EU leben die wahrscheinlich bedrohlichste und gefährlichste Maßnahme, die seit langem auf politischer Ebene disktuiert wird. Wird diese so beschlossen, wie sie aktuell vorgestellt wird, droht die Abschaffung der letzten Schutzräume für pädophile Menschen im digitalen Raum, die Einschränkung von Hilfs- und Therapieangeboten sowie eine noch viel tiefgreifendere Diskriminierung und Kriminalisierung, als wir sie jetzt schon erfahren.</p>
<p>Wer selber gegen die Chatkontrolle aktiv werden will, findet hier abschließend einige Anlaufstellen:
- <a href="https://netzpolitik.org/tag/chatkontrolle/">Informationen und Beiträge zum Thema Chatkontrolle</a>
- <a href="https://chat-kontrolle.eu/index.php/demos-protestaktionen/">Termine für Demonstrationen und Protestaktionen</a>
- <a href="https://aktion.campact.de/datenschutz/chatkontrolle-stoppen/teilnehmen">Petition gegen die Chatkontrolle auf campact</a>
- <a href="https://www.change.org/p/stoppt-die-chatkontrolle-grundrechte-gelten-auch-im-netz">Petition gegen die Chatkontrolle auf change.org</a></p>
</div>
Siriustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/652022-12-17T00:00:00+01:002024-03-19T12:35:42+01:00Markus stellt sich vor<p><strong>Ich bin Markus</strong></p>
<p>Mein Name ist Markus, ich bin um die 30 und ich habe diesen Namen als mein Pseudonym gewählt, weil es der Name meines verstorbenen Bruders ist. Ich bin pädophil und wurde als Kind sexuell missbraucht. </p>
<p><strong>Kindheit:</strong></p>
<p>Ich wuchs in einer Kleinstadt bei meiner Mutter auf, die mich und meine ältere Schwester schon etwas überbehütet hat. Sie hat gut für uns gesorgt und immer für uns gekämpft. Es gab allein bei mir schon genug zum Kämpfen. Eine falsche Schule, Mobbing, einen Vater der abwesend war... Vieles musste sie abfedern und damit war sie fast immer allein. Ich erlebte diese Zeit als sehr belastend. Aber ich habe auch gute Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend. Ich spielte gerne Gitarre und habe schon immer gerne fotografiert. Manchmal übernachtete ich bei meinen Großeltern und genoss die Zeit mit meinem Opa. Ich war auch ein glückliches Kind und daran erinnere ich mich immer gerne zurück. </p><div class="post-content">
<p><strong>Ich bin Markus</strong></p>
<p>Mein Name ist Markus, ich bin um die 30 und ich habe diesen Namen als mein Pseudonym gewählt, weil es der Name meines verstorbenen Bruders ist. Ich bin pädophil und wurde als Kind sexuell missbraucht. </p>
<p><strong>Kindheit:</strong></p>
<p>Ich wuchs in einer Kleinstadt bei meiner Mutter auf, die mich und meine ältere Schwester schon etwas überbehütet hat. Sie hat gut für uns gesorgt und immer für uns gekämpft. Es gab allein bei mir schon genug zum Kämpfen. Eine falsche Schule, Mobbing, einen Vater der abwesend war... Vieles musste sie abfedern und damit war sie fast immer allein. Ich erlebte diese Zeit als sehr belastend. Aber ich habe auch gute Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend. Ich spielte gerne Gitarre und habe schon immer gerne fotografiert. Manchmal übernachtete ich bei meinen Großeltern und genoss die Zeit mit meinem Opa. Ich war auch ein glückliches Kind und daran erinnere ich mich immer gerne zurück. </p>
<p>*<em>Jugend: *</em></p>
<p>Die eigenen Empfindungen und Gefühle zu verstecken, wurde mir mit der Zeit immer wichtiger, als ich mit 13 Jahren dann merkte, dass ich Jungen und Mädchen attraktiv fand, die deutlich jünger waren als ich und begann für sie zu schwärmen. Ich merkte immer mehr, dass es nicht passt, es passte einfach nicht in meine Welt und schon gar nicht in die Welt der anderen. Ich hatte Angst und ich kann mich an Gedanken aus dieser Zeit erinnern. Immer wenn ich über meine Gefühle nachdachte, wusste ich, „Das ist pädophil“. Dieses Wort hat mir, obwohl es nur in meinem Kopf existierte, eine unglaubliche Angst gemacht. Ich sagte mir immer wieder „Nein, du hast so etwas nicht, du hattest nur noch keine Freundin oder Freund und du bist niemals pädophil“. Ich verdrängte es und ich habe mich wohl einige Jahre lang, selbst vergessen.
Ich hatte damals den Wunsch es meiner Mutter zu erzählen aber ich habe mich nicht getraut. Sie war damals so belastet und ich wollte ihr nichts Zusätzliches aufbürden. </p>
<p><strong>Als junger Erwachsener:</strong></p>
<p>Ich wurde älter und die Vergangenheit verblasste langsam immer mehr. Ich wurde psychisch krank und litt unter Ängsten und Depressionen. Diese Ängste hatte ich als Kind schon, nun brachen sie aber richtig aus und hinderten mich einige Jahre an meiner Entwicklung im Leben. Hinzu kamen chronische Schmerzen und Erinnerungsfragmente, Fragmente meines Lebens die zurückgekehrt sind. Ich litt unter meiner Pädophilie, unter meinen Gefühlen und den Ängsten. Ich entwickelte immer häufiger lange Phasen der Depression, nahm Medikamente und suchte mir auch therapeutische Hilfe. Ich habe es geschafft mich weiter in meinem Leben durchzukämpfen. Mal gelang mir das besser, dann wieder schlechter.</p>
<p><strong>Erkenntnis:</strong></p>
<p>Heute glaube ich, dass mein Körper mir durch all die Beschwerden etwas sagen wollte. Diese Intuition verspürte ich erstmals im Jahr 2021 und in diesem Jahr wurde mir bewusst: Ich muss ein Problem angehen, oder besser gesagt: Zwei.
Mein Coming-In kann ich gar nicht genau zeitlich beziffern aber ich habe es auch im jungen Erwachsenenalter nicht richtig verstanden und mich selbst immer wieder verleugnet. </p>
<p>Ich fand „Schicksal und Herausforderung“ und viele Monate später, hatte ich den Mut mich im Forum „Gemeinsam statt allein“ zu registrieren. Danach ging es mir immer besser und ich merkte wie gut es mir einfach tut, die Möglichkeit zu haben, Dinge niederzuschreiben. Ich habe Menschen getroffen und kennengelernt, die mich angenommen haben und mittlerweile darf ich dem Projekt auch als Teammitglied dienen. </p>
<p>Darüber hinaus suchte ich Hilfe und meldete mich bei vielen Therapeut_innen und Institutionen die beratend und therapeutisch, Hilfe anbieten. Ich wurde abgelehnt und mir wurde mitgeteilt, dass man mir nicht helfen könne, da ich pädophil bin. Ich dachte „Ich bin doppelt betroffen und mir kann nicht geholfen werden“. </p>
<p>Ich habe den Namen meines Bruders als Pseudonym gewählt, weil es diese zwei Seiten symbolisieren soll. Die Seite die ich immer vor anderen verstecken musste und jetzt ihren Raum in meinem Leben ohne Verdrängung in der Selbsthilfe finden kann. Aber auch die Seite von mir, die meinen Beruf, meinen Hobbys und meiner Familie, ja dem anderen Teil meines Lebens gewidmet ist. </p>
<p>Ich bin mehr als nur pädophil und ich schäme mich nicht mehr dafür. Aber ich finde es sehr bedauerlich, dass ich lügen muss, um therapeutische Hilfe zu bekommen. Denn es gibt viele Therapeut_innen, die niemanden behandeln, der diese Gefühle hat. </p>
<p>Mir war sehr wichtig dieses Thema mal anzusprechen. Projekte wie KiH, SuH etc, bieten vielen Menschen einen wichtigen Ankerpunkt im Leben. Ein Teil dieser Menschen zu sein, erfüllt mich mit Stolz und großer Dankbarkeit.</p>
</div>
Markustag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/572022-12-11T00:00:00+01:002024-03-19T12:35:38+01:00KI generierte Kinderpornografie: Eine Zukunft, oder ein moralischer Irrtum?<p>Künstliche Intelligenz ist ein Thema, welches immer mehr Relevanz in unserer Gesellschaft findet. Sei es ein Handy mit einer Gesichtserkennung zu entsperren, sein Zuhause mit der eigenen Stimme zu steuern, die Gefühle und anatomischen Informationen wie Herzschlagrate, Blutdruck und Alter durch das Sehen eines Gesichtes zu erkennen oder aber auch visuelle Inhalte, wie Bilder und Videos nach eigener Vorstellung zu generieren. Was vor 10 Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität. In diesem Beitrag werde ich genauer auf das Thema KI generierte Bilder eingehen und zeigen, inwieweit es die aktuellen Statistiken von Kindesmissbrauchstaten verändern könnte.</p><div class="post-content">
<p>Künstliche Intelligenz ist ein Thema, welches immer mehr Relevanz in unserer Gesellschaft findet. Sei es ein Handy mit einer Gesichtserkennung zu entsperren, sein Zuhause mit der eigenen Stimme zu steuern, die Gefühle und anatomischen Informationen wie Herzschlagrate, Blutdruck und Alter durch das Sehen eines Gesichtes zu erkennen oder aber auch visuelle Inhalte, wie Bilder und Videos nach eigener Vorstellung zu generieren. Was vor 10 Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität. In diesem Beitrag werde ich genauer auf das Thema KI generierte Bilder eingehen und zeigen, inwieweit es die aktuellen Statistiken von Kindesmissbrauchstaten verändern könnte.</p><p>Es gibt zwei künstliche Intelligenzen, die inzwischen große Aufmerksamkeit erlangt haben. Bei den KIs handelt es sich um das Computerprogramm <a href="https://openai.com/dall-e-2/">DALL·E</a> und den Discord Bot <a href="https://www.midjourney.com/home/">Midjourney</a>. Diese beiden KIs haben eine Gemeinsamkeit. Man gibt ihnen eine Textbeschreibung und sie generieren Bilder daraus. Ich habe beide KIs bereits ausprobiert und diese miteinander verglichen. Ein paar Ergebnisse von DALL·E haben mich dabei besonders fasziniert:</p><p></p><action-text-attachment sgid="eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaEpJakZuYVdRNkx5OXJhV2d2UVdOMGFYWmxVM1J2Y21GblpUbzZRbXh2WWk4ek5ETV9aWGh3YVhKbGMxOXBiZ1k2QmtWVSIsImV4cCI6bnVsbCwicHVyIjoiYXR0YWNoYWJsZSJ9fQ==--e34bb7a4a684ac1bd126d79e2aeccf6a4e5596b5" content-type="image/png" url="https://v2.kinder-im-herzen.net/rails/active_storage/blobs/redirect/eyJfcmFpbHMiOnsibWVzc2FnZSI6IkJBaHBBbGNCIiwiZXhwIjpudWxsLCJwdXIiOiJibG9iX2lkIn19--5df7a04f58402dda91fddcbe27c9778e8ef465be/Dall-E%20Beispiel.png" filename="Dall-E Beispiel.png" filesize="1023882" width="1920" height="369" previewable="true" presentation="gallery"><figure class="attachment attachment--preview attachment--png">
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<figcaption class="attachment__caption">
<span class="attachment__name">Dall-E Beispiel.png</span>
<span class="attachment__size">1000 KB</span>
</figcaption>
</figure></action-text-attachment>DALL·E ist in der Lage hyperrealistische Bilder zu erzeugen, wie in den Bildern 1, 3 und 5 zu sehen ist. Da stellt sich die Frage, ob man damit auch die fortlaufende Herstellung neuer kinderpornografischer Inhalte vermeiden könnte? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Zuerst müssen wir uns genauer anschauen, was eine KI überhaupt ist und wie sie funktioniert.<p></p><p>Im groben und ganzen handelt es sich bei dieser Form von KIs um eine mathematische Struktur, welche ein Eingangssignal bekommt und dieses Signal in einem sogenannten künstlichen neuronalen Netz so umformt, dass am Ende ein relativ eindeutiges Ergebnis dabei rauskommt. Unser Gehirn funktioniert dabei ähnlich, wenn auch nicht exakt gleich. Was aber unser Gehirn und künstliche Intelligenzen gemeinsam haben ist, dass sie etwas Brauchen, woraus sie lernen können. Der Grund warum wir eine Katze als Katze erkennen, sobald wir eine sehen liegt daran, dass unser Gehirn viele Katzen bereits im Leben gesehen hat und weiß, wie eine aussieht. Damit eine KI das Gleiche kann, muss man sie mit Unmengen von Katzenbildern und -videos füttern. Je mehr abwechslungsreiche Inhalte die KI bekommt, desto besser wird sie darin, neue Bilder bzw. Videos zu erkennen. Für das Generieren von Inhalten ist es das gleiche der Fall, nur umgekehrt, dass die KI nicht sagt, was in einem Bild ist, sondern dass sie ein Inhalt aus einem Text erstellt. Zurzeit gibt es bereits ein Modell, welches man selbst dafür nutzen kann. Es nennt sich <a href="https://stablediffusionweb.com/">Stable Diffusion</a> und bietet jedem die Möglichkeit selbst eine Bildgenerierungs-KI zu entwickeln, welche auch in der Lage wäre pornografische Inhalte zu generieren. Genauso könnte man das mit Kinderpornografie machen, doch es gibt drei unterschiedliche Methoden, wie man so eine KI trainiert.</p><p><strong>1. Methode:</strong> Die erste Methode wäre die, dass man die KI mit vielen Bildern bzw. Videos von Kinderpornografischen Material füttert. Wir reden dabei von ca. 10 Tausend bis hin zu 10 Milliarden Bildern / Videos, die die KI benötigen würde, um so etwas zu ermöglichen und da stellt sich jetzt die Frage, ob es das wert ist, so viele Inhalte in denen Kinder missbraucht werden zu erwerben für ein Computerprogramm. Sowohl moralisch als auch rechtlich gibt es bei dieser Methode große Probleme und die Herstellung neuer kinderpornografischer Inhalte würde durch den Erwerb ebenfalls stark gefördert werden, auch wenn dabei Potenzial besteht, die Herstellung durch so eine KI, zukünftig, stark zu verringern.</p><p><strong>2. Methode:</strong> Alternativ zur ersten Methode könnte man auch fiktive Kinderpornografie verwenden, zum Trainieren einer KI. Das Prinzip ist dabei das gleiche, nur, dass man keine reale Kinderpornografie verwendet, sondern fiktionale. Dies wäre eine Methode die wahrscheinlich am sichersten ist, da hierbei keine Inhalte echter Personen benutzt werden, zum Bereitstellen von Lernmaterial für die KI.</p><p>Rechtlich betrachtet wäre diese Methode wohl noch am ehesten vorstellbar in Deutschland, da hierbei keine Straftat erfolgt, solange die Inhalte, welche zum Befüttern der KI benutzt werden nicht selber produziert werden oder die Inhalte von einem nicht sachverständigen Beobachter klar als Computergrafik definiert werden können. Ebenfalls muss für eine Straftat, der resultierende Inhalt der KI als "wirklichkeitsnahe" definierbar sein, oder in einem öffentlichen Bereich verbreitet werden. Ob das Generieren der Inhalte als Herstellen solcher zählt, ist allerdings ungeklärt und bei fiktiver Kinderpornografie kann man auch nie sagen, ob diese reine Fantasie von den Illustratoren sind, oder ein Abbild einer echten Tat mit einem Kind darstellen, was beim Trainieren der KI, wo große Mengen an Bildmaterial benötigt wird ein gewisses Risiko mit sich tragen könnte. </p><p><strong>3. Methode:</strong> Die dritte Methode ist, dass man keine Kinderpornografie nutzt, um das Modell zu befüttern, sondern, dass man eine Kombination aus Erwachsenenpornografie und ganz normalen Bildern bzw. Videos von Kindern nutzt. Die KI wird dann so eingestellt, dass sie die Handlungen von der Erwachsenen-Pornografie auf die kindlichen Erscheinungsbilder überträgt. Der Entwicklungsprozess einer solchen KI würde viel mehr Rechenaufwand kosten, jedoch ohne das Fördern von Kindesmissbrauch. Wie realistisch das Verhalten der Kinder in den resultierenden Inhalten ist, ist zudem ein Faktor, die schwer künstlich Nachzustellen ist, denn egal wie sehr man Bilder und Videos von adulter Pornografie mit normalen Inhalten von Kindern mischt, die KI wird daraus nie richtig erfahren, wie ein Kind sich in der Position eines Erwachsenen verhalten würde. Dies hat einerseits Vorteile aber andererseits auch Nachteile. Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass Erwachsene, welche kinderpornografische Inhalte konsumieren, laut Berichten einiger Medien, meistens keine Inhalte sehen wollen, in denen Kinder verängstigt reagieren oder sich aktiv versuchen zu wehren, weswegen man mit so einer KI gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Ein Nachteil bei KI-generierten Videos vor allem könnte aber sein, dass Kinder sich etwas zu sehr wie Erwachsene verhalten könnten. Den meisten Pädophilen ist nicht nur das Erscheinungsbild wichtig, sondern auch die tapsige Art der Kinder, wo hier aber nicht ganz ausschließbar ist, ob diese Informationen nicht möglicherweise verloren gehen könnten, was aber im Endeffekt wohl trotzdem eine der besten Alternativen ist.</p><p><strong>Fazit:</strong> Die Entwicklung von KIs schreitet immer weiter voran. Wenn es heute schon KIs gibt wie <a href="https://thispersondoesnotexist.com/">This Person Does Not Exist</a>, wo schon teilweise Bilder entstehen, bei denen wir meinen könnten, dass diese vollkommen echt sind. Auch Pornografien sind inzwischen schon generiert worden, die sehr realistisch sind, wo man aber nach längerem Hinsehen dann doch Fehler entdeckt. Demnach dauert es aber nicht mehr lange, bis schon die ersten Pornografien in diese Richtung hergestellt werden, die vollkommen Echt aussehen. Gezeichnete Pornografien wurden bereits schon von künstlicher Intelligenz perfekt generiert. Für reale Inhalte existiert zum aktuellen Zeitpunkt aber noch keine fehlerfreie, perfekte KI.</p><p>Die Entwicklung solcher KIs kann allerdings auch negative Folgen haben, wie z.B. Job-Mangel, da viele Illustratoren die damit ihr Geld verdienen, oder zumindest ihre Kosten abdecken dadurch weniger Aufträge zum Zeichnen erhalten. Doch auch positives kann die Entwicklung von Bildern durch KIs bewirken. Die Reduzierung von Kindesmissbrauch durch generierter Kinderpornografie ist ein gutes Beispiel dafür, denn durch die Herstellung kinderpornografischer Inhalte durch KIs würden immer mehr Menschen diese Form von Inhalten bevorzugen, woraus resultiert, dass es sich für Menschen, die den Kindesmissbrauch begehen um es zu filmen weniger Gründe darin sehen dies noch fortzusetzen, da deren Inhalte nicht mehr gekauft werden würden. Die Nachfrage sinkt dabei rapide ab wodurch die Herstellung neuer Inhalte und damit weitere Missbrauchstaten reduziert werden. Jedoch wäre es nicht falsch, diese Art von Zugänglichkeit an solchen generierten Inhalten ein wenig einzuschränken, da uneingeschränkter Konsum dieser Inhalte schnell zu Porno-Sucht führen kann. Eine mögliche Form diese Inhalte einzuschränken, ist z.B. über ein System wie bei DALL·E, wo man zuerst eine Art Einladung braucht, um den Zugriff darauf zu erhalten. Verhindert das Kopieren und erneute Hochladen der Inhalte zwar nicht, aber drosselt es stark.</p>
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Lolicontag:kinder-im-herzen.net,2023:Post/272022-11-27T00:00:00+01:002024-03-19T12:35:29+01:00Dürfen Pädophile Eltern werden?<p>Vor etwa 3 Jahren erschütterte eine der größten bekannten Missbrauchsfälle die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland. Der Hauptbeschuldigte, Andreas V., hatte über viele Jahre hinweg Kinder auf einem Campingplatz in Lügde systematisch missbraucht. Möglich wurde dies nur dank massiven Behördenversagens insbesondere der zuständigen Jugendämter, welche auf zahlreiche Warnzeichen nicht oder nicht ausreichend reagiert hatten. Vor kurzem veröffentlichte das ZDF eine vierteilige Dokumentation mit dem Titel Die Kinder von Lügde, welche die Umstände des Falls versucht aufzuarbeiten. Zu jedem der vier Teile gibt es außerdem einen kurzen Begleittext, der das Thema der jeweiligen Folge kurz darstellt.</p><div class="post-content">
<p>Vor etwa 3 Jahren erschütterte eine der größten bekannten Missbrauchsfälle die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland. Der Hauptbeschuldigte, Andreas V., hatte über viele Jahre hinweg Kinder auf einem Campingplatz in Lügde systematisch missbraucht. Möglich wurde dies nur dank massiven Behördenversagens insbesondere der zuständigen Jugendämter, welche auf zahlreiche Warnzeichen nicht oder nicht ausreichend reagiert hatten. Vor kurzem veröffentlichte das ZDF eine vierteilige Dokumentation mit dem Titel Die Kinder von Lügde, welche die Umstände des Falls versucht aufzuarbeiten. Zu jedem der vier Teile gibt es außerdem einen kurzen Begleittext, der das Thema der jeweiligen Folge kurz darstellt.</p>
<p>Bemerkenswert ist dabei vor allem der Text zum <a href="https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-kinder-von-luegde-alle-haben-weggesehen--blinde-waechter-100.html">zweiten Teil</a>, welcher das Versagen der Jugendämter thematisiert. Fehler gab es durchaus in erschreckender Anzahl. So hatten die Jugendamtsmitarbeiter etwa Andreas V. die Pflegschaft über ein sechsjähriges Mädchen gegeben, obwohl dieser keine festen Wohnverhältnisse hatte und lediglich in einem heruntergekommenen Campingwagen lebte, der allem Anschein nach kein gutes Umfeld für die Erziehung eines kleinen Mädchens darstellte. Dies kritisiert auch das ZDF. Die Kardinalsünde, die das ZDF den Jugendämtern vorwirft, lautet dabei jedoch: dass diese "trotz zahlreicher Hinweise, dass er pädophil sei" die Pflegetochter bei ihm ließen<sup><a href="#fn1">1</a></sup>. Andreas V sei "als Pflegevater völlig ungeeignet" gewesen, da "nicht nur aktuell Hinweise auf Pädophilie vorlagen."</p>
<p>Diese auf den ersten Blick harmlosen Sätze, die sich wie selbstverständlich in den Text einfügen, sind bei genauerem Hinsehen ziemlich ungeheuerlich. Wir erinnern uns: Pädophilie ist eine sexuelle Präferenz, die sich niemand aussucht, und die nicht bedeutet, dass jemand automatisch Täter:in ist oder prädestiniert ist, Taten zu begehen. Dennoch wird pädophilen Menschen hier grundsätzlich unterstellt, keine guten Eltern sein zu können - und mehr noch, für ihre eigenen Kinder gefährlich zu sein, sodass selbst ihre eigenen Kinder am besten von ihnen ferngehalten werden. Damit wird Menschen, die nichts falsch gemacht haben, außer mit einer gesellschaftlich verachteten Sexualität auf die Welt zu kommen, pauschal und ohne Einschränkung das Recht auf eine eigene Familie entzogen. Und das in einem beiläufigen Nebensatz, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.</p>
<p>Ich muss zugeben, diese Selbstverständlichkeit, mit der diese Aussagen unkritisch und ohne Widerspruch übernommen werden und gesellschaftlich akzeptiert sind, macht mir Angst. Denn nach fast 1 1/2 Jahren Ehe ist der nächste große Schritt für <a href="/autoren/rubricappula">Ruby</a> und mich, der zur Familienplanung ansteht: eigene Kinder. Der Wunsch ist da.</p>
<p>Was passiert aber nun, wenn wir ein Kind haben und das örtliche Jugendamt erfahren sollte, dass nicht nur ein, sondern beide Elternteile pädophil sind? Wie wird der zuständige Jugendamtsmitarbeiter handeln, mit dem Wissen um Lügde im Hinterkopf, wo der größte Skandal nicht die zahlreichen Fehler und tatsächlichen Versäumnisse der Jugendämter war, sondern die einfache Tatsache, dass sie dem Pflegevater sein Kind nicht direkt weggenommen haben, als erfahren haben, dass er möglicherweise pädophil sein könnte?</p>
<p>Diese Sätze des ZDF, die im Zusammenhang mit Lügde auch an anderen Stellen immer und immer wieder gefallen sind, sind inzwischen so sehr Teil der dominanten Narrative geworden, dass sie an eigentlich keiner Stelle mehr so richtig hinterfragt werden. Es wirkt wie ein stiller, gesellschaftlicher Vertrag, der fordert: Pädophile dürfen nie, an keiner Stelle, die Bezugspersonen für Kinder sein. Und wenn das doch einmal passieren sollte, ist es Aufgabe der staatlichen Behörden, diesen Fehler zu korrigieren. Für mich sind solche Sätze damit vor allem eines: eine Drohung. Und der Inhalt ist vermutlich so ziemlich das schlimmste, was man (zukünftigen) Eltern sagen kann: "wir werden euch euer Kind wegnehmen." Ausgesprochen, noch bevor unser Kind überhaupt das Licht der Welt erblicken konnte.</p>
<p>Ich weiß nicht, wie realistisch dieses Szenario am Ende wirklich ist. Es ist beängstigend genug zu wissen, dass es da draußen eine überwältigende Menge an Menschen gibt, die jemanden, der uns unser Kind aus unseren Armen reißen würde noch anerkennend auf die Schulter klopfen würden, sobald sie nur erfahren, dass wir pädophil sind. <em>Gut gemacht, wieder ein Kind aus den Fängen dieser Monster gerettet</em>.</p>
<p>Es reicht schon, dass diese Möglichkeit im Raum steht und es absolut gar nichts gibt, was wir dagegen tun können. Wären wir Alkoholiker, drogenabhängig, gewalttätig oder überfordert, könnte es Maßnahmen und Interventionen geben, um an unserem Verhalten zu arbeiten und zu verhindern, dass eine Trennung von unseren Kindern notwendig ist.</p>
<p>Was aber können wir tun, wenn schon aufgrund unserer Pädophilie entschieden wird, dass wir als erziehungsberechtigte ungeeignet sind? Also nicht aufgrund von etwas, was wir <em>tun</em>, sondern aufgrund dessen, wie wir - ganz fundamental - <em>sind</em>.</p>
<p>Wir können nicht ändern, pädophil zu sein. Wenn dies schon reicht, um als "völlig ungeeignet" zu gelten, eigene Kinder groß zu ziehen, dann bedeutet dies, dass ein permanentes Damoklesschwert über uns hängen wird und wir ständig in Angst leben müssen, dass unsere Familie durch staatliche Behörden auseinandergerissen wird, ohne dass es irgendetwas gibt, was wir dagegen tun können. Eine Angst, die kein Mensch haben sollte. Und wenn, dann vielleicht in irgendwelchen Schurkenstaaten – aber doch nicht mitten in Deutschland?</p>
<p>Der einzige Schutz vor diesem Szenario ist unsere Anonymität, dass niemand weiß, wer wir wirklich sind. Und das ist ein sehr unzuverlässiger Schutz, der jederzeit durch einen einzigen Fehler, ein falsches Wort an falscher Stelle, verloren gehen kann. Auf dieser Basis eine Familie aufzubauen ist … schwierig.</p>
<p>Es gibt übrigens einen Satz an ethischen Standards, den <em>Pressekodex</em>, dem sich Journalisten und Verleger freiwillig verpflichtet haben. Dort steht in <a href="https://www.presserat.de/files/presserat/dokumente/pressekodex/Pressekodex_Leitsaetze_RL12.1.pdf">Ziffer 12.1</a>, dass bei der Erwähnung der Zugehörigkeit eines Straftäters zu einer Minderheit besondere Sorgfalt gewährleistet werden muss, dass dies nicht zu einer <em>diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt.</em> Das ZDF macht es sogar noch schlimmer und liefert diese Verallgemeinerung direkt selber. Aus den zugegebenermaßen ungeheuerlichen Straftaten eines einzelnen (vermutlich) pädophilen Mannes wird als Konsequenz sämtlichen pädophilen Vätern und Müttern unterstellt, schädlich für ihre eigenen Kinder zu sein.</p>
<p>Ich habe das ZDF diesbezüglich schon am 17.11. angeschrieben und bis heute weder eine Antwort bekommen, noch eine Änderung an den fragwürdigen Texten beobachten können. Zwar ist es möglich, direkt eine Beschwerde beim Presserat einzureichen, dies geht allerdings nur unter Angabe des vollen Namens und der Wohnadresse, die im Laufe des Beschwerdeverfahrens darüber hinaus auch an den Beschwerdegegner (sprich: Das ZDF) weitergegeben und für drei Jahre gespeichert werden. Aus dem oben genannten Grund, dass Anonymität so ziemlich unser einziger wirklicher Schutz ist, wenn wir unsere eigenen Kinder sicher aufwachsen sehen wollen also keine wirkliche Option.</p>
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<p>Dies bestätigte Journalistin <a href="https://www.zdf.de/gesellschaft/volle-kanne/missbrauchskomplex-von-luegde-100.html">Dorthe Ferbe im Magazin "Volle Kanne"</a>, wo sie erzählte, eines der Versäumnisse der Jugendämter sei, dass diese bei Vermutungen von pädophilen Neigungen weggeschaut hätten. <a href="#fnref1">↩</a></p>
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Sirius